18 rühren können und Josephus eben kein Christ war. Die Stelle muß also von christlicher Hand eingeschwärzt sein; und das wird dadurch bestätigt, daß der Kirchenvater Origenes, ein genauer Kenner der „Jüdischen Archäo logie“, der im Jahre 254 starb, noch nichts von dieser Stelle weiß. Da derselbe Origenes die erste Stelle wohl anführt, aber sie in einer verfälschenden Ausführung wiedergibt, welche nicht in den allgemeingültigen Wort laut der „Jüdischen Archäologie“ übergegangen ist, 25 ) so zeigt dieser Sachverhalt, wie früh schon die Christen darauf ausgingen, Propaganda für ihren Messias zu machen, und um dieses Zweckes willen auch nicht vor Fälschungen selbst in ihnen sonst abgeneigten Büchern zurückschraken. Das bedeutendste Ergebnis der Heranziehung der Schriften des Josephus ist nun, daß Jesus von Nazareth überhaupt in einer nichtchristlichen Schrift seines Jahr hunderts genannt und gegen allen übertriebenen Zweifel als Erdenbürger bezeugt wird. Ein Werturteil über ihn ist damit allerdings noch nicht gewonnen; denn noch steht Partei gegen Partei, Aussage gegen Aussage: der Jude Josephus gegen das christliche Neue Testament, die Bestreitung der Messiaseigenschaft gegen ihre Be hauptung — wenn auch die von christlicher Seite unter nommenen Fälschungsversuche durchaus nicht geeignet sind, eine günstige Meinung für diese Partei aufkommen zu lassen. Es ist demnach unabweisbar, die christlichen Schriften einer genauen Prüfung zu unterziehen. 1 Die aus dem christlichen Altertum überlieferten Schriften werden von der Kirche in kanonische und apo kryphe, in maßgebende und unechte, eingeteilt. Eine