21 mit Sicherheit sagen, daß es auf den Berichten unserer drei ersten Evangelien beruhte und ziemlich spät im zweiten Jahrhundert erwachsen war. 28 ) Daß unsere Hoffnung auf Vermehrung oder Er gänzung unserer Evangelienschriften nicht eitel ist, be weist das „Petrus-Evangelium“, welches bis zum Winter 1886/87 nur dem Namen nach, aus Hindeutungen des Bischofs Serapion von Antiochien (um 200) und des Origenes, bekannt war. Erst zu der angegebenen Zeit wurde in Akhmam in Oberägypten in einem christlichen Grabe eine dem achten oder neunten Jahrhundert an gehörige Pergamenthandschrift aufgefunden, welche 1892 veröffentlicht wurde und unter anderen ein Bruchstück des angeblich von Simon Petrus verfaßten Evangeliums enthält. Das Bruchstück bringt die Leidens- und Auf erstehungsgeschichte Jesu zur Darstellung, beginnend mit dem Schlüsse der Gerichtsszene vor Pilatus und endigend mit der Einleitung zu der ersten Erscheinung des Auferstandenen vor Petrus und den anderen Jüngern. Ein Vergleich mit den kanonischen Evangelien lehrt, daß diese der fälschlich dem Apostel Petrus zugeschriebenen Erzählung zugrunde liegen, welche nur legendenhaft aus gesponnen ist und lediglich durch eigenmächtige Ab weichungen den täuschenden Schein besseren Wissens empfangen hat; da der Verfasser die Anzeichen des Leidens und der Gottverlassenheit in dem sterbenden Jesus getilgt hat, so verrät er damit doketische An schauung, jene von der Kirche bekämpfte ketzerische Auf fassung, welche die Vergöttlichung des Messias bis zu der Behauptung trieb: sein Leib sei auch während seines Wandels hier auf Erden nur scheinbar ein irdischer ge wesen. Darum kann nicht angenommen werden, daß das