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Historischer Boden erwartet Orenburger Trassenbauer Orenburg-Report der UZ von Dietmar Schumann Nun, jedes Gebiet hat seine Ge schichte. Das könnte man mir entgegenhalten, wenn ich be haupte: Unsere Trassenbauer fahren auf historischen Boden. Sie kommen in ein Gebiet, des sen Volk eine bewegte, schwere Vergangenheit bewältigt hat. Die Geschichte der Ukraine / kennt viele traurige Kapitel. Überfallen, geknechtet von frem den Räubern und einheimischen Herren, das war das Los des ukrainischen Volkes über Jahe- hunderte. Einst waren es tatari sche Horden und türkische Heere, die das Kriegsschwert in die hü gelige ukrainische Steppe brach ten. Aber die Geschichte der Ukraine, das ist auch die Ge schichte vom langen Befreiungs kampf ihres Volkes. Sie erzählt zum Beispiel vom ukrainischen Hetman Bogdan Chelnizki, der 1648 in der Nähe von Tscher kassy über die fremden Invaso ren siegte. Unter seiner Führung erfolgte 1654 die Wiedervereini gung der Ukraine mit Rußland. Die Spezialisten aus der DDR, Er bauer der Drushba-Trasse von Krementschug bis Bar, sind nicht die ersten Deutschen, die in die Ukraine kommen. In diesem Jahrhundert waren Deutsche schon zweimal in diesem Gebiet, in anderer, in kriegerischer Mis sion. An diese traurigen Ab schnitte des deutschen expansi ven Imperialismus sollten wir uns erinnern, bevor wir die er sten Bauleute zum Trassenbau verabschieden. Kaisers Truppen in Kiew Nur kurz konnte die ukrainische Bevölkerung nach dem Sturz des Zaren aufatmen. Die zaristischen Verwaltungen waren aufgelöst, örtliche Sowjets in Dörfern und Städten gebildet. Ihre erste Maß nahme: Enteignung der Groß grundbesitzer. Die Männer, in die Armee des Zaren gepreßt, kehr ten nach Hause zurück. In Brest-Litowsk hatten die Frie densverhandlungen zwischen dem kaiserlichen Deutschland und der jungen Sowjetregierung begonnen. Aber die Zeit zum Luftholen sollte kurz bleiben. Am 18. Februar 1918 begannen deut sche Truppen eine neue Offen sive, um Sowjetrußland militä risch zu erpressen. Kiew wurde am 1. März 1918 von der Kaiser lichen Armee besetzt. Fast die ge samte Ukraine erlebte die deut sche Besetzung. Die erste Aktion der Deutschen war allerorts der Sturz der Sowjets. Der Groß grundbesitzer Skoropadski, ein ehemaliger zaristischer General, wurde von den Deutschen zum „Hetman der Ukraine“ ernannt. Am Don „regierte“ Ataman Krassnow. Beide führten ein grausames Regime. Die Zahl der ermordeten Sowjetfunktionäre konnte niemand genau ermitteln. Sie ist sehr hoch. Viele Patrioten gingen damals in die Wälder. Eine ausgedehnte Partisanenbewegung entstand. Der Volkskampf gegen die deut sche Okkupanten erfaßte die ge samte ukrainische Bevölkerung. Im Sommer 1918 streikten mehr als 200 000 Arbeiter. Darunter die ukrainischen Eisenbahner und die Kumpel im Donezbecken. In den Kreisen Swenigorod und Taraschtscha (Gouvernement Kiew) erhoben sich die Bauern. In dieser Situation tagten im Juli 1918 in Moskau die ukraini schen bolschewistischen Organi sationen. Sie gründeten die KP (B) der Ukraine. Die militärische Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg und die deutsche Novemberrevolution gaben der Sowjetregierung die Möglichkeit, den offenen Kampf gegen die deutschen Okkupanten in der Ukraine zu organisieren. Die deutschen Truppen mußten ab gezogen werden. Doch der Kampf ging weiter. Polnische Interventen, Denikin, Wrangel und Kaledin, Anarchi sten, Gutsbesitzer und Kulaken banden wüteten auf ukrainischem Boden. Im November 1918 wurde die Ukrainische Front der Roten Ar mee gebildet. Sie stand unter dem Befehl von W. A. Antonow- Owsejenko. Viele Komsomolzen standen in ihren Reihen. Viele von ihnen starben den Heldentod. Noch heute steht in der Steppe, unweit von Kadowka, auf einem Hügel, in Bronze gegossen, die „legendäre Tatschanka“, ein Symbol der Furchtlosigkeit und des Heroismus der Rotarmisten. Heldenhafte Arbeit leisteten in dieser schweren Zeit Komsomol zen auch im Hinterland des Fein des. Viele starben in weißgardi- stischen Folterkammern. So auch der Komsomolze Wanja Michai- lenko, Mitglied des Charkower Revolutionskomitees. Die Namen der Genossen nicht preisgebend, rief er seinen Mördern zu: „Ihr könnt mich lebend eingraben, aber der Kommunismus siegt doch!“ Ende 1920 wurde die So wjetmacht in der Ukraine wie dererrichtet. Der Wiederaufbau Auch in der Periode des Wieder aufbaus nach dem Sieg der jun gen Sowjetmacht über die inne ren und äußeren Feinde stand der Komsomol der Ukraine an der vordersten -Front. Denken wir nur an das Dnepr-Kraftwerk, mit dessen Bau 1927 begonnen wurde oder an den Aufbau des Charkower Traktorenwerkes. Das waren praktisch die ersten ukrai nischen Jugendobjekte. Über 30 000 Komsomolzen erweiterten und modernisierten in den 30er Jahren die Kohleproduktion im Donezbecken. Dafür erhielten sie 1935 den Leninorden. Auch in den anderen Gebieten der So wjetunion, beim Aufbau von Magnitogorsk und Kusnezk, an der Turksib-Eisenbahn und beim Aufbau der Stadt Komsomolsk am Amur — Komsomolzen aus der Ukraine waren überall dabei. Jäh wurde die friedliche Aufbau arbeit unterbrochen. Hitlers braune Horden überfielen das Sowjetland. Wieder in Knechtschaft Fast drei Jahre litt die Ukraine unter faschistischer Fremdherr schaft. Besonders erpicht waren die Nazis auf den ukrainischen Weizen und die reichen Kohle- und Erzlagerstätten im Donez becken. Unsagbare Qualen mußte die Bevölkerung in dieser Zeit erleiden. Gestapo und SD trieben ihr grausames Spiel. Aus der Stadt Uman ist uns bekannt: 10 000 junge Leute wurden nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt, alle Juden der Stadt erschossen. Von den 43 000 Ein wohnern lebten am Kriegsende noch 17 000. Auf ihrem Rückzug zerstörten die Faschisten in der Ukraine 16 500 Industriebetriebe sowie 400 Kohle- und Erzgruben im Donbass. Die Feder sträubt sich, mitzuteilen, was die Barba ren anrichteten. Auf ihr Konto kommen 2,5 Millionen ermordete und gefallene Ukrainer. 1,5 Mil lionen Menschen starben in der Ukraine durch Hunger und Epi demien. Alle Orte an der zukünftigen Erdgastrasse künden vom helden haften Kampf ihrer Einwohner gegen die deutschen Besatzer. Die Ukraine war ein einziges Par tisanengebiet. Über 200 000 Men schen waren in den Wäldern. Meist in kleinen Einheiten, weil die ukrainischen Wälder nicht sehr ausgedehnt sind. Die Gegend um Winniza, am westlichen End punkt des DDR-Abschnittes ge legen, war ein berühmtes Parti sanengebiet. Die Winniza-Parti- sanen lieferten sich viele blutige Gefechte mit deutschen Straf expeditionen und Wlassow-Trup- pen. Allein 1943 vernichteten die fünf Einheiten 43 Materialtrans porte der Faschisten. An den deutschen Kommandanturen in den kleinen Städten und Dörfern um Winniza brachten sie über Nacht Zettel an: „Ihr seid die Herren von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends. Wir sind die Herren von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens. Wir verbieten euch, eure Häuser zu verlassen!“ Der Weg der Rotarmisten Der Weg, den die Gasleitung von Ost nach West nehmen wird, war auch der Weg der helden haft kämpfenden Rotarmisten. Am 23. September 1943 über querte die 2. Ukrainische Front den Dnepr und bildete bei Krementschug einen Brücken kopf. Mitte November griff sie Tscherkassy an. Am 6. Novem ber 1943 wurde Kiew befreit., Im Zentrum der kleinen Stadt Senigorodka kündet ein Panzer T-34 von der Kesselschlacht bei Korsun. Unweit von Tscherkassy endete diese Schlacht am 28. Ja nuar 1944 mit der Vernichtung aller eingekesselten faschisti schen Truppen. 30 Kilometer süd lich der Trasse liegt Uman. Es wurde am 4. März 1944 von den Truppen Marschall Konews nach erbitterten Kämpfen genommen. Orte, die vor über 30 Jahren in - den' Kriegsberichten standen, werden wir bald wiecerfinden - in den Bauberichten von der Trasse. Zum dritten Mal in die sem Jahrhundert werden Deut sche in die Ukraine kommen. Nicht als Eroberer und Mörder.' Sie werden nicht zerstören, son dern auf bauen. Das ist das Ent scheidende. Eine neue Genera tion von Deutschen kommt, junge DDR-Bürger. Freunde kommen zu Freunden, um einen gemeinsamen Bau zu errichten. Sie fahren an die Trasse, gerade weil sie das Zurückliegende nicht vergessen haben. Knapp 3 Jahre mußte das ukrainische Volk die faschistische Fremdherrschaft „großdeutscher Herren menschen“ ertragen. Dummdreist verkündeten die Nazis ihre Ziele und brüsteten sich ihrer Untaten. UZ-Jugendredaktion besuchte die FD]-GO der Universitätsbibliothek: Bibliothek — wieviel Assoziationen verbinden sich mit diesem Wort — Reich des Papiers, des Wissens, der Ruhe... Manch einer schleppt sicher auch noch verstaubte Ansichten mit sich herum, Ansichten die dem Hier und Heute, den enormen Anforde rungen an das Bibliothekswesen in keiner Weise gerecht werden. UZ sah sich in der Universitätsbibliothek um, wollte vor allem wissen, wie es um die Jugendarbeit in der UB be stellt ist. Gesprächspartner waren die Biblio thekarinnen Carmen-Celia Weber- städt, Dagmar Geithner und die Bibliotheksfacharbeiterin Maria Leh mann. Carmen ist FDJ-Sekretär, Ma ria in der GO-Leitung verantwortlich für Kultur und Sport, Dagmar ist in der BGL Funktionär für Jugend und Sport. Drei kompetente Mädchen also. Von den etwa 170 Mitarbeitern der UB sind 39 Mitglieder des Jugend verbandes. Eine relativ kleine Grundorganisation, gewiß. Doch läßt es sich dadurch einfacher arbeiten? Leider ist es nicht an dem. Und zwar objektiv begründet sich das aus der Dezentralisierung, die sich durch die zahlreichen UB-Außenstellen und die Lehrlingsausbildung ergibt. Gibt die FDJ-Leitung deshalb auf und be_ Im Reich des Papiers kennt man keine Langeweile schränkt ihre Aktivitäten nur auf einen kleinen Kern? „Nein“, wehrt Carmen ab, „wir wollen alle errei chen, auch wenn es nicht immer ein fach ist. Zum Beispiel im FDJ-Stu- dienjahr, das es sowohl qualitativ als auch quantitativ noch zu ver bessern gilt. Um das zu schaffen, muß sich jeder angesprochen fühlen.“ Wie weit das bereits gelungen ist, wird sich im folgenden Monat zei gen — das 1. und 2. Lehrjahr werden zu Ehren des 30. Jahrestages der Be freiung die Prüfung für das „Abzei chen für gutes Wissen“ ablegen. Doch allein daran mißt sich die Qua lität der FDJ-Arbeit freilich nicht. Die UB-Mädchen intensivieren ihre „Breitenwirkung“, und zwar mit Er folg. Carmen arbeitet in der Ausbil dungskommission der UB mit, Ange lika Reichl ist im Jugendausschuß der UGL, Gabriele Richter ist Mit glied der FDJ-Kreisleitung, Christine Hönisch vertritt die UB im Klubrat des Jugendklubs für Ar beiter und Angestellte, Dagmar ist wie gesagt —in der BGL der Biblio thek. Ihre nächsten Vorhaben: Eine Lite raturausstellung zum 30. Jahrestag der Befreiung als Jugendobjekt und eine Wochenendfahrt zu einer Stätte der Arbeiterbewegung. Dagmar Geithner arbeitet als BGL- Funktionär für Jugend und Sport, Foto oben: Maria Lehmann, Manuela Bilawski und Carmen-Celia Weber- städt in der Ausleihe (v.l.n.r.), Foto unten: Im Katalogsaal. Die Moritzbastei ohne Messe-Pause Zu den in diesem Jahr zahlreich gefeierten Jahrestagen kommt für Leipziger KMU-Studenten nun ein weiterer hinzu. Ende März ist es nämlich genau ein Jahr her, daß ein Häuflein Ent schlossener - sich daranwagte, dem Schutt in der Moritzbastei zu Leibe zu rücken. Läßt man jetzt sein Auge über betoniertes Dach, ausgebuddelte Tonnen und neugemauerte Wände schwei fen, fällt es entschieden leichter als damals, sich hier studen tisches Klubleben vorzustellen. Man trägt nicht mehr einfach Schutt, ab, sondern kann sich lebhaft denken, daß in der Ecke bald ein Tresen stehen wird oder in der Tür dort vorne der Einlaßdienst Mühe/hat, die drängelnden Leute zu besänftigen. Sicher reicht ein einmaliger Arbeitseinsatz, den man in irgend einem „Rahmen“ absolviert, für den einzelnen Studenten kaum aus, ein persönlicheres Verhältnis zu seinem eigenen Klub zu finden. Das wird auch noch durch die Größe des Ob jektes erschwert. Aber wenn man im Laufe eines Jahres meh rere Male dort zu der Studiosi Wohl und Frommen froh ge schaffen hat, sieht man, wie es läuft — und auch wohin. Das merkten auch die Studenten, die während der Märzpause drei Wochen in der Bastei arbeiteten und dort unter anderem den Bierkeller freischippten, den Grillhof provisorisch abdeck ten und im Unterkeller, der künftig u. a. zu Veranstaltungen der GO vermietet werden soll, wirkten. Die Stimmung beim Arbeiten war prächtig, und gefeiert wurde auch nicht schlecht. Selbst einige ungarische Freunde, die die Brigaden während eines temperamentvollen Freundschaftstref fens kennenlernten, ließen es sich nicht nehmen, einige Stun den in der Bastei mitzuarbeiten. Joche« Wisotzki