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DREI GERMANISCHE BRANDGRÄBER AUS DER UMGEBUNG VON RIESA Von Alfred Mirtschin BOBERSEN Am 4. Oktober 1951 spielte der zehnjährige Joachim Busch in einem Sand loch im Garten des Hauses auf Parzelle 12a in Bobersen. Dabei stieß er an einer Wand auf eine Urne, die er behutsam herausarbeitete. Außerhalb des Sandlochcs schüttete er den Leichenbrand aus. Dann wurde ich auf Ver anlassung der Eltern herbeigerufen. An der Wand sah ich noch den Abdruck, den die Urne in dem feinen dunklen Sand der Flugsanddüne hinterlassen hatte, die sich auf dem rechten Elbufer gegenüber der Riesaer Hafenmündung erstreckt. Die Bodentiefe betrug 0,66 m. Bodenverfärbungen oder Stein setzungen waren nicht vorhanden. Aus dem noch zusammenliegenden Leichen brand las ich zwei eiserne Fibeln, einen Zungengürtelhaken und ein eisernes Bruchstück heraus. Unweit dieser Fundstelle fand sich 1899 beim Gast hofbau ein spätlatenezeitliches Grab 1 ) und am 29. Februar 1936 in der Nähe des Gasthofes ein zweites, Grab 2 ), dessen Deckschüsselprofd wohl auch in diese Zeit weist. Die Funde verwahrt das Heimatmuseum Riesa. Der hohe Topf ist bis auf den schwach beschädigten Mündungsrand und eine Griffleiste vollständig erhalten. Der Boden ist schwach konkav und schräg ahgesetzt. Die Wandung schwingt leicht auswärts. Der kurze Hals richtet sich schräg nach außen und ist dachförmig verstrichen, innen scharfkantig abgesetzt. Der Rand ist etwas verdickt., Kurz unter dem Halsansatz sitzt eine senkrechte Griffleiste. Von der gegenständigen ist nur die Ansatzstelle wahrnehmbar. Dunkelbraun mit hellen Flecken, Bruch schwarz, Oberfläche glatt, Ton enthält Sand und wenig Glimmer. Maße: Höhe 27,2 cm; größte Weite 23,5 cm (in 16,8 cm Höhe); Mündungs durchmesser 17,5 cm; engster Halsdurchmesser 16 cm (in 26,2 cm Höhe); Bodendurchmesser 10,8 cm; Wandstärke 0,7 cm (am Rand). Nr. 4476. Abb. 1. Die Deckschüssel war über den Topf gestülpt und stark beschädigt. Ein Teil des Halses fehlt. Die gerade ansteigende Wand schwingt in eine kurze Schulter 1) A. Mirtschin, Germanen in Sachsen, 1933, S. 14 ff. 2) A. Mirtschin, Neue westgermanische Grabfunde in Riesa und Umgebung, in: Unsere Heimat, Beilage zum Riesaer Tageblatt, 9. Jg-, 1936, Nr. 22, Abb. 9. 401 26/IV