Volltext Seite (XML)
17 Hauptwerke sind die sieben Bücher „Über den jüdischen Krieg“, ursprünglich in seiner Muttersprache, aramäisch abgefaßt, dann griechisch überarbeitet und um das Jahr 75 dem Kaiser Vespasian dargebracht, und zwanzig Bücher „Jüdische Archäologie“, welche die Geschichte des jüdi schen Volkes von Anfang bis zum Ausbruch des Krieges gegen die Römer darstellt und im Jahre 93 oder 94 fertig geworden ist. In dieser „Jüdischen Archäologie“, und zwar gemäß der chronologischen Stoffverteilung im achtzehnten Buch, müßte Josephus, dessen Eltern und bejahrtere Anver wandte und Bekannte die Hinrichtung des Propheten von Nazareth unzweifelhaft miterlebt, ja vielleicht mit angesehen haben, eingehend von Jesus sprechen, wenn er die messianische Hoffnung des jüdischen Volkes in ihrer wahren Bedeutung als Hauptantrieb zum Aufstande gegen Rom darlegen würde; aber davon zu sprechen hat er gerade mit Fleiß vermieden, augenscheinlich um sein Volk nicht dem Gespött preiszugeben und zugleich seine kaiserlichen Gönner nicht zu verletzen. Und so gedenkt er denn erst im zwanzigsten Buch nur gelegent lich und unabsichtlich des Nazareners da, wo von dem Tode seines Bruders Jakobus die Rede ist (9,1); dieser wird nämlich als Bruder „des Jesus, dessogenann ten Christus“, bestimmt. Freilich haben wir in unseren Josephus-Ausgaben, deren älteste Handschriften aus dem zehnten und elften Jahrhundert stammen, in dem besondere Erwartung er weckenden achtzehnten Buche noch eine Stelle (3,3), an welcher über Jesus ein föimliches Bekenntnis abgelegt wird; 24 ) aber diese Worte sind unmöglich von Josephus niedergeschrieben, weil sie nur von einem Christen her- Gundlach, Eine neue Reformation! 2