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52 Konsession und Dichtung die Kraft versagte und er ihn liegen ließ. Andrerseits jedoch sah Goethe wohl ein, daß dieser Not des Dichters durch eine einfache Repristination nicht zu helfen fei. Mag er auch mit einem Gefühl der Bewunderung auf Calderon und seine Zeit geblickt haben, er findet doch im gleichen Atemzug einen „Lebensvorteil" darin, gleich Shakespeare als Protestant, d. h. als ein von der Übermacht des Objektiven befreiter und subjektiv selbständiger Mensch geboren zu sein.*) Auch wir haben uns neuerdings wieder stärker von dem Gedanken durchdringen lassen, dem Goethe in dem erwähnten Gespräche mit Ecker mann Ausdruck gibt. Speziell in dem Kultur- und Literaturprogramm des Gralbundes spielt diese Lieblingsidee Richard v. Kraliks eine Rolle und wird in Theorie und Praxis mit einem Eifer vertreten, der nur erfreulich sein könnte, wenn auch die zur Verwirklichung angewandten Mittel mit der Weisheit der Erkenntnis in Schulterhöhe stünden. Aber wenn ich auch prinzipiell hier wie in so manchen anderen Punkten mit den Wienern einverstanden bin und gerne zusammengehe, in den Mitteln und in der Methode scheiden sich unsere Wege. Ich bin weit entfernt, zu glauben, daß der Pflege von Literatur und Kunst durch die Katholiken in bezug auf unsere Frage genugsam gedient sei durch die einseitige Betonung der Autorität, durch den Hinweis auf Romantik und Mittelalter und durch die daran anknüpfende Erneuerung der Stoffwelt unserer Mytho logien, Sagen und Legenden. Ich glaube es nicht etwa deshalb, weil ich den Wert dieser beiden Faktoren unterschätze, sondern gerade weil ich diese Faktoren in hinreichender Schätzung weiß und weil ich keines wegs hier den Punkt sehe, wo für das Kunstschaffen der Hebel anzusetzen wäre. Die Verschiedenheit des Vorgehens liegt denn auch in einem ganz anderen sür die beiden Gruppen wesentlich bezeichnenden Umstand begründet. R. von Kralik sieht die gesamte Literaturbetätigung der Katholiken mehr oder minder als ein Korrektiv gegenüber dem allgemeinen Literatur geist der Zeit an und erläßt daher seine Proklamationen immer mit der agitierenden Einseitigkeit des Kulturpolitikers. Ich stehe im Gegensatz hiezu auf dem Standpunkt, daß wir Katholiken durchaus keine Veran lassung haben, uns sozusagen mit einer ergänzenden Rolle zu begnügen, indem wir in unserem Wirken die dem jeweiligen Zeitgeist entgegen gesetzten Eigentümlichkeiten mit bewußter Ausgleichungstendenz entwickelten oder zur Schau stellten. Ein solches halbschichtiges Tun entspricht weder 1) Werke. Ausgabe Hempel, 29. Teil, Seite 605.