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Bautzener Nachrichten : 19.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189801192
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18980119
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- Parlamentsperiode
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-19
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 19.01.1898
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Tierreiche gehören nicht zu den Seltenheiten, es sei nur an die Bienen und Ameisen erinnert. ' — Die Theaterbrände im Jahre 1897 sind nicht selten gewesen — trotz der immer mehr zunehmenden elektri schen Beleuchtung. Im Januar brannte das Theater zu Liverpool, im Februar das Stadttheater zu Harlem, Im Mai ein solches in Pittsburg (Ver. Staaten), im Juni zu Neuilly, im Juli zu Mascara (Algerien), das Hoslhcater in Christiania und zu Sadducah (Nordamerika), bei welchem bis 150 Tote und Verwundete zu beklagen waren. Im August folgte das (hölzerne) Theater zu Legano, im November das Edenlhcater in Antwerpen und im Dezember der Theaterbrand zu Forli. — sWie lange wirst du leben?) Ucber die wichtige Frage, wovon die Lebensdauer des Menschen speciell abhängt und ob man sie bei einem gesunden Menschen annähernd Voraus sagen kann, hat A. Hägler in Basel neulich ein interessantes Büchlein veröffentlicht. Zunächst kommen für die Bestimmung der Lebensdauer beim einzelnen Menschen in Betracht einerseits die angeborenen Eigenschaften, die durch die Vererbung bestimmt werden, ferner die des Lebensalters, des Geschlechts und des allgemeinen Körperbesindens, andererseits sind aber sehr wichtige auch die täglich zu überwindenden Widerstände, wie die Ein flüsse der Arbeit, der Ernährung und Lebensweise, des Wohn sitzes, die gesellschaftlichen und Vermögensverhältnisse sowie seelische Zustände. Für den gesunden Menschen beträgt die durchschnittlich mögliche Lebensdauer etwa 80 bis 84 Jahre, aber diese Zahl schwankt nach Klima, Wohlstand und Wohnort bedeutend. In Europa z. B. hat man in Norwegen und England die meiste Aussicht auf ein so hohcs Alter, in Deutsch land und der Schweiz weniger, aber noch immerhin mehr als in Oesterreich. Von den Jahreszeiten ist der Winter dem Grcisenalter am gefährlichsten, der Sommer dem Kindesalter, ans der Höhe des Lebens gleichen sich die Einflüsse der Jahres zeiten aus. Die Frauen haben im allgemeinen eine längere Lebensdauer als die Männer, nach der preußischen Sterblich- kcitstabelle sind von 1000 gleichzeitig geborenen Knaben nach 50 Jahren noch 403 am Leben, von 1000 Mädchen dagegen 4 44. Die männliche Sterblichkeit überwiegt am bedeutendsten wahrend und besonders in den ersten Jahren nach der Geburt. Der Erblichkeit ist eine hohe Bedeutung für die Prophezeiung des Lebensalters beizumcsfen; wenn beide Eltern alt geivorden sind, so darf man auch dem Kinde ein hohes Alter Voraus sagen. Auch das Alter der Eltern bei der Geburt des Kindes ist von hoher Wichtigkeit: am gesündesten sind die Kinder, wenn der Vater bei der Geburt zwischen 25 und 45 und die Mutter bis zu 35 Jahre alt war. Nach Brehmer nimmt selbst bei ge sunden Eltern vom sechsten Kinde an die Veranlassung zur Schwindsucht bedeutend zu. Die äußerste Erscheinung und das Körpergewicht, ebenso das Aussehen und die Farbe des Ge sichts sind wichtig zur Voraussage der Lebensdauer. Die Be deutung von Haut- und Haarfarbe sind noch nicht genau be kannt, aber wir wissen doch, daß Albinos und rothaarige Menschen weniger lange leben als andere. Die Unterschiede von Wohnsitz und Klima sind sehr bedeutsam, man braucht nur zu vergleichen, daß in England in den Städten durchschnittlich von 51 Einwohnern einer stirbt, in Bombay dagegen jeder zwanzigste. Beschäftigung und Berns sind ebenfalls von hoher Bedeutung, aber schwer statistisch sestzulegen. Wohlstand läßt eine längere Lebensdauer vermuten, für Berlin ist es eine Thatsache, daß von den Reichen die Hälfte das 50. Jahr über lebt, von den Armen die Hälfte nur das 30. Vorhandensein oder Fehlen von Alkohol- und Tabakmißbrauch wird sich natürlich ebenfalls in der Länge des Lebens erkennbar machen. Auch das Interesse, das der einzelne Mensch am Leben nimmt, wirkt verlängernd oder verkürzend auf dasselbe, große Pläne und Lebensaufgaben sind mächtige Spannkräfte für die Länge des Lebens; es ist bekannt, daß der Mensch, der sich von seiner gewohnten Beschäftigung znr Ruhe setzt, nicht mehr lange zu leben Pflegt. Stirbt von zwei alten Eheleuten einer, so folgt der andere oft auch bald nach. Zur ÄrvttterSeMstimF. * Zwickau, 18. Januar. Eine hier abgehobene Maurer- verjammlung hat beschlossen, in diesem Jahre eine weitere Lohn erhöhung (der Lohn der Maurer hier wurde im vorigen Jahr von 30 bis 32 Psg. aus 30 und 37 Pfg. pro Stunde getrieben) sowie lostündige Arbeitszeit zu fordern. * Die Gründung kathvli scher Gew erkschaftsorga nisa tionen in Berlin ist in einer öffentlichen Versammlung tm Leohospiz beschlossen worden. Sofort ins Leben treten werden vier Gruppen: Metallarbeiter, Bauhandwerker, Textilarbeiter und ungelernte Arbeiter. Die gewerk schaftliche Organisation soll aus religiöser Grundlage erfolgen. ' Aus Stettin meldet die „Kölnische Zeitung" : Wegen der Un ruhen in Torgelow, bei denen ein Arbeiter erschlagen und andere schwer verletzt würden, sind schon 29 Personen in das hiesige Gerichts- gesängnis eingeliefert. Weitere Verhaftungen finden fortgesetzt statt. Jeden Abend sind noch Zusammenrottungen zu verzeichnen, und es fehlt nicht an thatfächlichen Angriffen. Die Heranziehung von Militär ist deshalb in Aussicht genommen und zunächst sind alle Gendarmen der Umgegend nach Torgelow zusammengezvgen. Die Ausständischen sind ancb mit Wassen versehen und gehen damit, wie ein Unglnckssall be weist, sehr unvorsichtig um. Der Former Winter aus Karlsfelde besaß einen Revolver und behandelte ihn so ungeschickt, daß sich die Waffe entlud und die Kugel dem einjährigen Kinde des W. in die Wange drang und im Halse stecken blieb. Die Wunden der bei den Unruhen schwer Mißhandelten sind zum Teil sehr gefährlich, so daß der unter suchende Arzt zu dem Ausruf veranlaßt wurde: So schlägt man ja kein Vieh! Ein großer Teil der ausständischen Arbeiter ist durch das ge waltsame Vorgehen der Genossen sehr ernüchtert und drängt auf Be endigung de» Ausstandes unter jeder Bedingung. * London, 18. Januar. Die Gesellschaft der Ang estellten im Maschinenbau-Gewerbe in London richtete gestern an den Ar beitgeber-Verband ein Schreiben, in welchem sie offiziell mitteilt, sie ziehe die Forderung des Achtstundentages zurück, und die Hoffnung ausdrückt, die Arbeitgeber würden nunmehr die Sperrankünoigungen zurückziehen. Die Gesellschaft hat auch mehrere Abordnungen an die Arbeitgeber entsandt. *'Glasgow, 18. Januar. Eine Anzahl unionistischer Ars ki ei ter hat um Wiederaufnahme in die Schlffsbauhöse gebeten. * Manchester, 18. Januar. Noch von einer Reihe weiterer Firmen sind Sperrankündigungen erlassen. Auch die Firma Golloway, die größte Dampskesselsabrik der Welt, befindet sich unter denselben. Volkswirtschastlichrs. * Oberneukirch, 18. Januar. Der heutige Tag war für die hiesige „Freiwillige Feuerwehr" ein ganz be sonderer Ehrentag. Die Mitglieder versammelten sich im Gast- bofe zur Krone in Parade-Uniform, um der Ueberreichung des von Sr. Majestät König Albert gestifteten Ehrenzeichens für 2 5jährige treue Dienstleistung auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens durch Herrn Amtshauptmann vr. Hempel aus Bautzen beizuwohnen. Das Ehrenzeichen erhielten die neun treuen, langjährigen Feuerwehrleute: der stellvertretende Haupt- 14S mann Ernst Marx, Schriftführer Jakob Linn, Obersignalisl August Werner, stellvertretender Spritzenmeister August Richter, die Steiger August Günther und Ernst Fröde, die Rettungs mannschaften Zugführer Karl Voigt, Karl Peter und Ernst Jäger. * Auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe- Ausstellung zu Leipzig waren auch die technischen Lehranstalten, deren Unlerrichtsgebiet den Maschinenbau respektive die Elektro technik umfaßt, in erfreulicher Weise vertreten. Auszeichnungen haben von ihnen nach dem soeben erschienenen Bericht des Ausstellungs-Ausschusses erhalten: den ersten Preis, die Königl. sächsische Staatsmedaille (für hervorragende Leistuugen im tech nischen Unlerrichtswesen): das Technikum Mittweida. Ferner den dritten Preis, die goldene Ausstellungsmedaille (für an erkennenswerte Leistungen in dem Fachschulunterricht für Ma schinenbauer und Elektriker): das Technikum Ilmenau, ebenfalls den dritten Preis, die goldene Ausstellungsmedaille (für vorzügliche Leistungen in der Kunstschlosserei): die Deutsche Schlofserschule zu Roßwein. * Monatsbericht der neuerrichteten Arbeiter-Kolonie Lieske bei Kamenz für Dezember 1897 : Seit Eröffnung ausgenommen 97, abgegangen 14; Bestand im November 47; Zugang im Dezember 44, Abgang 8; danach Bestand 83 Arbeitstage in diesem Monat 1679. Etatsmäßige Plätze sind 100. Von den neu Ausgenommeuen waren a. noch nicht in einer Kolonie 24, 5. schon früher Kolonisten 20. Davon waren bereits in hiesiger Kolonie 4 einmal, 3 zweimal, in fremden Kolonien 5 einmal, 3 zweimal, 2 dreimal, 3 viermal. Es befinden sich in der Kolonie 1 Monat und darunter 41 und über 1—2 Monate 42; Summa 83. Die im Dezember Aufgenommenen verteilen sich auf Preußen mit 29 (darunter 10 aus Schlesien), König reich Sachsen mit 14, Oesterreich-Ungarn 1. Diese Kolonisten gehören folgenden Gewerben an: Landwirtschaft, Gärtnerei, Forstwirtschaft 5, Chemische Industrie, Farben 4, Bangewerbe 5, Maschinen, Werkzeuge 3, Bekleidung und Reinigung 2, Nahrungs- und Genußmittcl 2, Schiffahrt 1, Handel 1, Heil personal, Barbiere, Friseure 1, Arbeiter ohne nähere Angabe 15, alle übrigen Berufe 5. Alter derselben: über 17—21 Jahre 2, 21 — 30 9, 31—50 26, 51—60 5, 61—70 Jahre 2. Nach Familienverhältnissen waren ledig 35, verheiratet 2, ge trennt 2, verwitwet 4, geschieden 1; nach Religion: evan gelisch 33, katholisch 11. Abgewiesen 1, weil arbeitsunfähig. Gründe des Abgangs: in Arbeit durch eigenes Bemühen 1, eigener Wunsch 6, wegen Krankheit 1. Aus der Kolonie jemand zu verweisen war bisher noch nicht nötig. — Die Koloristen wurden außer den notwendigen Haus, Hof- und Stallarbeiten, sowie Besetzung der Werkstätten hauptsächlich mit Dreschen, Feld bestellung, Garten- und Wiesenentwäsferung, Steineklopfen, Hof- und Wegausbessern, sowie Focst- und anderen Arbeiten beschäftigt. Das heilige Christfest wurde in gleich herkömmlicher Weise wie in der Schwestcrkolonie Schncckengrün durch Anzünden eines Christ baumes, Gabenvcrteilung und entsprechende Hausandacht ge feiert. Auch fand am vorhergehenden Sonntage Abendmahls- seier durch den Anstaltsgcistlichcn Herrn Pastor Walther in Oßling statt, «voran sich 26 Kolonisten beteiligten. * Von Triest aus sind an deutsche Gewerbetreibende Rundschreiben versandt worden, die zur Beteiligung an einer dort in diesem Jahre unter Genehmigung der Behörden zu veranstaltenden internationalen Industrie-Ausstellung aus fordern. Nach über dieses Unternehmen eingegangenen Er kundigungen kann festgestellt werden, daß den Triester maß gebenden Behörden von einer solchen Ausstellung nichts be kannt ist. Die Gewerbetreibenden werden also am besten thun, das Rundschreiben dem Papierkorbe anzuvcrtrauen. * Brüssel, 17. Januar. In der Gegend von Arcndonck im Kempischen wird seit einigen Jahren Eisenerz im Tagebau gefördert. Von dem kleinen Bahnhof Thielen sind im vergangenen Jahre 200 Wagenladungen Erz versandt worden. (Mngcsaudt.) Sind die Leute aus dem Lande gesund? A. Heink, N-daschütz. Sind die Leute auf dem Lande gesund?, lautete der Leit artikel dieses Blattes am 7. Januar, augenscheinlich der Feder eines Landarztes entsprungen. Ferne sei es von mir, die gute Absicht zu verkennen, die diesem Artikel zu Grunde liegt, er birgt ohne Zweifel viel Wahres, aber er verkennt die Ursache, die nicht in der Unwissenheit und Gleichgültigkeit, sondern weit mehr in der materiellen Bedrücktheit zu suchen ist, unter der, Gott seis geklagt, der Bauernstand krankt. Vor allen Dingen ist es ungerecht, dec Bauersrau Untüchtigkcit vorzuwerfen; möge der Herr Verfasser einmal hinausgehcn bez. fahren am frühesten Morgen ehe der Tag graut, er wird die Fcau des Hauses an der Arbeit finden, er wird sie wieder bet ihr finden zu jeder Tagesstunde, sie gönnt sich keine freie Minute, sie kann sich keine freie Minute gönnen, denn auf ihr ruht so viel Arbeit, daß cs ihr ganz unmöglich ist, sich gleich der Frau eines nur leidlich bemittelten Bürgers dem Studium des Kochbuches zu widmen. Wenn der Herr Verfasser genannten Artikels schreibt: „die Bäuerin weiß das nicht zu benutzen, was Hof und Garten fast umsonst (?) bringen oder bei einiger Klugheit doch bringen könnten", so zeugt dieses von einer vollständigen Unkenntnis unserer bäuerlichen Verhältnisse. Bei der herrschenden Arbeiter not, die ein chronisches Leiden der Landwirtschaft geworden ist, sind ost die allernötigsten Knechte oder Mägde nicht auszu treiben, der Bauer muß den Großknecht und die Frau die Großmagd vertreten. Sich fremde, teuere Tagcarbeiter zur Be bauung des Hausgartens zu halten, wäre bei der momentanen Unrentabilität der Landwirtschaft eine Ausgabe, die ein rechnender Betriebsleiter nicht verantworten könnte. In unseren Tagen muß der Bauer bedacht sein, aus dem Kleinsten Geld zu schlagen, er muß, will er nicht wie so viele seiner Berufs genossen im Sturme untergehen, jede Minute Zeit und jeden Fuß seines Grundes dazu benutzen, Geld zu verdienen, und so baut er in seinem Gemüsegarten Frühkartoffeln zum Verkauf, er zieht Pflanzen für seine Felder und höchstens etwas Salat und Zwiebeln für eigenen Bedarf. Es ist wohl zu weit ge gangen, wenn der Herr Verfasser behauptet, den meisten Bauersrauen sei die Kochkunst „ein Buch mit sieben Siegeln". Der Beweis für das Gegenteil ist die ganz vorzügliche Ver pflegung, die man bei besser situierten Geschäftsleuten auf dem Lande, z. B. Müllern, findet, deren Frauen aus der Landwirt schaft hervorgegangen sind. Ganz und voll bin ich mit dem Herrn Verfasser gen. Artikels einverstanden, wenn er die Zu stände in den meisten kleinen Schnapsschenken auf dem Lande geißelt, die auch mir von je ein Dorn im Auge waren, wie manches Familtenglück wird in diesen Schankwirtschaften unter graben, wie manchem blühenden jungen Mann, der die Hoff nung und dec Stolz seiner betagten Eltern war, wird das Fuseltcinken dort nicht nach gewisser Methode angelernt; dem Trunkenen wird immer mehr des minderwertigen Schnapses ein. gefüllt, bis er schließlich, seiner Willenskraft nicht mehr mächtig, Dinge begeht, die nur zu oft die schlimmsten Folgen für ihn haben. Wenn der Herr Verfasser weiter schreibt, daß sich der Bauer ost schwer entschließt, sich einem staatlich approbierten Arzt anzuvertrauen, so ist das leider wahr; aber der Grund liegt nicht darin, daß sich der Bauer durch großsprecherische Worte bestechen läßt, sondern wohl ganz allein darin, weil die Kurpfuscher besser mit ihm zu reden wissen, sie gehen mehr auf seine Gedanken ein, sie verstehen ihn besser zu behandeln, sind freundlicher mit ihm, als der studierte Herr Doktor. AuS dem selben Grunde meidet der Bauer so viel als möglich das Gericht und was mit ihm zusammenhängt, schon die bloße Vorladung zu einer einfachen Zeugenaussage erfüllt ihn mit Schrecken. Warum? Ec weiß genau, daß der junge Herr Referendar sich weit über ihn gestellt wähnt, ist bei jenen jungen Herren doch ost die Meinung vertreten, daß sie nicht des Volkes wegen, sondern, daß das Volk ihretwegen da ist. Ist der Bauer von einer Notwendigkeit überzeugt, so wird er auch thun, was ge schehen muß; wenn er bei einer kostspieligen Sache, wie es z. B. das Holen eines Arztes ist, so lange als möglich zögert, so wird Ihm dieses niemand verdenken, der nur annähernd die finanzielle Lage dieses Standes kennt. Bei inneren Krankheiten wird wohl der Bauer stets den Rat und die Hilfe eines wissen schaftlich gebildeten Arztes suchen; wenn er bei Verrenkungen oder dergl. einen sog. Kurpfuscher konsultiert, so thut er dieses wohl nur, weil diese „Wunderdoktoren" oft bewiesen haben, daß sie hierin ebensoviel leisten, wie die ungleich teuren staatlich approbierten Aerzte. Wenn ich in vorstehenden Zellen auszu führen versuchte, daß der Grund zu den meisten Kalamitäten des Bauernstandes darin gipfelt, daß das alte Römerwort: Dostus ills, yui prooni uexotüs patsrna ruia bovus suis oxaraot (Glücklich der, welcher fern von den öffentlichen Acmtern, die väterlichen Fluren mit seinen Ochsen bestellt) sich bei uns in umgekehrtem Sinne bewahrheitet, so will ich doch nicht ver kennen, daß auch ihm gleich jedem anderen Stande große Mängel anhangen. Schwer ist, das bekenne ich frei, der Verkehr mit ihm, mißtrauisch ist er für jede Neuerung und schwer zugänglich für ein offenes Wort. Diese kleinen Mängel sind aber ver schwindend klein im Vergleich gegen jene zwei edlen Perlen, die der Bauer wie kein anderer Stand sich bewahret hat, sich bewahret hat in Sturm und Not, die hell leuchten über seinem einfachen Charakter, denn Gott sei's gedankt, dem Bauer sind die Worte ein Heiligtum: Fürchte Gott und ehre den König. Handel * (Zahlungseinstellungen.) Konkurs wurde eröffnet: über das Vermögen des Gutspachters Christian F. Riedel in Hartau bei Zittau, über das des Kaufmanns Karl Louis Bach mann in Marienberg, Ortsteil Hüttengrund, über das des Kolonialwarenhändlers Ernst Max Gründel, in Firma: E. Max Gründel in CoSwig (Sachsen), über das des Handels mannes Oskar Maximilian Jackie sch in Weinböhla bei Meißen, über den Nachlaß des Privatmanns August Wilhelm Graß in Leipzig-Gohlis, sowie über den des Buchhändlers Johann Gott helf Lotze in Freiberg. Berlin, 18.Januar. (Börsenbericht.) Die heutige Börse eröffnete in festerer Haltung und mit zum Teil etwas höheren Kursen auf spekulativem Gebiet. Die fremden Tendenzmeldungen lauteten ziemlich günstig, boten aber besondere geschäftliche An regung kaum dar. Hier entwickelte sich das Geschäft zum Teil lebhafter. Im Verlaufe des Verkehrs unterlagen die Kurse nur unwesentlichen Schwankungen und der Börsenschluß blieb fest. Der Kapitalsmarkt wies ziemlich feste und ruhige Haltung für heimische solide Anlagen auf; Reichs-Anleihen und Konsols un wesentlich abgeschwächt. Fremde Fonds zumeist fest; Italiener schwach, Mexikaner fester. * München, 18. Januar. Morgen findet hier die Kon stituierung der „Bayerischen Bank" statt unter Mitwirkung des Bankhauses Jakob Landau, der „Nationalbank für Deutsch land", der „Rhein Kreditbank", der „Breslauer-Diskonto-Bank", der „Anglo-österreichischen Bank", der „Magdeburger Privat bank", der Firmen Gutlebcn und Weibert in München, Joseph Kohn Söhne in Nürnberg, B. M. Strupp in Meiningen, Bamberger und Comp. in Mainz und Grohe und Heinrich in Neustadt. Das Aktienkapital beträgt 12 Millionen Mark. "Trautenau, 17. Januar. (Garn- und Flachsbörse.) Geschäftslage wie in der Vorwoche. A * Parts,18. Januar. Die Börse verkehrte bei schleppendem Geschäftsgänge Die Kurse meistens leicht abgeschwächt aus kleine Realisationen. French South African 14, East Rand 132'/„. * Paris, 18. Januar. Nach der amtlichen Zollstatistik be trug der Wert der Einfuhr im Jahre 1897 4000126000 Fres, gegen 3 798 579000 Fres, im Jahre 1896 und der Wert der Ausfuhr 3675613000 Fres, gegen 3400920 000 Frcs. im Jahre 1896. "Havre, 18. Januar. Kaffee good average SantoS pr. März 37,00, pr. Mai 37,50, pr. September 37,75. Be hauptet. Kaffee in New-Aork schloß unverändert. Rio 11000 Sack, SantoS 14 000 Sack. Einnahmen für 2 Tage. * Glasgow, 18. Januar. Roheisen. (Schluß.) Mixed number« warrantS 45 sä. 11 ä. Warrants Middlesborough DI 10 sir. 9^/, ä. * Liverpool, 18. Januar. Bei der gestern eröffneten Wollauktion war die Tendenz ruhig. Preise unregelmäßig. Ordinäre Wolle '/< Penny billiger. Verkauft wurden 3254 Ballen. * New-Jork, 18. Januar. Weizen-Verschiff ungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver einigten Staaten nach Großbritannien 130 000, do. nach Frank reich 41000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 49 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 148000 do. nach anderen Häfen des Kontinents 24 000 QrtS. Kamllieu-Rachrichteu au- -er Leipziger Zeitung. Geboren: Ein Knabe: Herm Amtsrichter vr. jur. Ginsberg m Dresden. — Ein Mädchen: Herrn Amtsrichter vr. Esche in Dresden. Gestorben: Herr Eberhard Auerbach in Leipzig-Gohlis; Herr vr. weck. Emil Homilius in Dresden; Herr Stadtrat Oskar Richter in Leisnig: Frau H. E. verw Holle geb. Schomburgk in Friedeburg bei Freiberg: Frau M. Th. Zeidler geb. Leine in Meißen; Herrn Reg.-Assessor vr. Raschke in Neugruna-Dresden ein ckmonatl. Sohn.
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