Volltext Seite (XML)
56 gens daS Regiment durch die Nachricht erschreckt wurde, daß die am Abend zuvor aufgestellte Wache während der Nacht spurlos verschwun den war. Alle Nachforschungen, welche man anstellte, waren vergeb lich, und die verschiedenen Vermutbungen, welche die Soldaten auS- sprachen, gleich unwahrscheinlich. War der Mann die Beute eines Jaguars oder eines Bären geworden? Das war nicht möglich, weil dann der Boden deutliche Spuren irgend eines Kampfes gezeigt haben müßte. War eine Desertion im Spiele? Schwerlich; denn wenn der Flüchtling auch der Rache des Gesetzes entkam, so stand ihm in den endlosen Wäldern ein unvermeidlicher Tod durch die Wilden bevor. Oder hatte ein Indianer den Unglücklichen umgebracht? Auch das war nicht anzunehmen, da die kriegerischen Stämme sich sämmtlich weit nach Süden hingezogen hatten, um sich mit der englischen Armee zu ver einigen, und da man seit mehr als einem Monate auch nicht den Schatten eines Huronen bemerkt hatte. Das Entsetzen erreichte den höchsten Gipfel, als der zweite Wach mann, ein tüchtiger, unerschrockner Soldat auS der Normandie, auf gleiche Weise verschwand. Das Geheimnis; des Mordes, die Urplötz lichkeit desselben, welche den Opfern nicht einmal gestattete, einen Schrei auSzustoßen, eröffnete der Einbildungskraft ein endloses Feld, so daß selbst die Mutbigsten bei dem Gedanken an die nächste Nacht sich eines kalten Schauers nicht erwehren konnten. Um das dumpfe Murren der Soldaten, das fast den Charakter einer Cmpörung annahm, zu beschwichtigen, hielten eS die Offiziere für angemessen, die künftige Versetzung des Postens durch daS Loos be stimmen zu lassen. Die Compagnie, welche den Dienst hatte, wurde daher im Kreise aufgestellt, und der General Montcalm selbst erschien bei der Losung. Man wählte, um den Helm mit den verbängnißvollen Karten zu halten, den ältesten Mann der Compagnie, Namens Peter, einen El-