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Bautzener Nachrichten : 19.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189801192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18980119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18980119
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- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
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- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-19
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 19.01.1898
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den Thatsachen entsprechen, durch folgende Erwiderung auf das Nachdrücklichste entgegen zu treten. Ent gegnung. Der obenerwähnte Leitarliket der „Bautzener Nachrichten" hat in den weitesten Kreisen der ländlichen Bevölkerung große Verstimmung herdorgerusen. Ein Socialpoliliker glaubt sich der „lohnenden Arbeit" unterziehen zu müssen, die ethische Seite der heutigen bäuerlichen Zustände näher zu beleuchten, um die angeblich grundfalschen Vorstellungen der Gebildeten über unser Volksleben zu berichtigen. Nach der Logik des Verfassers geht zwar allen denen, die nicht zu seiner „hochwohllöblich-soci l- politischen" Ucberzeugung gelangen, die Fähigkeit ab, die Sach« mit Hellen Augen anzufassen. Wir lassen uns dadurch aber nicht beirren und wollens doch versuchen, ihm zu beweisen, daß er derjenige ist, der die ländlichen Verhältnisse mit der Brille des verbissensten Pessimisten betrachtet hat. Oder hat der Be treffende vielleicht über Zustände des Mittelalters in irgend einer Chronik gelesen und dieselben ohne weiteres aus die Gegen wart übertragen? Oder sollte er etwa eingehende Studien in Polen getrieben und von dortigen Zuständen auf deutsche ge schlossen haben? Jedenfalls ist sein Artikel nicht ein Produkt ureigenster Forschung, sondern stützt sich eher auf alles andere, nur nicht aus eigene Erfahrung. Zunächst verwickelt sich Ver fasser in offenbare Widersprüche. Er schreibt: „Es ist ein Glück für die deutsche Nationaltrast und unsere staatliche und kulturelle Entwickelung, daß in vielen deutschen Landschaften noch eine markige, in urwüchsiger Stärke blühende Bauernschaft lebt." Dem Gesagten widerspricht aber der nun folgende Nach satz, sowie der ganze Artikel. Der Nachsatz lautet: „Aber in den meisten deutschen Dörfern ist dies leider nicht der Fall!" — Wo anders soll denn, fragen wir uns unwillkürlich, die kräftige, deutsche Bauernschaft Herkommen, wenn nicht von den deutschen Dörfern? Weiter heißt es: „Unwissenheit und Gleichgültigkeit sind die schlimmsten Feinde der Volksgesundheit!" Hat der Verfasser keine Ahnung, daß bereits seit langen Jahren, bei uns in Sachsen wenigstens, schon in der Volksschule Gesund heilslehre getrieben wird? Ist ihm ferner unbekannt, daßVolks- und Jugendbibliotheken ebenso wie die TageSpreffe, die sich heute beinahe in jedes Haus Eingang verschafft hat, dies Be streben In erfolgreicher Weise unterstützen? Aus einer Un wissenheit, die ihresgleichen sucht, beruht seine Meinung von der Ernährung des Bauern. Er behauptet kurzweg: „Sie ist falsch! Entweder zu reichlich oder zu ärmlich." Ein Drittes glebt es nicht für ihn. — Wir behaupten das Gegenteil. Gerade der Bauer ist es, welcher die der menschlicben Natur ent sprechendste Kost genießt. Er ist weder rein Vegetarier, noch rein Fleischesser. Gerade er hält die Mitte zwischen beiden Extremen. Schamlos aber ist die Behauptung, die Bauersfrau verstehe die Kochkunst nicht und betrachte dieselbe als ein Buch mit sieben Siegeln. Mag er nur kommen und auf seiner Studien reise in unseren Dörfern mal unangemeldet in den Küchen Um schau halten! Jede Hausfrau Wilds ihm gern gestatten. Die Versicherung geben wir ihm, daß ihm jedenfalls, vorausgesetzt, daß er sich seinen Gaumen nicht an Austern und Kaviar bercies verdorben hat, das Wasser im Munde zusammenlausen und er seine Helle Freude an der einfachen, aber nahrhaften Kost haben wird. Auch wenn die Bauersfrau nicht ein teures Kochbuch neben dem Herde liegen hat, so ist doch 100 gegen 1 zu wetten, daß ihre kräftige Hausmannskost die Probe auf Schmackhaftig keit wohl bestehen wird gegenüber der Kost mancher Stadl dame. Wir verweisen hier auf einen Stoßseufzer eines jungen Ehemannes, der mit einer jagen, »höheren Tochter" üble Er sahrungen gemacht hatte: „Du bist wie eine Blume, — So hold, so schön und rein. — Du kannst nicht Strümpse stopfen, — Klavier doch spielst du fein. — Du kennst keine Braten und Saucen, — Das Kochen ist völlig dir fremd, — Du hast viel noble Passionen — Und ich — u. s. w. u. s. w." Praktischer Sinn und gesunder Menschenverstand sind oftmals besser, als teures Kochbuckgrschreibscl. Mit bewunderungs würdiger Unverfrorenheit wird weiter gesagt, daß die Bäuerin die Erträgnisse ins Hofes und Gartens nicht zu benutzen wüßte! Hochverehrter Herr Verfasser! Wo sind Sie mit Ihren „Hellen socialpolitischen Augen" hingeraten?! Blind sind Sie an den Gärten der Bauern vorübergelaufen, wenn Sie überhaupt jemals Sinn für das Schaffen und Walten in denselben besessen haben, was wir uns aber stark zu bezweifeln erlauben. Sie hätten ja sonst sehen und wissen müssen, mit welcher Sorgfalt im Früh jahr die Gemüsegärten bestellt werden. Da wird gegraben, gedüngt und gepflanzt, wie: Gurken, Bohnen, Salat, Sellerie, Möhren, Kraut aller Art, Blumenkohl n. s. w. u. j. w. Sic hätten ferner bemerken müssen, wie die Hausfrau bei cintrctendem Regenweiter die zarten Gurkenpflanzen durch Zudecken zu schützen sucht oder wie sie sich bemüht, die kleinen Näjcher aus der Vogelwelt vom Gemüsegarten sern zu halten. Auf Ihrem erhabenen Weisheitsschemel freilich haben Sie von solchem Thun und Handeln keine Ahnung. Zwerchfellerschütternd wirkt es, wenn Sie sagen, „der Bauer weiß nicht, was er trinkt." Rach Ihrer Meinung scheint der gute Geschmack nur das Privi legium der Stadtbewohner zu sein. Aus dem Lande verschenkt man heutzutage dieselben Biere, wie in der Stadt. Zur Ehre unserer Gastwirte wollen wir Ihnen nur sagen, daß dieselben alles daran fetzen, um ihre Gäste mit besten Bieren zu bedienen. Schade, daß Sie nicht verraten, in welchem Wölkenkuckucksheim Sie Ihre traurigen Erfahrungen gemacht haben. Das Selbst brauen von Bieren endlich nack „unendlichen Rezepten" ist ja blühender Unsinn! Wir kommen zur Körperpflege. Daß man natürlich nicht in jedem Dorfe eine Badeanstalt traben kann, ist wohl jedem einleuchtend. Unwahr jedoch ist, daß Erwachsenen die Lust zum Boden fehlt. Wo nur irgend angängig, wird davon Gebrauch gemacht. Bilder, wie sie Verfasser von der Reinlichkeit und den Wohnungsverhältnissen der Bauern ent wirft, mögen wohl kaum in Polen und Rußland Vorkommen, bei uns auf dem Lande ist so etwas einfach ein Ting der Un Möglichkeit. Daß unsere Großstädte allerdings derartig traurige Zustände mit ihren überfüllten Kellerwohnungen, wo nie ein Sonnenstrahl hinein zu dringen vermag, auszuwcisen haben, müssen wir leider zugestehen. Und daß auch hier und da bei den untersten Klaffen der Bevölkerung aus dem Lande nia»t alles so ist, wie es sein möchte, wollen wir ja gern zugeben; aber von diesen Fällen auf die Gesamtheit zu schließen, ist denn doch ein grober Trugschluß. Wenn es beinahe in jeder Familie Kranke und Sieche gebe, wie Verfasser behauptet, so würden die Landärzte alle Hände voll zu thun haben und die Land leute würden nicht, wte es vielfach der Fall ist, stundenweit zu gehen haben, um zum nächsten Arzte zu gelangen. Wahr mag ja sein, daß ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung zunächst bei Kurpfuschern sein Heil versucht. Allein dieser Prozentsatz 140 ist denn doch so klein und derartig im Fallen begriffen, daß man hoffen kann, daß auch in dieser Hinsicht es sich in kürzester Zett zum Besseren wenden wird. Auch dies sind zum weitaus größten Teile Leute der ärmsten Klaffe, denen es Ihatsächlich schwer fällt, teuere Doltorrechnungen zu bezahlen. Nun noch eine Frage: Giebt es in den Städten vielleicht keine Winkel dokioren? Machen dieselben dort etwa weniger gute Ge schäfte? — — — Wie schließlich behauptet werden kann: „Es fehlt an allen Hilfsmitteln zu einer befriedigenden Kranken pflege, es fehlt vor allem an Umsicht und oft auch an gutem Willen u. s. w. u. s. w." tst für uns unfaßbar. Derartiges in die Oeffentlichkeit zu schleudern, ist geradezu haarsträubend und zeugt von der allerschlimmsten Unwissenheit auf diesem Gebiete. Hat Verfasser nie Gelegenheit gehabt, zu beobachten, wie bei den geringsten Krankkeitserscheinungen der Kinder die Eltern um das Leben derselben besorgt sind und ohne Zögern nach ärztlicher Hilfe schicken, auch wenn sie, um vorzubeugen, vorher dieses oder jenes bewährte Hausmittel anwendcn? Oder will Verfasser etwa gar das Vorhandensein derselben leugnen? — Und wenn er keine Ahnung hat von der treusorgenden Mutter liebe, die Tag und Nacht nicht vom Bette des Kranken weicht, nun dann mag er hingehen und seine .nationalökonomische" Nase in die Krankenzimmer HInetnstccken, um eines Besseren belehrt zu werden. So mancher Arzt wird ihm gern bezeugen, daß da, wo ärztliche Hilfe ausgeschlossen war, mütterliche Liebe und Fürsorge Wunder vollbracht hat. Und dabei wagt der gelehrte Herr noch von Gleichgültigkeit und Mangel an gutem Willen zu reden? Niemals hätte das geschehen können, wenn er nach dem Worte gehandelt hätte: „Ucberzeugung macht wahr!" Deutlich genug hat er bewiesen, daß sich's vom grünen Tische aus wohl sehr schön spricht und schreibt, daß aber die geschilderten Zustände keineswegs der Wirklichkeit entsprechen, sondern nur Zerrbilder sind, die nicht etwa falsche Vorstellungen berichtigen, sondern solche erst recht entstehen lassen und dadurch in den beteiligten Kreisen den größten Unwillen erregen. Soviel in Kürze! Obwohl cs ein Leichtes wäre, Spalten, ja Zeitungen mit ausführlichen Darlegungen zu füllen, die in eingehender und schlagender Weise dcm Verfasser des fraglichen Artikels beweisen würden, wie groß sein Irrtum ist, wenn er meint, mit seinen Ausführungen das Richtige getroffen zu haben. Döberlitz, den 17. Januar 1898. I. A.: Br. Böhme. 6. Klix. Am Sonntag den 16. Januar hielt der Bund der Landwirte eine öffentliche Versammlung im Gasthof zu Klix. Selbst aus dem weiteren Umkreise waren Landwirte hcrbeigekommen, um zu hören, wie der Bund der Landwirte bemüht ist, die Interessen der Landwirtschaft kräftig und wirksam zu schützen und zu vertreten. Die Versammlung stand unter Leitung des Herrn Rittergutsbesitzers Goldammer auf Zschillicha», welcher dieselbe nach herzlichen begrüßenden Worten mit einem Hoch auf unseren geliebten König Albert eröffnete, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Alsdann gab er Herrn Oswin Schmidt aus Freiberg, dcm Geschäftsleiter des Bundes für das Königreich Sachsen, daS Wort zu seinem Vortrage: „Der Bund und seine nächsten Ziele". In wahrhaft packenden, überzeugenden, hcrzandringenden Worten redete er zu den Versammelten. Aus seiner Rede fühlte mans lebendig, wie sein Herz warm schlägt für die Not der Landwirtschaft. Mit ungeteiltester Aufmerksamkeit folgten alle Anwesenden den klaren Aus führungen, welche etwa in folgenden Gedanken gipfelten: „Die Landwirte hätten aus den Rat des Altreichskanzlers Bismarck sich schon siüher zusammenthun sollen zum Bunde: dann hätten sie vielleicht der die Landwirtichast schädigenden Gesetzgebung unter Caprivi entgegenwirken können. Seit der Bund ins Leben getreten ist, hat er gewiß schon vieles erreicht und besonders noch oben hin die Interessen der Landwirtschast vertreten. Viele Mittel freilich, welche man der Landwirtichast anscheinend gegeben hat, sind nur Scheinmittel. Es jehlt noch der wirksame Schutz unsrer Viehzucht gegen das Ausland (Seuchenschutz). Ein Verbot der Vieheinsuhr kann nicht verstoßen gegen die Handelsverträge, weil das Ausland solche Verbote ungehindert er läßt. Die laxe Handhabung des Verbotes gegen die Einsuhr auch kranken Viehes untergräbt zudem das Vertrauen des Auslandes zu unserem Vieh, daß man dort unsre Einfuhr verbietet. Das bestehende Margarinegesetz ist auch illusorisch, weil keine gesetzliche Färbung darin vorhanden ist, welche Sicherheit bietet zu unterscheiden, was Margarine ist und was nicht. Von den neuerdings errichteten Getreidehäusern ist ein nennenswerter Vorteil nicht zu erwarten, weil die reichen Börsen- leute ruhig zusehen und warten können, während der Landwirt das Geld für das aufgespeickertc Getreide braucht. Das Börsenresorrngesetz ist nicht scharf genug, weil es den Börsenjuden die HInterlhür zur Um gebung des Gesetzes offen läßt, wie die Vorgänge in Berlin bewiesen haben. Der grüßte Nachteil für die Landwirtschast liegt aber in den unglückseligen Handelsverträgen, welche t801 ablausen. Hier liegt daS wichtigste Ziel des Bundes, daraufhin zu willen, daß in den neu abzu schließenden Verträgen der Getreidezoll erhöht werde und es ist auch Hoffnung aus Erreichung des Zieles vorhanden, weil der Bund seine bedeutendsten Vertreter in der vorbereitenden Kommission jür die Handelsverträge als Mitglieder hat. Zu fordern ist die Beseitigung des Zollkredits, wie er in den Äransitlägern den Spekulanten zu nutze vmmt. Diese wichtigen Ziele will und wird der Bund unentwegt ver- olgen und er darf hoffen, daß alle Landwirte Deutschlands geschlossen sinter ihm stehen, wurzelt doch in der Erhaltung der Landwirtschaft zugleich die Eihaltung der idealen Nationalgüter unseres Volkes, der Vaterlandsliebe, Religiosität und Sittlichkeit. Damit hat aber der Bund der Landwirte, wenn er für die Erhaltung der Landwirtschast kämpst, ein wahrhaft nationales Ziel." Der herrliche Vortrag wurde mit dcm größten Beifall ausgenommen. In der sich anschließenden Debatte sprach zuerst Herr Kreisdelegierter Oekonomierat Steiger auf Kleinbautzen. Er fügte den ge hörten Ausführungen in lichtvoller Weise noch manches er läuternd und ergänzend hinzu. Ganz besonders hob er her vor, daß der Vorwurf des Bundes, die Interessen der Land wirtschaft nicht genügend gewahrt zu haben, nicht die sächsische Regierung, welche stets ein warmes Herz für die Land wirtschaft gehabt, sondern die Reichsregierung treffe. An der längeren Debatte beteiligten sich weiter die Herren Ritter gutsbesitzer Böhmer auf Klix, Pastor Goltzsch - Klein bautzen, Pastor Birnich-Klix u. a. Zum Schluß nahm Herr Hauptdelegierter Rittergutspachter B öhm e-Döberlitz das Wort und legte es den anwesenden Landwirten ans Herz, soweit es noch nicht geschehen, dem Bunde beizutreten und sich in die kursierende Liste einzuzeichnen. Er forderte die Landwirte statt der schlechten Presse, welche noch vielfach auch in landwirtschaftlichen Kreisen gelesen wird, die guten Zeitschriften des Bundes „Die deutsche Tageszeitung" oder das sehr billige „Neue Berliner Blatt" (6OPfg. pro '/< Jahr) zu abonnieren. Nach 8 Uhr wurde die schön verlaufene Versammlung, welche dem Bunde wieder manches Herz ge wonnen hat, geschlossen. Dresden. Se. Maj. derKönig hat die Oberforstmeisterstelle im Forstbezirke Auerbach dem seitherigen Oberförster Uhlig auf Zöblitzer Revier unter Ernennung zumOberforftrneister zu übertragen geruht. Mil Allerhöchster Genehmigung ist auf die erledigte Oberforstmeisterstelle im Forstbezirke- Bärenfels der Oberforftmeister v. Lindenau in Auerbach versetzt worden. -- 18. Januar. Ihre Majestäten derKönig und die Königin besuchten gestern abend die Vorstellung des Grillparzerschen Trauerspiels „Sappho" im Neustädter Hoflheater. — Heute wurde auf Ullersdorfer Revier eine Hosjagd abgehalten, an welcher Se. Majestät derKönig, Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August und mehrere mit Einladungen hierzu ausgezeichnete Kavaliere teilnahmen. Nach der Jagd fand Jagdtafel im Residenzschloffe statt, wohin das König!. Hoflager heute verlegt worden ist. — Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat vom 18. bis mit 29. d. der Kgl. Kammerherr Edler v. d. Planitz übernommen. — In vor. Nummer befindet sich eine Mitteilung, nach welcher in der gestrigen Sitzung desBürgerausschufses für patriotische Kundgebungen „über das Programm der zum Regierungsjubiläum Sr. Majestät des Königs zu veranstaltenden Festlichkeiten weiter beraten und beschlossen worden sei, das; diese Festlichkeiten sich auf fünf Tage ausdehnen sollten." Diese Mitteilung entspricht, dem„Dr. Journ." zufolge, den Thatsachen insofern nicht, als mit der Feststellung des Programms der zum Regierungs- Jubiläum Sr. Majestät des Königs zu veranstaltenden Festlichkeiten sich der Bürgerausschuß überhaupt nicht be schäftigt. Vielmehr wird das Programm durch das König!. Oberhofmarschallamt nach Genehmigung Sr. Majestät deS Königs festgesteUt. Der Bürgerausschuß beschränkt sich lediglich auf die Vorbereitung und Ausgestaltung der von der Bürgerschaft für den 22. April in Aussicht genommenen Ovation. — Zur Feier des Rcgierungsjubiläums Sr. Majestät des Königs beabsichtigt die gesamte Studenten schaft Sachsens eine glänzende Auffahrt, an die sich der Empfang einer Deputation durch Se. Majestät den König anschließen wird. — In der gestrigen Wochcnversammlung des Sächs. Ingenieur- und Architektenvereins wurde die jetzt im Vorder gründe stehende Frage der Erbauung eines Stände hauses am Schloßplatze in Dresden als eine nicht nur die Staatsverwaltung, sondern ganz besonders auch die Stadt verwaltung berührende zur Besprechung gebracht und durch einen Vermittelungsvorschlag ergänzt. Öberingenieur a. D. l)r. Fritzsche stellte, wie das „Dr. Journ." mitteilt, den der zeitigen Stand der Angelegenheit dahin fest, daß der Entwurf eines Ständehauses, welcher am 18. November v. I. einer Be ratung der Zweiten Ständckammer zu Grunde gelegen habe, bezüglich der für die Landstände bestimmten Räume als all seitig befriedigend, bezüglich der Aeußerlichkciten dagegen ol den zu stellenden Anforderungen nicht allenthalben genügend bezeichnet worden sei. Die große Höhe von fünf vollen Ge schossen wirke, von der Augustusbrücke aus gesehen, erdrückend auf den danebcnstehenden Teil des König!. Schlosses Durch Weglassung des sünsten Geschosses (das im Entwürfe als drittes Obergeschoß bezeichnet ist) würde sich dieser Ucbelstand beseitigen taffen; cs werde dann aber auch eine Aenderung der inneren Raumverteilung erforderlich. Dabei trete das Bedürfnis nach besserer Nutzbarmachung der Sockclgeschoßräume hervor, d. i. nach Beschaffung von mehr Licht und Lust für die letzteren. Diesem Zwecke diene der neue Vorschlag: Die an der Südseite derBrühlschen Terrasse entlang der Terrassengasse stehende hohe Stützmauer vom Schloßplatze bis zur Brühlschengaffe etwa fünf Meter tief, d. i. bis zur Fenstersohlbankhöhe des Stände- Haus-Sockelgeschosscs abzubrechen und die dahinterliegende« Bodenmassen so weit zu beseitigen, daß eine den Winkel von ctwa 30 Grad bildende Böschung entstehe, die, mit Blumen und niedrigen Strauchgruppen bepflanzt, diesem Teile der Terrasse zur Zierde gereichen werde. Vom Schloßplatze aus gesehen, er leide hierdurch die Terrasse keine Aenderung, da die von der großen Freitreppe rechts gelegene Stirnmauer unverändert stehen bleiben und zu einer Verbindung zwischen Terrasse und Ständehaus dienen könne, wenn die Abböschung erst einige Meter hinter derselben begonnen werde. Infolge der Anlage dieser nach Befinden auch mit Abtreppungen zu versehende» Böschung werde der Terrassengasse so viel Licht und Lust zu- gcsührt, daß ihre projektierte Breite von 7 Meter sehr wohl aus 4 Meter, welche sie jetzt an der schmälsten Stelle habe, oder sogar aus zwei Meter, in welchem Falle sie nur als Fuß weg nutzbar bleibe, vermindert werden könne, um Platz für Verschiebung des Ständehauses in nördlicher Richtung um 3 bez. 5 Meter zu gewinnen und dadurch eine Verbreiterung der Augustusstraße bis auf 18 bez. 20 Meter zu ermöglichen, damit aber gleichzeitig dem zweiten Haupteinwand gegen den Entwurf, der sich auf die zu geringe Verbreiterung der Augustusstraße be ziehe, zu beseitigen. Hiernach empfehle es sich, die Ausführung des Ständehauses mit gegenüberliegender Abböschung der Terrasse zu probieren. Sollte man nach Vollendung des Gebäudes zu der Ucberzeugung kommen, daß weitergehende Freilegung der Noldseite des letzteren eine wesentliche Verschönerung herbei führen würde, so wäre nur der verhältnismäßig geringe Kosten aufwand verloren, welcher für die Böschungsherstellung er forderlich sei. — Wie zahlreich andere Vertretungen der wirtschaft lichen Berufsklaffen Deutschlands hat auch die Handels und Gewerbekammer Dresden eine Umfrage über die geplante Vermehrung der deutschen Kriegsflotte gehalten. Bei der Kürze der Zeit hat sie sich darauf be- Ichränkt, ihr Rundschreiben nur an die Mitglieder der Kammer, die Vorstände der kaufmännischen und gewerb lichen Verbände, Vereine und BerufSgenoffenschaften und einzelne in hervorragendem Maße an dem überjeeischen Handel beteiligte Firmen zu richten. Die Antworten liefen überraschend schnell und zahlreich ein. Bereits über vier Fünftel der Befragten haben mit zahlreichen Unterschriften bedeckteZuftimmungsadressen eingesandt. Groß- und Kleinhandel, Großindustrie und Handwerk haben sich in dem Wunsche vereinigt, daß Deutschlands Ansehen durch seine vermehrte Flotte auch nach außen gewahrt und ge- stärkt werde. — Ablehnung oder Widerspruch ist von keiner Seite erfolgt. Es ist zu hoffen, daß diese einmütige Kund gebung dazu beitragen wird, das für unser ganzes wirt- lchaftliches Leben so überaus wichtige Werk zu einem günstigen Ende zu führen. — Die am Sonnabend im Rathaussaale hier statt- gehabte Verhandlung des Rats zu Dresden mit den ein zelnen Vertretern der Gemeinden Gruna, Tolkewitz,.
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