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zelnen Längungen ist), läßt sich ableiten, daß die Kurve geradlinig verlaufen muß. Demnach stellt das Dreieck a b s das gesamte in die Breite, das Trapez b c d s das gesamte in die Länge gehende Material des Teilchens 1 dar. Da bei den mittleren Teilchen nichts in die Breite geht, so ist das doppelte Dreieck a b s (von zwei Randteilchen) das ganze in die Breite gehende Material des Flachstabes. Damit ist, wenn wir die Breitung kennen, die Möglichkeit gegeben, die Breite (a b) der Randteilchen zu bestimmen, d. h. die Tiefe, bis zu welcher der Einfluß der Breitung in das Innere dringt. Denn Dreieck a b s muß gleich sein dem Recht eck a e f g, welches das nach links breitende Material darstellt, oder 2 X Dreieck a b s = dem ganzen in die Breite gehenden Eisen. Nehmen wir einige praktische Beispiele: 1. Ein Flachstab 49X11 mm werde um 1 mm auf eine Stärke von 10 mm herunter gewalzt und breite dabei um 1 mm, also auf 50. Gesucht sei die Tiefe (t), bis zu welcher der Einfluß der Breitung in das Innere dringt. Nach Obigem muß sein: in die Breite gehendes Material (10 X 1) gleich 2 X Dreieck a b s (Abbild. 12). Die Höhe h von Dreieck a b s ist 1/2 mm (weil Druck = 1 mm); der Inhalt des Dreiecks a b s ist 1/2 t X h. Es muß also sein: 10X1=2X1/tX 1/2, oder 10 = * und t = 20. 2. Auch ein Bandeisen 49X3 mm, auf 2 mm Stärke gewalzt, breitet ungefähr 1 mm. Das in die Breite gehende Material ist jetzt nur 2X1) demnach muß sein: 2X1= *, t = 4 mm; in diesem Falle reicht also der Einfluß der Breitung nur 4 mm in das Innere, und die Spannungskurve s b fällt unter einem steileren Winkel ein. Dies ist um so mehr der Fall, je schwächer der zu walzende Stab ist, und je größer der Druck, dem er ausgesetzt wird. Die obigen Betrachtungen geben eine ein fache Erklärung für die Erscheinung, daß schwaches Eisen an den Kanten leicht rissig wird. Namentlich wer Bandeisen aus Schweiß eisen walzt, kennt die Neigung der schwachen Dimensionen, „Sägen“ zu bilden. Die letzteren rühren daher, daß die Kanten in der Längung gegenüber der Mitte um so viel Zurückbleiben, als Material in die Breite geht. Es entsteht durch dieses Zurückbleiben eine Spannung, welche, wenn sie zu groß wird, oder wenn das Material nicht elastisch genug ist, dadurch Ausgleich findet, daß das Eisen reißt. Wo die Spannung am größten, also außen, klaffen die Risse am meisten, nach innen zu allmählich weniger; so entstehen die „Sägen“ (siehe Abbild. 13). Je allmählicher die Spannung sich nach innen zu ausgleicht, d. h. je größer die Einfluß tiefe ist, um so geringer wird die Neigung zum Einreißen sein, und umgekehrt. Daher reißt dünnes Eisen, das bei gleichem Druck, wie gezeigt, eine ge ringere Einflußtiefe hat, leichter. Um die Richtigkeit dieser Theorie zu prüfen, wurden folgende Versuche gemacht: 1. Wenn die geschilderte Anschauung zu treffend ist, so muß bei einem Stab, bei welchem die Querschnittsverminderung statt durch Druck durch Zug hervorgebracht wird, die Material verdrängung ausschließlich in der Längsrichtung erfolgen, wie dies nach unserer Theorie für die innenliegenden Teile eines gewalzten Flachstabes oder Bandeisens der Fall ist, Ein solcher ge zogener Stab würde also nicht breiten. Der Abbildung 13. Versuch, welchen Herr Direktor Sauerland in dankenswerter Weise meiner Bitte zufolge auf den Fürstl. Hohenzollernschen Hüttenwerken machen ließ, ergab folgendes: Zwei Flachstäbe in den Dimensionen 18,1 X 3,9 bezw. 15,2 X 6 mm wurden durch ein Zieheisen gezogen, dessen Oeffnung breiter als die Flachstäbe war, so daß das Material am Breiten nicht gehindert wurde die Höhe wurde dadurch auf 3,5 bezw. auf 5 mm reduziert. Die Maße nach dem Ziehen waren 18,1X3,5 bezw. 15,3X5. Ein Breiten hatte also nicht stattgefunden. Die kleine Abweichung in dem zweiten Falle kann daher rühren, daß nicht alle Teile des Stabes gleichmäßig unter Zug stan den, oder von ähnlichen geringfügigen Ursachen. 2. Zwei Eisenstäbe 20 X 20 und 40 X 20 mm wurden zuerst im ganzen um rd. 1 mm gedrückt, sodann wurden sie an einem Ende mittels dei Kaltsäge in drei bezw. sechs Lamellen, welche auf einer Seite zusammenhingen, zerteilt, die entstandenen Schlitze wurden sorgfältig durch eingepaßte Blechstreifen ausgefüllt, worauf die Stäbe wieder ungefähr auf das gleiche Maß ge drückt wurden. Das Drücken fand nicht unter der Walze, sondern unter der Presse statt, in dem ein Stahlstück nach Abbildung 14 auf das rotwarme Eisen gelegt und sodann rund 1 mm eingedrückt wurde.