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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
-
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Band 1989
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158 Angebote zur Nachnutzung (UZ) 138 wissenschaftlich-techni sche Leistungen wie einzelne Bau gruppen, Geräte und Software von den Universitäten und Hoch schulen sowie Akademieinstitu- ten offerierte die 4. Zentrale An gebotsmesse Wissenschaftlicher Gerätebau, die vom 21. bis 23. März Gäste aus nah und fern in das Klubhaus „Kalinin“ unserer Universität zog. Anliegen der Messe war es, die Nachnutzung der vorgestellten Lösungen anzu regen. den Erfahrungsaustausch zu fördern und zugleich Anwen derinteressen kennenzulernen. Zugleich diente die Exposition auch der Suche nach Produzen ten derartiger Geräte in der Indu strie. Für Ausstellungsbesucher bot sich zudem die Möglichkeit, an einem Informationsstand Einzel heiten zu jeder beliebigen Lö sung des wissenschaftlichen Ge rätebaus zu erhalten. Schwer punkte der Ausstellung bildeten Baugruppen und Geräte der Re chentechnik und Informations verarbeitung, für die Laborau tomatisierung. die Meß- und Prüftechnik. Werkstoffvered lung, Biotechnologie, Medizin technik und den Umweltschutz. 700 wertvolle Bücher für unsere Sinologen Eine wertvolle Kollektion von 700 chinesischen Büchern erhielt die Karl-Marx- Universität von der Staatlichen Kommission für Bildung der Volksrepublik China. Wertvolle Kunstbände, Ouellenwerke zur chinesischen Philosophiege schichte, Bücher zur Geschichte der KP Chinas, mehrbändige Literaturge schichten und Bücher von anderen Gebieten vermitteln ein abgerundete^ Bild vom Reichtum des chinesischen Kulturerbes und dokumentieren die intensi ven Bemühungen um dessen Pflege und Bewahrung. Mit den umfangrei chen Werken können die Sinologen auf eine mehr als lOOjähriqe Forschungs tradition anknüpfen - die Schenkung wird als ein besonderes Ereignis au' diesem Gebiet betrachtet - und ist Ausdruck guter internationaler Partnerbe ziehungen auf dem Gebiet des Hochschulwesens. Fotos: ZB (Grubitzsch) UZ: Was ist Biotechnologie? Prof. Kleber: Für uns gilt die von der Europäischen Föderation für Biotechnologie im Jahre 1978 aul- gestellte Definition, die besagt: „Bio technologie ist die integrierte An wendung von Biochemie. Mikrobio logie und Verfahrenstechnik, mit dem Ziel, die technische Anwen dung des Potentials der Mikroor ganismen, der Zell- und Gewebekul- turen sowie der Teile davon zu er reichen.“ Diese Begriffsbestimmung hat sich international mit geringen Modifikationen weitestgehend durchgesetzt. Diese Definition deutet an, daß es sich bei der Biotechnologie um eine alte, ja man kann sagen uralte Dis ziplin handelt. Bereits vor vielen Jahrhunderten nutzten die Men schen — noch unbewußt —die-bio- chemischen Leistungen von Kleinst lebewesen, den Mikroorganismen, z B. für die Herstellung von Wein, Bier und Käse. Die Biotechnologie gewinnt als Schlüsseltechnologie für die beschleunigte ökonomische Entwicklung unseres Landes zunehmende Bedeutung. Auch im Be zirk Leipzig werden erfolgreiche Anstrengungen unternommen, um diesen „Schlüssel" für erhebliche volkswirtschaftliche Effekte immer besser zu nutzen. Dazu gehören auch die Aktivitäten der „Wissenschafts-Industrie-Kooperation" (W-l-K) Biotechnologie Leipzig", die bereits zu gewichtigen Ergebnissen führten. Zum Beispiel wurden im Rahmen des hier bestehenden Projektes „Zellkulturtech nik" neuartige Möglichkeiten für die moderne Diagnostik und Therapie, insbe sondere bei Krebserkrankungen, erschlossen. Doch sind Anwendungsgebiete und Leistungsfähigkeit der Biotechnologie sicher noch nicht so bekannt, fällt es so mit auch schwer, das neue Leipziger Wissenschafts-lndustrie-„Unternehmen" ein zuordnen. Deshalb einige Fragen an den Biowissenschaftler Prof. Dr. sc. Hans- Peter Kleber, Prorektor für Naturwissenschaften der Karl-Marx-Universität. W-l-K Leipzig: auf dem Wege zu einem neuen Durch die Entwicklung neuer Techniken, besonders der sogenann ten „Basistechniken“. — dazu gehö ren die Zellkultur-. Immun-, En- zym- und Gentechnik - nahm die Biotechnologie besonders in den letz ten Jahren einen raschen Auf schwung. wurde zu einer modernen, leistungsfähigen Schlüsseltechnolo gie. Für mich ist die Biotechnolo gie eine der faszinierendsten Diszi plinen. da sie neben der Medizin und den Landwirtschaftswissen schaften eine dritte Anwendungs richtung der Biowissenschaften dar stellt. die zudem eine sehr breite na turwissenschaftliche Basis besitzt. UZ: Wo kommt die Biotechnolo gie zur Anwendung, und worin be stehen Ihre Vorzüge? Prof. Kleber: Die, Biotechnologie als Schlüsseltechnologie vermag alle wesentlichen, die Menschheit be rührenden Lebensbereiche zu durch dringen. Genannt seien hier z. B. Er nährung und Gesundheit sowohl der Menschen als auch der Tiere, Pflanzenschutz Rohstoffgewinnuog. Energieerzeugung, Umweltschutz. Mit ihrer Hilfe können Abprodukte als Rohstoffe nutzbar gemacht wer den. Ebenso ist eine Werkstoff- Rückgewinnung möglich. Biotech nologische Prozesse haben im Ge gensatz zur Chemie den Vorzug, daß sie bei normalem Druck, normalen Temp raturn und meist im wässri gen Milieu ablaufen. Somit sind diese Prozesse umweltfreundlich, da sie u. a. keine giftigen Lösungsmit tel erfordern. Die Biotechnologie Wird sich aber erst dann volkswirt- schaftlich effektiv auf breiter Ebene durchsetzen, wenn es gelingt, ent weder bekannte Produkte mit ver besserten Eigenschaften sowie billi ger herzustellen oder vollkommen neue Produkte zu entwickeln. UZ: Welche Partner wirken in der „Wissenschafts-Industrie- K peration Biotechnologie Leip- zig" zusammen, und welches Ziel verfolgen sie? Prof. Kleber: Um die Entwick- lune der Biotechnologie als Schlüs seltechnologie im Bezirk Leipzig vor anzutreiben. schlossen sich 1986 der VEB Chemieanlagenbau Leipzig- Grimma, die KMU und das Institut für Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften der DDR zur „W-I-K Biotechnologie“ Leipzig zu sammen. Seitens der KMU sind ins besondere die Sektionen Biowissen schaften. Tierproduktion/Veterinär- medizin und der Bereich Medizin - hier vor allem das Institut für Bio chemie — In diese Kooperation ein bezogen, darunter einige Arbeits- „Markenzeichen“? Mit Prof. Dr. sc. Hans-Peter Kleber, Prorektor für Natur wissenschaften, im Gespräch über Ergebnisse und Erfahrun gen der „Wissenschafts-Industrie-Kooperation Biotechnologie“ gruppen, die schon gewisse Tradi tionen auf dem Gebiet der Biotech nologie haben. Als Leitungsgre mium fungiert der Rat der „W-I-K Biotechnologie Leipzig“ unter dem Vorsitz von Günter Vetterlein, zugleich Leiter der Hauptabteilung Biotechnologie im Direktionsbereich Forschung des CLG. Weiterhin gehö ren dem Rat an Prof. Dr. Dieter Pöh land, Direktor des Instituts für Bio technologie der AdW, und ich selbst in meiner Funktion als Prorektor für Naturwissenschaften der KMU. Ziel der W-I-K Biotechnologie ist die Gestaltung durchgängiger Pro zesse von der Grundlagenforschung über die verfahrenstechnische und apparatetechnische Entwicklung bis hin zur Überleitung in die indu strielle Nutzung. insbesondere durch die Kombinate CLG, Germed, Impfstoffe sowie Leuna und Che miekombinat Bitlerfeld. Dabei wird durch Konzentration auf Forschungs schwerpunkte. Zusammenführung der qualifiziertesten Kader und ge meinsame Nutzung materieller Grundlagen, wie z. B Spezialappa raturen und Rechentechnik, höchste Effektivität angestrebt. UZ: Welche Schwerpunktvorha ben wurden für die W-I-K Biotech nologie festgelegt? Prof. Kleber: Wir verfolgen meh rere Richtungen, um die Entwick lung der bereits benannten Ba- sistechniken der Biotechnologie im Bezirk Leipzig entscheidend vor anzutreiben. Erstens gehört dazu das erwähnte Projekt „Zellkultur technik". Hierbei geht es um die Massenkultivierung tierischer Zel leri in technischen Systemen zur Ge winnung von monoklonalen Anti körpern. Diese werden vor allem für die Tumordiagnostik bzw. -the- rapie benötigt, sind aber auch für andere Verwendungszwecke, z. B. für’ eine spezielle Form der Hoch- reinigung von Proteinen Und ande ren hochveredelten Substanzen ge eignet Eine zweite Richtung befaßt sich mit mikrobiellen Produktsynthesen, z. B. von Biotensiden. Darunter ver steht man oberflächen- und grenz flächenaktive Stoffe, die von Mi- kroorcanismen gebildet werden. Auf Grund des breiten Spektrums der zur Verfügung stehenden Sub stanzen, ihrer vielversprechenden physikalischen und chemischen Ei genschaften, ihrer biologischen Wirksamkeit sowie ihrer guten bio logischen Abbaumöglichkeiten ge winnen Biotenside in der Industrie, z. B. in der Kosmetikindustrie, zu nehmend an Interesse. Die gegen wärtigen Forschungen sind auf die Nutzanwendung bisher noch nicht beschriebener Biotenside, die Er weiterung des Anwend ~bietes sowie auf die ’ Entwicklung ent sprechender Produktionsanlagen, so genannter Fermentoren, und deren Ausrüstung mit vielseitig anwend baren commutergestützten Steuer- und Auswertesystemen, gerichtet. Weiterhin beschäftigt sich die W-I-K Biotechnologie mit der Pro duktion von Enzymen und Biofein chemikalien. aber auch mit der Ent wicklung neuer Wirkstoffe für die pharmazeutische Industrie. Zahlrei che Enzyme sind z. B. für die Dia gnostik verschiedener Erkrankun gen des Menschen, aber auch für in dustrielle Anwendungen von Be deutung. Eine andere Richtung ist die Bearbeitung von Themen für die Landwirtschaft, darunter beispiels- weise d<»r Emhrvotrancfan < der die Schaffung von Einfachtechnologien zur biotechnologischen Verwertung von Rohstoffen und Abprodukten der Landwirtschaft. Letzteres dient dem Ziel. Futtereiweiß, Ethanol und Biogas aus bisherigen „Abfällen“ zu gewinnen und damit zugleich Um weltbelastungen abzubauen. Soweit ein gedrängter Überblick. Sicher wäre es interessant, jedes der genannten Schwerpunktvörha- ben gesondert und umfassender zu erläutern. UZ: Führte aie gemeinsame Ar beit bereits zu Ergebnissen? Prof. Kleber: Ja, wir haben erste Ergebnisse erreicht. So konnten neue Produkte bzw. Produkte mit verbesserten Eigenschaften und par allel dazu jeweils die Verfahren und die Anparaturen für ihre mas- cenhnfte Herstellnne entwickrelt wer den. Solche komplexen Lösungen, die, einen deutlichen Qualitätszu wachs darstellen, erforderten unbe- dinot die Kooperation, wären ohne sie nicht denkbar gewesen. Zu den neuen Produkten gehören die mono ¬ klonalen Antikörper, ein Ergebnis des Projektes „Zellkulturtechnik“. Sie ermöglichen — wie gesagt — prinzipiell eine schnellere und prä zisere Erkennung, aber auch in Zu- kunit die Behandlung von Krebser- krankunsen. Für den breiten mediziy nischen Einsatz sind jedoch große Mengen nötig, die nur im Fermen tor gewonnen werden können. Dar über hinaus wurden die ersten Wei chen für eine gemeinsame Produk tion von Enzymen und anderen Bio- bzw. Feinchemikalien gestellt. Ge genwärtig werden z. B. mehr als zehn Enzyme produziert, die den DDR-Bedarf an diesen Proteinen decken und damit nicht nur teure Importe ablösen, sondern teilweise sogar für Exporte zur Verfügung ste hen. UZ: Worauf konzentrieren sich die Anstrengungen aller Beteiligten in der nächsten Arbeitsetappe? Prof. Kleber: Unsre Bemühun gen richten sich vor allem auf die weitere Ausprägung der interdiszi plinären Zusammenarbeit, da auch unsere Erfahrungen nachträglich_be- stätigen, daß die Biotechnologie nur durch das Zusammenwirken von Vertretern verschiedenster Fachdis- ziplinen effektiv vorangebracht wer den kann. So hat es sich z. B. beim Projekt „Zellkulturtechnik" als aus gesprochen vorteilhaft erwiesen, daß hier ein stabiles Kollektiv ent standen ist, in dem die besten Fach leute der Partnereinrichtungen — Naturwissenschaftler verschiedener Fachrichtungen und Ingenieure — vereint sind und kontinuierlich ein gemeinsames Thema bearbeiten. Da von ausgehend streben wir auch für die anderen Forschungskomplexe die Bildung solcher interdisziplinä rer Kollektive an. Besonders für die Universität gilt, ihr großes Potential an unterschied lichsten Wissenschaftseinrichtungen noch wirksamer in die koordinierte interdisziplinäre Zusammenarbeit einzubringen. Dabei denke ich nicht nur an die Naturwissenschaften. Dringend notwendig ist die stärkere Einbeziehung der Gesellschaftswis senschaften. Zum Beispiel halte ich die Mitwirkung von Ökonomen und Philosophen an unseren Vorhaben für erforderlich. Denn bei der Ent wicklung der Biotechnologie spielen sowohl ökonomische als auch phi losophische, vor allem ethische Fra gen eine wichtige Rolle. Einen wei teren Schwerpunkt bildet die stän dige Qualifizierung. Hierfür wollen wir die Aktivitäten aller Partner besser koordinieren. Damit gewin nen auch bewährte Formen wie das „Leipziger Biotechnologie-Sympo sium“, das seit 1982 im 2-Jahres- Rhythmus an der KMU durchge führt wird, eine neue Qualität. Erst mals waren 1988 alle W-I-K-Partner daran beteiligt gewesen. Ähnliches trifft auch für Vorträge und Vor tragszyklen zu, die im Wechsel zu gemeinsamem Nutzen organisiert werden. UZ: Kann der Begriff „W-I-K-Bio- technologie Leipzig“ eventuell zu einem neuen „Markenzeichen“ für biotechnologische Produkte und Ver fahren werden? Prof. Kleber: Das ist sicherlich ein erstrebenswertes Ziel. Natürlich setzt sich ein „Markenzeichen“ nur durch, wenn es besonderen, ja außerordentlichen Qualitätsanfor derungen genügt. Die Partner der „W-l-K Biotechnologie Leipzig“ sind bereit, sich diesen Anforderun gen zu stellen. (Das Gespräch führte Dr. BRIGITTE DÜSTERWALD.) Forschung auf der Grundlage von Leistungsverträgen Gegenwärtig steht vor der Gesell schaft die Aufgabe, eine völlig neue Stufe der organischen Ver bindung von Wissenschaft und Pro duktion zu schaffen - oder anders ausgedrückt: die Verschmelzung von Wissenschaft und Produktion zu beschleunigen. Anliegen der Gewerkschaftsar beit ist es, diesen Prozeß zu fördern und speziell die Arbeit mit Lei stungsverträgen zu unterstützen. Aus der Sicht einer ökonomischen Ausbildungseinrichtung ergibt sich daraus eine Fülle von Aufgaben, Problemen und Überlegungen. Wenn wir in diesem Prozeß wirksam eingreifen wollen, ist eine nüch terne Einschätzung des erreichten Standes notwendig. 20 Prozent der Forschungskapazi tät sind an unserer Sektion durch Leistungsverträge gebunden — din Anteil, der sicher noch steigerungs fähig ist, aber durch die Spezifik z. B. der politökonomischen oder wirtschaftsgeschichtlichen For schung seine Grenzen hat. Bei diesen 20 Prozent der durch Leistungsverträge gebundenen For schung liegt das Feld gewerkschaft als Lieferant von anwendungsberei ten Lösungen für die Praxis, ohne das dabei sichtbar werdende wis senschaftliche Feld mit zu bearbei ten, wird er u. E. seiner gesellschaft lichen Verantwortung nicht gerecht. Darauf zu achten, daß bei der Ar beit nach Leistungsverträgen die Grundlagenforschung nicht zu kurz kommt — darin sehen wir eine ge werkschaftliche Aufgabe. Erklärtes Anliegen der Zusam- menarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis ist eine hohe Effektivität der Forschungsarbeit. Diese ist u. a. von der Zusammensetzung der Forschunqskollektive und der Stimu lierung ihrer Mitglieder abhängig. An unserer Sektion ist noch der Tyo des Forscherkollektivs vorherr- sehend, der sich vorwiegend aus Wissenschaftlern und Studenten der Einrichtung zusammensetzt. Prakti ker sind hier nur dann spürbar wirk sam, wenn sie durch eine Aspiran tur zwingend zur Realisierung der gestellten Forschungsaufgaben ver pflichtet sind. Eine wichtige Kraft dieser Kollektive sind die Studen ten. Sie sind — gute Anleitung vor ausgesetzt — die unentbehrliche Verantwortung, der sich kein Wissenschaftler entziehen kann und darf Gewerkschaftliche Erfahrungen an der Sektion Wirt schaftswissenschaften bei der Verbindung Wissen schaft/Produktion licher Einflußnahme noch nicht - wie man das z. B. bei naturwissen schaftlich orientierten Forschungs kollektiven anstrebt - auf - der Abstimmung von Wettbe werbsprogrammen der kooperieren den Partner, - der Bildung zeitweiliger gemein samer Kollektive oder - der Zusammenarbeit der Gewerk schaftsvertrauensleute zur Verein barung gemeinsamer Wettbewerbs verpflichtungen. Bei uns geht es noch bescheide ner zu. Unsere Bemühungen sind darauf gerichtet, die Praxispartner vom Wert der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft zu überzeugen. Ihr Vertrauen erhalten wir aber nur, wenn wir - Aufgaben anbieten, die zu prak tisch anwendbaren Lösungen füh ren, - die im Leistungsvertrag über nommenen Verpflichtungen strikt er füllen und — die Forschungsprozesse straff lei ten, planen und organisieren. Unter diesem Aspekt hat die Ein flußnahme der Gewerkschaftslei tung auf eine, realistische inhalt liche Ausgestaltung der Leistungs verträge einen hohen Stellenwert. Sie muß bereits im Prozeß der Pla nung der Forschungsarbeit erfol gen. Die zentrale Forderung besteht darin, Wissenschafts- und Produk tionsstrategie der kooperierenden Partner aufeinander abzustimmen. Hier kommt es darauf an, die kon krete Interessenlage festzustellen und in gemeinsam zu lösende Auf gaben umzusetzen. Unsere Erfahrung besteht darin, daß die Praxispartner gegenwärtig nur solche Aufgabenstellungen ak zeptieren, die auf konkrete, in der Praxis anwendbare Ergebnisse zie len. Diese Ergebnisse sollen auf mög lichst wenigen Seiten Papier stehen und bis zu Handlungsanleitungen führen. Beispielsweise ist es gewünscht, Software für die Effektivitätsbestim mung der flexiblen Auomatisierung zu entwickeln. Nicht erwünscht ist es, vielleicht 100 Seiten Papier über grundlegende Probleme der Effek tivität der flexiblen Automatisierung zu beschreiben und diese als For schungsergebnis anzubieten. Stellen sich die Wissenschaftler auf diese Situation ein — werden ih nen Türen und Tore für Untersu chungen in den Kombinaten und Betrieben geöffnet. Das heißt, sie erhalten die Möglichkeit, unter gün stigen Arbeitsbedingungen — Prozeßanalysen zu machen, - Daten zu sammeln, - Gespräche zu führen. Außerdem finden sie ein offenes Ohr für die Diskussion von — Zwischenergebnissen und - Lösungsvorschlägen. Bei diesem Herangehen bleibt u. E. die Grundlagenforschung nicht auf der Strecke. Um die 100 Seiten unerwünsch ten Papieres kommt der Wissen schaftler bei der Erarbeitung prin zipiell neuer Lösungen vielfach nicht herum. Er braucht sie, um das gewollte praktikable Ergebnis zu er reichen. Nur kann er sie dem Pra xispartner nicht als Leistung anbie ten. Dieser will anwendungsbereite Lösungen. Es liegt u. E. in der Ver antwortung des Wissenschaftlers, die Einheit von Grundlagen- und angewandter Forschung zu wahren. Dieser Verantwortung darf er sich nicht entziehen. Versteht er sich nur analytische Basis dieser Kollektive. Ihr Studienpion bestimmt daher auch weitgehend den Rhythmus der unmittelbaren betrieblichen Unter suchungen. Praktikumszeiten und vorlesungsfreie Zeiten sind dabei gleichzeitig Hauptzeiten für die For schung. Dieses Herangehen entspricht ganz unseren gewerkschaftlichen Vorstellungen. Auf diese Weise wer den Lehr- und Forschungsaufgaben weitgehend in Übereinstimmung ge bracht — Störungen des geregelten Arbeits- und Studienablaufs werden so weitgehend vermieden. Diese Or ganisation muß aber von Anfang an so angelegt und im Plan ver ankert sein. Dann gelingt es sicher besser, gelegentlich noch terminlich bedingte „Stoßgeschäfte" in der Forschung auszuschließen. Nicht zufrieden sind wir mit den Regelungen zur Stimulierung der Forschung. In dieser Beziehung gibt es in unserer Sektion gewisserma ßen zwei Stimulierungsmodelle: 1. Die Kollegen, die in einem Lei stungsvertrag eingebunden sind, er halten nur dann für die Arbeit eine Prämie, wenn ihre Forschungser gebnisse als Spitzenleistung aner kannt werden. Sie betragt 50 Pro zent des normativen Forschungszu schlages. Aus Sektionsmitteln ist für sie nichts vorgesehen. 2. Kollektive, die nicht in Lei- stunqsverträge eingebunden sind, erhalten alle - wenn auch In be scheidener Form — Prämien aus Sek tionsmitteln bereits für terminge mäß erbrachte oder qualitativ gute Forschungsleistungen. Hier ist das Prädikat „Spitzenleistung" nicht dis Voraussetzung der Prämiengewäh rung. Wir treten für das erste Stimulie rungsmodell ein. Wir sind dafür, nur dann zu prämieren, wenn durch Praxispartner, Sektion oder andere geeignete Gremien die Anerken nung als Spitzenleistung erfolgt. Wir stützen uns dabei auch auf die Überlegungen, die Prof. Helmut Koziolek in seinem Vortrag in Vor bereitung des Studienjahres 1988/89 an unserer Universität zürn Leistungsprinzip anstellte. Nach seiner Erfahrung entwickeln solche Forscherkollektive einen „Bie nenfleiß", die spürbar stimuliert wer den. Kommt das Ergebnis — kommt die Prämie. Kommt das Ergebnis nicht — gibt es nichts, auch keinen Obolus. Hier sollten wir uns als Gewerk schaft einen Standpunkt bilden und unseren Einfluß geltend machen. Unseres Erachtens gehört ein neues Herangehen an die Stimulierung un bedingt dazu, wenn es um weiter praktische Schritte auf dem Weg zu einer neuen Stufe der Verbindung' von Wissenschaft und Produktion' geht. Dr. sc. URSULA ALTENBURG, Dr. sc. FRANK GOTTERT
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