103 „Die Navajos sind aber doch geschworene Feinde der Neu-Mexi kaner!" rief ich verwundert. „Wie kommen sie hierher? Wie können sie eS wagen, nach so vielen von ihnen verübten Räubereien und Mordthateu in die Residenz des Gouverneurs zu kommen?" „Wer weiß," antwortete Bernet, „ob sie nicht deshalb hier sind, um mit dem Gouverneur einen neue» Raubzug zu verabreden? Hier wenigstens ist man allgemein der Meinung, daß er mit ihnen unter einer Decke steckt und von dem Ertrag ihrer Räubereien immer seinen Antheil erhält." „Entsetzlich!" rief ich. „Der Gouverneur, der die Provinz schützen soll, verräth sie an ihre grimmigsten Feinde? lind was sind das für Feinde, mit denen er es Hält! Wie ich höre, sind die Navajos Men schenfresser." „Das sind sie auch. Sehen Sie die Bursche in diesem Augenblick genau an, wie begehrlich sie auf das pausbäckige Kind blicken, das sich instinctmäßig vor ihnen zu fürchten scheint! Ein Glück für den Knaben, daß es Heller Tag ist; sonst würde er bald unter einer der gestreiften Decken verschwinden." „Ist das Ihr Ernst, Bernet?" fragte ich voll Entsetzen. „Verlassen Sie sich daraus, daß ich nicht scherze. Godet wird meine Worte bestätigen; er ist, wie Sie wissen, längere Zeit als Ge fangener bei den Navajos gewesen." „Es ist so, wie Herr Bernet sagt," bestätigte Godet. „Navajos und Apachen schleppen auf ihren Raubzügen alle Kinder mit fort, die in ihre Hände fallen. Einige derselben werden zu Sklaven aufgezogen, die meisten aber werden an hohen Festtagen dem Götzen als Opfer geschlachtet und dann verzehrt." „Und wie gelang es Ihnen, Ihre Freiheit wieder zu erlangen?" fragte ich. „Ein Häuptling der Navajos," antwortete Godet, war von den