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ZUR EINFÜHRUNG Musik Ungewöhnlich - jedenfalls im herkömmlichen Sinne - ist die Satzfolge und die Tonartenwahl in den Teilen. Zwei langsame Außensätze umrahmen zwei schnelle Mittelsätze. Der harmonische Zusammenhang scheint aufgelöst: D-Dur, C-Dur, a-Moll und Des-Dur sind die Grundtonarten der vier Sätze. Auch die Orchester sprache ist neuartig, schlanker die Instrumentierung, spätromantische Klangmassen und eine süffige Harmonik vermeidend. In freier Polyphonie entstehen ungewohnte Klangkombinationen, ganz neuartige polytonale, sogar atonale Akkordbildungen und Zusammenklänge. Sie werden derb und schmucklos. Die Melodien erstarren zu Motiv-Collagen, formale Prinzipien weichen einem spontaneren Zusammenhang. Das alles sind Auflösungserscheinungen einer traditionell gebundenen Musikausformung, Wege zu einer Neuen Musik. Aufführungsdauer der Sinfonie Nr. 9: ca. 80 Minuten Schubert, Bruckner - danach ihre Feder für immer niedergelegt hat ten. Mahler komponierte 1907/08 statt dessen „Das Lied von der Er de", sein persönlichstes Werk bis dahin, wie Bruno Walter meinte. Aber dieses Jahr 1907 erwies sich für den Komponisten als geradezu schicksalshaft. Seine fünfjährige Tochter Maria Anna starb, ihm selbst wurde ein unheilbares Herz leiden diagnostiziert, Intrigen in der Wiener Oper konnte er nicht mehr ertragen. Er ging nach New York, litt dort aber unter Angstzu ständen und Depressionen. Kein Wunder, daß Todes- und Ab schiedsgedanken ihn beschäftigten und in seinen Kompositionen deut lich werden sollten. Im Sommer 1909 arbeitete Mahler, er war für diese Zeit wieder in seinem Tobla cher Komponierhäuschen in heimi schen Gefilden, an einem neuen Werk, seiner Sinfonie Nr. 9. Er zählte sie nun auch so, trotz aller Bedenken, denn seine eigentliche Neunte war ja schon das resignie rend wirkende „Lied von der Erde". Dieses Werk hatte er schlicht als „Eine Sinfonie" untertitelt. In der Neunten nehmen Gedanken der Resignation und des Abschiedes wirkliche Gestalt an. In seinem Partiturentwurf notierte Mahler solche Randbemerkungen wie: „O Jugendzeit! Entschwundene! O Liebe! Verwehte" oder „Leb' wol! Leb' wol!" In New York been dete Mahler das Werk mit der Par titurreinschrift (1910). Die Urauf führung erlebte er nicht mehr. Die blieb Bruno Walter vorbehalten (Wien im Juni 1912). Die „Neun te" wurde also auch für Mahler die letzte vollendete Sinfonie. Eine „Zehnte" hatte er noch begonnen. Doch sie blieb Torso. Die Neunte nun ist von unverkenn barer Originalität und wahrhafti ger Größe. Im Gegensatz zu Beethovens Neunter, die nicht am Ende scheitert, spiegelt sie ein Bild aus der Sicht der Jahrhundertwen de in einer hellsichtigen, geradezu furchterregenden Zukunftsvision. Sie ist ein Werk, das den Weg in eine neue Zeit nicht nur vorbereitet, sondern das Tor zur Neuen Musik wirklich aufstößt. Mahlers Einfluß auf Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, ja auch auf Sergej Prokofjew und Dmitri