lerischer Selbstprüfung - einen Prozeß von Klä rungen auf dem Wege zu rückhaltloser Deut lichkeit und Faßlichkeit, zur Aufgeschlossenheit gegenüber den großen Meistern der Vergan genheit und einem zahlreichen Publikum von heute, dem er etwas mitzuteilen hat und das ihm zuhören will. Aber solche äußerliche „Verbindlichkeit“ paart sich bei Matthus stets auch mit subjektiv inner licher Mobilität, mit einem schönen Reichtum an klanglicher Phantasie und technischer Beweglichkeit. Selbst Kenner seines umfängli chen CEuvres bringen es schwerlich auf einen deckenden Begriff, in ein gültiges System oder gar nur ins Fahrwasser der herrschenden neoex pressiven Strömungen. Man faßt Matthus’ mu sikalische Kreativität am ehesten im Zuge seines ebenso impulsiven wie relativ mühelosen, in stinktiv funktionierenden Arbeitswillens - beim Impuls nämlich, von derartigen Begriffen, Systemen oder Richtungen sich möglichst abzu stoßen und freizumachen. Wohl ist Komponie ren bei ihm an inhaltliche Vorstellungen und funktionale Kriterien gebunden, nicht aber primär an den eitlen Ehrgeiz zu einem forciert neuen Stil, mit dem sich absolut „Unerhörtes“ sagen ließe. Technische Dogmen bedeuten ihm um so weniger, je besser er sie zu adaptieren und in ihrer begrenzten Bedeutsamkeit für sich und sein Ausdrucksbedürfnis zu durchschauen lernte. So orientiert sein Musikdenken mit zunehmen der Intensität letztlich auf eine nicht „post“-, sondern trans-moderne Sprache der differen zierten, möglichst eindeutig bestimmten Affek te, auf eine impressive Reizbarkeit der musikali schen Sinne und auf eine Leidenschaftlichkeit der Gefühlsregungen, die ohne umständliche Reflexion funktionieren und also unmittelbar erlebt werden können. Gerade deshalb ist Matthus, spätestens seit ihn Felsenstein für die Komische Oper engagierte, dem Musiktheater verfallen. Gerade dort, im wechselseitig sich er-