Zum Programm DRESDNER O PHILHARMONIE D ie Werke unseres Programms reichen von Haydn, dem „Vater der Sinfonie“, bis in unsere Tage, ein musikalischer Bogen über ei ne Zeitspanne von ungefähr 200 Jahren. So werden wir Zeuge einer Uraufführung. Zu Zeiten Haydns war es absolut notwendig, im mer auch neue Werke anzubieten. Denn nur das Neue war wirklich wertvoll, und Älteres hatte den faden Beigeschmack, abgestanden zu sein. Heute wird dies leider oft anders be trachtet. Neue Werke von Siegfried Matthus aber werden gern angenommen, meist sogar bejubelt, gelten als Ereignis. Die Dresdner Phil harmonie schätzt sich glücklich, mit diesem Auftragswerk einen thematischen Beitrag zu den diesjährigen Musikfestspielen zu präsen tieren („Sehnsucht“). Henri Dutilleux gehört zu den faszinierenden französischen Kompo nisten der Gegenwart und wird gern als „Alt meister der Neuen Musik“ apostrophiert. 1998 konnten wir in den Zyklus-Konzerten seine Sinfonie „Le Double“ erleben, ein unvergeß liches Erlebnis für viele Konzertbesucher. Wie dort entpuppt sich auch das neue Werk des Komponisten als eine Darstellung verschiede ner musikalischer Zustandsbeschreibungen. Es wird mit Klängen, die sich aus kleinsten Struk turen entwickeln und für neue Klänge öffnen, gespielt. Und doch ist es mehr als ein Spiel, sich in Klangräumen zu bewegen und einer dahineilenden Zeit ausgesetzt zu sein. Mit Licht und Schatten künstlerisch umzugehen, hat eigene Gesetze. Licht kann durchaus ein optimistischer Hoffnungsschimmer sein, doch handelt es sich auch um eine Feuermetaphorik, die Flammen der Krematorien des Holocaust. Die Schatten liegen über uns und spiegeln sich in einer metaphysischen Unruhe. Musik ist Aus druck eines menschlichen Gefühls. Dutilleux ist ihr Philosoph, ein Zweifler zwar, doch von die ser Welt, der Leben erlebbar machen will und es mit seinen Mitteln versucht: mit Musik. 7