Volltext Seite (XML)
Berühmte Studenten 800 Jahre Leipzig Christian THOMASIUS (1655-1728) doch kann wenn alten ■■■■■ Demokratie“ Demokratie (Aus dem Wahlaufruf der Nationalen Front} Professoren kandidieren in Westdeutschland ersten Male in der DDR also, ob sie — die zum Vertreter der Monopole Vertrauen zu einem Hochschulbereiches der Repu- im Februar dieses Jahres (vgl. 6/65). In Wahlversammlungen und tritt die Kandidatin für Stadtverordnetenversammlung viert, nach durch turell den Klassenkompromiß strebenden Bürgertums ließ - sich Christian Thomasius einer längeren Bildungsreise die wirtschaftlich und kul- aufblühenden Niederlande als vollsten Führung, reichsten Bonner knd blik ÜZ trat die Willensvollstrecker der antikommunistischen Institutionen als Spezialist für die „Integration Europas" unter Bonner Vorherrschaft. Weigel (Jena) — Vorlesungen in der Nationalsprache. 1688 begann Thomasius in Leipzig die Herausgabe der ersten deutsch sprachigen wissenschaftlichen Zeit- diese Frauen wie viele andere Bür ger unserem Staat und solchen Ab geordneten wie Lykke Aresin sehen, ken. Auf sei- for- der gegenwärtig auf, und sicher gehören auch Universitätsangehörige zu den 2200 Bürgern, die in diesem Jahre bereits die Ehe- und Sexualbera tungsstelle an der Frauenklinik be- Achten. Wir fragten Frau Professor Aresin Die Monopole bestimmen, wer Abgeordneter wird Dreifache Sicherheit für die Monopole;, Die Parteien der Mo nopole stellen ihre Kandidaten auf; die Monopole lassen sich sichere Plätze auf den Landeslisten direkt reservieren; undemo kratisches Wahlsystem (Fünf-Prozent-Klausel: Zweitstimme) und KPD-Verbot garantieren, daß Unerwünschte keine Chance haben. Er ist ,uas Der Bahnbrecher der Aufklärung in Leipzig wurde als Sohn des Pro fessors der Philosophie und Bered samkeit Jakob Thomasius, bei dem der junge Leibniz studiert hatte, be reits 1669 in die Matrikel der Uni versität Leipzig eingeschrieben. Bak kalaureus und Magister artium ge worden, studierte er ab 1674 die Rechte zunächst in Leipzig, dann an der Universität Frankfurt/Oder, wo er sich, durch Hugo Grotius’ und Samuel Pufendorfs Schriften beein flußt, von bisherigen orthodoxen Vorurteilen zu lösen begann. 1679 zum Doktor beider Rechte promo- Die Kandidaten sind den Wählern rechenschaftspflichtig Nicht nur vor der Wahl muß Rechenschaft gelegt werden, die Kandidaten sind jederzeit dazu verpflichtet. Sie haben Fragen der Wähler konkret und genau zu beantworten. Sie müssen Auf träge der Wähler entgegennehmen. Sie können bei Versagen von ihren Wählern abberufen werden. Selbst formal-demokratische Rechte werden nicht gewahrt Im Bundestag entscheiden immer mehr die Experten in den Ausschüssen, nicht das Plenum; Außenminister gibt außenpoli tische Grundsatzerklärungen vor Industrievereinigungen statt im Parlament (vgl. S. 4); Notstandsgesetzgebung schaltet mit einem Schlage alle Parlamente — vom Bundestag bis zu den Gemeinde parlamenten — aus. Seit 1964 Professorin, Leiterin der Neurologisch-Psychiatrischen Abtei lung an der Universitäts-Frauen klinik, Trägerin der Clara-Zetkin- Medaille, nominiert vom DFD. All zu viele Worte machen über Frau Professor Dr. med. habil. Lykke Aresin dürfte für viele über flüssig sein. Schon mehrfach trat sie an ihrer Fakultät, an der Universi tät für die Belange der Frauen auf, 'vir erinnern nur an die Zentrale Frauenkonferenz des Universitäts ¬ schrift, der „Monatsgespräche“, naturrechtlichen Gedanken und ner „Vernunftslehre“ fußend, derte er die Eigenständigkeit Die Demokratie erschöpft sich nicht mit der Wahl Außer den gewählten Abgeordneten regieren mit: 650 000 in den ständigen Kommissionen und deren Aktivs; 380 000 in den ständigen Produktionsberatungen; 120000 in den Konfliktkommis sionen; 48 000 als Schöffen; 150 000 in Elternbeiräten; Zehntau sende in Verkaufsstellenausschüssen und Komitees der Arbeiter- und-Bauern-Inspektion. Advokat in Leipzig nieder und wurde Mitherausgeber der seit 1682 dort erscheinenden ersten wissen schaftlichen Zeitschrift Deutschlands, der „Acta Eruditorum“. Das Ergebnis: Politik, die nur den Monopolen dient Aufrüstung; Streben nach Atomwaffen; Revanchismus; Not standsgesetze; Bildungsnotstand; steigende Profite; zunehmende internationale Isolierung. Professor Dr. Hans FURLER Wahlkreis 192: Offenburg; CDU n.CnaruThom ? 4968232.2. WN/e- V EK/ ' der CDU- der einfluß- lismus hat unser Land gespalten, der Frieden ist unteilbar. Deshalb es niemandem gleichgültig sein, jenseits unserer Westgrenzen die Die Werktätigen wählen ihre Kandidaten aus Vierfaches Auswahlrecht: In Belegschafts- und Einwohnerver sammlungen wird die Kandidatur gutgeheißen; bei Rechenschafts legungen und Vorstellungen entscheiden die Wähler, wem sie ihr Vertrauen geben; Wählervertreter bestätigen die Liste; jede Stimme am Wahltag hat gleiches Gewicht. Vertreterin der Werktätigen: Prof. Lykke ARESIN landesherrlichen Absolutismus. Dr. Werner Fläschendräger Kein Wähler hat nach der Wahl Einfluß auf Abgeordnete Adenauer diskutiert statt Lebensfragen „schönes Wetter“ (vgl. S. 4), unbequeme Frager läßt er des Saales verweisen. Kein Wähler kann Versager abberufen, aber Unternehmer Scheffler aus Mottmann (Düsseldorf) entläßt Abgeordneten, der im Stadt rat nicht dessen Interessen vertrat. Weil Furier sich als Anhänger der Nazipartei besonders hervor getan hat, wurde er 1940 mit 36 Jahren als außerordentlicher Professor (Patentrecht) an die TH Karlsruhe berufen. 1948 mußte ihm die Professur aberkannt werden. Aber bereits 1950 im Zuge der Rehabilitierung der Na zis wurde ihm durch den Bonner Staat wieder ein Lehrstuhl an der Freiburger Universität zuge sprochen. Im Jahre 1955 hatte er als Generalberichterstatter des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestages — er gehört ihm seit 1953 an — die Pariser Verträge verteidigt, durch die West deutschland in das aggressive NATO-Bündnis einbezogen wurde. Das brachte ihm 1956 den Präsidentenposten im Montan parlament und später den Vor sitz im Außenpolitischen Aus schuß des Bundestages. Damit wurde er, ausgestattet mit dem des auf- mit dem Das Ergebnis: Politik im Sinne der Werktätigen Sicherung des Friedens; Aufbau des Sozialismus; gebildete Nation; steigender Wohlstand für alle; wachsendes internationa les Ansehen der DDR. Wissenschaften und ihre Befreiung aus der Bevormundung durch die Theologie. Heftigen Anfeindungen ausgesetzt, floh der junge Professor 1690 über Berlin nach Halle, wo er die Gründung der Universität (1694) mit vorbereiten half. Durch seine aufklärerischen Reformschriften „De crimine magiae“ (1701) und „De tortura ex foris christianorum pro- scribenda“ (1705) trug er entschei dend zur Abschaffung der Hexen prozesse sowie zur Beseitigung der Folter aus dem gerichtlichen Unter- suchungsverfahren bei. 1705 und 1709 lehnte Thomasius, der als einer der Väter der deut schen Aufklärung gilt, ehrenvolle Rückberufungen an die Leipziger Universität ab. Durch seine Lehren begünstigte er im brandenburgisch- preußischen Staatsdienst schließlich Professor Dr. Eduard WAHL Wahlkreis 181: Heidelberg-Stadt; CDU Wahl stellte seine juristischen Kenntnisse stets in den Dienst der Monopole. Das wurde beson ders deutlich, als er von 1947 bis 1948 als Verteidiger und Sachver ständiger im Nürnberger IG-Far- ben-Prozeß fungierte. Heute dient er den Monopolen in den ver schiedensten Vereinigungen und Professor Dr. Fritz BURGBACHER Wahlkreis 55: Geilenkirchen-Heins berg; CDU Burgbacher gehört allein 20 Aufsichtsräten von Großbetrie ben (hauptsächlich der Energie-, Gas- und Wasserwirtschaft) .als Vorsitzender bzw. Stellvertreter Kleineuropapolitik. Heute be treibt er als Vizepräsident des Europäischen Parlaments die ent spannungsfeindliche CDU-Politik im EWG-Maßstab. Furier ist außerdem Mitglied des Aufsichts rates der Ettlingen-Maxau Pa pier- und Zellstoffwerke AG, Ett lingen, einer Firma, deren Ka pital sich ausschließlich in engli schen Händen befindet. Verderber Deutschlands wieder die Macht an sich gerissen haben und drauf und dran sind, das Volk in eine neue Kata strophe zu stürzen. ... Niemals werden wir uns damit abfinden, daß Deutschland gespalten bleibt. Niemals werden wir dulden, daß die Wiedervereinigung durch die Ausweitung des Machtbereichs der kriegsbesessenen westdeutschen Impe rialisten erfolgt Die Lebensinteressen der Nation gebieten: Ganz Deutschland muß des Volkes eigen sein! für eine Volksvertretung kandidiert — bereits Vorstellungen über ihre künftige Arbeit im Stadtparlament hat, falls sie gewählt wird. Wir er fuhren, daß sie in der Kommission Gesundheitswesen vor allem auf eine noch engere Zusammenarbeit zwischen städtischem Gesundheits wesen unfl der Universität hin arbeiten will, dabei versuchen wird, auf verschiedenen Gebieten Erfah rungen zu sammeln und zu übermit teln. Selbstverständlich fühlt sich Frau Professor Aresin vor allem verantwortlich für die geplante Ent wicklung zweier weiterer Ehe- und Sexualberatungsstellen in der Stadt — im Neuen Rathaus und in einer Poliklinik. Eine Aufgabe, die nicht nur von der Zahl der Konsultatio nen an der Frauenklinik, sondern auch im Entwurf des neuen Fami liengesetzes verlangt wird. Erst in der vorigen Woche beant wortete die erste Professorin der Medizinischen Fakultät solche Fra gen Patientinnen ihrer Klinik, denen sie sich als Abgeordnete vorstellte. Dabei erfuhren die Frauen auch, daß die westdeutschen Mütter nach wie vor — trotz prestigebedingtem neuem Sozialgesetz — auf den ent- scheidenden Teil der Schwangeren fürsorge, die kontinuierliche Schwan gerenberatung, verzichten müssen, weil sie der westdeutschen Regie rung zu teuer ist. An dieser Stelle kaum noch er wähnenswert — das Vertrauen, das Was wir tun, das tun wir für uns, aber durchaus nicht nur für uns. Der Imperia- Schatzmeister der CDU. Als Vor sitzender des Arbeitskreises Wirtschaft und Eigentum der CDU, als Honorarprofessor der Universität Köln und als Vor stand der „Waage"-Gesellschaf zur Förderung des sozialen Aus gleichs propagierte und propa giert er die Monopolherrschaft sowohl in der Form der freien und sozialen Marktwirtschaft als auch Erhards Thesen über die „formierte Gesellschaft“. Als Bundestagsmitglied und als Mit glied des Europäischen Parla ments vertritt er die aggressiven Interessen der CDU-Regierung in Fragen der Atomenergie,' der Energiepolitik und der Wasser wirtschaft. Besonders hervorzu heben ist seine gegen Entspan nung, Abrüstung und Verständi gung gerichtete Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender eines Ausschusses der NATO- Parlamentarier-Konferenz. Ab 1681 hielt er Vorlesungen an der Leipziger Universität, wo er sich als unbequemer Kritiker und Neue rer schon bald gehässigen An feindungen ausgesetzt sah. Thoma sius bemühte sich um die Befruch tung des sterilen akademischen Lehr betriebs durch pädagogisch-didak tische Maßnahmen und vor allem mit der Behandlung praktischer Fragen in Vorlesungen, Disputatio nen und Veröffentlichungen. Durch französische Vorbilder angeregt, hielt er ab 1687 -* aber erst nach Erhard Frieden für das Volk Demokratie durch das Volk Sozialismus mit dem Volk Ganz Deutschland soll des Volkes eigen sein des Vorsitzenden an. I m Herbst 1746 kommt der junge Lessing aus der muffigen Enge seines Vaterhau ses und nach Jahren halbklösterlicher Zucht auf der Meißner Fürstenschule nach Leipzig. Die weltoffene, vom aufstreben- den Bürgertum bestimmte Atmosphäre der geschäftigen Handels- und Universitäts stadt. in der „man die ganze Welt im Klei- nen sehen kann“, ist kaum geeignet, dem >hm vom Vater aufgezwungenen und Segen Gewährung eines kärglichen Stipen- diums von Kamenzer Ratsherren zur Pflicht gemachten Theologiestudium nach- zugehen. Der junge Student unterzieht zu- nächst einmal sein Äußeres einer eingehen- den Selbstbetrachtung und stimmt es weit- Sehend auf die elegante Leipziger Mode b; er lernt tanzen, fechten und reiten. Inspiriert auch vom geistig-kulturellen Leben der Messestadt, findet er Gelegen heit und Anregungen, seinen dichterischen Und schriftstellerischen Neigungen nachzu- Sehen; denn „Leipzig war damals... nicht hur die geeignetste, sondern geradezu die einzige deutsche Stadt, wo ein Sprößling UZ 35/65, Seite 3 o 800 Jahre Leipzig Berühmte Studenten Gotthold Ephraim LESSING (1729-1781) der bürgerlichen Klassen eine Handvoll Lebensluft schöpfen konnte“ (Mehring). Lessing vernachlässigt die Theologie völ lig, belegt dafür aber — ohne Wissen des Vaters — medizinische und philologische Vorlesungen, die ihn allerdings auch nicht befriedigen können. Weitaus interessanter ist ihm Prof. Kästners „Colloquium dispu- tatorium“, das er als wirklich lebendige Form des akademischen Unterrichts emp findet und eifrig besucht. Ihn drängt es danach, selbst tätig zu sein und sein Dis- putationstalent in gedankenreicher Rede und Gegenrede zu schulen. An der Leipzi ger Universität formt sich aber nicht nur der geistreiche Kritiker, sondern — als Schüler der Professoren J. A. Ernesti und J. F. Christ - auch der Philologe und Ästhet Lessing. Wertvolle Anregungen, die seinen Lebensweg und sein Bildungsideal ent scheidend bestimmen, erhält er — zum Entsetzen der biederen Eltern — durch das Theater. Lessing legt durch seine engen Beziehungen zur Neuberin und ihrer Schauspieltruppe die Grundlage für sein Schaffen als Dramatiker. 1748 erlebt er als 19jähriger Student den großen Erfolg der Leipziger Uraufführung seines dramati schen Erstlings „Der junge Gelehrte“. Für die Neuberin übersetzt er aber auch eng lische und französische Stücke, besucht vormittags Proben und abends Vorstellun gen und will weder Pfarrer noch Professor werden. Mit Erlaubnis des Vaters, der ihm wegen seines Umgangs mit „Komödianten und Freigeistern“ die schlimmsten Vorwürfe macht, darf er endlich auch offiziell medi zinische und philologische Studien treiben. Inzwischen hat Lessing aber wegen der Schulden einiger Schauspieler Bürgschaf ten übernommen, für die er schließlich nicht einstehen kann. Bettelarm muß er im November 1748 vor seinen Gläubigern heimlich aus Leipzig fliehen. Entgegen sei ner ursprünglichen Absicht, der hübschen Demoiselle Lorenz, für die er auch gebürgt hatte, nach Wien zu folgen, setzt er zu nächst sein Medizinstudium in Wittenberg fort. Wenig später begibt er sich aber nach Berlin, fristet ein sorgenvolles Dasein, bis er, 1751 an der Universität Wittenberg zum Magister promoviert, als inzwischen berühmt gewordener Dichter 1755 wieder nach Leipzig kommt. Abermals in drückende Schulden geraten, geht der große Dichter und Denker der Aufklärung 1758 als Literaturkritiker wiederum nach Berlin, um nach Jahren der Existenzunsicherheit und Not 1770 eine Stelle als Bibliothekar in Wolfenbüttel an zutreten. Dr. Werner Fläschendräger