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142 Mißhandlungen von seilen der czechische» Bevölkerung ver langt wird. Sollte dieser Schutz versagt werden und die deutsche Studentenschaft in Prag vogelfrei bleiben, dann würde die deutsche Studentenschaft die älteste deutsche Universität verlassen und deren Beilegung in eine andere deutsche Stadt Böhmens verlangen. — Gestern abend fanden aus dem Graben Zusammenrottungen statt, die sich gegen deutsche farbentragende Studenten richteten. Ein solcher mußte in ein Kaffeehaus flüchten und später von der Polizei in das deutsche Kasino geleitet werden. — Im Landtage brachte der Abgeordnete Skarda eine Interpellation an den Statt halter ein, weshalb er die gestern im Namen der Regierung abgegebene Erklärung zuerst in deutscher Sprache und dann erst in czechischer verlesen habe. Hierauf wurde die Debatte über den Antrag Bouquoi fortgesetzt. Zu Generalrednern wurden der Czcche Pacak und der Deutsche Werunsky ge wählt. — In ver heutigen Sitzung ereignete sich ein auf regender Zwischenfall. Während der Rede des Abgeordneten Funke (s. unten) trat der Abg. Wolf in den Saal und teilte mit, daß ein deutscher Student blutig geschlagen worden sei. Sämtliche deutsche Abgeordnete sprangen von den Sitzen auf, begaben sich zu dem Präsidium und dem Statthalter und verlangten Genugthuung. Dem Statthalter wurde zu- gerufcn, er möge abdanken, er sei nicht fähig, die Verwaltung eines so wichtigen Landes zu führen. Der Oberstlandmarschall unterbrach die Sitzung auf eine halbe Stunde. Sämtliche deutsche Abgeordnete eilten nach dem „Graben", wo die Miß Handlung erfolgte. Nach der Wiederaufnahme der Sitzung erklärte der Statthalter von Coudenhove, ein czechischer Student habe auf der Straße einen deutschen Studenten, der Farben trug, angegriffen und geschlagen. Der czechische Student sei verhaftet worden. Weiter betonte der Statt halter, es sei ein statutarisches Recht der deutschen Studenten, Farben zu tragen. (Zustimmung links.) Dies könne nie mandem Grund zu Ausschreitungen bieten. Er, der Statt halter, müsse derlei aufs schärfste verurteilen. Die Sichcr- heitsbehürden Hütten ihre Pflicht erfüllt; sie seien sofort zur Stelle gewesen, hätten den Angegriffenen geschützt und die Angreifer, sowie andere der Verhaftung sich widersetzende Personen scstgenommen. Keine Sicherheitsbehördc der Welt könne derlei Zwischenfälle verhindern. (Lärm, Protestrufe bei den Ezechen.) — Abg. Funke griff heute in längerer Rede die gestrigen Ausführungen Shlva Taroukas auf das schärfste an, protestierte gegen die Vermittelung des Groß grundbesitzes im dcutsch-czechischcn Streite und trat dagegen auf, daß der erhabene Träger der Krone, vor dem alle Deutschen in Ehrfurcht sich beugen, hier in den Streit hmein- gezogen wurde. In diese Sache dürfe die Krone nrcht hinein gezerrt werden. Hierauf gelangte Redner zu dem Schlüsse, die abgegebene Erklärung der Regierung könne nicht be friedigen, zumal da keine Frist angegeben werde, wann die neuen Verordnungen erscheinen sollen. Die Deutschen müßten bei der Aufhebung der jetzigen Verordnungen beharren. Die Rede Funkes war von stürmischem Beifall und Zustimmimgs- bczeugungen der Deutschen begleitet. Nach der oben ge meldeten Erklärung des Statthalters, betreffend den Streit zwischen einem deutschen und einem czechischen Studenten protestierte Herold gegen die aus diesem Anlaß verfügte Unterbrechung der Sitzung. Die czechischen Abgeordneten hätten ihr Volk immer zur Ruhe und Zurückhaltung er mahnt und würden nicht weiter dulden, daß Provokationen systematisch erfolgten. Unerhörte Privilegien seien den deutschen Studenten gegönnt worden und solchen Privilegien zu Liebe werde der ganze Polizeiapparat in Bewegung ge setzt und der Landtag in Mitleidenschaft gezogen. Das dürfe nicht weiter geduldet werden. (Stürmischer Beifall bei den Ezechen.) Auf die Rede Funkes erwiderte der Statthalter Coudenhove, die neuen Verordnungen würden an die Stelle der alten Sprachenverordnungen treten und im Lause des Februar erlassen werden. Der Statthalter gab schließ lich eine Darstellung seines Verhaltens während der Prager Excessc und widerlegte den Umstand, daß er angeblich Pro vokationen der Dentschen als Ursache der Excessr hingestellt habe. Redner schloß mit den Worten, er sei nicht Statt halter von Wolfs, sondern von Kaisers Gnaden. (Lebhafter Beifall rechts.) Baxa (radikaler Czeche) besprach die Prager Vorkommnisse und führte aus, das; die Polizei in Prag grausam gewirtschaftet habe. Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen. Nächste Sitzung Donnerstag. "Brünn, 18. Januar. Im Landtage begründete Zacck einen Antrag auf Ueberreichung einer Adresse an den Kaiser in Beantwortung des Kaiserlichen Patents, mit welchem der Landtag einberufen wurde. Der Antragsteller erinnerte daran, daß der Kaiser vor 50 Jahren die Re gierung angetreten habe, sprach die Hoffnung aus, daß Mähren in betreff der nationalen Fragen zur Einigung kommen werde und schloß unter dem Ausdrucke der Loyalität gegenüber dem Kaiser mit dem Wunsche, der Kaiser möge noch lange herrschen, es möge noch unter seiner Regierung zu einer wirklichen Volksversöhnung kommen und auf seinem Haupte die Wenzclskrone unter dem Jubel der gesamten Bevölkerung erglänzen. Der Antrag wurde einem Ausschüsse überwiesen. ' Zara, 17. Januar. Der Landtag wurde heute er öffnet. Der Präsident Bulat führte in seiner Eröffnungs rede aus, in diesem Augenblicke falle dem Landtage eine höchst wichtige Aufgabe zu, der durch Beachtung der parla mentarischen Gepflogenheiten und durch ernstliches Arbeiten viel dazu beitragen könne, daß die konstitutionelle Thätigkcit ehebaldigst wiederhergestellt werde. Der Präsident drückte den Wunsch aus, daß der Friede zwischen den Bevölkerungen des Reiches wiederhergestellt werde, was die schönste Feier des 50jährigen Kaiserjubiläums bilden werde. Der Präsident brachte hierauf auf den Kaiser ein Hoch aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. * Budapest, 18. Januar. Die zweite Session des Reichstags wurde heute mittels Königl. Reskripts eröffnet. Dänemark. sZur Neutralität.) Die Londoner „Pall Mall Ga zette" schreibt, daß Deutschland die unbewaffnete Neu tralität Dänemarks fordern müsse. Das Blatt wiederholt übrigens seine oft widersprochene Behauptung, daß eine russisch-dänische Allianz bestehe. „Pall Mall Gazette * erklärt, daß dieses Gerücht aus guter Quelle bestätigt werde. Italien. * Ancona, 17. Januar. Durch ein socialistisches Mani fest war die Bevölkerung aufgefordert worden, gegen eine hier erfolgte Erhöhung der Brotpreise zu protestieren. Heute vormittag begaben sich etwa hundert Frauen mit ihren Kindern nach dem Rathause, um eine Herabminderung der Brotpreise zu verlangen. Der Bürgermeister versprach, alsbald entsprechende Maßnahmen zu treffen. Inzwischen hatte sich ein großer Haufe Männer dazu gesellt. Einige Kinder warfen Steine gegen die Fenster des Rathauses. Nachdem Polizei de» Platz vor dem Rathause gesäubert hatte, ergoß die Me.nge sich, von der Polizei verfolgt, in die Straßen und zertrümmerte durch Steinwürfe mehrere Schau fenster; infolgedessen wurden die Geschäfte geschlossen. Es kam zu Tumulten; einige Beamte der öffentlichen Gewalt und eine Frau wurden verwundet. Mehrere Ver haftungen wurden vorgeuommen. Die Kundgebung wurde fortgesetzt, um die Entlassung der Verhafteten zu erwirken. — Nach späteren Meldungen ist die Ruhe wieder hsrgestellt. * Ancona, 1k. Januar. Die Nacht und der heutige Vormittag verliefen durchaus ruhig. Bekanntmachungen des Bürgermeisters und des Präfekten verbieten jede Ansamm lung auf denStraßem Der Gemeinderat hat vorgesorgt, daß Brot zum Herstellungspreise abgegeben wird, welches von der Militärbäckerei bereitet wird. Letztere ist für die Bäcker eingetreten, welche durch die Haltung der Bevölkerung eingeschüchtert, in der letzten Nacht nicht gebacken haben. (S. auch Tel. Korr.) Anmkrrich. Paris, 16. Januar. Aus dem Esterhazyprozeß er zählt Clemenceau in der „Aurore" folgenden Zwischenfall. Der Oberst Picquart sprach in seiner zeugeneidlichen Ver nehmung von den Briefen des Generals Gonfe, der, wie Zola und andere behaupten die Ansicht Picquarts über die Bedeutung seiner Nachforschungen und Entdeckungen, be treffend das Bordereau und Esterhazy, teilte. „Haben Sie diese Briefe?" fragte ihn der Vorsitzende des Kriegsgerichts General de Luxer. „Sicherlich", antwortete der Oberst. ! „Dann legen Sie sie auf den Tisch des Gerichtes nieder", befahl der General. Der Oberst gehorchte. Der General nahm sie an sich und gab von ihnen keine Kenntnis. Werden die Briefe des Generals Gonfe „erstickt" werden? fragt Clemenceau, und antwortet selbst darauf: Der Krirgs- minister glaubt es vielleicht, aber etwas sagt mir, daß sie gleichwohl erscheinen werden. — In der Behandlung urkund licher Aktenstücke scheinen überhaupt augenblicklich seltsame Dinge vorzugehen. Ans dem Schranke der parlamentarischen Marinekommission im Palais Bourbon sind sämtliche Akten über die Verhandlungen der Kommission verschwunden. Der Sekretär der Kommission, der einzige, der den Schlöffel zum Schranke besaß, kann keine Aufklärung darüber geben, noch hat die sofort angestellte Uutersuchnng solche gebracht. Außer den Protokollen der Kommission befanden sich in den Akten mich Stücke, die auf technische Marineangclegsnheiten Bezug hatten, glücklicherweise aber, heißt es, von unter geordneter Bedeutung. Glxichwohl wittert man aber schon wieder einen neuen Verräter. Wenigstens ist der „Jntvan- sigeant" überzeugt, daß ein Diebstahl vorliegt, durch den man wahrscheinlich in den Besitz wichtiger Geheimnisse der Landes verteidigung zu kommen gedachte. * Paris, 17. Januar. In der Kammer erklärte Cavaignac, daß er die Regierung über die heutige Note der „Agence Havaü" (s. vor. Rr.) interpellieren wolle, in der ie Veröffentlichung der Acußcrnngen des Hauptmanns 2r»yfus gegenüber dem Hauptmann Lebrun-Renaud abgelehnt wird. Ministerpräsident Möline beantragte, die Beratung der Interpellation zu vertagen. Redner bat dir Kammer, das Land zu beruhigen, indem sie ihre Arbeiten wieder auf nehme; es fei nötig, daß das Budget bewilligt und die An gelegenheit Dreyfus, deren sich der Parteigeist bemächtigt habe, beiseite gelassen werde Der Ministerpräsident Mölme ügte noch hinzu, die Politik der Beschwichtigung habe nach innen sowohl wie nach außen sehr gute Erfolge erzirlt. Die Regierung fordere von der Klugheit der Kammer, daß sie ein Ende mache mit der übertriebenen Agitation. Möline schloß mit seinen Ausführungen, indem er auf die Ehre der Armee und die Achtung vor dem Richterstandc hinwies und das- Vertrauen der Kammer forderte. (Beifall.) Cavaignar hielt es für unzulässig, daß der Kriegsminister schweige in dem Augenblicke, in welchem, die Armee angegriffen werde. Lavertujon brachte den Antrag ein, die Beratung der Inter pellation Cavaignac um einen Monat zu vertagen. (Lrb- ;aste Erregung.) Die Vertagung um einen Monat wurde mit 277 gegen 219 Stimmen abgelehnt. Pcrier dr Larsan beantragte, die Besprechung der Interpellation bis nach Er ledigung der bereits vorgemerktcn Tagesordnungen zu ver tagen. Cavaignac bekämpfte die Vertagung und tadelte Möline, daß er nicht seine Ansicht ausspreche. (Möline rief dazwischen: Ich will sie nicht aussprechen.) Cavaignac be stand auf sofortiger Besprechung. Möline schloß sich dem Anträge Perier de Larsan an und wies darauf hin, wie un politisch es wäre, eine Agitation weiter zu unterhalten, welche schon zu lange gewährt habe. Möline fügte hinzu, sollte die Kammer sich für sofortige Beratung aussprechen, dann würde das Kabinett demissionieren. (Lebhafte Erregung.) Der Antrag Perier de Larsan wurde hieraus angenommen. Das Haus beschloß hierauf mit 310 gegen 252 Stimmen ent sprechend dem Anträge des Ministerpräsidenten. — Das Gerücht von der Abreise Mathieu Dreyfus' nach einem nicht genannten Orte bestätigt sich nicht. Mathieu Dreyfus erklärte auf eine Anfrage, er beabsichtige keineswegs Paris zu verlassen, noch seinen Wohnsitz zu verändern. — Heute nach mittag fanden wieder mehrere Kundgebungen statt, darunter zwei erheblichere in der Rue Montmartre und auf dem Boulevard der Rue Rouot, woselbst eine aus Tausenden Studenten und zahlreichen Neugierigen zusammengesetzte Menge „Tod den Juden" und Pfuirufe auf Zola ausrief. Die Polizei zerstreute die Menge und nahm sieben Ver haftungen vor. — Der Herzog von Orleans ernannte den Sohn des Senators Buffet, Andrö Buffet, als Nachfolger Dufeuilles zum Vertrauensmann und Leiter des Agitationsausschusses der royalistischen Partei. — * In der heutigen Sitzung der Deputiertenkammer wurde eine Bemerkung des Ministerpräsidenten Möline, welcher die gegenwärtige Agitation als eine neue boulan» glstische Bewegung bezeichnete, viel erörtert. * Paris, 18. Januar. (Vervollständigt wiederholt.) Die gestrige Versammlung im Tivoli-Vauxhall war von der „Libre Parole" veranstaltet worden. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung waren außergewöhnliche Maßnahmen getroffen; die benachbarten Straßen waren mit Mannschaften der Garde röpublicaine zu Fuß und zu Pferde dicht besetzt. Als die Thüren zum Saale geöffnet wurden, quetschte sich eine ungeheure Menge förmlich in den Saal. Als der Saal schon gefüllt war, drängte die Menge durch eine eingestoßene Seitenthür stürmisch herein. Die Antisemiten gingen im Saale umher mit Fahnen, auf denen die Worte: „Tod den Juden!" standen. Die Anar chisten stießen Rufe aus, unter denen „Es lebe die Eom- mune", „Es lebe die sociale Revolution!" am häufigsten wiederkehrten. Schließlich wurden Rochefort und Drumont zu Ehrenpräsidenten gewählt, während der Redakteur Guörin der „Libre Parole" den Vorsitz übernahm. Die Wahl war von dem heftigsten Lärm begleitet. Die Ana» chisten begannen von neuem zu schreien und riffen die Fahnen herab, mit denen der Saal geschmückt wM. Hier aus entwickelten sich heftige Zusammenstöße mit dm Antisemiten, bei denen einige Personen verletzt wurden Aus dem Lärm hörte man die Rufe: „Tod den Judenk", „Pfui Rochefort!" Trotz der wüsten Scenes begann der frühere Boulanqist Thi öbaukt eine Rede gegen die Par teigänger Dreyfus' zu halten, und beantragt schließlich eine Tagesordnung, welche gegen die Beleidigungen der Armee durch die Juden und ihre Verbündeten Einspruch erhebt und versichert, die Pariser Bevölkerung sei bereit, die Regierung Lei den Maßnahmen, welche durch die Sorge für den Frieden diktiert werden, zu rmterstntzen. Während der Verlesung dieser Tagesordnung kam es zu neuen Schlägereien. Die eine Partei stimmte die A^rseillaise^ die andere die Earmagnole an. Dazwischen ertönten Rufe und Gegenrufr. Schließlich kam es wegen einer Fahne, welche di? Anarchisten «bgerisM hatten, z« einem so hef tigen Zuflmimenstoße, daß eine Abstimmung über die Tages ordnung unmöglich wurde und dir Antisemiten den Saal verließen, um im Bezirke Chatsaudaau, dem Bastillr-Viertel und vor dem Cercle militatrs weitere Kundgebungen zu veranstalten Die Anarchisten, etwa 1000 Personen-, bliebe« im Tivoli zurück. Es heißt, bei dm Zusammenstößen i» Tivoli seien etwa 30 Person«, verwundet worden. Am 11Uhr war der Saal gänzlich geräumt. Die -ikundgeb- ungen setzten sich aber in den Straßen fort Ein VolkS- haufe, welcher srch nach dem Cercle militarre begeben wollte, wurde aus dem Boulevard des Italiens angehalten und zog dann vor die Redaktion der „Libre Parole", wo er unter dem Rufs: „Tod den Juden!" eine Kundgebung ver anstaltete. Die Polizei zerstreute die Manifestanten und nahm 5 Verhaftungen vor. Eine andere Grupps, welche von dem früheren boulaRgistischen Deputierten Millvvoye geführt wurde, gelangte vor den Lercle niilitalre. Die Polizei suchte eins Kundgebung zu verhindern und nah» einige Verhaftungen vor. Millevoye setzte es aber durch, daß die Gruppe vor dem Cercle miiitaire unter dem Rufe: „Es lebe die Armee!" vorbeiziehen konnte. Nach einer kurzen Ansprache entließ Millevoyr die Grupps mit dem Zuruf: „Aus morgen!" Inzwischen durchzog eine Schar von 300 Stutxntcn das St. Martin-Viertel unterdem Rufe: „Nieder mit Zola!"» wurde aber nach einem Zusammen stöße mit dev Polizei zerstreut. Im Quartier latin kam es zu einigen unerheblichen Kundgebungen. — Die Inter- pellaliou Cavaignacs über die Dreyfus-Angelegenheit dürfte bereits Sonnabend zur Erörterung gelangen, da die übrigen Interpellanten ihm den Vortritt-zu überlassen be absichtigen. — Der Kriegsminister hat gegeu den ver antwortlichen Herausgeber deS Mattes „Aurore" und gegen Zola bei dem Justiziuinister Klage erhoben. Der JustiMimster wird die Anklageschrift dem Ober-Staats anwalt zustellen. — Wie verlautet, wird der Prozeß gegen Zola und den Gerant der „Aurore" vor drin Schwurgericht stattfind«n. — „Gaulois" bestätigt nach seinen eigenen Informa tionen die Nachricht der „Libre Parole", wonach General Gsllifet die Absicht hätte, in der Angelegenheit des Oberst- lirutenaiits Picquart zu Gunsten dieses Offiziers einzu- greifem, da derfelbr früher unter Gallisets Befehl gedient habe. * Marseille, 17. Januar. Gruppe» von Tausende« von Manifestanten riefen vor Geschäftshäusern, dw i» Besitz von Israeli ten sind: „Nieder mit den Juden! Tob den Juden!" Unter den Fenstern eines von Offizieren be wohnten Hauses wurde gerufen: „Es lebe die Armee!" Der Straßenverkehr ist unterbrochen. — Etwa dreitausend Per sonen veranstalteten unter den Fenstern des OffizierskasinoS Kundgebungen und riefen wiederholt: „Es lebe die Armee!" Auch Blumensträuße wurden dort niedergelegt. Die Offiziere erschienen aus dem Balkon und riefen: „Es lebe Frankreich!" Die Fahne wurde gesenkt, um die Menge zu grüßen. Eine Schar von Studenten und jungen Leuten durchzogen die Straßen unter Rufen: „Nieder die Juden! Pfui Zola!" Vor den Häusern der Blätter fanden Beifallsäußerungen statt. Dann trennte sich die Menge ohne weiteren Zwischen fall. Eine gesonderte Gruppe zertrümmerte die Spiegel scheiben an Läden, die Juden gehören. * Lyon, 17. Januar. Studenten veranstalteten vor dem „Journal du Peuple", welches für Zola Partei ge nommen hatte, Kundgebungen und zertrümmerten die Fenster scheiben des Hauses. Das Personal des Blattes setzte sich zur Wehr; einige Studenten wurden durch Stockschläge unb Steinwürfe verwundet. * Nancy, 17 Januar. Etwa dreihundert Studenten durchzogen abends die Straßen unter Pfuirufen auf Zola, die Juden und Dreyfus und machten vor der Synagoge eine Kundgebung. Dann wurden sie zerstreut. Sechs Verhaft ungen wurden vorgenommen, aber nicht aufrecht erhalten. «rokbrttauvteu. * London, 17. Januar. Das Reutersche Bureau er fährt, daß die Pekinger Depeschen, welche Einzelheiten «brr die englischen Anleitzevorschläge melden, bestimmter (Fortsetzung in der erst« Beilege) Druck und Berlag von E. M. Monse tu Bautze».