II. Literarische Kämpfe. A^eim Erscheinen dieser Schrift werden zehn Jahre verflossen sein, daß zum erstenmal die Frage nach Wert und Umfang der literarischen Betätigung der deutschen Katholiken aufgerollt worden ist. Zehn Jahre sind wohl hinreichend, eine Bewegung um Interessen, die nur künstlich und ohne tiefgehendes Bedürfnis der Allgemeinheit hervorgetreten sind, verebben und erlöschen zu lassen. Hat sich die heftige Erregung, die damals von der Schrift „Steht die katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit? Eine literarische Gewissensfrage von Veremundus", — und einer Duplik: „Die literarischen Aufgaben der deutschen Katholiken" (Mainz 1899) ausging, inzwischen an dem „Widerstand der stumpfen Welt" beruhigt, oder sind wir berechtigt, von ihrer Dauer auf ihre innere Echtheit und damit auf ihre Fruchtbarkeit zu schließen? Diese Frage stellen, bedeutet für den aufmerksamen Beobachter unserer literarischen Verhältnisse, sie im letzteren Sinne bejahen. Mehr als je stehen wir heute nach zehnjähriger Besinnung stark bewegt vor den Problemen, die im Jahre 1898 zur Aussprache und Herausforderung drängten, und wenn wir auch mit größerer Ruhe und Klarheit unseren Besitzstand überschauen, so hat die Zeit noch nicht vermocht, die Gegen sätze abzuschleifen noch den Streit der Geister zu schlichten. Ja, man muß sagen, die Gegensätze haben sich in mancher Hinsicht verschärft. Das kann vom guten, aber auch vom bösen sein. Wenn wir in dieser Zu spitzung nur ein abgekürztes Verfahren sehen dürften, die Entwicklung zur Krifis zu treiben, so könnte man sich mit der Sachlage rasch abfinden und beruhigen. Leider hat sich jedoch im Fortgang der Dinge gezeigt, daß nichts schwerer ist, als eine aufsteigende Bewegung frei zu halten von dem, was der Förderung allgemeiner geistiger Interessen