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G leichsam als Präsent zum 70. Jubiläum der KPD-Gründung erschien vor wenigen Wochen im Berliner Dietz Verlag der Band 1 der „Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in vier Bänden“. (Geschichte der Sozialisti schen Einheitspartei Deutschlands in vier Bänden. Hrsg, vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Bd. 1. Von den Anfängen bis 1917. Dietz Verlag Berlin 1988. 849 S., 22 Mark). Zum ersten Mal seit 23 Jahren liegt damit wieder eine Ge samtdarstellung der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung von ih ren Anfängen in den dreißiger Jah ren des 19. Jahrhunderts bis 1917 vor. Ein Vergleich mit den ersten bei den Bänden der achtbändigen „Ge schichte der deutschen Arbeiterbe wegung“ aus dem Jahre 1966 doku mentiert, welche Fortschritte die Ge schichtsschreibung unseres Landes vom Bund der Kommunisten bis zu den deutschen Linken ist es den Autoren, und dies ist eine zweite konzeptionelle Hauptlinie des Ran- des, vorzüglich gelungen, das Ver hältnis zwischen der Entwicklung der revolutionären Theorie und der politischen Praxis der Partei zu ver anschaulichen. Sie legen streng hi storisch-chronologisch dar, wie sich die Entwicklung des von Marx und Engels begründeten wissenschaftli chen Sozialismus und dessen Verei nigung mit der Arbeiterbewegung vollzogen hat. Die komplizierten theorie- und parteigeschichtlichen Erkenntnis- und Entwicklungsvor gänge werden so eindringlich und prägnant geschildert, daß der Leser besser als in bisherigen Gesamt darstellungen nachvollziehen kann, wie Marx und Engels das in ihrer Zeit Wissensmögliche für die re volutionäre Theorie der Arbeiter- Dabei wird zugleich der originelle Beitrag eingehend gewürdigt, den August Bebel, Wilhelm Liebknecht, Karl Kautsky und viele andere nicht nur zur Aneignung, Propagie rung und schöpferischen Anwen dung der Theorie, sondern auch zur marxistischen Beantwortung heuer Fragen geleistet haben. Von Anfang an, so zeigen die Verfasser, hat die revolutionäre Vorhut im Ringen um die Aneignung, Verbreitung und schöpferische Anwendung , ihrer Theorie ständig neu erfahren, daß Theorie und Praxis im Klas senkampf eine untrennbare Einheit bilden. Die Geschichte unserer Par tei lehrt, daß gegen Revisionismus und Reformismus, aber auch gegen lebensfremdes Sektierertum gegen engstirnigen Dogmatismus und kurz atmigen Pragmatismus in den eige nen Reihen gestritten werden, muß, will die Partei auf der Höhe der trosen am Vorabend des Roten Ok tober. Besondere Hervorhebung verdient zunächst die weit in die Vergan genheit, bis zu Thomas Müntzer und zur frühbürgerlichen Revolution zu rückreichende historische Einord nung der Geschichte unserer Partei. Damit korrespondiert eine stärkere Herausarbeitung der geistig-theore tischen Wurzeln der Arbeiterbewe gung. Das ist in dieser Weise neu und widerspiegelt *die nachhaltige Wirkung der im vergangenen Jahr zehnt nicht nur von den Fachhistori kern unseres Landes intensiv ge führten Debatten über Erbe und Tradition. Wie bedeutsam ein sol ches Herangehen ist, hat unlängst Martin Hundt mit dem Hinweis auf das direkte Verhältnis, in dem Tiefe der historischen Erkenntnis und Realismus in der Politik zueinander stehen, unterstrichen. Es mache in den zurückliegenden zwei Jahr zehnten erzielt hat. Auf der Grund lage vieler neuer Forschungsergeb nisse (neben den bisher erschiene nen Bänden der Marx-Engels- Gesamtausgabe und der zwölfbän digen „Deutschen Geschichte“ gilt dies vor allem für die gediegenen Quelleneditionen zum Bund der Kommunisten und zur Arbeiterver brüderung, die Bebel- und Luxem burg-Ausgaben sowie die Untersu chungen des Leipziger Historikers Hartmut Zwahr zur Klassenkonstitu ierung des Proletariats) und geleitet von einem differenzierten Erbe- und Traditionsverständnis, schuf das von Annelies Laschitza geleitete Autorenkollektiv eine Darstellung, in der die geschichtlichen Wurzeln unserer Partei erstmals in dieser Ge samtsicht, Konkretheit und Le bendigkeit geschildert werden. Der Anfang der kommunistischen Weltbewegung Die Darstellung beginnt mit der Reise, die Marx und Engels am 27. November 1847 gemeinsam in der belgischen Hafenstadt Ostende an traten. um am zweiten Kongreß des Bundes der Kommunisten in Lon don teilzunehmen. Der Kongreß, der illegal, meist abends und nachts vom 29. November bis 8. Dezember 1847 getagt hat, beschloß neue Sta tuten und widmete sich in seinen meisten Sitzungen der Programm diskussion. Marx’ und Engels’ Grundsätze wurden einstimmig an genommen. Beide wurden beauf- tragt, ihren. Auffassungen die end- gültige Form zu geben, ein „Mani fest der Kommunistischen Partei“ auszuarbeiten. Die damit vollzogene Konstituierung einer auf dem theo retischen Fundament des Marxis mus beruhenden Arbeiterpartei wür digen die Autoren als einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des deutschen Volkes und der Weltge schichte: „Damit nahm die kom munistische Weltbewegung ihren Anfang, und es war zugleich die er ste kommunistische Partei in Deutschland entstanden.“ (S. 7) Die konzeptionelle Leitidee des Bandes bildet erstens der wissen schaftliche Nachweis, daß es von der Gründung des Bundes der Kom munisten bis zu den deutschen Lin ken trotz manchen Rückschlags und Umwegs, sich oft und. mitunter jäh verändernder Kampfbedingungen eine Kontinuität im Ringen um die revolutionäre Partei der deutschen Arbeiterklasse gegeben hat. Diese Kontinuität zeichnen die Autoren nicht als konfliktlose Aneinanderrei- hung leicht errungener Erfolge, son dern als das Resultat eines opferrei chen Kampfes mehrerer Generatio nen proletarischer Revolutionäre, in dem Siege erstritten' und Niederla gen erlitten wurden. Dieser Kampf, so wird anhand der geschichtlichen Tatsachen bewiesen,, zielte nicht auf die Integration in die bürgerliche Gesellschaft, sondern auf die Emanzipation von der Bourgeoisie; er war nicht auf die Reformierung des Kapitalismus, sondern auf die Schaffung einer neuen und besseren, einer sozialistischen Gesellschaft, ge richtet. Neben der überzeugenden, weil außerordentlich differenzierten Dar stellung der Kontinuität des Rin gens um die revolutionäre Partei Gütemerkmal für die Darstellung der geschichtlichen Wurzeln unserer Partei: Gesamtsicht, Konkretheit, Lebendigkeit Sechs Gedanken zu dem gleichsam als ein Jubiläumspräsent erschienenen Band 1 der „Geschichte der SED in vier Bänden" klasse verfügbar gemacht und wel che Rolle dabei die Praxis des Klas senkampfes und neue geschichtliche Erfahrungen gespielt haben. In seinem Festvortrag zum 40. Jahrestag des Franz-Mehring- Instituts hat uns Gregor Schirmer sehr eindringlich aufgefordert, un sere Studenten noch nachhaltiger miterleben zu lassen, wie sich un sere Theorie in der Geschichte be währt und durch die Geschichte ent- wickelt hat. Unsere Lehre habe sich nie' gescheut, aus der Geschichte zu lernen und sich, wo nötig, selbst zu korrigieren, alte Thesen zugunsten neuer Erkenntisse zu präzisieren oder aufzugeben. Dieser ständige Lernprozeß aus der Geschichte ge höre zum Wesen unserer Weltan schauung. Die gelungene Darstel lung dieses Prozesses im Band 1 ge stattet es u. E., die komplizierten Wechselbeziehungen zwischen re volutionärem Voranschreiten und Tradition, der Negation überliefert ter Ideen und der produktiven An eignung ihres weiterweisenden Ge halts, von Bewahren und Erneuern in der Theorie und der Geschichte unserer Partei in einer Weise zu stu dieren, daß daraus Impulse für die Gegenwart erwachsen können. „Neuererpartei" mit 140jähriger Tradition Gestützt auf die neuesten For schungsergebnisse der MEGA wird der Entstehungs- und Entwicklungs prozeß des Marxismus in seiner organischen Verbindung mit der Ar beiterbewegung anschaulich geschil dert. Die Autoren beherzigen in ih rer Darstellung, was Lenin am 30. November 1916 in einem Brief an Ines Armand mit großem Nach druck gefordert hat, nämlich, .daß jede These a) historisch; b) nur in Verbindung mit anderen; c) nur in Verbindung mit den konkreten Er fahrungen der Geschichte betrach tet wird“. Sie würdigen nicht nur alle Hauptwerke und Grunderkennt nisse von Marx und Engels in ihrem geschichtlichen Entstehungskontext sondern zeigen gleichzeitig, wann und wie sie in der deutschen Arbei terbewegung tatsächlich bekannt und wirksam wurden. Wohl erstmals wird in solcher Breite, Differenziertheit und Anschaulichkeit geschildert, wie und unter welchen historischen Be dingungen sich Funktionäre und Mitglieder der Partei die revolutio näre Theorie angeeignet haben. Aufgaben ihrer Zeit bleiben. In kon fliktreichen und mitunter sehr schmerzvollen Erkenntnisprozessen lernte sie, mit Hilfe der revolutio nären Theorie rechtzeitig marxisti sche Antworten auf die neuen Fra gen zu finden, mit denen sie der Klassenkampf immer wieder aufs neue konfrontiert hat. Auch mit dem Blick auf dieses Wesensmerk mal unserer Geschichte, hat Erich Honecker die SED jüngst als „Par tei der Neuerer, die schon auf eine 140jährige Tradition zurückblickea kann“, charakterisiert. Vorkämpferin für eine Welt ohne Waffen Eine weitere wichtige konzeptio nelle Leitidee des ersten Bandes der „Geschichte der SED“ ist schließ lich drittens, daß die Autoren die ge schichtlichen Wurzeln der Einheit des Kampfes um Frieden und So zialismus bis in die Anfänge der Ge schichte unserer Partei zurückver folgen und eindringlich und über zeugend darstellen, wie die re volutionäre Arbeiterbewegung zur entschiedensten Vorkämpferin' für eine Welt ohne Waffen geworden ist, welche unermeßlichen Opfer sie dabei erbringen mußte und welche Lehren daraus zu ziehen sind. Der vorliegende Band behandelt den gesamten Prozeß der Parteibil dung in Deutschland und die wei tere Entwicklung der revolutionä ren deutschen Arbeiterbewegung von ihren allerersten Anfängen in einzelnen Orten bis zu den großen Antikriegsaktionen deutscher Ma eben einen bedeutenden Unter schied, ob aus einer verkürzten Per spektive oder mit der Einsicht in die Langfristigkeit historischer Pro zesse zu konkreten praktischen Schritten übergegangen werde. Viertens: Die Geschichte der deut schen Arbeiterbewegung wird im mer als Teil der Geschichte der in ternationalen Arbeiterbewegung be handelt. Die Autoren schildern ein dringlich, wie in den Kampf der deutschen Arbeiterbewegung die Er fahrungen anderer Parteien einflos sen, so wie umgekehrt dargestellt wird, auf welche Weise die Arbei terbewegung anderer Länder von der revolutionären deutschen So zialdemokratie gelernt hat. Die re volutionäre Theorie, darauf hat Le nin wiederholt verwiesen, „kann nicht ausgedacht werden, sie wächst heran aus der Gesamtheit der revolutionären Erfahrungen und der revolutionären Ideen aller Länder der Welt“. Die Verfasser folgen kon sequent diesem bedeutsamen me thodologischen Hinweis und stellen die Entwicklung der revolutionären Theorie der Arbeiterklasse als einen internationalen Prozeß dar. Er er fordert, diese geschichtliche Lehre vermittelt Band 1, die rechtzeitige Verallgemeinerung der neuen Er fahrungen und Erkenntnisse, die in den Klassenkämpfen der unter schiedlichen Länder gewonnen wer den. Bei der Schilderung der wich tigsten Ereignisse und Entwicklungs tendenzen in der internationalen Ar beiterbewegung würdigen die Auto ren besonders die neue Qualität, die die Befreiungsbewegung des inter nationalen Proletariats durch die Partei der Bolschewiki, vor allem durch Lenins schöpferische Weiter entwicklung des Marxismus unter den veränderten geschichtlichen Be dingungen der Epoche des Imperia lismus und der proletarischen Revo lution, gewonnen hat. Im Unterschied zu bisherigen Ge samtdarstellungen werden die Le ninsche Imperialismustheorie und seine Weiterentwicklung der Revolu tionstheorie erstmals' zu einem Zeit punkt behandelt, an dem sie Lenin tatsächlich ausgearbeitet hat. Da durch wurde es möglich, die kon kreten Bedingungen zu schildern, unter denen er diese gewaltige Lei stung vollbracht hat und ihre histo rische Bedeutung noch eindringli cher herauszuarbeiten. Außerdem wird auf diese Weise besser ver ständlich, daß es sich dabei um einen komplizierten und länger- währenden Erkenntnisprozeß han delte, der aus gründlichen Analysen der Praxis und der Theorie erwuchs und in den Jahren 1915 und 1916 in die uns heute überlieferte klassische Ergebnisform gebracht werden konnte. Hervorhebenswert ist darüber hin aus fünftens, wie die Rolle der Per sönlichkeit im Kampf der deutschen und der internationalen Arbeiter bewegung dargestellt wird. Natür lich werden solche herausragenden Persönlichkeiten wie Karl Marx und Friedrich Engels, August Bebel und Wilhelm Liebknecht, Karl Lieb knecht und Rosa Luxemburg, Franz Mehring und Clara Zetkin mit allen ihren Verdiensten um die deutsche Arbeiterbewegung, gewürdigt. Es spielen aber auch Persönlichkeiten eine Rolle, die nur in bestimmten Zeiten, an bestimmten Höhepunkten der Entwicklung der Arbeiterbewe gung, eine positive Rolle gespielt, ha ben und sich später vom Kampf zu rückzogen oder sogar hemmend auf die Weiterentwicklung der revolutio nären Partei wirkten. Dabei hielten sich die Autoren konsequent an den von Lenin im Jahre 1897 in der Aus einandersetzung mit den Volkstüm lern formulierten Grundsatz, daß „historische Verdienste nicht da nach . beurteilt (werden), was histo rische Persönlichkeiten, gemessen an heutigen Erfordernissen, nicht ge leistet haben, sondern danach, was sie im Vergleich' zu ihren Vorgän gern Neues geleistet haben“. An dieser Stelle seien als Beispiel nur die Namen Stephan Born. Fer dinand Lassalle und Karl Kautsky genannt. Sie und andere Persönlich keiten werden in der ganzen Wider- sprüchlichkeit ihres Wirkens vorge stellt: in ihren Leistungen/wie mit ihren Fehlleistungen, in ihrer Größe und mit ihren Grenzen. Darüber hin aus findet der Leser aber auch Hun derte von Namen revolutionärer Kämpfer, die an der Basis der Par tei bedeutende Leistungen und große Opfer im Dienste ihrer Klasse gebracht hatten. Blick in die Werkstatt des Historikers Sechstens: So lebendig die Tradi tionen des politischen Kampfes der Arbeiterklasse stets waren, dem pro letarischen Alltag wurde lange Zeit entschieden weniger Aufmerksam keit gewidmet. „Wer weiß schon“, so hat Dietrich Mühlberg diese Ten denz noch 1983 kritisiert, „wie vor 50 oder 100 Jahren gearbeitet, ge dacht, gewohnt, geliebt, gefeiert und erzogen wurde, wenn nicht gerade organisiert, agitiert, verhandelt, ge streikt, demonstriert oder geschos sen wurde?“ Die Autoren des vorliegenden Ban des haben der lebendigen Darstel lung des proletarischen Alltags und Organisationslebens beträchtli che Aufmerksamkeit gewidmet. Sie schildern die Arbeits- und Wohnbe dingungen, die Herausbildung pro letarischer Lebensformen und einer eigenständigen Arbeiterkultur ebenso plastisch wie die alltäglichen (Kämpfe gegen Ausbeutung und poli tische Rechtlosigkeit. Streiks, Mas senaktionen, Reichstagswahl kämpfe, Antikriegskundgebungen, Parteitage und internationale Kon gresse. Der Band ist mit 53 Färb- und 469 (!) Schwarzweißabbildungen, 14 Ta bellen und 5 Karten opulent ausge staltet. Faksimiles, Dokumentarfo tos und abgebildete Sachzeugen illu strieren nicht schlechthin den Text, sondern versinnbildlichen zum Teil Sachverhalte, die sich mit Worten oft nur schwer mitteilen lassen. Be sonders bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist u. E., daß jeder Leser die von den Autoren erarbei teten Interpretationen der be deutsamsten programmatischen Do kumente anhand der dazu im Kon text faksimilierten und vorzüglich lesbaren Originale nachvollziehen und auf diese Weise einen Blick in die Werkstatt des Historikers wer fen kann. Prof. Dr. sc. HANS-JÜRGEN FRIE ¬ DERICI Prof. Dr. sc. MANFRED NEUHAUS Kommunistenprozeß vor dem Schwurgericht in Köln, Okt./Nov. 1852. Versammlung eines Arbeiterbildungsvereins, 1868. Repros: MULLER (2), ADN TOZOnSIOn JZ Annotation © Annotation Publikation, die großen Zuspruch findet Wer Bücher von Berufs wegen verkauft, ist von Protokollbän^ den nicht gerade begeistert. SU erscheinen erst dann, wenn Mo nate oder gar Jahre verstrichen sind und der aktuelle Anlaß del Konferenz oder des Kolloquium! längst. Vergangenheit ist. Wenn das Interesse für den Band „Dit Durchsetzung des Leninismus in der deutschen und internationa len kommunistischen Bewe- ' gung“, in dem die Referate und Diskussionsbeiträge der Kon ferenz enthalten sind, die dii Kommission Qeschichte des Mar xismus-Leninismus der Arbeits gruppe Geschichte der Gesell schaftswissenschaften, anläßlich des 70. Jahrestages des Roten Ok tober im November 1987 an dei Karl-Marx-Vniversität veranstal tete, vergleichsweise sehr grof. ist, so sind dafür drei gewichtige Gründe maßgebend. Der erste be trifft die Neuartigkeit der Fra gestellung, die besonders in dem von K. Kinner gehaltenen Refe rat zum Ausdruck kommt. Sa heißt es z. B. „Marxismus üfie Leninismus sind nicht zu begrei fen als Sammlung kanonisiertet Klassikertexte, die aus einem ge schlossenen Werkkorpus mittels Sachregister ungeachtet von ge schichtlichem Raum und gesell schaftlicher Zeit lexikalisch ab rufbare Antworten bereitstellen, Sie kennzeichnen einen Theo rietypus, der aus der Verallge meinerung der kollektiven Er fahrung der revolutionären Ar beiterbewegung heranwächst.“ Zweitens zeichnete sich die Konferenz durch ihre interdiszi plinäre Zusammensetzung aus. Philosophen, Historiker und die Vertreter des Wissenschaftlichen Kommunismus sowie der poli tischen Ökonomie referierten und diskutierten aus der Sicht ih rer Disziplin, wobei sie bestrebt waren, die Ergebnisse der Nach bardisziplin zu verwerten. Zum dritten ist der Band insofern et was ungewöhnlich, daß von den 33 Autoren neun Studenten sind, und auch der wissenschaftliche Nachwuchs sehr stark vertreten ist. G. S. Autorenkollektiv, Leitung Vera Wrona Philosophie für eine neue Welt Zur Geschichte der marxistisch« leninistischen Philosophie Dietz Verlag Berlin 1988, 695 Sei* ten, 200 Abbildungen, Leinen, 24,50 Mark Namhafte Philosophiehistori- ker aus der DDR demonstrieren in der Monographie die wesent lichen Entwicklungslinien der marxistisch-leninistischen Phi losophie in Deutschland — nach 1945 in der DDR — von ihrer Her ausbildung Anfang der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte der siebziger Jahre un seres Jahrhunderts. In dieser Darstellung wird dem Leser überzeugend nahegebracht, wie die Philosophie des Marxismus notwendig aus der sozialen und geistigen Situation der Zeit ent standen ist und in welcher Weise sie sich in allen Etappen ihrer Entwicklung der gesellschaftli chen Wirklichkeit stellte. Gudrun Fechner \ Politik als ökonomische Potenz Methodologische Aspekte der Marxschen Politikauffassung "im ..Kapital“ Hrsg.: Rat für Wissenschaftli chen Kommunismus Dietz Verlag Berlin 1988, 185 Sei ten. 1 Abbildung, Broschur, 15,30 Mark Die Überlegungen der Autorin tragen dazu bei, sowohl unsere theoretischen Kenntnisse über den wissenschaftlichen • Kom munismus zu vertiefen als auch manche praktische Frage im poli tischen und wirtschaftlichen Le ben besser zu beantworten.