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Erste Rede. Christentum und Christenheit ist die — innerlich und äußerlich verstandene — Gefolgschaft des Propheten Jesus von Nazareth, der den griechischen Beinamen Christus, gleich dem hebräischen Messias, d. h. Gesalbter (Gottes) führt; Christ ist also derjenige, welcher, wie einst die Jünger diesem Jesus auf seinen Predigtfahrten durch Palästina auch körperlich folgten, so geistig seiner Lehre Folge leistet. Bei der großen Verschiedenheit, welche in der Auf fassung seiner Person und seiner Lehre herrscht, er geben sich aber sofort die Fragen: Wer ist Jesus von Nazareth in Wirklichkeit gewesen? und Was hat er eigent lich gelehrt? Die Kirche, welche sich als die Hüterin seiner Hinter lassenschaft betrachtet, verweist auf die in dem Neuen Testament gesammelten Schriften als auf die maßgebenden Zeugnisse von Jesus und seiner Lehre. Allein schon ein flüchtiger Blick in diese Schriften reicht hin, zu erkennen, daß in ihnen ein heißer Eifer glüht, den Leser zum Glauben an Jesus als den Messias anzuwerben, daß in ihnen eine bestimmte Absicht waltet und vielfach die Aussagen über Jesus und seine Lehre bedingt. Die wissen schaftliche Forschung darf sich aber nicht für irgend eine Partei einfangen lassen; sie muß es verstehen zu unter scheiden zwischen dem wahren Kern der Aussagen und