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119 leuchtende Vorbild Wolfgangs, der ihn sogar einem ver irrten Schäslein als Muster aufstellt mit den Worten: „wenn du einmal nicht mehr weißt, was Christentum ist, dann gehe hinauf zu ihm." Von der Geistlichkeit im „Ewigen Licht" wäre noch allerlei zu erzählen, z. B. von dem unsittlichen Kaplan oder von Lucian, der — nach einem sozialistischen Agitatorleben und mit Ehebrüchen auf dem Gewissen — sich aus rein natürlichen Gründen für den Priesterstand entschließt und nicht deshalb von Wolsgang umgestimmt wird, sondern nur, weil nichts mehr mit der Religion im Volke zu machen sei. „Ich sage es dir, junger Mensch, wenn alle Sünder Gnade finden am jüngsten Tage, wir Priester finden keine. Uns sind die Seelen zur Hut gewesen, wir haben sie ver loren. Uns ist das Licht gegeben gewesen, und wir sind dumm geworden." Wir? ja wenn das die echten Priester wären, wie sie Rosegger kennt, diese schwachsinnigen Zerr bilder apostolischer Lehrer, welche weiter nichts sind als natürliche Leiter von Bauerngemeinden und nicht ein Fünkchen Ahnung von der wahren Höhe ihres Berufes oesitzen, daß sie, auserkoren unter Tausenden, als Stell vertreter Jesu Christi den mystischen Kalvarienberg besteigen dürfen, Opserer ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech, Vermittler zwischen Himmel und Erde. Wenn Andersgläubige sich ein falsches Ideal vom katholischen Priester zurechtlegen, w-e der Jude Karl Emil Franzos in seinem „Kampf ums Recht", wo auch den Jesuiten die Milde des „echten Priesters" gegcnübersteht, oder wie der Protestant Friedrich Spielhagcn') in dem Von Spielhagen hat Rosegger sehr viel gelernt, nur nicht das, was auch M. Herbert von ihm gelernt hat, die