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DRESDNER O PHILHARMONIE hellenden Ensemble der Künste, findet sein Ideal einer „redenden“, „überzeugenden“ und „ver mittelnden“ Musik das unerschöpfliche Experi mentierfeld an konkreten Herausforderungen und überprüfbaren Erfüllungen. Eine erste Synthese nach angestrengtem Suchen gelang 1966/67 mit der Oper „Der letzte Schuß“, einem Revolutionsdrama im Spannungsfeld zwischen individueller Liebe und großer Politik. Dieses Werk bringt erstmals auch „Matthus“ prägnant zu eigener Sprache, zu dem ihm zugehörigen expressiven, passionierten Klang; und es expo niert sogleich ein „Thema“, einen Grundkonflikt zwischen polaren Prinzipien (Frau/Liebe/Leben - Mann/Politik/Tod), dem er musikdramatisch die Treue halten wird. Die komische Kriminaloper „Noch einen Löffel Gift, Liebling?“ von 1971 und die hintergründige „Omphale“ von 1974, beide in Zusammenarbeit mit Peter Hacks ent standen, variieren solche Problematik in den kontrastierenden Gewändern von „alltäglicher“ Salonposse und „zeitlosem" Mythos. Noch ein mal im gattungsspezifischen Gegensatz von blutig-antiker Tragödie und fragil-visionärem Traumspiel verquickt sich archetypischer Ge- schlechterkampf mit den zerstörerischen Inter essen eingreifender Machtpolitik in den beiden Opern der achtziger Jahre: „Judith" nach dem Schauspiel von Friedrich Hebbel kam 1985 in Harty Kupfers Inszenierung in Berlin zur Urauf führung - im gleichen Jahr, in dem in Dresden anläßlich der Wiedereröffnung der Semperoper „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ nach Rilkes berühmter Novelle erstmals, von Ruth Berghaus inszeniert, mit größtem Erfolg und danach in vielen weiteren Inszenierungen im In- und Ausland über die Bühne ging. Damit wurden menschlichste Botschaften aus gesendet und zugleich neue klangliche Perspek tiven eröffnet, in denen auch der „Graf Mira- beau“, uraufgeführt 1989 in Berlin und zugleich