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Reihen solcher Doppelstiche verlaufen in der Längsrichtung mit ungleichen Abständen voneinander. Sie berühren sich fast nach oben hin, lassen aber das untere Ende der Klapper frei. Eine der senkrechten Reihen biegt unten in waagerechte Richtung um (Abb. 1 rechts) und begrenzt so im Dreiviertel kreis die Musterung nach unten. An dieser Stelle hat der Hersteller mit einiger Sorgfalt wohl zu mustern begonnen, bei den letzten Reihen aber mit zu nehmender Flüchtigkeit geendet (Abb. 1 links). Weitere Funde von Klappern aus dem slawischen Kulturbereich sind dem Ver fasser nicht bekannt geworden. Eine südrussische Klapper in Eiform aus der jüngeren Kubangruppe der skythosarmatischen Periode (hellenistisch römische Zeit; Frauengrab), gefunden bei Armavir, ist räumlich weit entlegen und kann ohne Zwischenfunde nicht leicht mit unserem Stück in Verbindung gebracht werden 1 ). Zu den zahlreichen vielgestaltigen Klappern der jüngeren Rronzezeit, der Hallstatt- und Latenezeit fehlen über lange Jahr hunderte hinweg gleichfalls die Verbindungsstücke. Sonst könnte eine der unseren recht ähnliche eiförmige Klapper der Lausitzer Kultur mit gleicher maßen angeordneten Stichreihen von Thallwitz, Kreis Wurzen (Museum Reichenfels), an ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen jüngerem und älterem Stück denken lassen 2 ). Ist also trotz dieser Formgleichheit die jüngere doch nicht von der älteren Klapper herzuleiten, so bleibt die Frage offen, ob hier eine Konvergenzerscheinung vorliegt oder ob etwa beiden Stücken ein gleiches Vorbild zugrunde gelegen hat. W. Frenzel hat in einer Besprechung der ei-, birnen- und flaschenförmigen Lausitzer Klappern des Bautzner Museums an das Naturvorbild der Flaschen kürbisse gedacht, ohne freilich zureichende Gründe für diese Annahme bei zubringen 3 ). Mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit darf ein mineralisches Vorbild herangezogen werden, nämlich die sogenannten Klapper- oder Adler steine (Aetites), das sind Toneisensteine, die eine Abart des Spateisenerzes (Siderits) darstellen, durch sphäroidische Formgebung und schalige Struktur gekennzeichnet sind und in einem geschlossenen Hohlraume einen oder mehrere abgesonderte Kernstücke (Konkretionen) enthalten, die den Stein klappern lassen. Der lateinische Name ist nach Plinius davon abzuleiten, daß sie in Adlernestern gefunden würden. Diese Steine ähneln nicht nur als Sphäroide den Rundformen der Klappern 4 ), sondern spielen auch seit sehr frühen Zeiten eine außerordentliche Rolle in der 1) M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte, XIII, Tafel 42D, e. 2 ) Frenzel, Radig, Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, 1934, Abb. 66. a ) Bautzener Geschichtshefte, IV, 1926, S. 184. “) G. Wilke, Die Heilkunde in der europäischen Vorzeit, 1936, S. 192, Abb. 42. Der hier vom Verfasser gezeichnete Klapperstein hat eine gedrückt eiförmige Gestalt und enthält eine doppelte Kern konkretion. Er stammt vom Wachberg bei Taucha, Ortsteil Dewitz, wo bronzezeitliche und latenezeitliche Brandgräber geborgen wurden.