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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1971
- Erscheinungsdatum
- 1971
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-197100000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
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Zeitschrift
Hochschulspiegel
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Band
Band 1971
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- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
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Von der Spartakusgruppe zur Gründung der KPD Mitten im ersten Weltkrieg, An fang 1916, bildete sich aus der Gruppe „Internationale“, die linke Sozialdemokraten wie Karl Lieb knecht, Franz Mehring, Wilhelm Pieck und andere zusammenfaßte, die Spartakusgruppe. Die Märzkon ferenz 1916 schloß deren Konstitu ierung ab und orientierte mit einem wissenschaftlichen Programm die revolutionären Kräfte darauf, grö ßere Massenaktionen gegen den im perialistischen Krieg auszulösen und zu führen. Die Linken rangen sich aber noch nicht dazu durch, organi satorisch mit allen Opportunisten zu brechen und eine selbständige mar xistische Partei zu schaffen. Als sich im Frühjahr 1917 die Opposition in nerhalb der SPD von dieser trennte und die USPD (Unabhängige Sozial demokratische Partei Deutschlands) gründete, schloß sich die Spartakus gruppe dieser neuen Partei an, wahrte dabei ihre politisch-ideolo gische Selbständigkeit und behielt sich eigene organisatorische Tätig keit vor. Die USPD war eine zentristisch geleitete Arbeiterpartei mit sehr un terschiedlicher politischer Zusam mensetzung. Ihre rechtszentristi- schen Führer wollten mit ihrer Gründung den Radikalisierungspro zeß der Massen auffangen und den Übergang organisierter Arbeiter auf die Positionen der Linken verhin dern. Neben linksorientierten Poli tikern wie Ledebour gehörte der USPD auch das theoretische Haupt des Revisionismus, Eduard Bernstein, an. Dieser knüpfte gemeinsam mit den zentristischen Führern Karl Kautsky, Hugo Haase an die bereits in der Vorkriegszeit von den Oppor tunisten in die Arbeiterklasse hin eingetragenen parlamentarischen Illusionen und falschen Vorstellun gen über den bürgerlichen Staat an. Die besondere Gefährlichkeit der rechten USPD-Führer lag darin, daß sie ihre zutiefst, opportunistische Politik mit radikalen Phrasen ver deckten und damit den Arbeitern erschwerten, zur Klarheit in den Grundfragen der Politik zu gelan gen. Unter den örtlichen Spartakus gruppen wandte sich besonders energisch die Chemnitzer unter Füh rung Fritz Heckerts gegen den An schluß an die USPD. Die Spartakus führung glaubte, weil sich der USPD viele revolutionäre Arbeiter angeschlossen hatten, diese Partei von innen heraus für sich erobern zu können. Zum Anschluß kam es auch deshalb, weil mehrere hervor ragende Spartakusführer, wie zum Beispiel Karl Liebknecht, der vor dem Zusammengehen mit den Zen tristen gewarnt hatte, zu dieser Zeit eingekerkert waren. Der Anschluß der Spartakusgruppe an die USPD verzögerte die Herausbildung der marxistisch-leninistischen Partei und erschwerte den revolutionären Arbeitern der USPD, den grund sätzlichen Unterschied zwischen der mit revolutionären Phrasen ver brämten kapitulantenhaften Politik der zentristischen USPD-Führung und dem konsequenten revolutio nären Klassenstandpunkt der Spar takusgruppe zu begreifen. Die Spar takusgruppe blieb trotz dieser Fehl entscheidung die ideologisch füh rende Kraft unter den deutschen Linken, verfügte sie doch als ein zige über ein wissenschaftliches Programm zur revolutionären Be endigung des Krieges, bei dessen Ausarbeitung sie sich ständig dem Leninismus annäherte. Die Sparta kusgruppe wurde objektiv die füh rende Kraft des Prozesses, in des sen Verlauf sich die revolutionäre Partei in Deutschland herausbildete. Ideologisch grenzte sich die Spar takusgruppe zwar von den Halb heiten der zentristischen Politik ab, konnte aber trotz ihres steigenden Masseneinflusses, mangels einer eigenen Partei im April 1917 und im Januar 1918 nicht verhindern, daß die organisierten Kräfte des Sozial chauvinismus der SPD und des Zen trismus der USPD die sich anbah nenden einheitlichen Aktionen der Arbeiterklasse abzubrechen ver mochten. Im August 1918 entstellte Karl Kautsky in seiner Schrift „Die Dik tatur des Proletariats“, die marxi stische Lehre vom Staat, der Revo lution und der Diktatur des Prole tariats, indem er formal die Be griffe „Diktatur“ und „Demokratie“ als sich einander ausschließend ge genüberstellte. Er identifizierte un zulässig „Demokratie“ mit bürger licher Demokratie und suggerierte den Arbeitern, daß sie in einer „reinen Demokratie“ — darunter verstand er eine „Demokratie“, in welcher die Bourgeoisie das allge meine Wahlrecht und die Rolle des Parlaments nicht beschränke und der Arbeiterklasse demokratische Gleichberechtigung gewähre — mit tels Wahlen die Menschen gewinnen, die politische Macht erobern und dann mit dieser gleichen Demokra tie und dem bisherigen allgemeinen Stimmrecht ihre Macht ausüben können. So stellte Kautsky der Dik tatur des Proleariats die opportu nistische These von der „reinen Demokratie“ gegenüber, ver schleierte den Klassencharakter der bürgerlichen Demokratie und er weckte die Illusion, daß die Arbei terklasse ohne proletarische Revolu tion und ohne Zerschlagen des alten bürgerlichen Staatsapparates in den Sozialismus hineinwachsen könne. Er lieferte den Opportunisten aller Schattierungen die Begründung für die Politik eines sogenannten drit ten Weges, der immer auf das Pak tieren mit der imperialistischen Bourgeoisie gegen die Interessen der Arbeiterklasse und des übrigen Vol kes hinausläuft. Die Spartakusgruppe kämpfte ge gen diese pseudo-marxistischen Auf fassungen. Da sie aber keine eigene Partei besaß, ein Teil ihrer Führer, wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, eingekerkert waren, sie nur illegal arbeiten konnte, ver mochte sie diese Schlammflut des Antikommunismus, die sich auf die Arbeiter ergoß, schwer einzudäm men. In diesem Kampf erhielt sie durch W. I. Lenin starke Unterstüt zung. In Auseinandersetzung mit Kautskyanern hatte Lenin schon 1917 in seinem Werk „Staat und Revolution“ betont: „Ein Marxist ist nur, wer die Anerkennung des Klas senkampfes auf die Anerkennung der Diktatur des Proletariats er streckt“ /l/., und daß die Diktatur des Proletariats zur „gewaltigen Er weiterung des Demokratismus“ führt, „der zum erstenmal ein De mokratismus ... für das Volk wird“ /2/. Im Kapitalismus dagegen ist der Demokratismus „durch den engen Rahmen der kapitalistischen Ausbeutung stets eingeengt und bleibt daher im Grunde genommen stets ein Demokratismus für die Minderheit, nur für die besitzenden Klassen...“ /3/. Gleichzeitig wandte sich aber Lenin gegen die Unter schätzung der Demokratie im Be freiungskampf der Arbeiterklasse, denn „eine breitere, freiere, offenere Form des Klassenkampfes... be deutet für das Proletariat eine rie sige Erleichterung“ /4/ im Kampf um den Sozialismus.“ Das Wesen der Marxschen Lehre vom Staat hat nur erfaßt“, schrieb Lenin, „wer begrif fen hat, daß die Diktatur einer Klasse nicht nur schlechthin für jede Klassengesellschaft notwendig ist, nicht nur für das Proletariat, das die Bourgeoisie gestürzt hat, sondern auch für die ganze histo rische Periode, die den Kapitalismus von der .klassenlosen Gesellschaft 4 , vom Kommunismus, trennt“ /5/. Lenins Werk „Staat und Revolution“ wurde am Vorabend der November revolution in Deutschland bekannt, als die Grundfragen des Staates und der Revolution höchst aktuell waren und spielte eine wichtige Rolle beim ideologischen Klärungsprozeß inner halb der deutschen Linken. Lenin setzte sich mit der Kautsky- sehen Schrift „Die Diktatur des Pro letariats“ in seinem Werk „Die pro letarische Revolution und der Renegat Kautsky“ auseinander. Während Kautsky unmarxistisch die historisch bedingten Formen, wie Wahlrecht, Parteien und Parlamen tarismus als Demokratie schlechthin betrachtete, wies Lenin nach: „In einer in Klassen gespalteten Gesell schaft kann es keine reine, außer halb der Klassen stehende Demo kratie geben. Reine Demokratie“, be tonte Lenin, „das ist die verlogene Phrase eines Liberalen, der die Ar beiter zum Narren hält. Die Ge schichte kennt die bürgerliche De mokratie, die den Feudalismus ab löst, und die proletarische Demokra tie, die die bürgerliche ablöst“ /6/. Lenin widerlegte die antimarxi stische Konzeption Kautskys, die an stelle des unversöhnlichen Gegen satzes zwischen Proletariat und Bourgeoisie einen Widerspruch zwi schen Demokratie und Diktatur kon struierte und damit die sogenannte „Theorie des dritten Weges“ zwi schen Kommunismus und Kapitalis mus entwickelte, die noch heute den Massen vom Sozialdemokratismus vorgegaukelt wird, gründlich und leistete damit den deutschen Linken eine entscheidende Hilfe. Als sich im Herbst 1918 die herrschenden Klas sen in Deutschland in einer Krise. befanden und sich eine revolutio näre Situation ergab, war die deutsche Arbeiterklasse in drei poli tische Richtungen gespalten. Wäh rend aber die Reformisten in der SPD und die Zentristen in der USPD Parteien besaßen, fehlte den revolutionären Linken eine selb ständige Partei. Trotzdem erkannte die Spartakusgruppe ihre große hi storische Aufgabe. Auf ihrer bedeu tungsvollen Konferenz vom 7. Ok tober 1918 beschloß sie das Pro gramm der Volksrevolution für die sofortige Beendigung des Krieges, für die revolutionäre Erkämpfung demokratischer Rechte und Freihei ten und für den Sturz des deutschen Imperialismus und Militarismus. In seinen Hauptzügen entsprach das Programm den in Lenins Werk „Zwei Taktiken der Sozialdemokra tie in der demokratischen Revolu tion“ dargelegten Grunderkenntnis sen. Eindeutig sprach sich das Pro gramm gegen die arbeiterfeindlichen rechten SPD-Führer aus und distan zierte sich von der schwankenden Haltung der zentristischen Führer der USPD. Damit wurde die ideolo gische Abgrenzung vom Opportunis mus gefördert und ein weiterer Schritt zur selbständigen revolu tionären Kampfpartei vollzogen. Lenin schätzte diese Konferenz hoch ein und schrieb als Antwort darauf bereits am 18. Oktober an die Spar takusgruppe, daß sie „die Ehre des deutschen Proletariats... gerettet“ habe. /7/. Nach Ausbruch der November revolution und ihrer Ausbreitung auf ganz Deutschland bildete die Führung der SPD gemeinsam mit der der USPD den „Bat der Volks beauftragten“, eine sogenannte „Re volutionsregierung“, weil ihr eigener Masseneinfluß allein nicht aus reichte, die Haupttriebkraft der Re volution, die zunächst im Örtlichen Maßstabe einheitlich handelnde Ar beiterklasse, zu spalten. Vielfach übten die sofort nach dem Vorbild der Großen Sozialistischen Oktober revolution gebildeten Arbeiter- und Soldatenräte anfangs die reale Macht aus. Weil aber eine führende revolutionäre Partei fehlte, gerieten sie meist unter den Einfluß der SPD, die sie bewußt in reformistische Bahnen lenkte. Die Spartakusgruppe erwies sich auch in der Praxis der Revolution als konsequenteste Kraft der Arbei terklasse und des Volkes. Schon am 9. November gab sie ihre erste Zei tung „Die Rote Fahne“ als Sprach rohr der Revolution heraus, die die Errichtung der einheitlichen sozia listischen Republik und die sofortige Aufnahme diplomatischer Beziehun gen zur Sozialistischen Sowjetischen Republik forderte, was in vielen Versammlungen von Arbeitern und Bauern unterstützt wurde. Damit er kannten die revolutionären Kräfte der deutschen Arbeiterklasse, daß der Sieg über die deutschen Impe rialisten ein festes Bündnis mit dem fersten sozialistischen Staat der Welt voraussetzte. Durch den langjähri gen Einfluß der rechten Führer von SPD und USPD besaß die Mehrheit der Arbeiter parlamentarisch-demo kratische Illusionen, glaubte sie, mit dem Sturz der Monarchie, der Ausrufung einer Republik und der Erringung des allgemeinen Wahl rechtes bereits die politische Macht erobert und die Voraussetzung für den Sozialismus geschaffen zu ha ben. Die von den rechten Führern der Sozialdemokratie in die Arbei terklasse hineingetragenen Illusio ¬ nen nutzten sie nun für ihre konter revolutionäre Politik aus; sie such ten mit allen Mitteln zu verhindern, daß die Arbeiterklasse die bürger lich-demokratische Revolution zur sozialistischen Umwälzung weiter führt. Vereinbarungen mit der Ober sten Heeresleitung zum gemeinsa men Vorgehen gegen die Revolution sowie das Regierungsprogramm vom 12. November, das den Monopolisten und Junkern ausdrücklich ihr Eigen tum garantierte, bewiesen, daß diese, ihrem Wesen nach bürgerliche und konterrevolutionäre Regierung der Arbeiterklasse nur eine sozia listische Entwicklung vortäuschte. Um den revolutionären Kampf wirksamer zu führen und dafür bes sere organisatorische Voraussetzun gen zu schaffen, gründeten die füh renden Spartakusvertreter am 11. November den „Spartakusbund“. Zur Leitung der revolutionären Mas senarbeit wurde eine Zentrale ge schaffen. der Hermann Duncker, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Wilhelm Pieck und andere angehörten. Mit dem Aufbau einer Redaktion und eines Zentral büros begann die organisatorische Zusammenfassung der Spartakus anhänger im ganzen Lande. Der Spartakusbund verblieb zwar als ge schlossene Propagandavereinigung weiter innerhalb der USPD. Aber mit seiner Bildung begann objektiv die unmittelbare Vorbereitung einer eigenen Partei. Der Spartakusbund versuchte, die Massen unter der Losung „Alle Macht den Arbeiter- und Soldaten räten“ für die Weiterführung der Revolution bis zur sozialistischen Republik zü gewinnen, deren Errei chen ja den Vorstellungen der Mehrheit der Arbeiter entsprach. Der Spartakusbund stellte für den Kampf der revolutionären Kräfte unter anderem die Aufgaben, die lokalen Arbeiter- und Soldatenräte zu festigen und ein Reichsparlament derselben zu bilden, das die poli tische Macht in seine Hände zu neh men hatte. Das sollte durch Aus schaltung der Reformisten aus den Räten und durch die Bewaffnung der Arbeiter ermöglicht werden. Die Räte sollten zu wirklichen Macht organen umgestaltet werden. Damit wäre in Deutschland unter Führung der Arbeiterklasse eine tatsächliche Volksmacht entstanden. Aber über die Grundfrage jeder Revolution, die Frage nach der Macht, herrschte in den Räten die größte Unklarheit. Das galt auch für den Vollzugsrat, der die gesetzgebende und vollzie hende Gewalt auszuüben hatte. Eine Minderheit von USPD-Angehörigen nahm zwischen der Forderung der SPD-Führer nach der bürger lichen Nationalversammlung und der des Spartakusbundes nach der proletarischen Rätemacht eine ty pisch zentristische Haltung ein, in dem sie beides gleichzeitig haben wollte. Das bedeutete eine Absage an die Räte und die Preisgabe der ohnehin schwachen Positionen des Vollzugsrates. Auf der Grundlage des Antikom munismus schlossen sich alle kon terrevolutionären Kräfte, einschließ lich der rechten Führer der SPD mit dem Ziel zusammen, die Räte zu liquidieren und die imperialistische Klassenherrschaft in Form der bür gerlich-parlamentarischen Republik zu erhalten. Zur Irreführung der Volksmassen trat die Reaktion zu nächst mit der Losung für „Demo kratie“ und „Wahlen zur National versammlung“ auf, wie sie die rech ten SPD- und USPD-Führer verbrei tet hatten. Bereits 1884 hatte Fried rich Engels auf eine solche Formie rung der Kräfte im Falle einer Revo- volution der Arbeiterklasse hinge wiesen, indem er schrieb: „Jeden falls ist unser einziger Gegner am Tag der Krise und am Tag nach her — die um die reine Demokratie sich gruppierende Gesamtreaktion“ /8/. Kautsky von der USPD hatte mit seiner revisionistischen Auffas sung von der „reinen Demokratie“ die Basis mit vorbereitet, auf der sich die gesamte Reaktion einigen konnte. Weil der Spartakusbund energisch um die Rätemacht kämpfte, wurde er als „diktatorisch“ verleumdet, wurden Büro und Redaktion mehr fach überfallen. Seine Anhänger lei steten, oft unter Lebensgefahr, eine unermüdliche Überzeugungsarbeit, ihre Führer sprachen fast täglich zu den Werktätigen. Am 14. Dezember veröffentlichte der Spartakusbund sein Programm in der „Roten Fahne“. Es gab eine marxistische Antwort auf die Grundfragen der Revolution und wies den Weg zur Lösung der Lebensfragen des deut schen Volkes. Es stellte einen wei teren wichtigen Schritt zur Schaf fung einer marxistischen Arbeiter partei dar, deren Notwendigkeit die Wahlen zum Reichsrätekongreß er neut bewiesen hatten. Bei diesen Wahlen reichte die politisch-ideolo gische und organisatorische Kraft des Spartakusbundes noch nicht aus, um gegen den Machtblock, der von der SPD/USPD-Regierung bis zur organisierten militärischen Konter revolution reichte, die Mehrheit in den Räten zu gewinnen. Nur eine marxistische Kampfpartei hätte ge gen diese Phalanx die richtige Tak tik für den Kampf um demokra tische Forderungen als Bestandteil des Kampfes um den Sozialismus ausarbeiten und die Massen bei der Lösung dieser revolutionären Auf gaben führen können. Am 18. Dezember beschloß der Reichskongreß der Arbeiter- und Soldatenräte mit der SPD-Mehrheit, die gesetzgebende und vollziehende Gewalt dem Rat der Volksbeauf tragten zu übertragen und entmach tete sich damit selbst. So wurde der Reichsrätekongreß mjt seiner fakti schen Selbstauflösung zum Wende punkt in der Novemberrevolution. Die rechten SPD- und USPD-Führer hatten die Macht des deutschen Im perialismus und Militarismus geret tet. Nun konnte die Reaktion zur vollen Offensive übergehen, wie sich das in den Weihnachtstagen in Berlin im konterrevolutionären Überfall auf die Volksmarinedivi- sion zeigte. Die SPD-Führer bedurf ten inzwischen der USPD-Führer nicht mehr und so schieden diese, auch unter dem Druck ihrer revo lutionären Anhänger, aus der Re gierung aus, die als SPD-Regierung ihren konterrevolutionären Kurs noch entschiedener steuerte. (Fortsetzung auf Seite 5) --------*************************** Einige Probleme der marxistisch-leninistischen Fundierung (Fortsetzung von Seite 3) Es wurde bereits darauf verwiesen, daß die Entwicklung des Bewußt seins, die objektiven Gesetzmäßigkeiten unterliegt, planbar ist. Die Um setzung dieser Erkenntnis geschieht, indem Ziele des Erziehungsprozesses festgelegt und Verfahren zur Realisierung angegeben werden. Von aus schlaggebender Bedeutung ist jedoch die Konkretheit dieser Zielvorgaben, da nur weitgehend exakt bestimmte Ziele Fixpunkte des Erziehungs prozesses sein können und, in Verbindung mit systematischer analytischer Tätigkeit die Grundlage für meß- und vergleichbare Ergebnisse bilden. Die allgemeine Bestimmung des Erziehungszieles, wie sie z. B. das Leitbild eines sozialistischen Absolventen gibt, genügt allein nicht für eine exakte Erziehungsplanung. Es ist jedoch bisher kaum der Versuch unternommen worden, die politischen Grundfragen unmittelbar in die Ziele des Prozesses der Bewußtseinsbildung aufzunehmen und Überlegungen anzustellen, wel che Überzeugungen, Motive und an gesellschaftlichen Erfordernissen orien tierte Ideale als Triebkräfte des subjektiven Handelns dadurch herausge bildet werden können. Ohne die exakte Bestimmung solcher Erziehungsziele ist es nicht mög lich. diejenigen Teilschritte anzugeben, die im Verlauf des Studiums die Kontinuität und Systematik des Gesamtprozesses gewährleisten. Das be trifft vor allem die Fixierung der Erziehungsziele der in den Ausbildungs plänen enthaltenen Lehrkomplexe. Auch der sehr positiv zu wertende Ver such der Sektion Informationsverarbeitung, den Studienprozeß in Etappen aufzugliedern und erzieherische Schwerpunkte dieser Etappen festzulegen, konnte noch nicht die erforderliche Präzision erlangen, da die vorgängige Bestimmung des Endziels nicht die nötige Konkretheit aufwies. Methodisch enthält dieser Gedanke einer solchen etappenweisen Auf gliederung des Erziehungsprozesses außerordentlich viel Anregendes. Es bietet sich die Möglichkeit, von einem präzise bestimmten Endziel aus gehend, genaue Teilziele solcher Etappen anzugeben und von diesem Punkt aus gleichzeitig zu einer exakten Zielvorgabe für die komplexen Lehrver anstaltungen zu kommen, die in der jeweiligen Etappe liegen. Auf diesem Wege verlieren die Zielbestimmungen den ihnen bisher mehr oder weniger anhaftenden Charakter der Allgemeinheit und Unverbindlichkeit und setzen klare Maßstäbe. Außerdem können durch Koordinierung der Einzel- und Etappenziele der verschiedenen Fachdisziplinen die den Prozeß der ideo logischen Erziehung bestimmenden Leitlinien herausgearbeitet werden. 3. Es bliebe zu prüfen, ob und wie die drei Bestandteile des Marxismus- Leninismus in einem so geplanten Prozeß wirken und der Systemcharakter des Marxismus-Leninismus zum Tragen kommt. a) Eine philosophische Fundierung der Natur- und technischen Wissen schaften ist vor allem dann im Sinne der Erhaltung der Einheit des Mar xismus-Leninismus gegeben, wenn man »ich auf einige Hauptprobleme kon zentriert. Davon sollen drei herausgehoben werden: - In Verbindung mit der Klärung politischer Grundfragen muß die Fach ausbildung ein dialektisch-materialistisches Weltbild vermitteln, das auf „Hochschulspiegel“ . Seite 4 der Anerkennung objektiv existierender Gesetzmäßigkeiten und ihrer bewußten Nutzung durch die sozialistische Gesellschaft beruht. — Die Fachausbildung muß die Fähigkeit des dialektischen Denkens ent wickeln (wobei das bewußt als Alternative gegen einseitige Abstrak tion und enges Modelldenken gesetzt wird, die — eben in der Vereinsei tigung — geeignet sind, Zusammenhänge, Widersprüche und Qualitäts sprünge der Entwicklung aus der Denkweise zu eliminieren). - Schließlich sollte die Fachausbildung dazu dienen,. die ethischen und ästhetischen Konsequenzen der Natur- und technischen Wissenschaften und der auf ihr fußenden beruflichen Tätigkeit bewußt zu machen. Man sollte also die Fundierung nicht so verstehen, jede natur- oder ingenieurwissenschaftliche Aussage philosophisch begründen zu wollen, weil das in der Konsequenz dazu führen würde, daß die Philosophie in der Darstellung die Natur- und technischen Wissenschaften „überwuchert“. Auch rein zeitliche Gründe stehen einem solchen Vorgehen entgegen. Außerdem erscheint es banal, für jedes Naturgesetz eine philosophische Fundierung liefern zu wollen. Diese Bemerkungen sollen selbstverständlich nicht ausschließen, daß an besonders geeigneten und exponierten Punkten materialistisch-philosophi sche Begründungen und Zusammenhänge nachgewiesen werden. b) Die Fundierung der Natur- und technischen Wissenschaften mit den Erkenntnissen der Politischen Ökonomie sollte konzeptionell ebenfalls auf Grundfragen ausgerichtet sein. Eine außerordentliche instruktive Anleitung bietet dazu das Buch „Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre An wendung in der DDR“. Es kann nur angedeutet werden, was Gegenstand der weiteren Überlegungen sein müßte. — Erziehung zur Plantreue und Plandisziplin, zum ökonomischen Denken, zur Anerkennung des Primats der Ökonomie gegenüber der Technik als Merkmale sozialistischen Eigentümerverhaltens. — Die wissenschaftliche Arbeit ist selbst Teil des gesellschaftlichen Repro duktionsprozesses und unterliegt ökonomischen Gesetzen. Die ökonomi schen Konsequenzen einer solchen Betrachtungsweise müssen begriffen werden. — Der humanistische Charakter des ökonomischen Systems ist umfassend zu erläutern, damit die Ökonomie als Mittel zur Entwicklung der sozia listischen Gesellschaft als Gemeinschaft allseitig gebildeter sozialistischer Persönlichkeiten verstanden wird. — Der demokratische Zentralismus als Wirkungsmechanismus von Einzel leitung und kollektiver Beratung und als Wesensmerkmal der soziali stischen Demokratie muß von jedem sozialistischen Staatsbürger bewußt begriffen und angewendet werden. Auch hier soll vor Einseitigkeiten und Verabsolutierungen gewarnt wer den. Nicht alle ökonomischen Faktoren, z. B. in einer Vorlesung genannt oder erörtert, führen allein und von sich aus zu der angestrebten marxi stisch-leninistischen Durchdringung. Vieles ist betriebswirtschaftlicher oder organisationswissenschaftlicher Natur und hat durchaus gesellschaftswissen schaftlichen Charakter. Aber eine Gleichsetzung von Marxismus-Leninismus und Gesellschaftswissenschaften (die eine Vielzahl Einzeldisziplinen um fassen) ist nicht möglich, da dieser allgemeiner und zugleich konkreter ist als jene einzelwissenschaftlichen Disziplinen, sie durchdringt und ihr Fun dament darstellt. Der Marxismus-Leninismus ist also nicht mit sozialisti scher Leitungswissenschaft, Heuristik o. a. austauschbar. c) Wenn durch die Klärung politischer Grundfragen und in Verbindung mit ihr dialektisches Denken und Erkennen van Gesetzmäßigkeiten sowie bewußtes ökonomisches Handeln gefördert werden, leistet die Fachausbil dung einen ganz entscheidenden Beitrag dazu, daß die Strategie und Trak- tik der revolutionären Arbeiterklasse der DDR bei der Gestaltung des ent wickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus und in der Klassen auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Kapitalismus richtig erkannt werden. Damit wird der einzelne befähigt, seinen Platz und seine Verant wortung im Ganzen zu finden, zu erkennen und bewußt gesamtgesell schaftlich orientiert zu handeln. In diesem Sinne können und müssen die Erkenntnisse des wissenschaft lichen Sozialismus im Rahmen der marxistisch-leninistischen Fundierung genutzt werden. Wird die in der bisherigen Art des Vorgeschehens gewahrte Einheit des Marxismus-Leninismus verletzt, so ohne präzise Zielbestimmung der Er- ziehungs- und Bildungsprozesse und mit isolierter Betrachtung und An wendung z. B. der marxistisch-leninistischen Philosophie oder der Politi schen Ökonomie vorgegangen wird, sind zwangsläufig die Grundanliegen der Direktive vom 6. 3. 1970 nicht zu erfüllen. Der Marxismus-Leninismus als ein in sich geschlossenes System wird dann nicht wirksam, weil die Einheit seiner drei Bestandteile verletzt wird. Einseitigkeiten, z. B. die Heraushebung der Philosophie als nur me thodologische Grundlage, die Behandlung von Tagesfragen oder sogenannter ökonomischer Tatsachen sind letzten Endes atheoretisch, da sie nicht von der Ganzheit des Marxismus-Leninismus als Wissenschaft ausgehen. 4. Wird die Forderung, die Natur- und technischen Wissenschaften mit dem Marxismus-Leninismus zu durchdringen und zu fundieren, richtig ver standen und verwirklicht, werden die Fachprobleme als politische Probleme geklärt, dann erfüllt der Natur- und Ingenieurwissenschaftler zugleich die Forderung, die man an ihn als Hochschullehrer und Erzieher stellt. In der Einheit von Marxismus-Leninismus, Natur- und technischen Wissen schaften gelingt es ihm, die Einheit von sozialistischem Revolutionär und Fachmann seinen Studenten bewußt vorzuleben. Die Vorbildwirkung, die dadurch erzielt wird, ist ungleich größer als die einer gelegentlichen aktuell politischen Stellungnahme, denn sie ist in der Einheit immanent gegeben. Dabei muß sich aus dem richtig verstandenen und zielorientierten poli- tisch-fachwissenschaftlichen Klärungs- und Erziehungsprozeß die ständige, offensive und theoretisch funderte Auseinandersetzung mit allen Erschei nungsformen der bürgerlichen Ideologie und kleinbürgerlichen Denk- und Verhaltensweisen ergeben. 5. In diesem Sinne sollte unter Konzentration der Kräfte bei Festlegung von Schwerpunkten in allen Sektionen weiter an der marxistisch-lenini stischen Fundierung und der daraus ableitbaren Bestimmung der Lehr ziele, Lehrpläne und Lehrinhalte gearbeitet werden. Komplexe Verwirk lichung der Direktive heißt, eine solche Aufgabenstellung zum direkten Gegenstand der Leitungstätigkeit zu machen. Dazu sollten weit mehr als bisher Gedanken und Vorschläge sowie Bei spiele, in denen Formen und Möglichkeiten der Fundierung, wie sie ein zeln oder im Kollektiv erarbeitet worden sind, zur öffentlichen Diskus sion gestellt werden. Es sei noch einmal betont: Die Direktive ist ein strategisches Dokument mit hohem Allgemeinheitsgrad. Unsere Konzeption zu ihrer umfassenden Verwirklichung bedarf der ständigen Präzisierung und Konkretisierung. Was uns fehlt, sind energische und entschlossene Schritte in dieser Rich tung, ist auch mehr Mut zum Risiko. Jede Initiative ist wertvoll, der Erfahrungsaustausch außerordentlich nützlich, die gemeinsame Arbeit daran unerläßlich, Dr. W. Bohn
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