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Ähnliche Feststellungen über die Zeitstellung legen die Scheibenfibeln mit einer Auflage aus gewölbtem oder konischem Silber- oder Bronzeblech nahe. Im allgemeinen sind freilich bei den aus Brandgräbern stammenden mittel deutschen Stücken die Blechauflagen zerstört und nur die Grundplatten erhalten. Immerhin gibt es eine ganze Anzahl, bei denen Reste des gewölbten Blechs erhalten sind oder die durch das Vorhandensein eines längeren Mittel niets oder des zu seiner Aufnahme dienenden Lochs in der Grundplatte sich als zu dieser Gruppe gehörig erweisen. Es würde hier zu weit führen, alle mitteldeutschen Stücke anzuführen 52 ). Bei vielen ist überdies die Gruppen zugehörigkeit nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Die Häufigkeit im germanischen Gebiet hatte Almgren 53 ) zur Annahme germanischer Entstehung geführt, viele Forscher sind ihm darin gefolgt 54 ). Barthel hat dagegen auf Grund der Vorkommnisse in Limeskastellen Heraus bildung auch der Spiralscheibenfibeln im provinzialrömischen Gebiet an genommen 55 ). Von Uslar folgt ihm mit Vorbehalt 56 ). Nun hat neuerdings J. Werner 57 ) für eine Sondergruppe, die Scheibenfibeln mit konischem Blech belag und profilierten Silberstiften, dargelegt, daß sie gegen Ende des 2. Jahr hunderts im römischen Gebiet (Belgien) ausgebildet wird, dort sich in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts weit verbreitet, auch ins germanische Gebiet kommt und hier von einheimischen Handwerkern übernommen und weitergeführt wird. Die hochentwickelten Prachtformen vom Typ Dienstedt sind auf das germanische Gebiet beschränkt 58 ). Eine ähnliche Entwicklung ist für die Scheibenfibel mit dosenförmigem Blechbelag anzunehmen. Auch bei ihr mag es sich um eine ursprünglich provinzialrömische Form handeln, die dann von germanischen Werkstätten übernommen wird. Sie dürfte ebenso wie andere Scheibenfibeln in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts entstanden sein, lebt dann aber lange fort, wie eine Anzahl geschlossener Funde einschließlich dessen von Wiederau belegt. Ob die Prachtfibeln vom Typ Dienstedt jünger als die einfachen Stücke sind oder als Erzeugnisse für den Bedarf einer sozialen Oberschicht arbeiten der Werkstätten den älteren, einfachen noch parallel laufen, kann hier 52) Hier muß wieder auf Mildenberger, Brandgräber, verwiesen werden. 53) O. Almgren, Studien über nordeuropäischc Fibelformen, 2. Aufl., Leipzig 1923, S. 103f. 54) Vgl. dazu Uslar, S. 113. 55) Der Obergermanisch-Rätische Limes des Romerreichs II B, Nr. 8, Heidelberg 1909, S. 82 ff. 56) Uslar, S. 113f. 57) J. Werner, Die beiden Zierscheiben des Thorsberger Moorfundes, Berlin 1941, S. 23 ff. 58) Den von J. Werner angeführten Stücken sind die Fibeln von Freienbessingen nachzutragen: Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 16, 1940, S. 256f. und Tafel 62, 1 und 2 (P. Grimm). Bei zahlreichen anderen mitteldeutschen Stücken ist nicht zu unterscheiden, ob sie zu der von Werner behandelten Form mit konischer Auflage oder zu den Fibeln mit flach dosenförmigem Belag gehören, denen auch die von Werner, S. 24, Anmerkung 4 bis 6, angeführten Beispiele aus dem nördlichen Elbgebiet und aus Wechmar zuzuordnen sind. Zu letzteren vgl. Mitteilungen des Vereins für Gothaische Geschichte und Altertumsforschung 30, 1937/38, Abb. 38 und 40 (G. Florschütz).