„Petrus-Evangelium“ früher als etwa in der Mitte des zweiten Jahrhunderts entstanden ist. 29 ) Da die apokryphen Evangelien wie die übrigen apo kryphen Schriften, welche für die Geschichte Jesu in Be tracht kommen, nicht über das Jahr 100 in das Urchristen tum hineinreichen und zugleich auf den Berichten der kanonischen Evangelien beruhen, so ist nicht wahrschein lich, daß in sie eine bessere Kenntnis sich gerettet habe; denn einige anscheinend genauere Angaben, wie sie das „Hebräer-Evangelium“ bietet, können darüber nicht be irren, weil eben fortschreitende legendenhafte Aus schmückung eine solche größere Genauigkeit mit sich bringt. Die Apokryphen, soweit sie uns vorliegen, recht fertigen also nicht den Verdacht, daß die Kirche in ihnen gute, aber ihr unbequeme Nachrichten über Jesus verfolgt und darum die Schriften als unechte gebrandmarkt habe; vielmehr kann die historische Forschung nicht umhin an zuerkennen, daß mit den zurzeit bekannten Apokryphen nur minderwertiges Material aus dem Kanon des Neuen Testaments ausgeschlossen ist. Daraus folgt nun aber keineswegs, daß die Um kehrung richtig, daß mit den Schriften des Kanons nur zuverlässiges und in jeder Schrift ebenmäßig zuverlässiges Material zur Anerkennung gelangt ist: schon die Ent stehung des neutestamentlichen Kanons macht diese Auf fassung zunichte. Jesus und seine Jünger waren fromme Juden, welche an nichts weniger dachten als an die Hervorbringung neuer heiliger Schriften, welche ihren alten, dem Gesetz und den Propheten, hätten an die Seite treten sollen; sie wollten nur das verknöcherte Gesetz mit neuem Leben