Volksmedizin, sowohl bei semitischen als auch bei indogermanischen Völker schaften. Dioskurides, der große griechische Arzt und Gelehrte des ersten Jahrhunderts u. Z., hat das Wissen hierüber in seiner Arzneimittellehre über liefert und dabei auch aus babylonischen Quellen geschöpft. Bei den Babyloniern wie bei den Assyrern, Persern und Römern galt das Tragen eines solchen Adlersteines am linken Arm als Schutz gegen die gefürchtete verfrühte Aus stoßung der Leibesfrucht während der Schwangerschaft. Babylonische Siegel zylinder aus Jaspis, dem Gebärsteine, weisen auf weitere Heilwirkungen der Adlersteine hin 5 ). Es empfehlen aber nach Hovorka-Kronfeld auch alt russische medizinische Vorschriften die Anwendung des opob kaMeHb (Adlersteines), und zwar zur Erleichterung der Niederkunft und der Geburts wehen 6 ). Abb. 1. Magdeborn, Kr. Leipzig. Tönerne Klapper. 1:2. Ist somit einer ganzen Reihe indogermanischer Völkerschaften Kenntnis und magischer Gebrauch dieser natürlichen Klappersteine zu eigen — sei es durch Überlieferung aus der ihnen gemeinsamen indogermanischen Urzeit oder durch Entlehnung aus dem Vorderen Orient —, so darf man sie auch bei den Her stellern der jungbronzezeitlichen und früheisenzeitlichen Tonklappern des Urnenfelderkreises annehmen, zumal Wanderungen seines Volkstums und seiner Kultur weithin südöstlich stattfanden und die Ausdehnung des Hallstattkreises bis gegen den Kaukasus hin die Berührung mit den uralten Kulturen der vorderasiatischen Bergvölker bewirkte. Die im Hall stattkreis Mitteleuropas auftretenden Klapperbleche als Anhänger in Ver bindung mit anderem unheilabwehrenden Behang gehören zu der Gegen strömung aus dem eurasisch-vorderasiatischen Grenzraum und sind nach J. Wiesner mit der dort heimischen Zucht des Reitpferdes und seinem Behang entwickelt worden 7 ). Wäre die Kenntnis von Klappersteinen nicht schon im endbronzezeitlichen und früheisenzeitlichen Kulturraum Mittel- 5) Hovorka-Kronfeld, Vergleichende Volksmedizin, II., S. 564. ®) Hovorka-Kronfeld, a. a. ()., I., S. 8. ’) J. Wiesner, Vor- und Frühgeschichte der Mittelmeerländer, 1943, II. Teil, S. 99.