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Bautzener Nachrichten : 19.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189801192
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18980119
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18980119
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- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-19
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 19.01.1898
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Reick, Rücknitz und Seidnitz behufs Einverleib ung dieser Vororte währte 3 Stunden. Die Einverleibung soll bereits im Laufe dieses Jahres erfolgen; die gegen seitigen Verhandlungen müssen bis Ende März beendet sein. Im besonderen liegt der Stadt an der Einverleibung von Tolkewitz, umsomehr, da in diesem Vororte das neue Dresdner Wasserwerk, der Dresdner Friedhof, als auch der der Dresdner Straßenbahn gehörige große Straßen- bahnhof liegt. — Ernennungen, Versetzungen rc. im Geschäfts bereiche des Ministeriums der Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Verstorben: der Nebenzoll- etnnehmer Walther in Aeußerst-Mittel Sohland. Leipzig, 18. Januar. Ein an dre Arbeiterschaft Sachsens gerichtetes socialdemokratisches Flugblatt, in dem zum Protest gegen die von den Konservativen im sächsischen Landtage vorgeschlagene Aenderung des süchsi scheu Vereinsgesetzes aufgefordert wird, ist hier verbreitet worden. Chemnitz, 18. Januar. In einer in den letzten Tagen hier abgehaltenen socialdemokratischen Versammlung beschäftigte man sich u. a. auch mit dem socialdemokratifchen Blatte .Beobachter", das nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehe und in der letzten Zeit viel zu zahm ge worden sei. Die Redaktion müßte, wie sich ein Redner ausdrückte, „etwas ruppiger' werden, dann würde das Blatt eher einem socialdemokratischen Blatte ähnlich werden. Im weiteren Verlaufe wurden eine Menge schwerer Vor würfe gegen den Redakteur Rosenow gerichtet, der für das Blatt bestimmte Berichte nicht veröffentlicht und aus anderen die markanten Stellen gestrichen hätte rc. Rosenow versuchte sich dagegen zu verteidigen, jedoch vergebens; von allen Seiten wurde er angegriffen. Ein Setzer des „Beobachters' kritisierte die Arbeitsweise Rosenows, wo durch sich dieser zu Beleidigungen hinreiben ließ, die er, nachdem sich der aus diesem Grunde entstandene Tumult gelegt hatte, wieder zurücknahm. Schließlich wurde eine Kommission gewählt, welche eine Reorganisation des .Be obachters" anstreben soll. Berlin, 18. Januar. Der Kaiser hörte im Neuen Palais heute früh den Vortrag des Chefs des Militär- kabinetts und begab sich um 10'/z Uhr nach Berlin, um im hiesigen Königlichen Schlöffe ein Kapitel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler abzuhalten. Alsdann wohnte Seine Majestät der Nagelung und Weihe einer dem Manen- Regiment Graf zu Dohna (ostpreußisches) Nr. 8 verliehenen neuen Standarte bei. — Nach den Informationen der Wiener „Correspon- dance de l'Est" tritt der Kaiser am 15.April von Ham burg aus die Reise nach Jerusalem an. Die Rückreise erfolgt anfangs Juni. Es ist möglich, daß Abstecher nach Konstantinopel und Italien gemacht werden. — Der „Köln. Ztg." wird von hier gemeldet: Die Kaiserin Auguste Viktoria hat lerder an den Feierlich keiten des Ordensfestes noch nicht teilnehmcn können, und auch die für den 15. Januar in Aussicht genommene Ver legung des Kaiserlichen Hoflagers vom Neuen Palais nach Berlin ins Königliche Schloß hat zunächst um weitere acht Tage aufgeschoben werden müssen. Es sind deshalb im Publikum mannigfache Gerüchte über eine ernstere Erkrankung der Kaiserin verbreitet. Wir sind aber in der Lage, dieselben aus Grund sorgfältiger Erkundigung für unbegründet zu bezeichnen. Die Kaiserin ist im wesentlichen wieder hergestclll; sie bedarf nur noch der Schonung, und die kann ihr besser in der verhältnismäßigen Einsamkeit und in der Ruhe des Neuen Palais, als im Trubel und angesichts der vielfachen geselligen Anstrengungen der Reichshauptstadt zu teil werden. Sie hat in den letzten Tagen mehrfache Spaziergänge mit dem Kaiser gemacht, und es ist zu erwarten, daß sie an der bevorstehenden Feier des Kaisers Geburtstags im vollen Umfange sich wird beteiligen können. — Ein Dankschreiben aus dem Kabinett der Kaiserin erhielt, wie der „Reichsbote" hört, Pfarrer Brat he in Cobstädt S.-G. für Ucbersendnng eines im .Christlichen Kunstblatt" erschienenen Artikels, der sich mit der Abänderung des jetzt bestehenden Kirchenbauregulativs beschäftigte. Die hohe Frau hat damit, ohne für irgend eine bestimmte Richtung persönlich Stellung zu nehmen, doch das Interesse bekundet, welches sie auch den theoreti schen Fragen der christlichen Kunst im allgemeinen und der kirchlichen Baukunst im besonderen entgegenbringt. Es kann nicht fehlen, daß diese Thatsache zur Belebung und Förderung der bezüglichen Studien beitragen wird. Daß letztere einer intensiveren und allgemeineren Beachtung be dürfen, unterliegt wohl keinem Zweifel. — Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein er schien Sonntag mittag im Neuen Palais, um die Kaiserin nach längerer Zeit zu begrüßen. Die Kaiserin hatte Kunde von der rhr zugedachten Ucberraschung erhalten und erwartete ihren Bruder am Eingang des Schlosses. — Den „L. N. N." wird duich ihren Gewährsmann ausFriedrichsruh bestätigt, daß die Mitteilung, wonach das Befinden des Fürsten Bismarck sich allmählich bessere, vollkommen begründet ist. .Er kann zwar den Roll stuhl noch nicht wieder entbehren, ober das Allgemein befinden hebt sich täglich und er ist bei so gutem Humor, wie nur je. Von ärztlicher Seite wurde dieser Tage, als jemand bange Zweifel darüber laut werden ließ, ob man den Fürsten im Frühjahre wohl wieder rüstig durch seinen Sachsenwald schreiten sehen würbe, erwidert: „Das werdcn Sie sicher!" Als der betreffende Herr, erfreut über diese Auskunft, meinte, man könne es doch eigentlich auch er warten, daß Fürst Bismarck mindestens das Alter erreiche, wie Kaiser Wilhelm l. und Moltke, hieß es weiter: „Das wird nach menschlicher Voraussicht auch der Fall sein, trotzdem der Fürst in höherem Grade aufreibenden Ein flüssen ausgesetzt gewesen ist." Ein vollkommener Unsinn ist es, wenn in einzelnen Blättern angedentet wurde, der Fürst habe .das Wasser in den Beinen" und dies sei Io «vmmoucomont äo la Lu., Es handelt sich um nichts weiter, als um das bekannte Beinleiden, besten Beseitigung in so hohem Lebensalter natürlich schwieriger ist und mehr Zeil erfordert als früher. Der Fürst spottet gutgelaum häufig über gehegte Besorgwffe: „Schmerzhaft, aber leider nicht gefährlich." Fürst Drsmarü hat in der Sylvester nacht bis gegen 1'/, Uhr an der Punschbowle, welche die 141 Familienmitglieder und Gäste vereinigte, teilgenommen und sich am nächsten Morgen sehr wohl befnnden. Ueberhaupt ist die Lebensweise und namentlich Ernährung des Fürsten unverändert. Ein Unterschied findet nur insofern statt, als der Weingenuß wegen der gichtischen Beschaffenheit des Leidens etwas eingeschränkt ist zu Gunsten des Bieres, von dem der Fürst jetzt etwas mehr genießt als früher." — Zu der durch die Presse gehenden Mitteilung über Aeußerungen des Fürsten Bismarck zu dem Grvßherzog von Weimar und dem Herzog-Regenten von Mecklen- bürg erklären die „Hamburger Nachrichten": Diese Mitteilung beruht aus Erfindung. Wir zweifeln nicht daran, daß Fürst Bismarck für die Unternehmung sym pathisch gestimmt ist, glauben aber nicht, daß er sich für berechtigt gehalten hat, seine Privatansicht über die erwähnten Vorgänge den obengenannten hohen Herren mitzutcilen. — Beim heutigen Kapitel des Schwarzen Adler- ordenü im Schlosse zu Berlin wurden zunächst der Mi nister Dr. von Miguel, der Chef des Geheimen Civilkabi- netts Ur. von Lucanus und der Obcrhofmarschall Graf Eulenburg auf einmal investiert; nach ihnen der Ge neral der Kavallerie Graf Haeseler, der General-Adju tant von Wittich und der Chef des Generalstabes Graf von Schlieffen, diese ebenfalls zusammen. Bei der Ein kleidung dienten beide Male Graf Lehndorff und General o. Hahnke als Paten. Am Abend fand im Schlöffe ein Diner statt, zu welchem Einladungen an die Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler ergangen waren. — Wie aus sicherer Quelle verlautet, sind alle Pretz- äußerungen, als ob die Marineverwaltung von dem Plane, den sie mit Zustimmung der verbündeten Regier ungen dem Reichstage vorgelegt hat, sich ein gut Teil ab handeln lassen dürfte, unbegründet. Die gegenwärtige Regierung sieht ihre Forderung als das Geringste an, was sie fordern muß; sie wird unter das Maß des Flotieu- gesetzeS unier keinen Umständen herabgehen. — An die wis senschaftlich e Aus bildun g der See offiziere werdcn in Zukunft nach zwei Richtungen hin von der Inspektion dcS MarinebildungSwcsens erhöhte Au- iprüche gestellt werden. Es hat sich herausgestellt, daß im Durchschnitte die Offiziere nach dem bisherigen Lehrplaue der Marine - Akademie und -Schule nicht die gewünschte Fertigkeit in der Beherrschung fremder sprachen erlangt haben, ein Umstand, der für den im Auslande an Boid der Schiffe kommandierten Offizier schwer ins Gewicht fallen muy. Es sollen daher in Zukunft die Vorlesungen an der Marine - Akademie und -Schule in den Sprachen vermehrt werden. Aus diesem Grunde wird es ratsam sein, daß der Osfijieraspirant sich bereits vor seinem Eintritte in die Marine eine möglichst große Sprachfertigkeit an eignet, die ihm bei den Vorlesungen auf den Marineblld ungsanstalten und den Bordkounnandos nur von größtem Nutzen sein wird. Zweitens wird in Zukunst ein größerer Nachdruck als bisher auf den Unterricht der Marineschüler in Chemie und Navigation.gelegt werden, da die An forderungen an das technische Wissen der Seeoffiziere sich mit jedem Fortschritt auf den verschiedenen Gebieten steig-ru. Bereits mit dem Beginne des neuen Etatsjahres sollen die Lehrpläne an den BildungSanstallen der Marine in der entsprechenden Weise erweitert weiden. — Eine Meldung eines Handelsdampfers über eine vermutliche Havarie eines deutschen Kriegsschiffes, „Deutschland", ist bereits richtig gestellt morden. Der Panzerkreuzer „Deutschland" war nur eine Strecke lang von dem Kreuzer „Gefion" in Schlepp genommen woiden. Wer die Verhältnisse bez. die Beschaffenheit unseres schwimmenden Materials kennt, den kann die letztere Tyat- sache nicht überraschen. Die „Gefion" ist ein neues Schiff (l893 vom Stapel gelaufen) mit großer Maschinen kraft, 9000 Pferdekräften, 20 Seemeilen Fahrt per Stunde und einem so großen Kohlenvorrat, daß sie bei einer 'Marschgeschwindigkeit von 10 Seemeilen eine Entfernung von 10000 Seemeilen ohne Ergänzung der Kohtenvorräte zurücklegen kann. Anders die „Deutschland". Diese ist ein altes Einschraubeuschiff, mit der ältesten in unserer Marine noch an Bord befindlichen Maschine, die nur 5700 Pferdekräfte entwickelt und dem Schiff nur höchstens 14 Seemeilen Fahrt per Stunde verleihen kann. Die Kohlen Vorräte sind so beschränkt, daß das Schiff bei 10 Seemeilen Marschgeschwindigkeit nur den dritten Teil der von der „Gefion" zurückzulegenden Entfernung ohne Erneuerung der K hlenvorräte durchlaufen kann. Mit ihrem Ueber- schuß von Kraft und Kohlenvorrat konnte also hier die „Grfion" bei dem alten Panzer „Deutschland" helfend ein treten; auch im Mittelmeere hatte sie ihn schon 27 Stunden in einer Tour geschleppt. Man ersieht aus diesem Ver hältnis, daß trotz sorgfältigsten Umbaues aus einem alten Sch'ff in Bezug auf gewisse Haupteigenschasten, Fahr geschwindigkeit und schwere Armierung, kein neues gemacht werden kann. Neben der gering gebliebenen Geschwindig keit hat „Deutschland" auch ihre alle schwere Artillerie, kurze 26 cm Ring - Geschütze, behalten. Daß übrigens Schlepphilfe wie die obige dem schweren Panzerkreuzer „Deutschland" (7300 t) von der kleineren .Grfion" (4000 >) nur bei ruhigem Welter geleistet werden kann, liegt auf der Hand. — Es darf als verbürgt angesehen werden, daß inner halb der verbündeten Regierungen der Frauen frage neuer dings eine erhöhte Aufmerksamkeit zugcwandt wird. Die Ansicht bricht sich immer mehr Bahn, daß es notwendig sei, den Frauen eine größere Anzahl von Berufen, als ihnen bisher offen standen, zugänglich zu machen und zu dem Zweck die Organisation des Schulunterrichts entsprechend zu modi fizieren. — Der Abg. Müller (Fulda), eine der Fmanz-Autori- täten des Centrums, hat eine Schrift erscheinen lassen: „Kann die Marine-Vorlage vom Reichstage angenommen werden?" Er faßt seine Erörterungen am Schluß wie folgt zusammen: Mar. kann nicht allein die Erqallung der deutschen Manne in zeitgemäßem, schlagserligcm Zustande a>8 notwendig, andern auch deren planmäßige Verstärkung, soweit es die Finanzlage gestaltet, als wünschenswert arischen und gleichwohl die „gesetzliche Festlegung" als eine Beschränkung des dem Reichstage verfassungsmäßig zustedenden Rechtes absolut unanneilmbar finden. Das Pe-langen dieser Festlegung ist »on Herrn Admiral Hollmann noch im März I8N7 als völlig un durchführbar geschildert woiden. Wenn nun dieses Verlangen gleich wohl an den Reichstag gestellt wird, so kann cs nur den Zweck haben, diesen zu binden. Nicht nur auf sieben Jahre, sondern dauernd will de dessen Ausgabe-Bewilligungsrecht bezüglich des Marine-Etats so gut wie ausgehoben sein, wenn der Entwurf Annahme findet. Wie vor vier Jahren die „Finanz-Reform" den ersten Schritt zur Beseitigung des Einnahme Bewilligungsrechtes bilden sollte (?), so heute die „Marine- Vorloge" zur Beseitigung des Ausgabe - Bewilligungsrechtes. Beide Vorlagen sind einem Gedanken entsprungen, vielleicht beide in dem selben Garten gewachsen. <?> Die Marine Vorlage Hal hinsichtlich der Annahme Möglichkeit den Vorteil, daß sie nicht mit neuen Steuern verquickt ist, sondern nur mit einer Ausgabe Erhöhung, die an und für sich Vielsache Shmpathien findet. Man kann jedoch sehr wohl beides trennen, die etalsmnßigen Forderungen genehmigen und doch das wichtige verfassungsmäßige Recht der alljährlichen Ausgabe-Bewilligung iMact erhallen. Für denjenigen, der die Wahrung und Erhallung der kärg lichen Rechte der Volksvertretung ernslhast nimmt, sollle die Entscheidung nicht zweiselhast sein. — Das Landgericht I verurteilte den Redakteur Wilberg von der „Staatsbürger Zeitung' zu 100 Mark Geldstrafe und zur Tragung der Kosten des Verfahrens wegen Beleidigung der Obe postdirektion in Beilin durch Veröffentlichung eines Artikels, betitelt: „Die Oberpost- direklion contra PodbielSki." Der Artikel hatte behauptet, daß die Oberpostdirektion die Preßnotiz gegen Podbielskis Jnkognitobesuche der Postämter inspiriert hätte. Der Ge richtshof erklärte, der Wahrheitsbeweis sei mißlungen. Staatssekretär v. PodbielSki sagte als solcher aus, er habe lediglich in nichtamtlicher Eigenschaft die Schalter räume der verschiedenen Postämter betreten, um zu sehen, wie der Verkehr mit dem Publikum gestaltet sei. Er könne absolut nicht annehmen daß derartige Jnkognito besuche das Mißfallen der Oberpostvireklion hätten erregen können. — * S. „Falke', Kommandant Korvetten - Kapitän Wallmann, beabsichtigt am 21. d. von Auckland nach Sidney in See zu gehen. Torpedoboote „8. 1', „8. 3" und „8. 32' sind von Warnemünde nach Fehmarn in See ge gangen. „S. Pfeil" am 17. d. zu Heizerübungsfahrten in See gegangen. „S. Friedrich Karl" am 17. d. zu Tor- pcdvschießvcrsnchen vou Kiel nach der Eckernsörder Bucht gegangen und in Eckernförde ciugetrvffen. — jKolonialpolitisches.j In Deutsch-Ost- afrika ist der Bauleiter Bilgeri in Dar-cs-Salaam an einer Lungenentzündung gestorben. — Nach einer Blättermeldung marschierte ein englischer Kapitän in die neutrale Zone bei Vocta, westlich der deutschen Togo Kolonie, ein nnd besetzte den Handelsplatz Salaga. Hierzu hört die „Nat. Ztg." aus Kolouialkreisen, daß eine endgültige Regelung der Verhältnisse in der neutralen Zone schon längere Zeit der Gegenstand der Verhandlungen zwischen den Kabinetten Berlin und London bilde. Die „Nat.-Ztg." fügt hinzu, ein Eingehen auf derartige Nach richten erübrige daher vorderhand. * Gotha, 18. Januar. Der Herzog ist mit dem Erb prinzen heute früh über Coburg, München, Venedig nach Aegypten abgercist. * München, 18. Januar. Der Vorstand der Staats- schulden-Kommission, Freiherr von Raesfcldt, wurde zum Staatsrat im ordentlichen Dienst ernannt. Oesterreich. * Wien, 18. Januar. Das „Frcmdcnblatt" betrachtet die Erklärung des Statthalters Grafen Condenhove (s. vor. Nr.) als ein für die fernere Entwickelung bedeutungs volles Ereignis. Man stehe heute vor dem Aktionsplan des Kabinetts, zu dessen fernerer Durchführung die Regierung auf alle Fälle entschlossen sei, und dessen wesentliche Bestand teile bald in Wirksamkeit gesetzt werden dürften. Die Par teien befänden sich nunmehr ganz anderen Thatsachcn gegen über als bisher. Ihre Aufgabe werde sein, sich mit diesen so abznfinden, wie ihre Ueberzcugung es znlasscn werde. Viele Einzelfragen des großen Konflikts-Komplexes seien durch die gestrige Regierungserklärung schon so weit gelöst, als der Modus ihrer Beilegung unabänderlich fcstgestellt sei. Dem Hervortreten der Negierung sei es zu verdanken, daß eine praktische und den realen Bedürfnissen und Verhältnissen möglichst nahckommcnde Lösung der die staatlichen Behörden berührenden Sprachenfrage nicht mehr in gleichem Maße wie bisher von den Fluktuationen und Stimmungen der Landtagspartcien abhänge. Es sei möglich, daß nicht diese, sondern die thatsächlichen Einrichtungen das letzte Wort sprächen, und daß die endliche Beruhigung der zu solcher Er bitterung gesteigerten nationalen Gegensätze nicht aus dem Schoß der Parteien, sondern aus den Maßnahmen der Re gierung hervorgehen werde, die sich so innig an die realen Verhältnisse und an die Rechte beider Stämme Böhmens an- fchlicßen sollten. — Eine Kundgebung der Arbeiter Wiens gegen Lueger hat stattgesunden, der die Volkshalle des Rathauses für eine Volksversammlung verweigert hatte. Etwa 4000 Arbeiter zogen unter Absingung des „Liedes der Arbeit" vor das Rathaus und brachen dort in die Rufe aus: „Pfui Lueger", „Nieder mit dem Volksverräter". Die Polizei zer streute die Demonstranten und nahm Verhaftungen vor. Die Socialisten suchten sodann ein anderes Versammlungslokal auf, welches jedoch nur 300 Zuhörer faßte, während Tausende auf den Straßen bleiben mußten. Pcrnerstorfer und andere Führer hielten heftige Reden gegen Lueger und die anti semitische Partei, welche das rechtlose Volk für ihre Inter essen ausbeute. Prag, 17. Januar. Im Landtage sprach, wie schon erwähnt, vor dem Statthalter ferner der Christlich-Sociale Opitz. Er betonte, der Standpunkt der Deutschen sei der selbe wie bei der Ausgleichsaktion im Jahre 1890. Die Deutschen seien die einzige Partei, die ihr damals gegebenes Wort nicht gebrochen habe. Redner schloß mit der Erklärung, daß die gesamte deutsch-böhmische Bevölkerung kaisertreu und schwarzgelb sei, und daß schon aus materiellen Gründen die Hinneigung zum Deutschen Reiche unter der deutsch-böhmischen Bevölkerung nicht vorherrschen könne. (Stürmischer Beifall bei den Deutschen.) Nach dem Statthalter führte Graf Bouquoi aus, als gemeinsames Verständigungsmittel werde immer die deutsche Sprache gelten müssen; doch entscheide über diese Dinge kein Zwangsgebot, sondern das natürliche Bedürfnis Als einem Patrioten müsse jedermann obliegen, Gelegenheiten zum Frieden zu fördern. Die Verhandlung wurde sodann abgebrochen. * Prag, 18. Januar. Die »Neue Freie Presse" meldet von hier: Im Carolinum fand gestern abend eine Versamm lung der deutschen Studentenschaft Prags statt. In derselben wurde beschlossen, ein Telegramm an den Minister präsidenten Frhrn. v. Gautsch abzusenden, in welchem Schutz für die deutsche Studentenschaft gegen Anfeindungen und
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