mein Fach ist zu beliebt hier, als daß ich mich nicht Souteniren [stützen] sollte. Hier ist doch gewis das Clavierland" - schrieb Mozart an seinen Vater. Einnahmen gab es tüchtig. In der Saison 1783/84 hatte er bereits in der Fastenzeit zwei Dutzend solistische Auftritte zu absolvieren. Die Wiener Gesell schaft drängte sich zu seinen Kon zerten, und er hatte in der Zwi schenzeit alle Hände voll zu tun, neue Werke zu Papier zu bringen, die das Wiener Publikum bei die ser Gelegenheit von ihm erwartete. Besonders beliebt waren modische Variationen und vor allem Klavier konzerte mit Begleitung eines Orchesters. Er gab dem Publikum, was es wollte, komponierte viel fürs Klavier und spielte selbst. Schritt für Schritt gab Mozart sei nen Werken mehr Tiefe, mehr „Ex pression", zog immer mehr Regi ster seiner stetig wachsenden Kunstfertigkeit und kam unverse hens in musikalische Bereiche, die seine Hörer bald schon zu ver schrecken begannen. Doch das war dann erst später. Erstmal schrieb Mozart Musik, als sei's für ihn selbst, Concerte „von ganz be sonderer Art" (Mitteilung an den Vater), vorerst keine Sinfonien, denn schon mit seinen Klavierkon zerten begab er sich ins Sinfoni sche. Das war neu, noch nicht da gewesen. Sicherlich hatte er selbst, diese Art zu komponieren als Er weiterung seines Könnens gese hen, einen Qualitätssprung er kannt. Just in dieser Zeit (1784) be ¬ gann er, voller Selbstbewußtsein ein eigenhändiges Verzeichnis seiner neu entstehenden Werke zu führen. Was aber ist diese be sondere Art? Rein äußerlich wurde sein Orchester bald schon reicher durch Einfügung weiterer Bläser, Trompeten z. B. und Pauken (die gehörten zum Bläsersatz). Klarinet ten hingegen finden wir erst später. Früher besetzte er meist nur zwei Oboen und zwei Hörner, gelegent lich noch zwei Fagotte. Aber hauptsächlich ging es ihm wohl um das Innere, die musikalische Fak tur. Vordem war es durchaus üb lich, daß das Soloinstrument - noch ganz im Sinne der barocken „Ritornell-Praxis" - vom Orchester begleitet wurde und das „beglei tende" Instrumentarium bestenfalls in Vor- und Zwischenspielen selb ständig auftreten durfte. Mozart versuchte jetzt, eine wirkliche Dia logform zu finden, gelegentlich so gar auf engstem Raum. Da wurde nun mit Frage und Antwort zwi schen Solo und Tutti gespielt. Ge danken wanderten hin und her, thematisch-motivische Keime konn ten aufgenommen, umgeformt, weitergeleitet werden. Und auch die verschiedenen Instrumente be teiligten sich an einem solchen motivischen Wechselspiel. Die Blasinstrumente wurden selbstän dig, redeten mit. Es entstand ein regelrechter Wettstreit aller Betei ligten im wahrsten Sinne des Kon zertbegriffs (concertare = Wettstrei ten). Die musikalische Struktur aber gleicht einer Opernszene. „Der Mozart zeichnete als erste Nummer in seinem Werk verzeichnis ein neues Klavierkonzert ein, das in Es-Dur (KV 449).