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»»E11 ^,^7 7- ! .71-TN — —————-—- ZHtz ihre Schuld ist klein. Jeder Mann, der über einen Rest! Geschmack verfügt, achtet die Grenze, die die Frau zieht. Für die kleinen Verräterinnen am laufenden Band lohnt sich Wohl auch der Griff zur Reitpeitsche nicht. Es kann ja sein, daß Du mich nicht ein einziges Mal richtig betrogen hast! Es kann sein, nicht wahr? Und so wie ich — rätseln auch Deine Kavaliere: Wie weit geht die schöne Frau Edith? Damit mußt Du Dich schon abfinden — rätselhafte Frauen sind fragwürdige Frauen! Mit einer fragwürdigen Frau möchte ich aber nicht länger verheiratet sein. In einem Jahr werde ich anfragen, ob Du Scheidungsantrag gestellt hast — mein Verhalten gibt Dir den Grund dazu. Es ist schade um Dich, liebreizende Edith! Eine Schmach, daß ich mich so täuschen konnte. Die aschblonden Haare in einen rötlichen Schopf zu verwandeln, den begehrens werten Mund mit dem Lippenstift zu bearbeiten! Warum überläßt Du das nicht Frauen, die eine Aufmachung nötig haben? So — es gehört zu Deiner Welt! Nun — ' ich will Dich ihr nicht entziehen — möge sie sich ferner Deines bezaubernden, verheißenden Lächelns erfreuen . . . Eines Tages wirst du mit tiefem Erschrecken feststellen: es ist eine hohle, leere und armselige Welt! Und die Menschen Deines Kreises wirst Du auch einmal mit meinen Augen sehen. Ich muß es aufgeben, länger mit Dir Auseinandersetzungen über das altes zu führen — Du bist ja blind und taub! Ich will Dir heute sagen, -aß man mir in den Sand rockwerken die Stellung eines jungen Mannes gegeben hatte — mit dem Gehalt eines mittleren Beamten. Es hätte gerade für das Toilettengeld meiner Frau gereicht! Nun — der Herr Papa hat alles darüber hinaus bezahlt und sich jeden Einspruch verbeten. Du hast nie danach gefragt. Ich habe mehrmals versucht, den hohen Chef aufmerk sam zu machen, daß sein Betrieb total verlottert ist: Unterschlagungen an der Tagesordnung! Wir sind darob nicht bessere Freunde geworden. Meine letzte Warnung erhielt er vor Eurer Abreise nach Berlin. Wenn er nicht ganz von Gott verlassen ist, so mag er sich mit den Unterlagen beschäftigen, die in meinem Schreibtisch liegen. Ich selbst habe ihm nichts mehr zu sagen * Vater Sandrock kam und wollte gleichfalls den Em pörten spielen. Edith las ihm vor, was sie für gut befand. Bei den Schlußzeilen begannen seine Hände unruhig zu tasten. Als er Nauroths Angriffe zurückweisen wollte» war seine Stimme unsicher und bruchig. Ob es wahr sei, daß Dietrich eine derart unwürdige Stellung in den Werken gehabt hätte? Da raffte er sich auf: Bon Anfang an sei er gegen die Ehe mit diesem mittellosen Offizier gewesen, der weder in seinen Lebenskreis noch in seine Werke gepaßt hätte. Ob sie glaube, daß sich alte Direktoren von einem Leutnant kommandieren ließen, der von kauf männischen Dingen keine Ahnung habe! Jetzt sähe sie ja selbst, was man von ihm zu halten habe... Er lachte höhnisch, senkte aber unter dem mißtrauischen Blick Ediths die Lider. Sie hatte das Gefühl kommenden Unheils, beschwor den Vater, ihr die Wahrheit zu sagen — Dietrich stelle keine Behauptungen auf, die er nicht beweisen könne. Es wurde ein unfreundlicher Abend und eine schlaflose Nacht . . . Mit schlechtem Gewissen betrat Vater Sandrock am nächsten Morgen Nauroths verlassenes Bureau. Tie Unter lagen im Schreibtisch? — Ten Herren Laux und Möllmann hatte die neue Zeit den Tirektorentitel gebracht — sie hatten ihm schon vor Nauroths Eintreten mit Kündigung gedroht, wenn der Leutnant Vollmachten bekäme und ihnen übergeordnet würde. Ein Offizier sei kein Kaufmann, und zu Experimenten gäben sie sich nicht her — sie würden ja doch die Arbeit machen müssen, und zur Repräsentation brauche wohl der Herr Chef niemanden, das verstünde er wohl selber am besten! Da hatte sich Sandrock gewunden, dem erstaunten Nau roth nahegelegt, sich erst einzuarbeiten, Kalkulationen und Warenkenntnis, vielleicht treffe es seinen Beruf, Sta tistiken anzufertigen, das sei doch beinahe Generatstäbter- arbeit . . . Nauroth hatte den Hohn empfunden und sich schweigend an die Arbeit gemacht. Monatelang trug er Material zu sammen aus allen Abteilungen, die Direktoren ließen ihn spöttisch grinsend gewähren. Der Herr Leutnant werden im Zimmer sitzen und Zigaretten rauchen — nur nicht so geschäftig tun, junger Herr, nur nicht so wichtig überall herumkriechen. . . Eines Taaes erschien Naurotb mit Akten unterm Arm - auch gegen die menschlichen Eigenschaften fuhren. Gegen Neid, Bosheit und unausrottbare Eigenliebe. Wir müssen Frechheit, List und Faulheit ausmerzen, ehe sie an der neuen Gemeinschaft Wurzel schlagen können. Was aber werden wir tun können gegen die Weiber an den Zäunen? Sollen wir Plakate errichten: „Friede und Eintracht statt Gift und Galle!* Sollen wir Strafen verhängen? Schand maul-Paragraphen vorsehen?* »Ich wurde Vorschlägen, für unbegründete Ehrabschnei dung Scheiterhaufen anzudrohen, und für geringere Ge meinheiten, die ja alle nur aus geistiger Langeweile ge boren werden, nach alter Art den Pranger. . .* Nauroth entschuldigte seine mittelalterlichen Vorschläge mit einem dünnen Lächeln. Harat lachte. „So ganz abwegig wären drakonische Mittel nicht — wird manches Familienleben zerstört durch leichtsinnige, böse Mäuler! Ueberhaupt — es ist leichter, tausend Männer glücklich und zufrieden zu machen — als — eine einzige schöne Frau .. .* „Soll das eine Spitze gegen mich sein?* fragte Nauroth aufgeräumt und versuchte drohend auszusehen. „Nein*, lachte Harat, „gegen die tausend Männer .. .* 12. Ms Edith von Nauroth den Abschiedsbrief ihres Mannes gelesen hatte, glühte ihr Gesicht in Heller Em pörung. Es wäre besser für sie gewesen, über den Sar kasmus dieser Zellen nachzudenken, als sofort mit ihrem Vater zu telephonieren. Selbst zwischen diesen bitteren Worten schwang noch ein Rest jener Liebe aus ver gangenen Tagen. In ihrem Schreibtisch ruhten ernste, zärtliche Briese. Hätte sie in dieser Stunde darin ge-- blättert, wäre die Erkenntnis über sie gekommen, daß sie diejenige war, die das Paradies Dietrich Nauroths zer stört hatte.Da schrieb er einmal: „ Du, ich kann nicht mehr lange warten. Meine Gedanken drehen sich nur um Dich! In mir ist ein jahrelang angesammelter Schatz von Liebe und Geben wolle». Meine Well war ^d'grau — nun wird sie sich wandeln, wenn ich täglich Dich, Du Jugend, um mich habe. Ich weiß, Du schöne, geliebte Edith, daß Du auf ein Schicksal wartest. In Deinen Augen kann ich es lesen: alles, alles willst Du mir geben, Leib und Seele! Und wie WUl ich es Dir danken — ich bin innerlich reich und will eine ungeahnte Well vor Dir auffchließen. An den Abenden werden wir sitzen, glückliche Menschen, die des Wellgetriebes nicht mehr bedürfen. Ich werde Dir meine herrlichsten Lieder singen und neue dazu schaffen, Lieder um Edith, um die geliebte Frau! Ich werde nur noch für Dich spielen und die Laute nur aus der Hand legen, um Dich in die Arme zu nehmen. Du mein schönes, heißes Leben! Unbegreiflich glückhaft erscheint mir unsere Zukunft: ich danke Gott, daß er mein Leben so gewendet Und ein anderer Brief ans den ersten Wochen des Glücks, nach einer Trennung von wenigen Tagen: „ ein Spiegel ist nichts, er hat keme Worte. Wenn Du wissen willst, wer Du bist und wie Du aussiehst, so mußt Du den Geliebten fragen! Du bist, wie ich es immer ersehnt habe. Herb und ver halten empfinde ich das Aschblond Deines seidigen Haares! Du weißt nicht, daß es ganz hell und glänzend wird, wo es sich dem Nacken vermählt! Es ist knisternd, verheißend, geheimnisvoll, wenn Dir in meinen Armen die smaragdgrünen Augen zufallen — und unverändert weich und duftend, wenn Du an meiner Seite kühl durch die Straßen gehen mußt! Und ich, nur ich kenne alle Ge heimnisse! Ach — eigentlich kann man Dich doch gar nicht aus den Armen lassen, Du heißes, herrliches Geschöpf . .* Ja, Edith von Nauroth — was liegt nun in diesen drei Jahren? Hat diesen Mann die Liebe zu dir nicht zum Dichter gemacht? Waren seine Lieder nicht schön? Das aber war der Abschiedsbrief. „ Dietrich Nauroth ist verreist, verschollen! Eine Sensation für Dich! Nun kannst Du endlich einmal mit Recht eine sentimentale Rolle spielen, ohne daß Re gierungsrat Bums, Kammersänger Sowieso und Tennis lehrer Sehncnprotz einwenden können: gnädige Frau haben -och keine Sorgen! Die Romantik der verlassenen Frau umwittert Dich! Denken Sie sich, mein Mann hat mich verlassen — auf mysteriöse Art, er ist nach Sowjetrußland oder in die Fremdenlegion . . . Diese Brüder, meine Teuere, werden Dich zu trösten wissen. Einige Telephon gespräche habe ich noch für Dich ausgenommen. Anständige Anrufe, als bessere Herren, denen es die Stimme verschlug, als sie mein freundliches Organ vernahmen. Scheinen etwas-ängstlich W ^ein» Leive Lavaline. BerMae sie