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— 320 — geblieben ist. Daß jenes Gut das ehemalige Erbgericht gewesen sein mag Iaht sich deshalb vermuten, weil sich in dem jetzigen Ulberndorf zurjZeit entgegen den meisten Dörfern der Umgegend, weder Spuren eines ehe maligen Vorwerks, noch eines Erbgerichts bestimmt Nachweisen lassen, weiter die Gröhe desselben der durchschnittlichen der früheren Erbgerichte entspricht und endlich dasselbe heute noch, wie auch das benachbarte Erbgericht Obercarsdorf, für diese Gegend eine große Ausnahme, altjagdberechtigt ist. Historisch richtig ist zugleich noch die heutige Bezeichnung als „Stadtgut", indem dasselbe das einzige sogenannte Vorwerk in Privatbejitz war, welches unter „den Stadtgerichten" stand, während alle übrigen unter hiesige Amts-Jurisdiktion gehörten und erst im vorigen Jahrhundert, in Folge eines Uebereinkommens, der Stadt einverleibt worden sind. Die letzte kleinere Wirtschaft, welche sich aber in ursprünglichen Grenzen erhalten hatte, lag zwischen Jäckels und Pinders Gütern, dieselbe gehörte ebenfalls unter das Amt, hatte eine Größe von zirka 40 Scheffel Land, welche zur Zeit fast gleichmäßig den beiden benachbarten Gütern zugeschlagen sind, und hieß zuletzt die Kutzfchesche Nahrung. Verwunder lich mag früher der Grundbesitz der hiesigen Bürger zersplittert gewesen sein; so hatten zum Beispiel die Wiesen an der Schwarzbach bis zur Vorwerksgrenze, zirka 35 Scheffel Land, vor dem Jahre 1760 nicht weniger als 26 einzelne Besitzer, von wo an dieselben allmählich zusammen gekauft worden sind, und deren einer Teil jetzt 5 Besitzern, der andere einem gehört. Wie lebhaft vor Menschengedenken der Verkehr in Dippoldis walde nach dem Gebirge, wahrscheinlich nach Böhmen, gewesen sein muß, lehrt der sogenannte Wolframsdorfer Vorwerksweg; wo derselbe nämlich an der Larsdorfer Grenze in das Schwarzbachtal hinab führt, zeigen sich noch heute 3 dicht neben einander liegende tiefausgefahrene Hohlwege, als diese jetzt mit Holz bestandene Parzelle aber am I. April 1767 durch den damaligen Stadtgutrbesitzer von der Kommune Dippoldiswalde gekauft worden, war es „ein Platz, aus drei alten und drei neuen nach Ober carsdorf gehenden Fahrwegen bestehend", deren ehemalige Breite auch auf Carsdorfer Flur noch die links vom jetzigen Wege liegenden schmalen Feldparzellen andeuten. Der Name „Wolframsdorf", welchen noch eine Anzahl jetzt der Stadtgemeinde gehörige Felder trägt, war jedenfalls der Name des früheren Vorwerks, obwohl noch heute mündlicher Ueberlieferung nach das obere, rechts und links jener Wege gelegene Schwarzbachtal als die Stätte eines noch vor dem Hussitenkriege zerstörten Dorfes Wolf ramsdorf bezeichnet wird, die Kirche soll links unter dem Wege am Lars dorfer Hange gestanden haben und der über die Schwarzbach führende große Stein das letzte Ueberbleibsel derselben sein. Doch entbehren die letzteren Nachrichten jeder historischen Begründung. — Das ehemalige Amts-Rittergut Dippoldiswalde umfaßte innerhalb hiesiger Flur fast genau 1000 Schesfel Areal, außerdem noch die Schäferei Elend und das Vor werk Reinberg. Zur Zeit jenes im Jahre 1844 abgeschlossenen Rezesses mit der Stadtgemeinde befand sich jenes Areal im Besitze von 6 Vorwerks- .besitzern und 4l weiteren hiesigen Einwohnern.