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126 nun Zeit, über die wunderbaren Schicksale nachzudenken, die mich seit meiner Ankunft in Amerika betroffen hatten. Am folgenden Tage hatte ich das Vergnügen, meinen guten Godet wiederzusehen. Er war nach Parida geritten, um nach dem mir ge stohlenen Maulthiere zu forschen; aber obgleich er den Dieb aufge funden hatte, waren doch alle seine Bemühungen, das Thier oder we nigstens die Ladung desselben wiederzuerlangen, ohne Erfolg geblieben. Wie ich später erfuhr, hatte der Dieb mit dem Richter die Beute ge- theilt. Der treue Diener war außer sich vor Freude, als er sah, welche Veränderung während seiner Abwesenheit mit mir vorgegangen war, und konnte lange Zeit keine Worte finden, um mir auf meine Frage, wie er aus der Todesreise herausgekommen sei, eine verständliche Ant wort zu geben. Endlich erzählte er mir Folgendes: „Sie erinnern sich wohl noch, daß unser zweites Maulthier, durch die furchtbaren Sandhosen erschreckt, sich von dem Riemen, an dem ich eS hielt, los riß und wie toll in die Wüste hineinjagte. Ich kannte den Werth seiner Ladung, und überdies trug es den Wasserschlauch, von dessen Erhaltung unser Leben abhing; ich eilte ihm also nach, ohne Ihren Befehl abzuwarten, indem ich versuchen wollte, es mit dem Lasso wieder einzufangen. Ich war aber noch nicht weit gekommen, als ich dermaßen in Staubwirbel eingehüllt wurde, daß ich nicht zwei Schritte weit sehen konnte. Nach einigen Minuten senkte sich zwar der Staub, aber das Thier hatte unterdessen einen solchen Vorsprung gewonnen, daß ich wohl eine Stunde scharf reiten mußte, ehe ich eS einholte. Nach mehreren mißlungenen Versuchen war ich endlich so glücklich, den Lasso um seinen Hals zu werfen; aber nun wußte ich nicht, wo hin ich mich wenden sollte, um wieder zu Ihnen zu gelangen. Zn der Hitze der Verfolgung hatte ich mir die Richtung, die das flüchtige Thier eingeschlagen hatte, nicht gemerkt, und auf der Erde war jede Spur durch den heftigen Wind und die wirbelnden Sandmaffcn ver-