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Zum 150. Geburtstag von Friedrich Engels Einheit von Wissenschaft und Politik Die Dialektik ist — nach der De finition von Engels — die Wissen schaft von den allgemeinsten Bewe- gungs- und Entwicklungsgesetzen der Natur, der Menschengesell schaft und des Denkens. Die allgemeinsten Entwicklungs gesetze äußern sich auf spezifische Weise in der Natur, in der Gesell schaft und in der Erkenntnis. Sie tragen objektiven Charakter. Ihre Erkenntnis hat jedoch eigene quali tative Besonderheiten, die sie von der Erkenntnis der spezifischen Ge setze der physikalischen, chemischen und anderen objektiven Prozesse unterscheiden. Die Erkenntnis der allgemeinsten Entwicklungsprozesse ist nur auf der Grundlage der theo retisch-philosophischen Verallgemei nerung der wesentlichen Erkennt nisse aller anderen Wissenschaften möglich, die die einzelnen Bewe- gungs- und Entwicklungsformen un tersuchen. Darin liegt der prinzi pielle Unterschied des dialektischen und historischen Materialismus zu den vorausgegangenen philosophi schen Lehren, die den Einzelwissen schaften metaphysisch gegenüberge stellt wurden. Engels, indem er meisterhaft die Dialektik von Allgemeinem, Beson derem und Einzelnem erfaßte und auf das Verhältnis von Philosophie und Einzelwissenschaften bezog, zeigte, daß der dialektische und hi storische Materialismus die gleiche materielle Welt wie die Einzelwis senschaften erforscht, daß er jedoch allgemeinere Zusammenhänge und Beziehungen erkennt als die Einzel- Wissenschaften. Er wies nach, daß die allgemeinsten objektiven Ge setze nicht von den besonderen Ge setzen losgelöst existieren und wir ken, sondern in ihnen und durch sie. Er erforschte auch, daß die von den Einzelwissenschaften entdeckten ob jektiven Gesetze nicht anders als in dem Zusammenhang existieren, der zu den allgemeinsten Gesetzen führt. So erbrachte Engels den Be weis, daß die allgemeinsten Gesetze ebenso objektiv-real existieren wie die besonderen, von den Einzelwis senschaften untersuchten Gesetze. Indem Engels auf diese dialektisch materialistische Weise den Gegen stand der marxistischen Philosophie und das Verhältnis zwischen mar xistischer Philosophie und den Ein zelwissenschaften aufdeckte, gab er auch den Forschern und Wissen schaftlern der einzelnen Disziplinen das einzig mögliche und notwendige wissenschaftlich-theoretische, poli- tisph-ideologische und methodolo gische Fundament für ihre Arbeit. Wir, die wir heute als Forscher und Studenten an der Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in der DDR mitwirken, können die Bedeutung dieser Engelsschen Erkenntnisse nicht hoch genug schätzen. Indem Wir tief in die marxistisch-lenini stische Philosophie eindringen, ver stehen wir immer besser, daß der dialektische und historische Mate rialismus den Einzelwissenschaften hilft, ihre Erkenntnisse philoso phisch richtig zu verallgemeinern. Ei’ hilft den Einzelwissenschaften, ihre Stellung im System der Wissen schaften besser zu begreifen und ein eng begrenztes Spezialistentum zu überwinden, das Engels als „Induk tionseselei“ ’ verspottete. Engels, der zuerst die Objektivität der Gesell schaft und dann die der Natur un tersuchte, gibt auch das Beispiel für bewußtes politisches Engagement, gibt den Wissenschaftlern, For schern, Hochschullehrern und Stu denten den Blick für das Ganze in der Welt, speziell für ihren Stand ort und ihre Rolle in der Gesell schaft. Das hat besonders aktuelle Be deutung für unsere Zeit, denn die Epoche des Übergangs vom Kapita lismus zum Sozialismus im Welt maßstab, in der wir leben, verlangt den ganzen Menschen, verlangt, daß wir eindeutig den sozialistischen Klassenstandpunkt beziehen in der weltweiten Auseinandersetzung mit dem Imperialismus. Schließlich gibt Engels uns allen eine fest fundierte weltanschaulische philosophisch theoretische, politisch-ideologische und methodologische Grundlage. Demzufolge erweist sich die marxi stisch-leninistische Philosophie als ein wichtiges Instrument der ein zelwissenschaftlichen Forschung und Lehre. Wie bereits dargestellt, be ruhen alle Thesen des dialektischen und historischen Materialismus auf den konkreten Erkenntnissen und Ergebnissen der Einzelwissenschaf ten. Daraus folgt, daß auch die marxistisch-leninistischen Philoso phen ständig die neuen Entdeckun gen und Erfindungen sowie die Pro bleme der Einzelwissenschaftler ver folgen und sich auf dem laufenden halten müssen. Aus der dialektisch-materialisti schen Darstellung des Gegenstandes der marxistischen Philosophie und des Verhältnisses von marxistischer Philosophie und Einzelwissenschaf ten durch Engels geht mit Notwen digkeit das enge Bündnis zwischen marxistisch-leninistischen Philoso phen und den Einzelwissenschaft lern hervor. Entsprechend der Ein heit des Marxismus-Leninismus ist es natürlich notwendig, dieses Bünd nis auf die Vertreter aller Bestand teile des Marxismus-Leninismus auszudehnen und nicht nur die mar xistisch-leninistischen Philosophen als Bündnispartner zu betrachten. Es ist anzunehmen, daß kaum je mand an unserer Hochschule an der Notwendigkeit der Herstellung, Fe stigung und Vertiefung dieses engen Bündnisses zweifelt. Jedoch — wo stehen wir? Wie weit sind wir bei der Realisierung dieses Bündnisses vorangeschritten? Es ist an unserer Hochschule allgemein bekannt, daß es in den einzelnen Sektionen gute .Beispiele der Durchdringung von Lehre und Forschung mit dem Mar xismus-Leninismus, auch gute Bei spiele der Zusammenarbeit von Ein zelwissenschaftlern und Angehöri gen der Sektion Marxismus-Leninis mus gibt. Es ist notwendig, diese guten Beispiele interdisziplinärer Zusammenarbeit zu verallgemei nern, sie zur Massenerscheinung werden zu lassen. Auf der Basis der „Direktive zur Erhöhung der Wirk samkeit der marxistisch-leninisti schen Bildung und Erziehung der Studenten in der weiteren Durch führung der 3. Hochschulreform“ sollten noch in diesem Studienjahr von uns allen konkrete Überlegun gen angesteHt werden, welches die nächsten Schritte bei der Festigung des Bündnisses sein können. Engels zeigte stets großes Inter esse für die Fragen der Naturwis senschaft und für deren hervorra gende Leistungen. Die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften und die Ausarbeitung des Verhältnisses zu ihren Errungenschaften vom Standpunkt des dialektischen und historischen Materialismus begann Engels mit dem Studium und der philosophischen Einschätzung der drei großen naturwissenschaftlichen Entdeckungen aus der Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Das er klärte sich daraus, daß diese Ent deckungen im Mittelpunkt der Ent wicklung der Naturwissenschaft des vorigen Jahrhunderts standen und zum Zusammenbruch der metaphy sischen Auffassung der Naturer scheinungen sowie zum spontanen Übergang der Naturforscher zur Dialektik beitrugen. Bei diesen Ent deckungen handelte es sich um die Zellentheorie (Schleiden und Schwann), um das Gesetz der Er haltung und Umwandlung der Ener gie (Mayer) und um die von Darwin geschaffene Evolutionstheorie in der Biologie. Die stürmischen + Fort schritte der Chemie, insbesondere der organischen Chemie und der Agrikulturchemie, wurden eben falls von Engels studiert und philo sophisch verallgemeinert mit dem Ziel der Ausarbeitung eines einheit- lichen dialektisch-materialistischen Weltbildes. Engels verallgemeinerte philosophisch die aus der Entdek- kung der Zelle gewonnenen Er kenntnisse und zeigte, daß diese Entdeckung zur Anerkennung der Einheit der gesamten organischen Natur, der Einheit des ganzen Pro zesses der geschichtlichen Entwick lung des Lebens von seinen einfa cheren und niedrigeren Formen bis zum kompliziertesten Organismus führt. Weiterhin stellte er fest, daß die Zellentheorie einen Einblick in die belebte Natur nicht nur hin sichtlich des Zusammenhangs und der Einheit ihrer Formen und deren Entwicklung ermöglicht, sondern auch hinsichtlich der Sprunghaftig keit der Entwicklung, die bedingt ist durch das Umschlagen quantita tiver Veränderungen in qualitative. Engels erkannte auch vom dialek- tisch-materialistischen Standpunkt aus die große Bedeutung der Entr deckung des Gesetzes von der Er haltung und Umwandlung der Ener gie. Mit diesem Erhaltungsgesetz wurde zum ersten Male der Beweis geführt, daß sich qualitativ ver schiedene Bewegungsformen der Materie qualitativ und quantitativ ineinander umwandeln lassen, und schließlich brachte die Evolutions theorie den Nachweis, daß Pflanze, Tier und Mensch Entwicklungspro dukte der Materie sind. Diese drei Entdeckungen spielten eine entschei dende Rolle bei dem Nachweis, daß die Einheit der Welt in ihrer Mate rialität besteht. Die philosophische Analyse der drei Entdeckungen durch Engels unterstrich, daß die materielle Einheit der Welt nicht das Ergebnis philosophischer Speku lationen ist, sondern daß sie objek tiv-real existiert und von den Ein zelwissenschaften und von der dia lektisch-materialistischen Weltan schauung widergespiegelt wird. Der Nachweis des Wirkens der Gesetze der Dialektik in den Naturerschei nungen und in der Gesellschaft bot Engels die Möglichkeit, den rationel len Zusammenhang der Naturwis senschaften zu finden und sie auf dieser Grundlage zu klassifizieren. Er legte der Klassifikation die Be wegungsformen der Materie zu grunde. Damit war es möglich ge worden, sowohl die unbelebte als auch die belebte Natur und schließ lich die gesellschaftlichen Erschei nungen und das menschliche Den ken systematisch zu erfassen. So konnte ein Gesamtsystem der Wis senschaft aufgebaut werden. Bei der Klassifikation der Wissenschaf ten durch Engels waren die dialek tisch-materialistischen Prinzipien die weltanschaulische und methodo logische Grundlage. Engels wandte erstens das mate rialistische Prinzip der Objektivität an, indem er den Zusammenhang der Wissenschaften (ihre Struktur) als Widerspiegelung des Zusammen hangs der Bewegungsformen der Materie deutete, und zweitens das Prinzip des Historismus, indem er die Wissenschaften gemäß ihrer Entwicklung und dem Übergang vom Niederen zum Höheren, vom Einfachen zum Komplizierten, in einer Reihe anordnete. Besonders aufmerksam unter suchte Engels die Übergänge zwi schen den Wissenschaften, zwischen den verschiedenen Bewegungsfor men der Materie und zwischen deren materiellen Trägern (Über gangsbereiche zwischen Mechanik und Physik, zwischen Physik und Chemie, zwischen Chemie und Bio logie). In seinem Werk „Dialektik der Natur“ schätzte er diese Über gänge hoch ein und kam zu der ge nialen wissenschaftlichen Voraus sage, daß gerade dort die größten Resultate zu erwarten sind. Inzwi schen ist diese glänzende Engelssche Prognose durch die Entwicklung der Wissenschaften vollauf bestätigt worden. Engels hat es infolge seiner wissenschaftlichen Einsichten in die Zusammenhänge von Natur und Ge sellschaft strikt von sich gewiesen, die Natur- und die Gesellschaftswis senschaften als voneinander ge trennte Systeme zu untersuchen, sondern verfolgte das Ziel, beide miteinander zu verbinden und den realen Übergang von der Natur zur menschlichen Gesellschaft aufzu decken, der sich im Entwicklungs gang der Materie vollzogen hat. Da bei wies er nach, daß hierfür eine rein naturwissenschaftliche Be trachtungsweise nicht ausreichte, sondern daß es notwendig ist, zum Verständnis dieses Zusammenhangs die Arbeitstätigkeit des Menschen als sozialen Faktor zu berücksichti gen. Er zeigte, daß die naturhisto rische Entwicklung der Materie in der sozialhistorischen Entwicklung der Materie dialektisch negiert, auf gehoben wird. Durch seine Tätigkeit im Arbeits prozeß schafft sich der Mensch- die Technik. Seit dem Übergang von den höchsten affenähnlichen Tieren zum Menschen ist die Technik das Gebiet der ständigen und sich immer weiter ausdehenden Verbin dung des Menschen mit der Natur, Eine Daguerreotypie aus den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit Friedrich Engels, Karl Marx und seinen Töchtern Jenny, Eleonor und Laura. (Zentralbild) Die Menschen erkennen im Verlaufe ihrer Entwicklung immer tiefer, immer genauer die Naturgesetze und verfolgen immer besser das Ziel, praktische Anwendungen dieser Gesetze zu finden. Das versetzt sie in die Lage, die Bedingungen der dem jeweiligen Naturgesetz unter worfenen Naturprozesse mittels der Technik zu regeln und zu steuern, die Naturprozesse zu zwingen, in einer vom Menschen technisch ge schaffenen Umgebung abzulaufen. Damit ist die Technik Ausdruck der gesellschaftlichen Entwick lungsstufe, des Grades der Entfal tung der schöpferischen Kräfte des Menschen, der Beherrschung der Natur- und gesellschaftlicher Pro zesse auf der Grundlage objektiver Gesetze, spiegelt somit auch den Grad der erreichten Freiheit wider, wie sie uns in der bekannten Engelsschen Definition gegeben ist. Natürlich erfordert die Bewältigung der Technik entsprechende soziale Strukturen, ist sie gesellschaftlich bedingt, sind ihr Inhalt, ihr Tempo, ihre Ziele und Auswirkungen von den herrschenden Produktions- und Machtverhältnissen abhängig. Frei heit des Menschen ist eben nicht nur die Beherrschung- und Aneig nung der Natur und der Naturpro zesse, sondern auch die Herrschaft des Menschen über sich selbst, die Beherrschung der gesellschaftlichen Prozesse gemäß den objektiv wir kenden Gesetzmäßigkeiten. Somit ist die Technik ein notwendiger und bedeutender Bestandteil des gesell schaftlichen Lebens. Solange Klas sen existieren, ist sie sowohl hin sichtlich ihrer Entwicklung als ins besondere auch hinsichtlich ihrer Anwendung den Interessen der je weils herrschenden Klasse unter worfen. Aus dieser Erkenntnis ist abzuleiten, daß es besonders heute, in der Epoche des weltweiten Über gangs vom Kapitalismus zum Sozia lismus, in der Zeit einer sich ver schärfenden Auseinandersetzung zwi schen den beiden Gesellschaftssyste men, auch für den Techniker erfor derlich ist, eindeutig den Klassen standpunkt der führenden Klasse unserer Epoche, der Arbeiterklasse, zu beziehen. Das bedeutet, Technik und technische Wissenschaften kon- sequent für den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft, für den Sozialismus, einzusetzen. Daraus leitet sich schließlich auch die große gesellschaftliche Verantwortung des Technikers ab, die er für die Ein haltung und Sicherung des Friedens und für die ständige Festigung und allseitige Stärkung des Sozialismus und damit auch für die Festigung und Stärkung des sozialistischen deutschen Nationalstaates hat. Auf diese Weise denken und handeln heißt, im Sinne der großen Ideen von Friedrich Engels zu wirken, heißt, das von ihm begonnene Werk würdig und verantwortungsbewußt fortzusetzen. Dr. W. Rössel, Sektion Marxismus-Leninismus --0--200----2-20--200-ee-2ne---e--seneeeeeeeeeeeeeereee-eee**-e*****e******ee***eeeeeeeeeebeenrrrrrrtrrrntrrerntrrrrrrrreretttrrrrtetnrrrtrrrerrreretttttrtrtetrrntterttrrtttrtttrttetttetettt* Zur Einheit von Natur-, Technik- und Gesellschafiswissenschaften Einige Probleme der marxistisch- leninistischen Fundierung Mit der Erarbeitung und Weiterentwicklung der neuen Aushildungsdoku- dente und der kollektiven Beratung ihrer Zielstellung und Inhalte ist in den Sektionen unserer Hochschule das Bemühen verbunden, die Forderun gen der Direktive vom 6. 3. 1970 zur Erhöhung der Wirksamkeit der marxi stisch-leninistischen Bildung und Erziehung der Studenten zu verwirklichen. Im Vordergrund steht dabei immer wieder die Frage, wie denn nun eigent- sich die marxistisch-leninistische Fundierung der Natur- und technischen Wissenschaften zu erreichen sei. Naturgemäß spielen diese Probleme auch in den Veranstaltungen der marxistisch-leninistischen Weiterbildung eine große Rolle. Erkenntnisse, die vor allem in den Lehrgängen der Marxi stisch-Leninistischen Abendschule gewonnen werden konnten, sind Ver anlassung, einige Vorstellungen zu konzeptionellen Anlagen und Präzisie rungen der Bemühungen zur marxistisch-leninistischen Fundierung und Durchdringung der Natur- und technischen Wissenschaften zu äußern. 1. Die Direktive löste, wenn auch mit z. T. erheblichen Unterschieden zwischen den einzelnen Sektionen der Hochschule, eine Reihe von Akti vitäten aus. Sie waren noch wenig systematisiert, wurden spontan vollzo gen und waren oft gefühlsmäßig motiviert. Ein, solcher Ablauf des Prozes ses entsprach unserem damaligen Wissens- und Erkenntnisstand. Man kann heute diese Anstrengungen- etwa in folgenden drei Gruppen zusam menfassen : a) Es wurde eine politische Aktualisierung der Lehrveranstaltungen an gestrebt und versucht, die gesellschaftliche Bezogenheit der behandelten Spezifika herzustellen. Damit war in vielen Fällen verbunden, die persön liche Einstellung zum Sozialismus und zu politischen Grundfragen und Tagesereignissen parteilich darzülegen. b) Die große Bedeutung der marxistisch-leninistischen Philosophie, ins besondere ihre hohe Leistungsfähigkeit als erkenntnistheoretisch-metho- dologische Grundlage der wissenschaftlichen Tätigkeit, wurde stärker als bis her begriffen. In zunehmendem Maße wurde zur marxistisch-leninistischen Fundierung deshalb nach philosophischer Begründung spezifischer Aussa gen und Erkenntnisse der Natur- und technischen Wissenschaften gestrebt. c) Schließlich kam es, ausgehend von der Herstellung der Beziehungen natur- und ingenieurwissenschaftlicher Erkenntnisse, Probleme und ihrer Lösung zu den Fragen der Entwicklung des gesellschaftlichen Systems des Sozialismus, häufig zur Einbeziehung ökonomischer Überlegungen und zu einer entsprechenden Darstellung einzelner bedeutsamer ökonomischer Fak toren und volkswirtschaftlicher Zusammenhänge. Bis zu einem gewissen Grade konnte damit die Funktion der Wissenschaft, des Wissenschaftlers und seiner Verantwortung stärker herausgearbeitet werden als früher. Es ist notwendig, folgendes zu betonen: Das Voranschreiten auf den eben skizzierten Wegen ist durchaus positiv zu werten, aber es bestehen zwischen den Sektionen und selbst innerhalb einzelner Sektionen zwischen verschiedenen Lehrbereichen z. T. erhebliche Unterschiede in der Erkennt nis der Forderungen der Direktive und ihrer praktischen Verwirklichung. Es gibt eine Reihe konzeptioneller- Mängel, die überwunden werden müs sen, wenn die Direktive komplex und mit hoher Qualität durchgesetzt Werden soll. 2. E s erhebt sich die Frage, was unter marxistisch-leninistischer Fundie rung der Natur- und technischen Wissenschaften zu verstehen ist und wie man die gestellte Forderung lösen kann. „Rezepte“ sind dafür nicht mög- lich, aber Grundlinien können angegeben werden. Dabei ist folgendes zu berücksichtigen: — Die Direktive gibt die strategische Zielsetzung für die marxistisch-leni nistische Erziehung und Bildung in den nächsten Jahren. Mit dem Fort schreiten unserer- Erkenntnis ist damit die Aufgabe verbunden, unsere eigene Konzeption zur Durchsetzung der Direktive laufend zu präzisieren. — Die Direktive steht in ihren Aussagen und grundlegenden Aufgabenstel lungen auf einem hohen Allgemeinheitsgrad. Diese Abstraktion muß ent sprechend den gegebenen Bedingungen zurückgenommen werden, wobei man, jedoch stets das zu erreichende Ziel im Auge behalten muß. Das bedeutet, von einer genauen Analyse der politisch-ideologischen Situa tion der Hochschule, des Lehrbereichs und auch der einzelnen Lehrver anstaltung hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Bedeutung für den Pro zeß der Erziehung auszugeilen. — Schließlich geht es darum, den Marxismus-Leninismus insgesamt, d. h. in der Einheit seiner Bestandteile, zur Grundlage der Fundierung der Natur- und technischen Wissenschaften zu nehmen und in dieser Ein heit durchzusetzen. Unter diesen Aspekten können die folgenden Überlegungen von Bedeu tung sein: a) Der Marxismus-Leninismus ist die politisch-ideologische Grundlage der sozialistischen Gesellschaftstheorie und das strategische Gesamtkonzept für die Verwirklichung der Führungsfunktion der Arbeiterklasse, ihrer Par tei und für die sozialistische Staatsmacht. Nur auf seiner Grundlage läßt sich bestimmen, was durch das gesamtgesellschaftliche Handeln zu errei chen ist. Damit werden die politischen Grundfragen aufgeworfen, deren Lösung im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts erforderlich ist. Wenn die Natur- und technischen Wissenschaften vom Marxismus-Leninismus ausgehen, dann müssen sie beitragen, diese politischen, aus der gesellschaft lichen Entwicklung hervorgehenden Grundfragen zu klären. Jede „Fach frage“ wird somit zu einer politischen Frage, und ihre Beantwortung rei chert nicht „nur fachliche“ Kenntnisse an, sondern führt zu gesellschaft licher Erkenntnis, motiviert das Handeln und setzt so Triebkräfte frei, erhöht den Grad der Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft des ein zelnen gegenüber der sozialistischen Gesellschaft. Damit ist jede Wissen- schäft in das System der Entwicklung der sozialistischen Ideologie, des sozialistischen Bewußtseins integriert. Sie muß ihren Beitrag leisten, und sie kann es auch, sofern die Tatsache anerkannt wird, daß die Entwick lung des Bewußtseins objektiven Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die erkenn bar und erkannt sind, so daß der Prozeß .gleichzeitig auch planbar ist. b) Was sind die politischen Grundfragen unserer Zeit, wie kann man sie bzw. den Grad ihrer Lösung erkennen? Es sei zunächst bemerkt, daß die grundlegenden Dokumente der internationalen Arbeiterbewegung und speziell der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, unserer obersten staatlichen Machtorgane sowie , die Reden und Erklärungen der Vertreter der Partei- und Staatsführung diese Grundfragen sehr offen und prinzi pienfest darlegen. Die Notwendigkeit, solche Materialien gründlich zu stu dieren und auszuwerten, sie zur Grundlage der Tätigkeit in Erziehung, Ausbildung und Forschung zu machen, kann nicht oft genug betont wer den. Soll jedoch — und das muß man fordern —der Beitrag der Natur- und technischen Wissenschaften zur Klärung solcher politischen Grundfragen gezielt und als Teil. eines Gesamtplanes realisiert werden, muß man auch wissen, welchen Grad der Ausprägung das sozialistische Bewußtsein bereits erreicht hat. In dem Zusammenhang sei nur noch einmal auf die ständige Analyse der politisch-ideologischen Situation als unabdingbare Voraus setzung für die Erhöhung der Wirksamkeit der klassenmäßigen Erziehung verwiesen. Auf Grund der Ergebnisse bisheriger analytischer Tätigkeit und der Auswertung sowohl zentraler wie hochschuleigener Einschätzungen sind solche politische Grundfragen u. a. die nach dem Charakter unserer Epoche, nach der führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch- leninistischen Partei, nach der untrennbaren Einheit von sozialistischer und wissenschaftlich-technischer Revolution oder nach der Anerkennung der Sowjetunion als führende Kraft des sozialistischen Weltsystems und ihrer Bedeutung als Grundmodell des Sozialismus. Solche Fragen fachbezogen klären, das heißt die Zusammenhänge von Fach — Studium — Beruf — Gesellschaft — Klassenkampf bewußt machen, begreifen lassen und auf die Herausbildung entsprechender sozialistischer Verhaltensweisen Einfluß nehmen. Spezielle Aspekte dieses Klärungs- und Bewußtseinsbildungsprozesses bestehen, es sei dies nur angedeutet, darin, daß — die Funktion der Wissenschaft und ihre Verantwortung in der Klassen auseinandersetzung' bestimmt werden, — die unterschiedlichen Systembedingungen der Wissenschaft und der Wis senschaftsentwicklung herausgehoben und begriffen werden, — wissenschaftshistorische Betrachtungen zur Entwicklung des Geschichts- und Prognosebewußtseins beitragen und — der wehrpolitische Inhalt der Natur- und technischen Wissenschaft als Grundlage notwendig zu gewinnender Verhaltensweisen verstanden wird. (Fortsetzung auf Seite 4) „Hochschulspiegel“ • e - Seite 3