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IM Kormtag de» 8. ApM Sternpickfl starrte seinen Chef und das Fürstenpaar mit auf- gerissenem Munde an. Dann zuckte er die Achseln und sagte: „Mir soll eS gleich sein! Ich bin Soldat gewesen und weiß zu gehorchen. wandte er sich au daS Fürstenpaar, „wollen Sie vorangehend - ,, »Lich...?" «achte der Fürst verstündniSloS. Badeckeck war in diesem Augenblick knapp an einem Schlag anfall vockeigflomme». „Ach bitte, Leber Fürst, einen Keinen Moment!^ Mete er hastig atmend und zog den Buchhalter mit sich hinaus. „Sie verfluchter Kerl", da der Fürst derartige schmückende Beiworte in hinreichendstem Maße gebrauchte, glaubte Bader beck, es nun auch tun zu müssen, „Sie verfluchter Kerl", sagt« er also zu Sternpickel. „WaS unterstehen Sie sich! Liu Glüch daß Seine Durchlaucht nicht bemerke, wie Sie gehirnloses Wese» meinen Befehl aufgefaßt haben. Ich hätte Sie auf der Stelle hinausgeworfen. Was denlen Sie sich denn eigaetlich, wie? DaS Ochsengespann, mit dem die hohen Herrschaften angekom men sind, gehört dem Lüderschen «eingute, und Son diese« Gespann war eS, was Sie nach dort bringen sollen, nicht mein« Lurchlauchtigste Berwandtschast, Sie Schafskoppi Hole« Sie sich die hundert Mark au- der Kasse und schaffe» Sie daS Gespann weg! Marsch, ab!" Herr Baderbeck kehrte in da» Hau» zurück, wo sich der Fürst «Len wieder eine» Kogmck einfiltrierte. Suse und ihre Mutter saßen in den Sesseln der Vorhalle und hörten sich di« asthmatisch pfeifenden Gespräche der Fürstin an. „Ah, da sind Sie ja Wied«, licker Badeckeck!^ Der Fürst der solche überflüssige Feststellung außerordentlich zu licken schien, nickte Baderbeck huldvollst zu. „Tscha", machte er, „nehmen wir also noch «inen Ihrer vorzügliche» Kognak» Und dann möch ten meine Gemahlin und ich uns lin bißchen nickerlegen. Habe» Sie irgendwelche Vorschläge über da», WaS man heute abend unternehmen könnte... Oh, Baderbeck hatte VorsMäge! Am Abend war in der „Traube" Vergnügen des Winzervereins, und dort wollte er de» Plebejern mal seine fürstliche Verwandtschaft vorführen. Watzen sollte» sie vor Neid! - „Gewiß, lieber Fürst, wenn eS Ihnen behage» würbe", ver setzt« er deshalb. „Wir haben heute abend in der Stadt ein Vergnügen verbunden mit Ball. Wenn sich die Durchlauchtig, sten Herrschaften herablassen wollte«, eS zu besuche«, so würde ich untertänigst Vorschlägen, dahin zu gehen. Ansonsten ist ja unsere Stadt an UnterhaltungSstätten arm. ,Lch für meinen Teil Hecke nichts dagegen!^ Der Fürst nickte gönnerhaft. „Wenn «S nur etwas Ordentliche» zu trinken gibt!"- / — „Hahaha!^ lachte Badeckeck entzückt. „Und ob eS da WaS gibt, hahaha!" - „Gewiß", ließ sich die Fürstin Olga vernehmen, „gehen wir hin! Ich habe mir seit langem schon gewünscht, so ein Vergnü gen der unteren Klassen mitzumachen. Wir gehe» also, liebster Vetter Johann!" Herrliche Menschen waren da»! Nicht ein bißchen stolz und so leutselig! Baderbeck strahlte wie die ausgehende Sonne, fall» dieser Vergleich nicht etwas zu gewagt war. ,Lch möchte mich jetzt aber gern ein wenig nickerlegen", meinte die geborene Pfefferkorn. „Du auch, lieber Bogil...?" Der Fürst bestätigte, dieses Bedürfnis zu habe», und die Familie Badeckeck brachte ihren hohen Besuch hinauf in die Zimmer. — „Nun, was sagt ihr nun zu meiner allerhöchsten Verwandt schaft...?" forschte Johann Badeckeck, nachdem er mit Fra» und Tochter Wicker allein war. Er rieb sich zufrieden die Hände und sah di« beide« Dame« an. „Wenn man nicht genau wüßte", versetzte Saft und gewann langsam den Ausgang, „daß man «» mit wirklichen Fürsten zu tzm tzah, könnte man meiqen, 'st ist B^ikerehwaar, da, Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zu« Frankenberger Tageblatt Hn fröhlicher Stolp 8 NaS,^r>iü verboten. Guse hatte trotz ihrer sonstigen llneinvorgenommenheit eine heftige Abneigung gegen das fürstliche Ehepaar erfaßt. ES war ihr zu süßlich in all seinem Tun und Worte», und sie verspürte Das gemachte Herzliche in dem Gebühren der beide». Immer- Din amüsierte sie sich über diese zwei komischen Pflanzen, wie ft« die allerhöchsten Herrschaften in ihrem unverfälschten Irmern nannte. Such ihrer Mutter hatte sich eine heftige Abneigung gegen dieses mit Ochsengespann angereist gckommene Fürstenpaar be mächtigt. Sie ließ sich aber nichts von Ihrer Antipathie an merken und war die Freundlichkeit selbst, ohne sich jedoch tiefer gestellt zu fühlen, um lakaienhaft zu sein. Nur Herr Baderbeck selbst schwamm in eitel Wonne und krr« denzte gerade das vierte Glas Weinbrand mit dem ach so lest- seligen Fürst««. „Mein licker Badeckeck", begann Seme Durchlaucht cken, -,wir hatten mit dem Auto ein« Panne und nahmen bei der Einfahrt in Ihr Städtchen die Hilft zweier ziemlich mwer- schämter Rüpels in Anspruch, die uns das Ochsengespann zur Verfügung stellten. Der eine von ihnen, er trug einen Bart wie ein Urmensch, hätte mir fast meinen Schofför verprügelt. Sie haben wohl dft Freundlichkeit, das ... verdammt noch mal ft« Der Fürst griff sich ächzend in die Seite. Er nickte dem erschrockenen Baderbeck mit schmerzlich verzogenem Gesicht zu und fuhr fort: „Es ist nichts weiter als die verfluchte Gicht. Also hören Sie, das Gespann lassen Sie zurückschicken und fügen fünfzig Mark als Ausleihegebühr, natürlich auf meine Rech- - nung, bei." Johann Baderbeck revidierte zunächst einmal seine Auffassung von der vornehmen Sprechweise sämtlicher Fürstengeschlechter und nickte zuvorkommend. „Wohin, mein lieber Fürst, soll ich das Gespann bringen lassend ,/Jch glaube", versetzte Seine Durchlaucht, „einer dieser beiden Lümmels sagte, eS gehöre dem Lüderschen Weingute. Sie wer den ja wissen, wo das liegt!" „Und ob ich das weiß!" entsetzte sich Badeckeck. „Die Be sitzer des Lüderschen Weingutes sind meine ärgsten Widersacher, geschäftlich und persönlich. Ich wecke nicht fünfzig Mark, son dern hundert Mark für das Ausleihen des Gespanns sofort durch meinen Buchhalter hinüberschicken. Sie sollen mir nichts nach- aeden können! Ja ja, lieber Fürst", Johann Baderbeck begei sterte sich immer mehr an dieser vertraulichen Anrede, „nun brauche ich mich nicht mehr zu wundern, daß sich die Leute, die Ihnen behilflich waren, so ungehobelt benahmen. Sie ge hören ja der Lüderschen Sippe an!" Der Fürst nickte. ,La, es waren zwei ganz unverschämte Burschen!" Er be schrieb sie. Badeckeck wackelte grimmig mit dem Kopse. „Das war der junge Lüders mit seinem Kellermeister. Aber, licker Fürst, ärgern Sie sich nicht weiter. Mr", er sagte wir, stehen ja turmhoch über derartigen Kreaturen!^ „So ist eS!" versetzte Seine Durchlaucht und goß sich den sechste« Kognack hinunter. Badeckeck schellte nnd Sternpickel erschien. „Sternpickel", sagte er sehr barsch, um den Fürste« zu im- ponieren, „nehmen Sir die beide« Rindviecher sowie hundert Mark aus der Kaffe und schaffe» Sie sie hinüber nach de« Lüderschen Weiugute. Kein« Minute länger mchr dulde ich sie hier auf meinem Grund und Bode«." Bcckerbeck machte ein fiu-