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I« Parlamentarischen «reisen verlautet, Vie preußische Regierung wolle beim Wie-erzusammentritt veb Landtags zum Stahlhelmverbot ein« Erklärung »«S Inhalts avgebe«, daß sie nicht gewillt sei, die ge- trossenen Maßnahmen irgendwie zn korrigieren. Bou zuständiger Stelle wird nochmals betont, daß vor dem verbot der Reichskanzler, das NcichSaußen» und das Innenministerium informiert worden sind. Anschlagsrecht oder Verwaltungsbeitrag? Auf dem vierten kurhessischen Landgemeindetag in Eschwege erklärte der Präsident des Deutschen Land gemeindetags, Lnndrat a. T. Dr. Gereke, die Senkung der Realsteirern sei notwendig, man müsse jedoch den Landgemeinden neue Einnahmequellen erschließen. Von der Wiedereinführung des Zuschlagrechts zur Einkom mensteuer hätten die Landgemeinden vielfach keinen Vorteil zu erwarten, well weite Kreise der Landbevöl kerung infolge ihres geringen Einkommens nicht mehr einkommenssteuerpflichtig seien. Durchführbar sei jedoch der Gedanke, von jedem Wahlberechtigten einen Ver- waltungskostenbeitrag zu erheben. Preußen will 100 Millionen einsparen. Tie Vorbereitungen für die Fertigstellung der «reuen Haushaltsgesetze sind in Reich und Ländern in vollem Gange. Tie preußische Regierung soll die Ab sicht haben, die Ausgaben in dem Etat 1930/31 um 100, Millionen Mark unter den bisherigen Stand herab zudrücken. Neue Haussuchungen im Westen. Staatssekretär Schmid gegen Stahlhclmverbot. Im Zusammenhang mit der Auflösung des rhei nischen Stahlhelms erfolgten in Gladbach-Rheydt wei tere Haussuchungen. So wurden die Akten der Mittel stelle für nationale Publizistik beschlagnahmt; die Po lizei hat offenbar Verdacht, daß diese Mittelstelle eine ungesetzliche Weiterführung der aufgelösten Organisa tion bezweckt. Der Leiter der Mittelstelle betont dem gegenüber, Beziehungen zum Stahlhelm bestünden nicht. Auf einer volksparteilichen Vertrctertagung in Düsseldorf äußerte Staatssekretär Dr. Schmid vom Mi nisterium für die besetzten Gebiete Bedenken gegen die Auflösung des rheinischen Stahlhelms. Ter Staats sekretär will sich mit dem Reichsinnenminister in Ver bindung setzen. Polen treibt Luftspionage. Fertigen di« Polen an Hand von Aliegeraufuahmen eine Karte der deutschen Grenzgebiete an? Die Bevölkerung der deutschen Grenzmarken im Osten ist in den letzten Monaten wiederholt durch den Besuch polnischer Flieger, die sich regelmäßig verflogen haben wollen, beunruhigt worden. Meldungen, denen zufolge sich Polen wegen der Grenzverletzungen durch Militärflieger in Berlin entschuldigt und versprochen hat, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen, wird von zuständiger Stelle mit der Erklärung entgegengetreten, eine formgerechte Entschuldigung hübe bis jetzt auf sich warten lassen. T»S deutsch« Auswärtige Amt hat natürlich in jedem einzelnen Fall« der Grenzverletzung in War- schan Protest erhoben. Tarauf hat in Abwesenheit des polnischen Außenministers Zaleski ein Vertreter des polnischen Außenamts sein Bedauern ausgedrückt und eine Einwirkung auf das Kriegsministerium ver, sprachen sowie die Bestrafung der Schuldigen ange kündigt. Bon einem Erfolg dieser Bemühungen ist in Berlin jedoch ebenso wenig zu merken, wie von einer «tätlichen Entschnldiguug der polnische» Regierung. Bei den zuständigen Behörden in Berlin ist man der Neber» zeugung, daß die Polen an Hand von Fliegeraufnahmen eine umfassende Karte der deutschen Grenzgebiete an» fertigen! Hoffentlich lassen sich die Polen endlich herbei, sich schleunigst uud in notwendiger Form zu entschul digen. Gleichzeitig muß Warschau durch geeignete Maß nahmen dafür sorgen, daß die deutsche Grenzbevölke rung nicht abermals durch polnische Flugzeuge iu Er regung versetzt wird! Hoover fahrt nicht nach London. Tie Nachrichten, dec amerikanische Präsident Hoo ver werde den Besuch Macdonalds durch eine Reise nach erwidern, werden jetzt in Washington als un- richtig hmgestellt. Offenbar befürchten die Amerikaner, daß Hoover in Europa das gleiche Mißgeschick er- stchren könne, wie 1919 Wilson. Blutiger Wahlkampf in Mexiko. Zn der mexikanischen Ortschaft Tecolotlan im Staate Jalisco drangen bewaffnete Landwirte bet Wah len in die Stadt ein. Es kam zu heftigen Zusammen stößen mit den Regierungstruppen, die nach einer wil den Schießerei die Ordnung wieder herstellten. Bisher wurden acht Tote und 138 Verletzte festgestellt Neuer Umsturz in China. Lscha ngkaischek soll gestürzt werden. — Der Norden macht mit dem Süden gemeinsame Sache. ; Die neue» Wirre» in Ehina erfahre« «ine immer größere Ausd«h«u»g. Di« Bewegung gegen dr» chinesi schen Staatspräsidenten rschangkaischek ist jetzt im Süden ebenso stark wie im Norden. Ter sogenannte christliche Genrral Feng hat sich den Aufständischen angeschlossen «nd marschiert mit der erste« Armee gegen die Hauptstadt Nanking. Gleichzeitig hat der Kommandeur der zweiten Armee, General N-ng, den Marsch nach Süden «»getreten. Die Nankingregierung trisft schleunigst VcrlcidigungA- matznahmen, doch ist ihre Lage, wenn Heng ernst macht, kaum haltbar, weil sie den vereinten Angriffen des Nor sens und des Südens nicht gewachsen sein dürfte. Ter KriegSmintster der Zentralregterung in Nannng vdkmv« sich auf der Flucht: Er soll mit den Verschwörern M Verbindung gestanden.haben und sollte deshalb verhaft« verden. Marschall Feng läßt eine Erklärung verbreitest, in der )er offene Ausbruch des Kampfes bestätigt und die Schuld rschangkaischek zugeschoben wird. Tschangkatschek hab« die Verpflichtungen, die er im Mai der Armee FengS geg«rh« iber übernommen hatte, nicht erfüllt, er hab« viÄmwr Zeng ein Ultimatum übermittelt und verlangt, daß sich sie Truppen Fengs innerhalb 24 Stunden entwafftren lassen. Die Regierung in Nanking müsse gestürzt werden. Tic Kämpfe zwischen Feng und den RegierungStruPPe« haben auf der Eisenbahnlinie Tientsin—Pukau bereits be» p'nnrn. Feng will «ine neue Rcgiernng einsetzen. Fengs Truppen besetzen Pukau. Neue Note Rußlands an China. — Mos kau droht mit Taten. Rach japanischen Meldungen habe«« die Truppen des sogenannten christlichen Generals Feng die Eisen bahnlinie Tientsin-Pukau sowie die Stadt Pukan selbst besetzt. Tie Truppen der Zentralregierung haben Pukau kampflos geräumt. Lie Aufständischen führten anch vier Panzerzüge heran. Tie Lage der Nankingregie rung gilt allgemein als kritisch. Rußland hat eine neue Note an Nanking gerichtet, mit der es sich über chinesische Einfälle in Sibirien beklagt und Taten an droht. Tschangkaischek soll die Absicht haben, in dem Streit mit Rußland das Haager Schiedsgericht anzu- r»fen. Llrteilsfällung in Oppeln. Sieben Berurteilungen, zwölf Freisprüche. — Tie Höchststrafe: acht Monate Gefängnis. In dem Prozeß wegen der Zwischenfälle anläß- lich der Anwesenheit einer polnischen Theatertruppe in Oppeln wurde nach sechstägiger Verhandlungsdauer in Anwesenheit des Oberlandesgerichtspräsidenten Witte-Breslau folgendes Urteil verkündet: Die Angeklagten Polster, Nalewaja, Zentner, Nowak, Potstada, Haupt und Bernert werden des Landfriedens bruches für schuldig erklärt. Es werden verurteilt: Nale waja zu 8 Monaten, Zentner und Nowak zu je 6 Monaten, Potstada und Haupt zu je 4 Monaten und Polster zu '! 3 Monaten Gefängnis, Bernert zu einer Geldstrafe oon 150 Mark an Stelle einer verwirkten Strafe von einer Woche Gefängnis. Die übrigen 12 Angeklagten wurden freigesprochen. Bon den Freigesprochenen erhalten Kaduk und Funke, zwei Jugendliche, eine Verwarnung. Die Kosten des Verfahrens tragen die Verurteilten beziehungsweise die Staatskasse. Vor der Verkündung des Urteils hatte der Vor sitzende die Anwesenden ermahnt, jede Kundgebung zu unterlassen. Zur Urteilsfindung hatte das Gericht dreieinhalb Stunden benötigt. Die Neumann schwer belastet. Eine aufsehencrregenbe »««« Spur im Mordfall Rose». In der Mordsache Rosen ist jetzt nach jahrelangen Forschungen ein positiver Hinweis auf eine Betei ligung der Frau Neumann an dem Doppelmord ge funden worden. Bekanntlich war in der Mordvilla ein Einbruch vorgetäuscht worden. Es wurde z. B. ein abgebrochener Dietrich gefunden. Jetzt hat sich ein Breslauer Büchsenmacher gemel det und ausgesagt, vor Jahren sei eine fremde Tarne in seinem Geschäft erschienen, habe sich zunächst die Handhabung einer Pistole erklären und dann einen Dietrich, angeblich zu „Theaterzwecken" abbrechen lassen. Ter Meister machte, da ihm die Sache eigenartig vor kam, ein Zeichen in den Schaft des Dietrichs. TiescS Merkmal wurde an dem Dietrich aus dem Hause veS Professors Rose» entdeckt, und bei einer Gegenüberstellung wollte der Zeuge in Krau Ne»ma»n mit Bestimmtheit jene Kundin wiedererkennen. Auch kouate sich sein Sozius, der damals auch im Laden an wesend war, aus die Kundin genan besinnen. Zeppelin-Fahrt nach Holland. Ter Start. — Wieder ei» blittder Passagier. — Hol lands Bevölkerung ist begeistert! — Friedrichshafen, 14. Oktober. > Unter Führung Tr. Eckeners besuchte das Luft schiff „Graf Zeppelin" am Sonntag Holland. Der Start erfolgte in der Nacht zum Sonntag. Tie Wetterlage hatte sich nach den Regengüssen der letzten Tage ge bessert Ein prächtiger Sternenhimmel spannte sich über Friedrichshafen, vom Bodensee her wehte ein leichter Wind, doch legte er sich bald völlig. Ter neue Start nach der unfreiwilligen Ruhepause hatte zahl reiche Zuschauer angelockt. 23,23 Uhr ertönte das Kommando: Schiff hoch! Schnell und elegant er hob sich der „Graf Zeppelin" in die Lüste, umspielt von den Lichtkegeln der Scheinwerfer. Kurz vor dem Start entdeckte ei» Wachma»» bci der Durchsuchung des Luftschiffes abermals einen blin de» Passagier. ES handelt sich um eine» Lüjähcigcn Monteur Gerharo Köpker, der in Amsterdam geboren worden ist. Statt nun im Luftschiff die Hsllandfahrt mitzumachen, mußte er nach seiner Entdeckung »ie Nacht auf der Polizeiwache verbringen. N«brigens ist eS das drittemal, daß Köpker als blinder Passagier eine Zcp- pelinfahrt mitmachen wollte' Von Friedrichshafen aus hielt der „Graf Zep pelin" nördlichen Kurs. 12,4S wurde Stuttgart überflogen. Die wenigen Passanten, di« noch auf der Straße waren, winkten dem Luftschiff, das in der mondhellen Nacht gut sichtbar war, begeistert zu. Tie Besatzung des „Graf Zeppelin" erwiderte die Grüße mit Lichtsignalen. Uno dann ging es weiter, über das schlafende Land hinweg nach Baden und von Baden über die Pfalz nach dem Rheinland. Als der Morgen graute, befand sich der „Graf Zeppelin" in der Näb« der Nordsee! Gegen 7 Uhr früh wurde die holländische Grenze bei Delszijl südlich der Ost- ,friesischen Inseln überflogen. Tie Bevölkerung Hollands bereitete vem „Gras ' Zeppelin" einen herzlichen Empfang. Ter Rnndfnnl berichtete über den Verlauf »es KlugS, »je Flugplätze schickten vem Luftschiff als Ehreugeleit Klugzenge ent gegen, und die Menschen scharten sich allerorts zusam men und karrte« gednldlg aus, um vaun, wenn der silberne Leib des »entschen Lnstriesen am Himmel auf» tauchte, dem „Graf Zeppelin" begeistert zuzujubeln. Der «Settergott war de« „Graf Zeppelin" günstig ge» sinnt, war doch der Sonntag für Holland ein Tag strahlende« Sonnenscheins! Der letzte Besuch Hollands durch ein Luftschiff fand im Jahre 1919 statt, wo gelegentlich der Inter nationalen Luftfahrtausstellung zwei englische Luft schiffe über Amsterdam kreuzten. Die Kreuzfahrt über Holland. Nachdem das Luftschiff „Graf Zeppelin" gegen 7 Uhr früh Telfzijl überflogen hat, nahm es Kurs auf Groningen und Zwolle; 7.45 Uhr wurde es in Apeldoorn gesichtet, doch war das Interesse der Be völkerung infolge der frühen Morgenstunde während dieses Teils der Fahrt noch gering. Ein überaus herzlicher Empfang wurde dem „Gras Zeppelin" zuteil, als er 8.48 Nhr Schloß Het» loo überflog. Tauscnse jubelten ihm zu; auch Prinz Heinrich der Niederlande verfolgte aufmerksam die Fahrt des „Gras Zeppeli»". Eine Stunde später don nerten die Zeppelinmotore über Hertogenbosch. Tann schlug das Luftschiff eine westliche Richtung ein; 1V 35 Uhr rief Rotterdam den» „Graf Zeppelin" seine Grüße zu, um 11 Nhr folgte der Haag, der Flagge« gehißt hatte. Nach einer kurzen Rundfahrt über das Nordsee bad Scheveningen nahte „Gras Zeppelin" dann Leiden and Amsterdam, und dann ging es heimwärts nach Friedrichshafen. Europas größte Hängedrütke. Am Sonntag in Köln dem Berkehr übergebe». — Tie Bankostcn betrage» 32 Miliione» Mark. Am Sonntag wurde in Köln eine neue Rheinbrücke seierlichst dein Verkehr übergeben. Damit erhöht sich dis Zahl der festen Rheinbrücken Deutschlands auf 32; Köln hat jetzt vier Rheinbrücken. Tie neue Brücke verbindet das linksrheinische Köln mit Mülheim und überspringt den Rhein in einer Spannung. Neben der mittleren Oeffnung von 315 Metern sind auf beiden Seiten- Nebenvffnungen mit je 91 Metern, so daß die Brücke eine Gesamtstützweite von 697,06 Metern aufweist. Sie ist damit dre gr-ößte Hängebrücke Europas! Tie Baukosten belaufen fich auf 32 Millionen Mark; um die Einmündung der Brücke nach Mülheim heczustellen, mußten 75 Häuser niedergerissen werden. 4. Teutsch« GastwirtSmesse in Köln. — Köln, 14. Oktober. In den Messehallen wurde die 4. Deutsche Gastwirtsmesse eröffnet. Zahlreiche Gäste aus allen Reichsteileu sind anwesend; der Be such der Ausstellung ist gut. Böß kabelt wieder: Borzeilige Rückkehr »licht beabsichtigt. Im Berliner Rathaus ist aus Los Angeles das Antworttelegramm von Oberbürgermeister Böß auf die gestrigen Mitteilungen des Bürgermeisters Scholtz ein- getroffen. Oberbürgermeister Böß telegraphiert: „Amerika-Kommission tritt gemäß vorgesehene!»» Reiseplan Riicktveg an. Vorzeitige Rückkehr nicht be absichtigt, da sachlich schädlich, technisch schwierig und wegen Borbcrcitnnge» in Städte». Neues Interview falsch. Böß hat stets bcto»t, Borgänge Berlin seien sehr wichtig, würden von ihm genau verfolgt. Bit ten Berichtigung fordern." Das Interview, aus das sich Oberbürgermeister Böß hier bezieht, war das mit der Associated Preß, das in folgender Form in Berlin angekommen war: ,Ober bürgermeister Böß erklärte ausdrücklich, es sei ihm ganz gleich, was in Berlin sich abspiele. Er selbst sei in keinen Skandal verwickelt, und er habe die feste Absicht, den ursprünglichen Reiseplan durchzu- führen." Sflarel auf der Bühiw. In der Aufführung von „Zroei Krawatten" im Berliner Theater bat Hans Albers folgenden Vers gesungen, der einen Sklarek zu seinem Bruder sprechen läßt: Es kommt nicht auf den Anzug an Im Falle unseres Falles, Uns kommt es auf den Auszug an, Die Liste, die sagt alles. Es kommt nicht auf die Spesen an, Der Lehmann schiebt schon alles. Wenn der nur kreditieren kann, Wird uns schon keiner bös sein, Mann — Die Stadtbank, dis frißt alles. Zeppelins Polarfahrt fraglich. Ter größte Teil der Mannschaft gegen daS Unternehmen. Tie Polarfahrt des „Graf Zeppelin" scheint ernst lich in Frage gestellt zu sein. Bekanntlich soll die Po larfahrt nicht vom Luftschiffbau Zeppelin, sondern von der Aero-Arctic durchgeführt werden. Taher ist die eventuelle Teilnahme der jetzigen Besatzung des Zep pelin eine freiwillige. Deshalb hat der Luftschiffbau durch eine Anfrage feststellcn lassen, nser von den Mannschaften die Fahrt mitmachen wolle. Es hat sich dabei herausgestellt, daß »er größte Teil der Besatzung deS Luftschiffes „Graf Zeppelin" nicht geneigt ist, die flir das kommende Frühjahr ge plante Polarfahrt mitzumachen. Es sind Gerüchte aufgetaucht, wonach flir diese Haltung der Besatzung finanzielle und technische Gründe maßgebend gewesen sind. Tiefe Gerüchte sind in der Form irreführend. Es wird dabei der Eindruck erweckt, als ob die Be-