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SaS landwirWaftWe Matzproblem in DMWand vor Md naÄ dem Kriege, unter der besonderen VeriWchtMMg der Gegenwart Die Genossenschaften sind entstanden zum Schutze gegen besser organisierte und stärkere Berufsstände. In der relativ kurzen Zeit von reichlich fünfzig Jahren hat sich das landwirt schaftliche Genossenschaftswesen ebenfalls zu einer festen und machtvollen Organisation entwickelt. Trotz Behinderung des Ausbaues der Genossenschaften durch Krieg, Inflation und durch das Versagen einzelner Genyssenschaftsleiter hat sich das Genossenschaftswesen doch als durchaus gesund erwiesen und schwere Rückschläge, besonders die der Inflation, überwunden. Die Genossenschaften entstanden aus der Initiative der Selbstverwaltung und der Selbstverantwortung und sind — das sei hier vorweggenommen — heute mehr denn je die be rufensten Vereinigungen zum Schutze der deutschen Landwirt schaft. Das Ziel, das Raiffeisen bei der Gründung der Ge nossenschaften im Auge hatte, war die Erziehung der Land bevölkerung — das heißt die sittliche und geistige Hebung und die Unterstützung der wirtschaftlich Schwachen — durch eine Organisation, die Genossenschaft. Die Schlagkraft dieser Or ganisation konnte nur in einer Zusammenfassung aller — in diesem Sinne gegründeten — Genossenschaften erzielt werden. Der Grundsatz der Zentralisation mußte vorherrschend sein, um aus diesem Wege den einzelnen Genossenschaften wieder raten und sie beaufsichtigen zu können. Um den kapitalistischen Geist und sich der folgenden kapitalistischen Entartung sern- zuhalten, hätte Raiffeisen die Dividende am liebsten nicht ausgezahlt und gestattete sie nur bis zur Höhe des üblichen Zinssatzes. Die Leitung der Geschäfte sollte unentgeltlich gemacht werden, nur ganz geringe Vergütungen sollten ge zahlt werden. Weiter dürfen nach Z 6 nur solche Genossen schaften ausgenommen werden, die satzungsgemätz st) nur Personen als Mitglieder aufnehmen, die in einem bestimmten, unbeschadet der Lebensfähigkeit der Genos senschaft, möglichst eng begrenzten Vereinsbezirke ihren Wohnsitz haben; e) für Geschäftsanteile keine Dividende zahlen, welche dem von dem Vereinsschuldner für Darlehen zu zahlenden Zinssatz übersteigt und keinem Mitgliede die Erwerbung von mehr als einem Geschäftsanteil gestatten; Z) an kein Verwaltungsorgan mit Ausnahme des Geschäfts führers Vergütung für Mühewaltung zahlen, sondern nur die baren Auslagen erstatten; e) aus dem Geschäftsgewinn ein unteilbares gemeinschaft liches Vereinsvermogen ansammeln (Stiftungsfonds). Ferner zeichnet sich der Raiffeisensche Genossenschaftstypus besonders durch die ihm zugrunde liegende christlich-charitative Idee aus. Der oberste Grundsatz jedoch blieb die Vereinigung aller genossenschaftlichen Aufgaben in einer einzigen Genos senschaftsart, den Kreditgenossenschaften; denn Raiffeisen er schien es technisch nicht möglich, in einem Dorfe geeignete Leute für die genossenschaftliche Tätigkeit verschiedener Arten und Richtungen zu haben. Aber nach dem Tode Raisfeisens wurde besonders dieser Grundsatz sehr gemildert, indem man sich den sich wandelnden Verhältnissen der Zeit und deren Anfor derungen anpaßte. Nicht unerheblich unterschieden sich die Bestrebungen Raisfeisens von der Organisation und den Grundlagen des sogenannten „Reichsverbandes". Die von Haas aufgestell ten Grundsätze waren: Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Genossenschaften. Es herrschte also im Gegensatz zu der zentralen Leitung des „Naiffeisenverbandes" beim „Reichs verband" der unbedingte Grundsatz der Dezentralisation. Der „Reichsverband" wurde insofern den verschiedensten genossen schaftlichen Aufgaben gerecht, daß er für jeden besonderen Zweck eine besondere Genossenschaft gründete, um somit eine stärkere Arbeitsteilung zu ermöglichen. Während 1930 im „Rrichsverband" neben den 14 000 Spar- und Darlehnskassen über 3 400 Molkereigenossenschaften, 4 000 Bezugs- und Absatzgenoffenschaften und 7 000 sonstige Genossenschaften bestanden, stand beim Raiffeisen-Generalverband noch immer der Spar- und Darlehnskassenverein im Vordergrund, der alle außerhalb liegende genossenschaftliche Aufgaben mit erledigte und somit die Absatz- und Bezugsgcnossenschaften nicht als selbständig herausstellte. Nach den Grundsätzen der Neu- Wieder-Zentrale haben die Spar- und Darlehnskassen fol gende Aufgaben: a) Die Annahme von Spareinlagen und zurzeit müßig liegenden Geldern gegen entsprechende Verzinsung, b) die Bewilligung von Darlehen zu passendem Zinsfuß, ch der gemeinschaftliche Absatz von Erzeugnissen der Land wirtschaft, der ländlichen Industrie und des ländlichen Ge- werbefleitzes, 6) die gemeinschaftliche Anschaffung von Wirtschaftsbe- dnrfnissen (Kunstdünger, Kraftfutter, Saatgut usw.) im großen und Abgabe derselben im kleinen, a) die Beschaffung und Erhaltung von Maschinen, Ge rätschaften und anderen Gegenständen des landwirtschaftlichen Betriebes auf gemeinschaftliche Rechnung und deren Ueber- lassung an die einzelnen Mitglieder gegen angemessene Be nutzungsgebühr, k) die Ergreifung von Maßnahmen zur Erhaltung des Grundbesitzes in den Familien und, wo letzteres nicht mehr möglich, Vorkehrungen gegen Verschleuderung und Zerstücke lung des Grundbesitzes, g, die Ansammlung eines unteilbaren Vereinsvermögens zur Förderung der Wirtschastsverhältnisse der Mitglieder, in die Verhinderung von wucherischer Ausbeutung jegli- cker Art, die Abstellung etwa herrschender Mißbräuche sowie die Ocseitigung schädlicher Gewohnheiten, U die Verbreitung wirtschaftlicher Kenntnisse durch Ab- lw' -ng belehrender Vorträge und Austausch bemerkenswer ter Erfahrungen unter den Mitgliedern, Kl die Schlichtuns, von Streitigkeiten und die Versöhnung widerstreitender Interessen sowie die Vermittlung von Rat und Auskunst in Rechtsangelegenheiten der Mitglieder. Inwieweit sich nun diese Förderungs- und Bildungsor- cw Nationen der Landwirtschaft als nutzbringend erwiesen und sie, deren Aufgaben überhaupt durchgesetzt haben, wird an anderer Stelle gesagt sein. Die großen Aufgaben der Gegen- won, die aus einer glücklichen Lösung des Absatzproblems lie gen. erfordert entschieden eine zentralistische Zusammenfassung im "inne Raiffeisens. Schon vor dem Kriege erkannte man die dualistische Strö- nmug innerhalb des Genossenschaftswesens, und es ist eine b'Ae Aufgabe gewesen, die beiden großen Parallelerscheinun- om des „Reichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften" aus der einen Seite und des „Generalver- b der deutschen Raiffeisengenossenschaften" andererseits im Jahre 1930 im „Reichsverband der deutschen landwirt schaftlichen Genossenschaften — Raiffeisen e. V." zusammeuzu- sckweißcn. Von den gegenwärtig bestehenden rund 40 000 landwirtschaftlichen Genossenschaften sind rund neunzig Pro zent in diesem Genossenschaftsverbande zusammengeschlossen. Etwa fünfzig Prozent der in Deutschland bestehenden landwirtschaftlichen Genossenschaften sind Kreditgenoffenschaf ten, welche Träger des „organisierten Personalkredits der Landwirtschaft" sind. Sich mit dieser Genossenschaftsart an dieser Stelle zu beschäftigen, ist nicht meine Ausgabe. Aller dings sind diese Personalkreditorganisationeu auch für den genossenschaftlichen Bezug und Absatz, in dem sie die Mittel dazu aufbrachten. 'Im Mittelpunkt steht heute das Absatzproblem. In den ersten Gründungsjahren landwirtschaftlicher Genossenschaften spielte der Absatz noch keine entscheidende Rolle. Es war keine Schwierigkeit, ihn zu bewältigen. Dagegen lernte Dänemark die Sorge des Absatzes weit eher kennen, da die rein ländliche Bevölkerung die Produkte nicht allein verbrauchen konnte. Es ist somit auch kein Zufall, daß sich der Absatz der Produkte in den deutschen Ueberschußgebieten Pommern und Ostpreußen, besonders für Vieh, früher entwickelt hat als in den anderen Provinzen unseres Reiches. Besonders hat uns der Krieg in der Entwicklung des Absatzwesens jäh zu rückgeworfen. Der Landwirt wurde im Kriege seine Erzeug nisse reißend los. Nach dem Kriege haben sich dann die Absatz bedingungen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse grund legend geändert. Besonders ist feit der Inflation die Einfuhr qualifizierter Waren ganz ungewöhnlich gestiegen. Die Ur sache ist Wohl zu suchen in der organisatorischen Ueberlegen- heit des Auslandes. Es liegt nun daran, ob die deutsche Landwirtschaft im stande ist, mit denselben Mitteln den deutschen Markt wieder zu beherrschen, mit denen das Ausland seine Erfolge erzielt hat. Zölle und sonstige Abwehraktionen können bei dieser aus ländischen Konkurrenz nur vorübergehende Bekämpfungsmit tel sein. Auch genügen bloße Produktionstecknische Mittel nicht, um einen dauernden Widerstand gegen Auslandsware zu erreichen. Obwohl das Angebot deutscher Waren oft grö ßer ist, so lassen sich doch die Auslandswaren noch nicht zu rückdrängen durch: 1. die Mode der deutschen Bevölkerung, ausländische Wa ren zu kaufen, 2. die Ueberlegenheit der Auslandserzeugnisse an Quali tät, 3. Das Angebot der ausländischen Waren in einer den- städtischen Grotzmärkten und dem Handelsverkehr ent sprechenden Form. Die deutsche Landwirtschaft dagegen bringt ihre Waren durch die Vielheit der Erzeuger und die Verschiedenartigkeit der wirtschaftlichen und natürlichen Produktionsbedingungen un ter einer Vielfältigkeit der Arten, Sorten und Qualitäten auf den Markt. Diese Tatsache ist besonders eine Folge des Krieges und der Inflation, wodurch Deutschland hinter den anderen Ländern zurückgeblieben ist. Die individuelle Behand lung kleiner Einzelposten der deutschen Landwirtschaft ist. im Großverkehr nicht möglich. Es zeigt sich heute ein Zwang zur Typisierung und Normalisierung, um letzten Endes die Ko sten zu drücken. Durch einheitliche Qualität mutz die Ware so beschaffen sein, daß sie den großen Lsbensmittelversorgungs- zentralen und den Zwischenhandelsapparaten fast automatisch zufließen kann. Das ist nur möglich bei hochwertigen und standardisierten Erzeugnissen. Nur bei einer bestimmten Ein teilung der Waren in Güteklassen und bei einer Kontrolle vor dem Absatz kann hier die deutsche Landwirtschaft mit den stan dardisierten Erzeugnissen der U.S.A., Dänemarks und Hol lands mit Erfolg konkurrieren. Um nun besonders einen Ausgleich ausländischer Markt produktion zu schaffen, die in Deutschland während des Krie ges und in der Inflation durch die mengenmäßige Befriedi gung des Nahrungsmittelbedarfes der deutschen Bevölkerung sehr im Rückstände geblieben ist, ist die deutsche Landwirt schaft vor eine neue Aufgabe gestellt. Dieses Problem kann nur von der Gesamtheit der Landwirte gelöst werden, das heißt auf dem Gebiete des Genossenschaftswesens. Genossenschaften, die sich besonders die Absatzorganisation zur Aufgabe gemacht haben, finden wir schon im letzten Vier tel des neunzehnten Jahrhunderts. In diese Zeit fallen die Gründungen von Getreide- und Viehabsatzgenossenschaften in den Ueberschußprovinzen Bayerns und Rorddeutschlands. Der Zweck der Gründung war die Befreiung der kleineren Landwirte von der Abhängigkeit von Landhändlern und durch Konzentration der Erzeugnisse einen entsprechenden Preis auf den Märkten zu gewährleisten. Solche Absatzorganisationen entstanden dann nach und nach für die Eier und Milcherzeugnisse und sür die Linderung der Winzer- not. Durch das Genoffenschaftsgesetz von 1889 wurden die Gründungen von derartigen Genossenschaftsorganisationen be deutend erleichtert. Die Genossenschaften waren schon damals bestrebt, die Qualität der Erzeugnisse zu heben. Von einer planmäßigen Absatzgestaltung konnte allerdings noch keine Rede sein. Selten umfaßten die Genossenschaften größere Gebiete als die einer Provinz. Noch konnte man nicht von einer Gleichmäßigkeit und Regelmäßigkeit sprechen, obwohl schon hier und da der Markt erfolgreich beeinflußt wurde. Dem Ziele einer „organischen Zusammenfassung der land wirtschaftlichen Erzeugnisse vom Bauernhof bis zur planmäßi gen Beschickung und Beeinflussung der Grotzmärkte" hat sich die deutsche Landwirtschaft erst vor kurzer Zeit genähert. Besondere Verdienste hat hieran die landwirtschaftliche Betriebswirtschaft, die nicht unbedeutende Anregungen zur Besserung der deutschen Verhältnisse gab, und außerdem die Praxis, besonders die Landwirtschaftskammer von Schleswig- Holstein durch Einführung der amtlichen Butterkontrolle, die nach bestimmten Bedingungen der Molkereien die amtliche Buttermarke verleiht. Ende 1927 wurde vom damaligen Reichsminister Schiele ein Notprogramm aufgestellt, das zur Besserung der landwirt schaftlichen Absatzverhältnisse dienen sollte. Es wurden dabei Mittel zur Verfügung gestellt für Kredite und Beibilfen, um den Absatz fast aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Gründung von Absatzorganisationen zu fördern. Daß die Landwirtschaft an den Genossenschaftseinrichtun gen noch Interesse hat, zeigt die SkeZgemm lMdWieMMMen MMMNEZMchMiM von 6098 im Jahre 1930 auf 6446 im Jahre 1931. Dabei ist festzustellen, daß die Molkereigenossenschaften am meisten zugenommen haben. Durch eine Feststellung vom Jahre 1927/28 gehen nahe zwei Drittel der molkereimäßig er faßten Milch durch die Genosseuschaften. In der Butterer zeugung haben die Genossenschaften einen Anteil von etwa dreißig Prozent. Das ist ein Zeichen, daß die Genossenschaf ten mehr und mehr die Möglichkeit haben, ein Aequivalent zu der im Jahre 1931 noch mehr als 1,3 Millionen Doppelzentner betragenden Buttcrcinsubr zu bilden. In Schleswig-Holstein, Hannover und Oldenburg haben wir auch schon einen beachtlichen Absatz für Markenbutter. Al- / Von Karl Knöbel, stud. rer. nat et Phil, lerdings sind die Markenuttermolkereien noch nicht zu Absatz- orgauisatiouen zusammcngeschlosscn oder ähnlichen Organisa tionen angeschlosfcn. Bei einem solchen Zusammenschluß sollte besonders eine Zusammenarbeit der Markenbuttermolkereien mit den Landwirtschaftskammern erstrebt werden, um zu einem einbcitlichen Absatz zu kommen und somit eine günstige Preispolitik zu fördern. Aehnlich ist es mit der Markcnmilch, deren Kontrolle und Zulassung zur Lieferung von Marken milch in den Händen der Landwirtschaftskammern liegt. Das Reichsmilchgcsetz vom 1. Januar 1932 — mit der Auf gabe der Verbesserung der Verhältnisse aus dem Gebiete der Milcherzeugung, Milchbearbcitung und Milchverarbeitung, sowie des Absatzes von Milch und Milchprodukten — war eine nötige Maßnahme. Zur Regelung des zum Absätze und der Verwertung erforderlichen Zusammenschlusses der Erzeuger und der bearbeitenden und verarbeitenden Betriebe erließ man schon Mitte 1931 ein Teilgesctz. Durch das Notprogramm von 1928 ist ein Zusammenschluß von Molkereiorganisationen zu Ausgleichsstellcn erstrebt durch Bereitstellung von Mitteln. Das Ziel der Zentralisation ist: Regelung des Butter- und Frischmilchabsatzes und Qualitätsverbesserung. Solche Zen tralstellen sinden wir heute in Berlin, Essen, Krefeld, Dresden, Darmstadt und Oldenburg. Um die Frischmilchversorgung zu regeln, hat man Lie fervereinigungen und Lieferverbände, meist in Form einer e. G. m. b. H., gegründet, in denen Milchabsatzgenossenschaften und Molkereien nach Milchversorgungsgebieten geordnet sind. .Der Siegeslauf der landwirtschaftlichen Genoffenschafts meiereien nahm seinen Ausgang in Dänemark. Von 1282 300 Milchkühen Dänemarks wurde die Milch von 900 000 Kühen auf dem Genossenschaftswege abgesetzt. Auch der deutsche Landwirt mutz alles an den Ausbau der Genossenschaft in die ser Richtung setzen. Der Produzent mutz sich an eine strenge Lieferfrist an die gemeinsame Verkaufsstelle gewöhnen. Da neben mutz jede Molkerei bestrebt sein, in kürzester Frist den Markcngrnd zu erreichen, denn ein Verkaufsverband kann nur dann Erfolg haben, wenn er stets mit ausgeglichener Ware beliefert wird. Die Aufgabe des genossenschaftlichen Schlachtviehabsatzes fällt der Genossenschaftlichen Reichs-Viehvcrwertung G. m. b. H. zu. Diese Genossenschaften — entstanden unter Mitwirkung der Reichsregierung — bilden eine organisatorische Zentral stelle. Zweck und Ziel ist die möglichst genaue Marktbeobachtung und die Beratung der Viehverwertungsgenossenschaften, deren Zahl in Deutschland relativ gering ist. Eine beachtliche Auf gabe ist auch die Vermeidung eines Wettbewerbes der genos- sensckaftlichen Viehverwertungsstellen untereinander, besonders aus Großmärkten. Auf dem Wege der vierzehn bestehenden Zentralgenossenschaften wurden auf den größeren Schlachtvieh- märktcn 1930 1 954 781 Stück Vieh abgesetzt, während es in den Vorjahren immer rund 200 000 Stück weniger waren. Durch die außergewöhnlich starke Einfuhr von Eiern machten sich Standardisierungsmaßnahmen nötig, die den Eicrabsatz durch siebzehn Zcntralgcnoffenschaften für Eicrver- wertung regeln. Auch hier besteht ähnlich wie bei der Vieh- Verwertung eine Reichszentralstelle, der Reichsausschutz für Geflügel- und Eierverwcrtung, der erfreulicherweise seit An fang 1931 dem genossenschaftlichen Reichsverband angegliedert worden ist. Das Reichsministerium für Ernährung und Land wirtschaft hat der Zentralstelle Reichsmittel zur Verfügung gestellt, was die Organisation und die Beschaffung von Ein richtungsgegenständen sowie von Kisten usw. erleichtern soll. Im Jahre 1930. wurden 250 Millionen Eier genossenschaftlich umgesetzt, was gegenüber 1929 eine Steigerung von 180 Mil lionen bedeutet. Bei Berücksichtigung weiterer rationeller und kaufmännischer Gesichtspunkte versprechen somit die Eierab satzorganisationen weitgehendsten Erfolg. Mehr als bei allen anderen landwirtschaftlichen Produk ten macht sich aus dem Gebiete des Gemüse- und Obstabsatzes eine Standardisierung notwendig. Vereinheitlichung von Sorte, Menge, Qualität, Ausmachung und Verpackung muß oberster Grundsatz einer noch nicht bestehenden zentralisierten Absatzorganisation sür Gemüse und Obst sein. Der Konkur renzkampf, den Deutschland hier gegen die standardisierte Ware besonders aus Holland und Dänemark zu sühren bat, ist nur auf diesem Wege aufzunchmen. Deutschland ist eben durch seine Kleinbetriebe produktionstechnisch gegenüber dem Auslande noch weit im Rückstände. Erforderlich ist hier ein Zusammenschluß der Erzeuger in einem seiner Natur und Lage nach einheitlichen Gebiete zu Anbaugenoffenschaften. Mehrere derartige Genossenschaften müssen organisatorisch zu- sammengefatzt werden, um leistungsfähig zu sein. Von ein heitlichen Sammelstellen aus müssen die gesammelten Produkte an die Absatzstelle der Genossenschaft oder zunächst noch an eine gemeinsame Absatzstelle mehrerer Genossenschaften zuge führt werden. Diese übernimmt den Verkauf sür die Erzeuger mit der Maßgabe, einen besten Preis zu erzielen. Durch ver einbarten prozentualen Abzug müssen Unkosten gedeckt werden und der Rest als Rücklage dienen. Aufgabe der Genossenschaft ist weiterhin die gemeinsame Beschaffung von Saatgut, um eine immer größere Leistungsfähigkeit in Art und Sorte zu erzielen, Beschaffung einheitlichen Verpackungsmaterials und schließlich die Kapitalbeschaffung. Durch die engen Beziehun gen der Genossenschaft zu örtlichen Spar- und Darlehnskassen- vereinen und durch Eingliederung in große Genossenschafts- Verbände bat der Gemüse- und Obstbauer als Glied der Ge nossenschaft einen ganz wesentlichen Vorteil. Die große Rot des Winzerstandes zwang auch diesen Zweig der deutschen Landwirtschaft zur Selbsthilfe durch Winzereigenoffenschaften mit dem Ziele, einen guten, billigen und in der Qualität einheitlichen Wein herzustellen nach Vor bild der Typisierung des Auslandes. Allerdings ist durch die klimatische Lage der deutschen Weingebiete dieses Problem ein sehr viel schwierigeres als in den südlichen Ländern. Eine Zentralisierung des Absatzes und eine Typisierung, wie es in Köln, Koblenz, Rüdesheim, Ludwigshafen und Bad Dürkheim mit Unterstützung des Reiches geschehen ist, muß durch alle Gebiete betreffende Weinabsatzzentralen seine konkrete Ver wirklichung sinden. Das Getreide ist von allen landwirtschaftlichen Erzeugnis sen die am meisten von Absatz- oder sonstigen Organisationen genossenschaftlicher Art nmgesctzte Ware. Der Umsatz an Ge treide durch das Genossenschaftswesen hat sich gegenüber der Vorkriegsjahre etwa verdoppelt. Es ist nun erforderlich, daß ein durch Genossenschaften or ganisiertes landwirtschaftliches Masseuangebot der städtischen Massennachfrage cntgcgeugestelU werden kann, was ich in einer Zentralisation der Genossenschaften erblicke. Ferner müssen es Qualitätserzeugnisse ermöglichen, die deutschen landwirtschaft lichen Erzeugnisse gegenüber den ausländischen konkurrenz fähig zu machen. Das fetzt natürlich auch eine einschneidende Verbesserung der Erzeugung voraus, d. b.: Vereinheitlichung der Sorten, zweckmäßige Sorgen, Düngung n. Bodenbearbei tung, Seuchen- u.Schädlingsbekämpfung, Haltung von geeigneten