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Neokolonialismus- alte Kolonialpolilik in neuem Gewand In unserer Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus im Weltmaßstab hat sich das inter nationale Kräfteverhältnis dank der Entstehung des sozialistischen Welt systems mit der Sowjetunion als Zentrum und fortgeschrittensten Staat der Erde weiterhin zugunsten der Kräfte des Friedens, der Demo kratie, der nationalen Unabhängig keit und des Sozialismus verändert. Ein Wesensmerkmal dieser Verände rung ist der Zusammenbruch des im perialistischen Kolonialsystems. Auf der internationalen Beratung der kommunistischen und Arbeiterpar teien in Moskau 1969 heißt es dazu: '„Der Zusammenbruch des Kolonia lismus hat die Positionen des Im perialismus entscheidend ge- schwächt ... Die alten Kolonialreiche sind fast Vollständig liquidiert worden.“ 1) Unter Kolonialismus ist eine Poli tik zu verstehen, die in der Erobe rung, Unterdrückung, Versklavung und Ausbeutung fremder Völker durch sogenannte Mutterländer’ (die in der Literatur auch als Metropolen bezeichnet werden) besteht. Das We sen dieser Art der Ausbeutung be steht in der Ausnutzung vorhande ner Unterschiede im ökonomischen und gesellschaftliche Entwicklungs niveau durch die herrschende Klasse der sogenannten Mutterländer. Der Kolonialismus als System des Im perialismus ist darauf gerichtet, jede selbständige progressive nationale, ökonomische, soziale und kulturelle Entwicklung der abhängigen Völker zu unterdrücken. Bereits in vorkapitalistischen Zei ten sporadisch entstanden, wurde der Kolonialismus beim Übergang des Kapitalismus in sein imperia listisches Stadium mehr oder weni ger zu einem System der kolonialen Unterdrückung der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung der Erde durch imperialistische Staaten. Das Kolonialsystem des Imperia lismus entstand im Zusammenhang mit der territorialen Aufteilung der Erde unter die internationalen Mo nopolverbände Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts und durch den Kampf um ihre Neuaufteilung. Es umfaßte die kolonialen Gebiete, die halbkolonialen und abhängigen Län der und Gebiete, die der impe rialistischen Ausbeutung unterworfen waren. Charakteristisch für das imperia listische Kolonialsystem war die un mittelbare politische Beherrschung der betroffenen Länder und Gebiete, die auch staatlich-juristisch nicht un abhängig waren. Der Imperialismus herrschte mit Hilfe eines Systems von Zwangsmaßnahmen, das ständig verändert und vervollkommnet wurde und zu dem ein kolonialer Unterdrückungsapparat ebenso ge hörte wie ökonomische und außer ökonomische Ausbeutungsmethoden. In formal selbständigen Ländern, z. B. Lateinamerika, erfolgte und er folgt die Beherrschung und Ausbeu tung des betreffenden Volkes mit Hilfe von Marionettenregimes, mit Hilfe ungleicher Verträge, durch staatliche und private Kapitalanlagen der imperialistischen Staaten usw. Die objektive Grundlage dafür war und ist die ökonomische Abhängig keit dieser Länder von den soge nannten Mutterländern. Der Imperialismus verwandelte die Wirtschaft der Länder, die er mittels seines Kolonialsystems aus beutet, in einen Bestandteil der ka pitalistischen Weltwirtschaft. Die un terdrückten Länder dienten ihm we ¬ sentlich als wohlfeile Lieferanten von Rohstoffen und Agrarprodukten sowie als Absatzmarkt für Fer tigerzeugnisse. Die Rohstoffvor kommen und natürlichen Reichtümer dieser Länder wurden durch das Finanzkapital der imperialistischen Mächte auf dem Wege des Kapital exportes, meist in Gestalt von Juri- stitionen, Kapitalanlagen usw., auch unmittelbar ausgebeutet. An dieser Ausbeutung waren, wie W. I. Lenin in sein Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ nachgewiesen hat, eben weil die Erde unter die internationalen kapi talistischen Monopolverbände aufge teilt war, alle imperialistischen Mächte beteiligt, unabhängig davon, ob sie im Besitz von Kolonien waren oder nicht. Imperialistischer Kolonia- ' lismus entspricht dem Wesen des Monopolkapitals. Da sich das internationale Kräfte verhältnis zu seinen Ungunsten ver ändert hat, war der Imperialismus nicht in der Lage, den Zusammen bruch seines Kolonialsystems aufzu halten. Audi daraus ist ersichtlich, daß die historische Initiative nicht auf der Seite des Kapitalismus, son dern auf der Seite jener Kräfte liegt, die mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution den welthistori schen Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus eingeleitet und den Zusammenbruch des imperialistischen Kolonialsystems ermöglicht und be werkstelligt haben. Mit der Erringung der staatlichen Unabhängigkeit ehemaliger Kolonien war jedoch die ökonomische Ab hängigkeit noch nicht beseitigt. Der Kolonialismus hat die wirtschaftliche Struktur der abhängigen Länder de formiert und zur Ausbildung export abhängiger Monokulturen (wie z. B. Baumwolle in Ägypten) geführt. In folgedessen haben Absatzschwierig keiten dieser Erzeugnisse verhee rende Auswirkungen auf die Wirt schaft solcher Länder. Das Niveau der gesellschaftlichen Produktions kräfte war unvorstellbar niedrig. So erklärt es sich auch, daß die national befreiten Staaten durch vielfältige wirtschaftliche, finanzielle und poli tische Beziehungen mit ihren soge nannten Mutterländern verflochten und daher zwangsläufig mit dem kapitalistischen Weltmarkt verbun den waren und auch noch sind. Diese Fäden und Beziehungen nutzte und nutzt der Imperialismus aus, um zu verhindern, daß die Staa ten, die das koloniale Joch abge- schütelt haben, auch ökonomisch un abhängig werden. Und darin liegt der Kern des Neokolonialismus. Hauptsächlichstes Ziel des Neokolo nialismus ist die Verhinderung des Beschreitens eines nichtkapitalisti schen Entwicklungsweges durch die national befreiten Staaten und damit die politische Einflußnahme auf die Verhinderung des gesellschaftlichen Fortschritts in diesem Land. Sofern diese Staaten einen kapita listischen Entwicklungsweg beschrei ten, führt dieser infolge des Produk tivitätsgefälles zur ökonomischen und politischen Abhängigkeit vom Im perialismus. Vermittels des Neokolo nialismus wird eine ganze Konzep tion realisiert, die hinter der Tar nung formaler staatlicher Unab hängigkeit ein ganzes System von Ausbeutungsmethoden zum Inhalt hat. Für die national befreiten Staaten bestand und besteht das Problem darin, das Erbe kolonialer Rück ständigkeit auf eine solche Weise zu überwinden, daß damit die Her stellung der ökonomischen Unab hängigkeit verbunden ist. Das führt zu einer nichtkapitalistischen Ent ¬ wicklung, die eine sozialistische Per spektive hat. War aber der imperialistische Ko lonialismus an der Aufrechterhaltung historisch überholter Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen und damit nicht an der Entstehung einer natio nalen Bourgeoisie in den Kolonien usw. interessiert, so orientiert sich der Neokolonialismus vorrangig auf einen kapitalistischen Entwicklungs weg und somit auf die Herausbil dung einer vom Imperialismus ab hängigen Bourgeoisie. Der Neokolo nialismus hat die verstärkte Aus plünderung dieser Völker, nur mit neuen Formen und Methoden, zum Inhalt. Der kapitalistische Entwicklungs weg führt aber keineswegs zur öko nomischen Unabhängigkeit und ist zugleich mit Herausbildung des kapitalistischen Grundwiderspruches in den Entwicklungsländern verbun den. Kennzeichnend für den Neokolo nialismus sind neue Formen des Kapitalexportes, getarnt als Entwick lungshilfe. In Wirklichkeit handelt es sich um die Bindung von Anleihen, Kapitalinvestitionen an politische Bedingungen. Solche Bedingungen sind z. B. die Gewährung des Rechts an solche Mächte, die Kredite, In vestitionen usw. zur Verfügung stel len, militärische Stützpunkte zu er richten und zu unterhalten, um die Unterstützung von Aggressionsakten imperialistischer Mächte oder darum, die Vorlagen imperialistischer Mächte in internationalen Gremien zu unter stützen. In den meisten nationalbefreiten Staaten herrscht chronischer Lebens mittelmangel, der von den soge nannten Mutterländern schamlos aus genutzt wird. Ausgenutzt werden auch die Transportschwierigkeiten ehemaliger Kolonien, denn diese be sitzen in der Regel keine eigene Hochseeflotte. Durch die Gesamtheit der neokolonialistischen Maßnahmen werden die ökonomisch abhängigen Länder zu einer Arbeitsteilung ge zwungen, die durch Austausch von Rohstoffen (wobei es sich um arbeits intensive Produktion mit niedriger Arbeitsproduktivität handelt) gegen kapitalintensive Fertigwaren mit hoher Arbeitsproduktivität gekenn zeichnet ist. 2 ) Auf diese Weise gelingt es dem Finanzkapital, Monopolstel lungen in den betreffenden Wirt schaftszweigen der Entwicklungs länder ?u errichten. Zugleich mit seinen politischen und ökonomischen Maßnahmen ver stärkt der Imperialismus seinen ideologischen Einfluß, dessen Inhalt der Antikommunismus ist. Dazu wur den Institutionen geschaffen, deren Skala von angeblich rein praktischen Ausbildungsstätten bis zur Errich- tung von Rundfunk- und Fernseh sendern reicht. In diese Skala gehört auch die Ausbildung von akademi schen Kadern der Entwicklungs länder an Universitäten und Hoch schuleinrichtungen imperialistischer Staaten. Nach. Abschluß ihres Stu diums nehmen diese Kader entweder eine Tätigkeit in den „Mutterlän dern“ oder, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren, in Institutionen und Einrichtungen des Monopolkapitals oder in solchen Positionen auf, wo sie den Einfluß des Imperialismus verbreiten können. Aber dieser neokolonialistischen Arbeitsteilung stehen politische Kräfte und ökonomische Faktoren entgegen, deren Gewicht im Welt geschehen immer stärker wird. In erster Linie sind hier die UdSSR und die sozialistische Staatengemein schaft zu »nennen. Davon geht die Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses zuungunsten des = Imperialismus aus. Die Sozialist!- = sehe Staatengemeinschaft schuf in = Gestalt des Warschauer Vertrages E eine mächtige sozialistische Militär- = koalition, die mit der Verteidigung E des Sozialismus zugleich das stärkste = Instrument für die Sicherung des E Weltfriedens ist. Damit kann der = Imperialismus einen Frontalangriff = zur Veränderung des Kräfteverhält- E nisses mit militärischen Mitteln nur = mit dem Risiko des eigenen Unter- = ganges unternehmen. Da er die Ent- E Wicklung der Geschichte nicht mehr = allein bestimmen kann, schafft die E sozialistische Staatengemeinschaft = auch günstige Entwicklungsmöglich- E kelten für die national befreiten Staa- = ten und die um ihre Freiheit kämp- = fenden Völker. Wesentlich ist dafür auch die neue = Qualität der Arbeitsteilung, die per- E spektivisch ein Ausscheiden von Ent- = wicklungsländern aus dem kapita- = listischen Weltmarkt und ihre Ein- = beziehung in sozialistische Wirt- E Schaftsbeziehungen ermöglicht. Dar- = um ist der Imperialismus genötigt, = dieser Veränderung Rechnung zu = tragen und neue Varianten zur E Durchsetzung seiner neokolonialisti- = schen Konzeption zu entwickeln. „Der Imperialismus von heute, der = bestrebt ist, sich den Bedingungen E des Kampfes zwischen den beiden = Systemen und den Anforderungen E der wissenschaftlich-technischen Re- = volution anzupassen, weist neue Züge E auf.“ 3 ) = Das gilt auch voll und ganz für = dessen neokolonialistische Strategie. = Da die wissenschaftlich-technische = Revolution mit Industriezweigen wie = Automatisierung, Nutzung der Kern- = energie, Chemisierung der Volks- = wirtschaft besonders verbunden ist, = wobei die elektronische Industrie E eine bestimmte Schlüsselposition ein- = nimmt, sind Industriezweige dieser E Art Struktur- und wachstumsbestim- = mend im nationalen wie im inter- E nationalen Maßstab. Sie werden als = dynamische. Industriezweige bezeich- E net im Unterschied zu jenen, die, E vielfach der Konsumgüterindustrie E angehörend, als „traditionelle“ Pro- g duktionszweige auch nicht dyna- = misch genannt werden. = Jetzt zielt die neue neokolonia- = listische Konzeption dahin, be- = stimmte Produktionszweige der ver- = arbeitenden Industrie, wie z. B. die E Verarbeitung von Kautschuk und = Textilrohstoffen, die bisher den Me- = tropolen vorbehalten waren, in die = Entwicklungsländer zu verlegen und = dieses Verfahren Dekolonisierung zu = nennen. Es handelt sich dabei nicht = um eine Aufhebung, bzw. Verminde- E rung des Produktivitätsgefälles zwi- = sehen industriell entwickelten Län- = dern und den Entwicklungsländern, E sondern um eine Verschärfung dieses = Gefälles. In Wirklichkeit vertauschen E die Imperialisten das Monopol der = Produktion von Fertigwaren mit E dem Monopol der Produktion = von wachstumsbestimmenden und = strukturbestimmenden Erzeugnissen,. = wodurch ihre Monopolstellung nur = noch mehr gefestigt werden soll, und E genau an diesen Punkt knüpft die = neokolonialistische Offensive des Im- g perialismus in Westdeutschland an. E (Fortsetzung folgt) Hans Lauter, Sektion Marxismus-Leninismus E Literatur-Verzeichnis ) Internationale Beratung der kom- = munistischen und Arbeiterparteien E in Moskau 1969. Dokumente S. 35 ff. = 2) Siehe dazu „Einheit“ 7/1970, S. 960 = 3) Internationale Beratung der kom- = munistischen und Arbeiterparteien = in Moskau 1969. Dokumente S. 21 E Effektive Stoffwirtschaft - entscheidend für die Weiterentwicklung unserer Volkswirtschaft Im Kolloquium der Sektion Chemie und Werkstofftechnik über „Probleme der Chemisierung in der stoffbearbeitenden und -verarbeitenden In dustrie“ am 9. Dezember konnten der Rektor unserer Hochschule, Genosse Prof. Weißmantel, sowie zahlreiche Vertreter aus Großfor schungszentren und der Industrie, von anderen Hochschulen, von der Deutschen Akademie der Wissenschaften und aus den Sektionen unserer Bildungsstätte begrüßt werden. In dem Vortrag ging Genosse Prof. Dr. Keil, Direktor für Forschung im Kombinatsbetrieb Zeitz des VEB Pe trolchemisches Kombinat Schwedt, besonders auf einen effektiven Werkstoffeinsatz und damit im Zusammenhang stehende Probleme ein. Der Redner ging u. a. davon aus, daß die Chemisierung eine der Haupt- entwicklungsrichtungen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität im Prozeß der wissenschaftlich-technischen Revolution bei der weiteren Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in der DDR ist. Es geht darum, mit wenig Energie und einheimischen Rohstoffen hochveredelte Produkte herzustellen. Daraus leitete der Red ner für den künftigen Werkstoffeinsatz einige Entwicklungsrichtungen ab. Insbesondere nichtmetallische anorganische Werkstoffe (Glas, Kera mik) werden wichtige Werkstoffe der Zukunft sein. «Eine entscheidende Aufgabe der kommenden Jahre ist eine optimale Substitution metal lischer Werkstoffe durch organische, vor allem jedoch auch durch anor ganische nichtmetallische Werkstoffe. So erfordern z. B. silikatische Werkstoffe nur 1/3 bis 1/ der Energie zu ihrer Herstellung die zur Produktion von Plasten notwendig ist. Gerade diese notwendige Sub stitution bringt jedoch, wie der Redner darlegte, eine ganze Reihe von Aufgaben mit sich, zu deren Lösung die TH Karl-Marx-Stadt einen wesentlichen Beitrag zu leisten vermag. So ist das notwendige Tempo der Chemisierung und damit der Substitution nicht eine Aufgabe der chemischen Industrie allein, sondern auch der Zweige, die die Werk stoffe zu Finalprodukten verarbeiten. Gegenwärtig fehlen noch weit gehend Grundlagen, um die bei den Werkstoffen erzielten Eigenschaften in der Weiterverarbeitung voll nutzen zu können. Das Ergebnis ist fast in jedem Anwendungsfalle eine Qualitätsverschwendung. Intensive Forschungen sind beispielsweise notwendig zur. Bestimmung der Werk stoffbeanspruchung und Eigenschaftscharakterisierung sowie zur Klä rung des Zusammenhanges zwischen chemischer Zusammensetzung, physikalischen Kenngrößen und dem Gebrauchswert der 'Werkstoffe. Ungenügende Kenntnisse machen eine optimale Substitution oft un- möglich, aber gerade hier, hob Genosse Prof. Keil hervor, gibt es Mög lichkeiten, auf Spezialgebieten zur Weltspitze vorzustoßen. Erfolge bei der weiteren Chemisierung erfordern eine stärkere inter disziplinäre Bearbeitung und eine enge sozialistische Gemeinschafts arbeit zwischen den Bereichen der Stoffherstellung und der Formge bung sowie Arbeiten auf dem Gebiet des Oberflächen- und Verschleiß schutzes. Zum Schluß seiner Ausführungen erhob Genosse Prof. Keil u. a. noch folgende Forderungen an die künftige Herstellung, Form gebung und Verwendung von Werkstoffen. Optimale Ausnutzung der in der Natur vorgefundenen Stoffe; Schaf fen einer begrenzten Zahl vielseitig einsetzbarer Grundwerkstoffe; Ent wicklung von Verbund-(Kombinations-)Werkstoffen; Verstärkte An wendung der Oberflächenbeschichtung; Sicherung der Gleichmäßigkeit der Werkstoffeigenschaften; Verstärkte internationale sozialistische Ar beitsteilung als Grundlage für die Sicherung des benötigten Werkstoff sortiments; Zusammenführung des Herstellungs- und Formgebungs prozesses. Der Vortrag, das bewies auch die anschließende rege Aussprache, fand das ungeteilte Interesse der Zuhörer und vermittelte wertvolle Anregungen für unsere weitere Arbeit. IllllIIIIIIIIIIIIIIIIIiIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Zur Einheit von Natur-, Technik- und Geselischaftswissenschoften Studienprogramme qualifizieren! In den letzten• Monaten stand die „Direktive zur Erhöhung der Wirk samkeit der marxistisch-leninistischen Bildung und Erziehung der Studen ten in der weiteren Durchführung der 3. Hochschulreform“ im Mittelpunkt dieser Diskussion. Das ist nicht verwunderlich, da sie unmittelbar das Füh rungsmittel darstellt, um in dieser Problematik die erforderlichen Quali täten zu erreichen. Ich möchte mich hier zu den Dingen äußern aus der Sicht desjenigen, der ständig mit den gesamten erzieherischen Ergebnissen unserer Arbeit an der Hochschule konfrontiert wird. Ich glaube, daß man sagen kann, daß die zahlreichen Beratungen, die in den letzten Monaten zu den Fragen der Erhöhung des Niveaus der marxi stisch-leninistischen Erziehung und Bildung und zur marxistisch-leninisti schen Fundierung aller Teile des Studiums stattgefunden haben, zumin dest die Bedeutung und Notwendigkeit in dieser Hinsicht sichtbar hervor treten ließen. Sie haben auch eine Reihe von Aktivitäten ausgelöst, die sich, wenn auch in den verschiedenen Sektionen mit unterschiedlicher Qualität, darauf rich ten, den Ideengehalt der „Direktive ...“ in der Erziehung und Ausbildung umzusetzen. Diese Aktivitäten sind vor allem deshalb wertvoll, weil sie üns Ansatzpunkte für das weitere Vorgehen liefern. Meiner Meinung nach wird es aber notwendig, in nächster Zeit einige Aspekte stärker zu beachten, die geeignet erscheinen, auf weite Sicht ein solides Fundament zu legen; Die marxistisch-leninistische Fundierung des Studiums ist ein wesent licher Bestandteil des wissenschaftlich-produktiven Studiums. Wenn man diesen Satz akzeptiert, muß man zugleich anerkennen, daß es dann also darum geht, alle Teilprozesse des Studiums von marxistisch-leninistischer Position aus zu bestimmen, einzurichten, durchzuführen und zu bewerten, es von den Grundlagen her marxistisch-leninistisch zu fundieren. Die marxistisch-leninistische Durchdringung des Studiums von den Grundlagen her gelingt noch nicht überall. Die zentralen Dokumente, die Studienprogramme, die diese Fundierung erkennen lassen müssen, spie geln noch nicht in allen Teilen und mit der erforderlichen Qualität diesen Umstand wider. Aktivitäten, die sich nicht unmittelbar in den Zielstel lungen der Studien Programme finden, laufen Gefahr, als eine Einrichtung neben dem Studium angesehen zu werden, als aufgepfropfte Erscheinung, als künstlich angelegt betrachtet zu werden. Sie tragen stets die starke Möglichkeit in sieh, individuell verfärbt zu werden, sie sind der -Ausleg- barkeit nach Gutdünken ausgesetzt, sie geraten bei Wechsel der Personen leicht in Verlust. Als Beispiel kann der z. Zt. gültige Grundstudienplan für das Maschinen ingenieurwesen genannt werden: Der Vorspann enthält eindeutige Aussagen zur marxistisch-leninisti schen Durchdringung und zur klassenmäßigen Erziehung. Die Formulie rungen in den einzelnen Lehrkomplexen lassen aber kaum spezifische Ziel stellungen in dieser Richtung erkennen. In der detaillierten Aufgliederung fehlen sie ganz. Solche Überlegungen führen zu dem Schluß: Die marxistisch-lenini stische Durchdringung des Studiums muß sich unmittelbar in den in den Studienprogrammen formulierten Zielen widerspiegeln. Das ist gegen wärtig nur sehr allgemein der Fall. Die Teile des Studienganges werden inhaltlich erzieherisch dadurch zu wenig gebunden, sie sind dann auch nicht ausreichend kontrollierbar in dieser Hinsicht. In der weiteren Folge schwankt die Verwirklichung der marxistisch-leninistischen Fundierung stark personengebunden in den einzelnen Vorlesungen, Übungen und Se minaren. Mir scheint, daß hier eine Schwerpunktaufgabe der Sektionen und der Fakultäten liegt. Denn nur dort sind die Kapazitäten und Gremien verfüg bar, um diese Aufgabe zu lösen. Die Studienprogramme müssen in bezug auf die marxistisch-leninistische Durchdringung derart qualifiziert wer den, daß sie die wesentlichen Ziele vollständig bestimmen. Sie sind gegen wärtig meist deklarativ in den Eröffnungsausführungen zu finden, wer den aber nicht mehr in den Konzeptionen der einzelnen Lehrveranstaltun gen sichtbar. Sicher ist auch das nur eine Grundsteinlegung. Das Umsetzen der Er ziehungsziele erfolgt in den ständigen persönlichen Kontakten von Leh renden und Lernenden. Und da es hier vorrangig um klassenmäßige Erziehung geht, muß dieser Klassenstandpunkt vor allem beim Lehrenden vorhanden sein. Die Logik rationaler Beweisführung wird dem Lehrenden nicht abgenommen, wenn sie nichi beim Lernenden mit dem Wissen verbunden ist, daß hinter den Darlegungen auch ein festes ..Dafürsein“ steht. Daß das stimmt, muß vom Hochscnullehrer und wissenschaftlichen Mitarbeiter stets neu in Haltung und Handlungen nachgewiesen werden. In dieser Hinsicht ist die erziehe rische Wirksamkeit in der Lehre weitaus mehr als nur sachliches und lo gisch richtiges Argumentieren. Prof. Dr. Mühling, Amt. Direktor für Erziehung und Ausbildung 4262