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schon immer gewünscht, einmal so ein Tanzvergnügen der unte- j ren Schichten mit anzusehen. Me Leutchen sind ja zu pos sierlich.^ Suse blickte sie feindselig von der Seite an. ^Durchlaucht", sagte sie, „diese possierlichen Leutchen, die da aus de« .unteren Schichten' stammen, sind zwar nicht Übermaß^ mit materiellen Glücksgütern gesegnet^ aber sie haben außer ihrem zähen, unermüdlichen Arbeitswillen einen Reichtum an Frohsinn und gesundem Optimismus, den sie niemals gegen einen Fürsten- oder Kaisertitel eintauschen würden.^ „Ja ja!" nickte die Fürstin, ohne den Sinn von Suses Rede zu verstehen, denn sie war nicht nur unheimlich dick, sondern auch ungeheuer dumm. > Die Getränte waren gekommen. Man stieß an. „Ein Göttertrank, wie...?" forschte der Fürst, nachdem sie die Gläser vom Munde genommen hatten. „Herrlich!" krächzte Baderbeck mühsam, dem das Wasser in den Augen stand. Die Musik setzte ein. i - Der Fürst verbeugte sich vor Suse. „Darf ich Sie um diesen Taitz bitten, Gnädigste?" Suse nickte mit einem gezwungenen Lächeln und erhob sich, ! während ihr Vater, in dem Glauben, den Takt zu wahren, seine fürstliche Base engagierte. ! Fürst Maschinoll tanzte mit fernen steifen, gichtigen Knochen gravitätisch wie ein Storch. Der unglückselige Baderbeck kam sich mit der asthmatisch fauchenden Fürstin wie ein Mann vor, der ' eine ausrangierte Güterzugslokomotive als einzelner Mann ge zwungen war, einen steilen Berg hinaufzuschieben. Der Fürst rempelte bei seinen unbeholfenen Tangoversuchen ! einen der jungen Winzerburschen an. Der junge Winzerbursche, der den Fürsten nicht kannte, sagte mit ergreifender Deutlichkeit: „DöSkopp!" r,Was sagte dieser junge Mann...?" forschte seine Durch laucht, während er mit Suse weiterstelzte. „Er hat", sagte Suse lachend, „um Verzeihung gebeten. Es war ein landläufiger Ausdruck für diese Höflichkeitsformel." „Hihihi!" meckerte der Fürst völlig ohne Grund. Er beugte sich etwas zu Suse herab. ,Zch finde Sie, meine junge Gnä digste, einfach bezaubernd. Diese entzückende Laune, die Sie haben, der feingeschwungene lachende Mund, diese sprühenden braunen Augen... hinreißend!" „Vielen Dank!" entgegnete Suse ungerührt. „Aber wenn ich Sie mit all dieser meiner entzückenden Laune bitten dürfte, mir Nicht mehr auf den rechten Fuß zu treten, so hätte Ihre galante Feststellung immerhin einen gewissen Zweck erreicht. Falls Sie «in Holzbein hoben, so kann ich nur sagen, daß Sie trotzdem noch ganz leidlich tanzen!"- „Köstlich, köstlich!" meckerte Seine Durchlaucht ohne den Sinn ihrer Rede nur im geringsten zu begreifen. „Das Temperament, was Sie haben, Sie kleiner, entzückender Schelm!" Himmel, jetzt fing dieser vertrocknete Aristokrat von einem Polnischen FüHen auch noch an verliebt zu werden. Suse mußte laut auflachen. Sie holperten nun zusammen um eine der Saalsäulen herum und erhielten «inen ziemlichen Stoß von rückwärts. Johann Baderbeck walzte im Schweiße seines Angesichts mit der dicken Fürstin vorüber, die ihrem Gatten drohende Blicke zuwarf. „Bogil!" keuchte sie, und dann hatte Herr Baderbeck sie mit zitternden Knien ein weiteres Stück vorwärts gewürgt. Die Musik brach ab. Die Tanzenden begaben sich nunmehr zurück nach ihren Tischen. , Schnaufend ließ sich die Fürstin Olga nieder. „Herrlich tanzt du, lieber Vetter!" nickte sie Herrn Baderbeck zu, der völlig aufgelöst und fertig auf seinen Stuhl gefallen war. „Sicher schenkst du mir auch noch den nächsten Tanz, nicht wahr.. .?" Baderbeck wurde bleich. >,Gewiß, liebste Base!" versicherte er mit erlöschender Stimme chnd seine Knie begannen erneut zu zittern. Frau Baderbeck unterdrückte ein schadenfrohes Lächeln. Sie wußte, daß ihr Mann ein leidenschaftlicher Nichttänzer war, der ansonsten lieber Holz spalten würde als sich im Tanz zu wiegen. ' Fürst Maschinoll füllt Herrn Baderbeck das Glas mit der Kon ihm erfundenen Teufelsmkschung wieder voll. „Auf das Wohl unserer lieben Damen!" sagte er huldvollst. Baderbeck goß sich das Gemisch, innerlich stöhnend, hinunter. Es war doch gar nicht so einfach, mit Fürsten zu verkehren! * i Als Robert mit seinem Onkel und dem alten Pidber den Tcmz« i saal der „Weintraube" betraten, wurden sie sofort der Familie Baderbeck ansichtig, die mit dem Fürstenpaar umoeit der Tür saßen. „Potz Blitz !" sagte der alte Pidder und fing an Ml grinsen. „Die licke Konkurrenz mitsamt der beiden Fürstlichkeiten. Die Leute werden nicht in ein Beifallsgeschrei ausbrechen, wemr sie bemerken, daß wir auch hier sick>." ,Lch persönlich", sagte Onkel Baptiste und spähte hinüber nach dem Tisch seines Konkurrenten, „hege nicht die geringste Feindschaft gegen die Baderbecks. Auch wenn Johann Bader beck unseren besten Reisenden zu sich hinübergezogen hat. Das ! ist ja letzten Endes immer noch persönliche Sache des Reisenden gewesen. Aber es ist Johann 'Baderbeck, der in seiner choleri schen Unduldsamkeit einen Pflock in unseren früheren, doch ganz leidlichen persönlichen Verkehr getrieben hat. Ich bin der Mei nung, daß man auch mit seinen Konkurrenten in Nutracht leben kann." „Ganz recht", nickte Robert, der seine Augen nicht von Suse Baderbeck losreißen konnte. Entzückend sah dieser kleine Trotz kopf Wicker einmal ans. Dies schien auch bereits der Fürst fest- ! gestellt zu haben, der Suse förmlich mit seinen Blicken verschlang, wie Robert bemerkte. j Jetzt kam die Fürstin am Arme der Frau Baderbeck zutück an den Tisch. Die Fürstin klopfte ihrem Gatten auf die Schulter, ' und wie ein ertappter Sünder zuckte Seme Durchlaucht zusam- ' men. Offensichtlich hatte er eine Heidenangst vor seiner dicken ' Gemahlin, die allem Anschein nach sehr eifersüchtig war. Onkel Baptiste schlug seinen Reffen auf die Achseln. ! „Ein Prachtmädel geworden, die Suse ... was?" fragte er augrnzwinkernd. „Wirklich ... an deiner Stelle würde ich mal mein Glück versuchen." j „Sachte, sachte, Onkel", sagte Robert, etwas verlegen darüber, daß sein Onkel ihn beobachtet hatte. Rasch gab er dem Gespräch eine andere Wendung. „Also kommt, wir wollen uns erst mal j einen Platz suchen. Wir können uns doch nicht den ganzen Abend hierher stellen." Sie ließen sich alle drei nieder und der alte Pidber gewahrte ! den Chauffeur des Fürsten. Der Pole saß am Saalbüfett und gab sich der gewaltigen Anstrengung hin, nüchtern zu erscheinen, was ihm aber in Anbetracht seiner verglasten Augeu und sri- ! ner schwankenden Haltung schmähLch mißlang. Pidder strich sich schmunzelnd durch den roten Vvllbart. „Nun guckt ench bloß diesen vertrottelten Chauffeur des Für sten an!" meinte «r grinsend. „Der hat ja ordenllich einen rin- j Igckachcktl« i > Robert nrckks lachend und erzählte dem OE von ihrer Be- gegnung mit dem verunglücken Behckel des Fürsten. ' „Na", lachte Onkel Baptiste, „da wird sich ja Baderbeck hol- lisch gefreut haben, als seine fürstliche Verwandtschaft mit dem Ochsengespann eingezogen ist." In diesem Augenblick sah Suse absichtslos durch den Saal i und sie erblickte die drei Männer vou dem Lüderschen Wem- ! gute, die eben herzlich lachten. Robert bemerkte, wie sie her- ! überschaute und nickte ihr vergnügt zp- Sie aber warf den Kopf zurück und sah rasch weg. Sicher ' hatten diese Lüders mit ihrem boshaften Kellermeister Wicker > niederträchtige Witze über das Fürstenpaar und ihren Vater gemacht! Der Kellner brachte Wein, und genießerisch tranken die drei Männer. Onkel Baptiste schnalzte mit der Zunge. Er dachte an seine Haushälterin, die er mit Hilfe seines Neffen besiegt hatte und die nunmehr ganz Nein und häßlich zu Hause saß. Trotz seiner Aufforderung, mitzugehen, hatte sie es mit einem Gist blick auf Robert abgelehnt. Onkel Baptiste gab seinen Gedanken laut Ausdruck und Robert entsann sich der Nacht, in der er die Haushälterin oben in dem ! Karteizimmer angetrosfen hatte. Er sagte es dem Onkel, bei der Angelegenheit keine Bckeutung beimaß. Hulda Mißlack — er lachte dabei — hatte vielleicht in den Büroräumen nach etwas Trinkbarem gesucht, um ihre eigene Abstinenz zu fördern. (Fortsetzung folgt.) Feld «nd Garten« Gemüsegarten: An der Tagesordnung sind jetzt überall die ersten Aussaaten ins freie Land: Salat, Spinat, Petersilie, Radieschen, Karotten, rote Rüben, ! Schwarzwurzeln, Erbsen, Puffbohnen, schließlich auch - SlrMMHM, ErbjeMMLLtZll MMv -sinn KL