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der sich heimwärts sehnenden Makedonier zur Umkehr bewogen. Er fuhr den Indus hinab und kehrte — freilich nur mit den Trümmern des Heeres — durch die Wüste Baludschistans nach Babylon zurück, während sein Admiral Nearch durch den Persischen Golf den Heimweg fand. Es kam Alexander darauf an, die unterworfenen Völker für die griechische Kultur zu gewinnen; er gründete in Vorderasien 70 Griechenstädte, Heim stätten griechischer Sprache und Gesittung. Alexander freilich sah die Saat, die er ausgestreut hatte, nur eben noch aufgehen, denn ein früher Tod riß ihn mitten aus seinen noch viel weiter gehenden Entwürfen heraus; aber seine Nachfolger, besonders die Ptolemäer in Ägypten, die Seleuciden in Syrien setzten sein Werk fort. Die griechische Sprache wurde die Sprache der gebildeten Welt; griechische Kunst verbreitete sich im Nillande wie in Vorderasien. Zur Zeit Homers hatte die Erde den Griechen als eine Scheibe gegolten mit etwas erhöhtem Rande, etwa von der Gestalt eines Tellers; sie war vom Okeanos umflossen, aus dem alle Ströme entsprangen und in den sie alle mündeten. Auf Säulen hinter dem Ocean ruhte das glänzende Himmelsgewölbe; in der Frühe stieg der Sonnengott von Osten her mit dem feurigen Gespanne am Himmelsgewölbe empor und dann wieder abwärts zum Abende. Solche Vorstellungen waren nun längst überwunden; die Ausdehnung der Erde von West nach Ost hatte sich in der Vorstellung der Griechen um das Doppelte vermehrt. Die Unter schiede der Klimen waren ihnen deutlich vor das Auge getreten. Was hatten nicht die Begleiter Alexanders, als sie in die Heimat zurückkehrten, zu erzählen von den Pflanzen, Tieren, Menschen, die sie gesehen! Es klang das vielen so ganz unglaublich, daß es bis in das Mittelalter hinein als Fabel und Lüge galt. Um die Erforschuug Afrikas machten sich besonders die in Alexandria thronenden Ptolemäer verdient. Den Spuren der Elfantenheerden folgten ihre Beauftragten bis zum Kap Guardafui und den Ouellflüssen des Nils. Auch mit Indien wurden neue Handelsverbindungen angeknüpft, um Gold und Silber, Diamanten und Rubinen, Seide, Baumwolle und Gewürze zu beziehen. Sie stellten auch bereits Breitenmessungen an, um den Umfang der Erde zu bestimmen, und teilten ihre Oberfläche auch nach Längengraden ein. Ja, nicht allein, daß die Erde eine Kugel sei, war den Griechen geläufig geworden, eine Philosophenschule, die Pythagoräer, lehrten sogar, daß die Sonne im Mittelpunkte unserer Planetenwelt stehe und daß die Erde mit den andern Planeten sich um sie bewege. Die Römer erweiterten die geographischen Kenntnisse besonders durch ihre Eroberungszüge; der Entdeckungseifer fehlte ihnen, auch waren sie kein Handelsvolk. Als Krieger lernten sie Sicilien, Nordafrika, Spanien, Gallien, Britannien, Germanien kennen, kamen durch Vorderasien bis zum Euphrat und Tigris, unterwarfen die Balkanhalbinsel, das Alpen-