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Nr. 103 Sonnabend, am 4. Mai 1929 9S. Jahrgang Rogate! Es gibt eine Welt, von der viele nicht wissen, über tte sie vielleicht mitleidig lächeln, und ist es eme Welt seliger Wirklichkeit, in der Zeichen und Wunder »eschehen, in der Ungezählte Frieden finden für ihre Leele Trost für ihr Herz und Kraft für ihren Wandel: L ist die Welt-es Gebets! In diese Welt ruft der ieutige Sonntag uns hinein» Nogate! ,,Betet. Em iurzcs Wort, aber wenn wir mit ihm Ernst machen, mun verwandelt es unser Alltagsleben in Sonntags- leben, unsere Schwachheit in Kraft und unseren kämpf in Sieg! , Wo immer Religion ist, da muß auch Gebet sein. Religion ohne Gebet ist undenkbar. Glaube ich an das l)aseiu Gottes wirklich, so wende ich mich auch an ihn. vaftir sorgt schon unsere menschliche Schwachheit und Ohnmacht, die wir in unserem Leben auf Schritt und kritt kennenlernen. Wer nie mit Gott aus dem Herzen heraus redet, -er sollte lieber gar nicht sagen, «aß er an Gott glaube. Niemand wird dadurch warm oder fröhlich, daß er m das Vorhandensein der Sonne glaubt, sondern erst »a-urch, -aß er in diesen Sonnenschein hineingeht und wu ihm persönlich berührt wird. So hat niemand schon dadurch Religion, daß er das Dasein Gottes nicht leugnet, sondern erst dann, wenn er mit seinem Gott M reden begonnen hat und mit ihm aus Du und Du keht, wenn er betet. Nur ein einziger Sonntag im ganzen Jahre tragt len besonderen Namen als Sonntag -es Gebets, «wer «Le Sonntage wollen mit Glockenklang und Orgclton, uit Gotteswort und Predigt uns aufrusen zum Gebet. Ha, noch mehr! Jeder Tag und jede Stunde und alles, uas im Leben uns gegeben wird an Freud und an kei-, will uns mahnen: Trachtet nach dem, was droben M Ihr Menschen des Glaubens, vergesset das »eten nicht! Der Winter kapitulier». Der Winter hat in der Hauptschlacht, die ain letz ten Apriltage geschlagen wurde, gründlich eins auf das Haupt bekommen, er hat bedingungslos kapituliert. Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe! Denn sein bisher so treuer Bundesgenosse, der April, hat die Fahne des Feldmarschalls Winter verlassen und llt am letzten Tage kurz entschlossen zum Frühling «hergelaufen. Damit hat der Lenz den Sieg zu ver buchen. Neverläuser sind im allgemeinen von einem un angenehmen Beigeschmack. Sie können zwar nützlich sein, aber man macht sich so seine eigenen Gedanken darüber. Dieser April-Ueberläufer jedoch ist überall bei denen, die den Sieg des Frühlings herbeigesehnt haben, mit offenen Armen empfangen worden, denn — der Winter ist hin, der Lenz ist Val Was war dieser letzte Apriltag doch für ein schöner Tag! Der hat uns beinahe ausgesühnt mit all dem Unschönen, das die vorausgegangenen 29 Tage uns ge bracht haben. Sonne lachte fast überall in Deutsch land, Wärme ließ die Knospen springen. Drei, vier Wochen ist die Vegetation noch zurück. Was kümmert es uns? Der Mai ist da! Das Leben kommt! Die Natur ist erweckt! Wir danken dir, du lieber letzter Aprtltag! Im vergangenen Jahre war der Höhepunkt der Blütezeit am letzten Apriltage, heute hat dieser letzte Apriltag die Blütentrtebe aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Die schönste Zeit, die vor einem Jahre hinter uns lag, steht vor uns, verlockend, Freude, Hoffnung verheißend. Und das ist auch gut! Wie sind wir dank bar! Bald blühen die Aprikosen, die sonst so voreiligen, bald blüht alles, was bereit ist, uns den Tisch im Spätsommer und im Herbst freigebig zu schmücken. Der Winter hat kapituliert, der Lenz ist da! H. D. Brasilien. Ländlicher Grundbesitz «nd Kolonisation Brasiliens. Professor Dr. Quelle, der Direktor des ibero-ame- rikanischen Forschungsinstituts an der Universität Bonn hat vor einiger Zeit in Berlin einen interessanten! Dortrag über das Thema „Bäuerlicher Grundbesitz und Kolonisation in Brasilien" gehalten. Nach seinen Ausführungen ist Brasilien von Be ginn des 16. Jahrhunderts bis heute seiner Wirt schaftsstruktur nach stets ein Agrarland gewesen. Aber so alt hier Ackerbau und Viehzucht in ihren verschie denen Zweigen sind, so sind gleichwohl bis heute von der Gesamtfläche des Landes nur 20,6 v. H. an länd lichen Grundbesitz vergeben, und von dieser Fläche dienen nur 0,8 v. H. dem Anbau tropischer und sub tropischer Kulturpflanzen. Von Beginn der Kolonialzeit bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ist Brasilien ein Land des Groß grundbesitzes; erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich infolge stärkerer europäischer Einwan derungen auch der Kleingrundbesjtz, der in Brasilien 83mtl. ScvrUisütze, Vesulde u. Verträge 8ickersteil. v.Lkekrsu u. Kinäem, »uüer^erickiiicbe u. gericbtiicke Vergleiche rur ^bwenclung öes Konkurses, verat.b.äbscbl. v. Versicherung., äurckgr. Vertret, i. 8cksäenkäIIen Sieuerreltlamaüoaea, Revisionen, Lutschten usw. er- leäigt schnell, ssckgemsö und unt. strengst. 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Die Grundbesitzverhältnisfe im ganzen sind als sehr günstig zu bezeichnen, da Stgentumswirtschaft durchaus vorherrscht. Bei der gegenwärtigen »er-, breituna. des ländlichen Grundbesitzes und angesichts der Tatsache, daß in einzelnen Staaten nicht viel Raum zur Besiedlung übrigblelbt, stellenweise sogar jetzt schon Landnot herrscht, dürste die Zeit nicht mehr fern sein,, wo einzelne Staaten Brasiliens die Einwanderung beschränken müssen. Sehr große Teile im Amazonas-Gebiet wie Nord brasiliens dürften aus klimatischen Gründen einer stär keren Besiedlung verschlossen bleiben. Monte Caffino. Europas berühmtestes Kloster. Das älteste und berühmteste Kloster Europas fei erte in diesen Tagen sein 1400jähriges Bestehen. ES ist Monte Cassino, die erste Klostergründung des HL Benediktus von Nursia, der im Jahre 529 im schö nen Campanien ungefähr auf halbem Wege zwischen Rom und Neapel an Stelle eines alten Apollotem pels dieses Kloster gründete, für das er eine beknu dere Regel verfaßte, jene berühmte Regula Benedictij die das Umherschweifen der Mönche untersagte, so« wie Eigentumsverzicht und Keuschheit verlangte. Bei sonders betont wurde der Wert der Arbeit. Das Klo, ster pflegte Gastfreundschaft, unterstützte die Armen un unterhielt eine Klosterschule. Rach dem Tode Bene dikts wurden die Mönche auch eifrige Sammler an tiker und christlicher Literatur. Das Archiv und di« Bibliothek des Klosters Monte Cassino zeige« heut« die Fülle von 80 000 Urkunden, 70 000 Büchern unl 1750 Handschriften. Es ist selbstverständlich, daß viel« Jahrhunderte an der reichen Entwicklung des Klosters gearbeitet haben. Seit der Gründung erlebte Mont« Cassino ein vielfach wechselvolles Schicksal. Bevor Benedikt nach dem Monte Cassino kam wirkte er in Subiaco, wo er durch seinen Helligen Lebenswandel viele Anhänger huch. Bon New unk Eifersucht verfolgt, verließ Benedikt Subiaco. Zwei Engel — fo berichtet die Legende — geleiteten ihn und seine Lieblingsschüler Maurus und Placidus, ebenso folgten ihnen drei Raben bis zum Monte Cassino, wo Bene dikt das Götzenbild des Apollo stürzte, ein Ereignis, das der italienische Dichter Dante in seinem Paradies aus Benedikts eigenem Munde schildern läU. 543 starb der Gründer des größten religiösen Orkens und ruht seitdem auf dem Monte Cassino neben seiner Schwe ster, der hl. Scholastika. Es ist unmöglich, in kurzen Umrissen der reichen Klostergeschichte gerecht zu werden. Zweimal wurde das Kloster zerstört, 589 von den Longobarden, 88k von den Sarazenen, ein drittes Mal wurde es das Opfer eines Erdbebens im Jahre 1349. Jedesmal aber erlebte das Kloster eine immer prächtigere Auferste hung. Die höchste Blütezeit des Klosters fällt aber in das elfte Jahrhundert, zur Zeit der Herrschaft des Abtes Desiderius, der den künstlerischen und wis senschaftlichen Ruf des Klosters begründete und durch prachtvolle Erweiterungsbauten auch äußerlich di« große Macht des Klosters zum Ausdruck brachte. Desi derius errichtete außerdem eine Kopistenschule, deren Abschriften unendlich wertvolles Material für die Wis senschaft lieferten. Durch die Jahrhunderte hindurch bis zum heutigen Tag bildet Monte Cassino ein Kul turdenkmal ersten Ranges. 1867 wurde es in Italien zum Nationaldenkmal erklärt. Heute wird das schloß- artige Gebäude von ungefähr 350 Personen bÄnohnt, meist Mönche und Klosterschüler. Oberhalb der Klosterhöfe liegt eine Terrasse, von der aus man das von lieblichen Ortschaften übersäte Tal des Liris - Garigliano oft bis zum Meere hin überschauen kann. Ebenso traumhaft schön ist die Aus sicht von der „Loggia del Varadiso" nach den Felsenhäuptern des Matesegebirges oder nach den Bergketten der Abruzzen, deren Räuberbanden ost di« Schätze des gesegneten Klosters bedrohten. I. B. „Hausmittel." Non Dr. med. G. Ztckgraf. Der Wandel der Zeit hat sich auch in der ver änderten Anschauung über Wahl und Anwendung von Hausmitteln bemerkbar gemacht. Während früher als Hausmittel in der Hauptsache gewisse Teearten beliebt waren, die säuberlich in einem Wandschränkchen verwahrt wurden, fehlt heute in den meisten Familien eine kleine Hausapotheke. Man hätte früher auch in minderbemittelten Familien immer einen Tee zum Schwitzen und einen anderen für Magen- und Darm störungen vorrätig. Gewöhnlich war auch eine Bal drianzubereitung vorhanden, es fehlte auch nicht an Verbandzeug für etwaige Unglücksfälle und eine Flasche Karbolwasser. Wie es mit den Hausmitteln heute aussteht, davon können die Aerzte ein Lied slimen. Statt der harm losen Teearten, die niemals Unheil anrichten konnten« die im Gegenteil in der Hand verständiger Menscher, »ft nützten und dem Arzt die Arbeit erleichterten, fin den sich heute gewöhnlich ein paar Tabletten, die ab« möglichst unzweckmäßig auwewahrt werden. Mit die sen Tabletten wird dann darauf los gearztet; ob fitz