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Weißeritz-Zeitung : 04.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192905043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-04
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 04.05.1929
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Aas dem Wahlkampf Wahlaufruf cineö Altsozialisten. Der frühere Landtagöpräsident Julins Früßdorf, -er nach fünfzigjähriger Parteimitgliedschaft bei der LPD. noch im hohen Alter zu den Altsozialisteu über ging, erläßt einen Aufruf, in dem er u. a. folgendes agt: „Die jetzige Sozialdemokratie in Sachsen setzt sich inr aus Halbkommunisten nnd früheren ,U n a b h ü n g ig e n" zusammen, sie will nur mit >en Kommunisten, aber mit keiner anderen Partei nne Regierung bilden. Nachdem sie 23 Landtags- Mgevrdnete, die ihre verrückte Politik nicht mitmachen vvllren, aus der Partei ausgeschlossen haben, sind sie vollends politisch verwildert und keine Sozialbemokra- :en mehr im Sinne von Bebel und Wilhelm Liebknecht. Deshalb trat auch ich nach fünfzigjähriger Partei nitgliedschaft aus dieser Partei aus und schloß mich öei der Gründung der Ältsozialistischen Partei an. Liese wird nun von der Sozialdemokratischen, in Wirklichkeit Unabhängigen Partei wütend gehaßt, ver- eumdet und beschimpft, trotzdem in den Jahren, in )enen die Altsozialisten am Ruder waren, in Sachsen für das arme Volk viel mehr getan wurde, als in den Bundesstaaten, wo die „Unabhängigen" regierten. Wehe dem Lande Sachsen, wenn die Unabhän gigen und Kommunisten die Landtagsmehrheit :rreichen. Dann kommt es wie 1923, als die Reichswehr ruf Präsident Eberts Befehl in Sachsen einmarschie- cen und die unabhängigen und kommunistischen Minister absetzen und Ordnung schaffen mußte." Gegen Zersplitterung und Wahlmüdigkeit. In einer stark besuchten Mitgliederversammlung §er Deutschen Volkspartei Ortsverein Dresden sprach Reichstagsabgeordneter Dr. Schneider, -er als Sachverständiger zu der deutschen Abordnung iür die Trivutkommtssion gehört, über dieses aktuelle Thema. Der Redner ging zum Schlüsse auf die beson deren Verhältnisse in Sachsen ein >und warnte^ die Bedeutung des sächsischen Landtags zu unterschätzen. Auch hier werde über Kardinalfragen gespro- Hen und entschieden werden, und der Einfluß Lachsens auf die Reichspolitik sei erheblich. Was für Lachsen auf dem Spiele stehe, wenn die verbissene radikale Sozialdemokratie mit den Kommunisten an die Regierung käme, das habe Sachsen ja zur Genüge unter Zeigner erfahren. Zu bedauern sei die Zersplitterung und Wahlmüdigkeit auf rürgerlicher Seite. Wenn diese Parteien in Sachsen die Mehrheit bekounnen sollten, dann sei es an der Zeit, daß der ganze Hokuspokus in Sachsen aufgelöst und das Land eine preußische Provinz werde. Mit dem Appell, den bürgerlichen Parteien am 12. Mai ihre Stimme zu geben, schloß der Redner. prottstkmidaedungen in Sachsen. Auch in Chemnitz hatten die Kommunisten für Donnerstag abend auf dem Theaterplatz zu einer Äegenkundgebung aufgefordert. Es wurden — u. a. auch von Max Hölz — heftige Reden besonders ;egen den Berliner Polizeipräsidenten Zörgiebel ,ehalten. Nach Schluß der Versammlung wollten die Kommunisten im geschlossenen Zuge nach dem Stadt- nnern ziehen. Die Polizei, die mit starken Auf- re b o t e n zur Stelle war, drängte sie in die Seiten- traßen ab. Hierbei kam es an verschiedenen Stellen zu Zusammenstößen mit -er Polizei, die mit dem Aummiknüppel gegen die Menge vorging. Es gab auf deiden Seiten Verwundete. Mehrere Personen vurden fe^enommen. In Anbetracht der blutigen Vorgänge inBerlin und Chemnitz verbreiteten die Kommunisten am Freitag ein Flugblatt in Chemnitz, in dem sie zu einem Proteststreik am Sonnabend aufforderten. ,Graf Zeppelins^ Oesterreichfahrt Ans dem Fahrtbericht. Abends um 18,47 Uhr ist das Luftschiff „Graf Zeppelin" nach 13i/zstündiger Oesterreichfahrt in Frie drichshafen glatt gelandet. Da die Schiffsleitung die Absicht gehabt hatte» eine Fahrt durchs Gebirge zu machen und auch die entfernteren österreichischen Städte wie Klagenfurt und die südsteierische Grenzstadt Ratkersburg zu be suchen, war das Luftschiff mit geringeren Traggas-- mengen gefüllt worden, um größere Höhen aufsuchen zu können. Dadurch war es möglich, in einer Höhe von 1300 Metern zu fliegen, ohne Gas zu verlieren. Den ursprünglichen Plan, der Drau bis zur Grenze zu folge«, mußte die Schiffsleitung aufgebe«, wenn das Luftschiff «och vor Dunkelheit landen sollte. S» wurNe die Fahrt bereits in Graz abgebrochen, und der Heimweg angetreten. Dadurch wurde eS aber berühre« und über di« Hdhenzng« hinwegzufahren. . Mondsee hinweg und unter dem Gipfel des Schafbergs entlang führte der Kurs des Luftschiffes später auch nach Füssen und durch das Rheintal So eröffnete die Fahrt schöne Ausblicks rn die Albenlandschast. Aus Stadt und Land. D»d»tcher Schuß in »er R-twehr. Der Gastwirt Friedrich Arlt schoß in einer Wirtschaft in der Rau- merstratze in Berltn den 28 Jahre alten Arbeiter Kurt Krüger au» der Senefelder Straße 28 in der Notwehr nieder. Krüger war mit etwa zehn anderen Ämtrn in das Lokal gekommen. Sie führten sich un gebührlich auf, machten großen Lärm und verlangten Getränke. Da alle angetrunken waren, verweigerte per Gastwirt ihnen den Ausschank. Darob erbost,^ schlugen die Leute auf den Gastwirt ein, zertrümmer- ten ?iMr Gvtsch und tza- Eßspind und drangen auch auf den Gastwirt ein. Dieser zog eine Pistole und gab auf Krüger, der der Rädelsführer war, einen Schuß ab. In die linke Lunge tödlich getroffen, brach er zu sammen. Brandstiftung in einer Tiloanlage. In der Silo- anlage der Getreidegroßhandlung Gebhold bet Guben entstand ein gefährlicher Brand, der auch die benach barten Spirituslager der Reichsmonopolverwaltung in Gefahr brachte. Der entstandene Schaden wird auf 120 000 Mark beziffert. Es scheint Brandstiftung vor zuliegen. Dem entschlossenen Eingreifen der Gube ner Berufsfeuerwehr gelang es rechtzeitig, die Gewalt des Feuers zu brechen. Einsturz einer Bühne. In einer Gastwirtschaft im Dorfe Rischenau bei Detmold stürzte während der Gesangprobe eines Gesangvereins der Fußboden der im Saale erbauten Bühne zusammen. Von den' in der Mitte stehenden Sängern wurden elf Personen etwa 4»/s Meter in den darunterliegenden Keller ge rissen. Man vernahm lautes Schreien und Jammern. Glücklicherweise wurden nur zwei Personen schwerer verletzt, die übrigen kamen mit Quetschungen und Hautyerletzungen davon. Amerikanische Munition im Rheinland. Nach Mülheim a. d. Ruhr, wo aus Anordnung der Ame rikaner im Jahre 1919 Granaten und Fliegerbomben vergraben worden waren, begab sich jetzt auf Veranlas sung des Reichsfinanzministers eine Abordnung von Sachverständigen, um sich über die Unschädlichmachung dieser Munition schlüssig zu werden. Das Ergebnis der Untersuchungen wurde in einem Gutachten dem Reichssinanzmtntster vorgelegt. Die Entscheidung sei tens der zuständigen Retchsstellen ist bisher noch nicht erfolgt, doch soll mit der Beseitigung der Munitions läger so bald wie möglich begonnen werden. Auch bei Monzingen a. d. Nahe befindet sich ein größeres Lager vergrabener Granaten und Fliegerbomben, die eine Firma Herold von französischen Besatzungsdienst stellen mit der Verpflichtung erworben hat, sie bis zu einem bestimmten Termin zu zerstören. Neunfacher Giftmord? Die geschiedene Frau Anna Lutzenberger wurde in Schwabemünden ver haftet. Sie steht unter dem Verdacht, ihre vier Kin der und eine Familie, bei der sie angestellt war, durch Arsenik in Milch vergiftet zu haben. Die Kinder sind im Laufe der letzten Monate gestorben. Dem Verneh men nach soll die Frau zu den Taten geschritten sein,' nachdem sie ihr Vermögen verloren hatte. Auch hat sie einen Selbstmordversuch begangen. Geheimnisvoller Leichenfund. In Groß-Kun- «endorf, einem Ort, der zu einem Teil in Deutsch land, zum anderen in der Tschechoslowakei liegt, fand man im tschechischen Teil die Leiche Les 35 jährigen Steinmetzen Joses Altmann unter einer großen schwe ren Steinplatte aus. Die etwa 40 Zentner schwere Steinplatte befindet sich in der Steinhauerei von Josef Pilz, in der Altmann beschäftigt war. In der Nähe der Leiche fand man eine halbentleerte Branntwein flasche, doch nimmt man nicht an, daß sie von Alt mann stammt, da er als nüchterner Mann bekannt var. Dampserzusammenstotz im dichten Nebel. Der spanische Dampfer „Cristobal Colon" mit 1000 Fahr gästen an Bord hat auf der Fahrt nach Coruna den aritischen Frachtdampfer „River Orontes" im dichten Nebel gerammt. Der Frachtdampfer funkte, ernst be schädigt zu sein. Obgleich er sich rasch mit Wasser ungefüllt habe, sei es doch dem Kapitän gelungen, ein Sinken des Schiffes zu verhindern. Der spanische Passagierdampfer scheint nur leicht beschädigt zu sein. Amerikanische Missionare in China ermordet. In China wurde eine Gruppe amerikanischer Missionare, die uu. Führung des Missionars Raily steht, fest genommen ->nd ermordet. Dem ebenfalls fsstgenom- menen evau Zischen Pastor Schramm gelang es dank der Einmisa, ig eines chinesischen Generals loszu kommen. Die amerikanische Kolonie hat sich an den amerikanischen Gesandten in Peking mit dem Er suchen gewendet, die Angelegenheit untersuchen zu las sen. In den letzten drei Monaten wurden acht Ameri kaner in China ermordet, die ausschließlich kulturelle Ausgaben durchführten und sich politisch in keiner Weise betätigt haben. ' Atts Stadt und Land. * In Paris wurde zum Gedächtnis des Erbauers des Eiffelturms, Gustav Eiffel (1832—1923) unter dem eisernen Tragebogcn des Turmes eine Büste des Inge nieurs enthüllt. * In Paris ging eine Tagung der Vertreter aller Blinden zu Ende, die der Vereinheitlichung der Notenschrift für Blinde galt. Auch Deutschland war vertreten. * In der Nähe des Flugplatzes von Gratham (Eng land) ist ein Flugzeug der Mtlitärfliegerschule abgestürzt. ver Beobachter, ein Offizier, wurde sofort getötet, der Pilot lebensgefährlich verletzt. * Der englische Luftfahrtminister Sir Samuel Hoare »ab im Unterhaus« bekannt, daß das Luftschiff „R. 100" etwa End« Mat und da» Luftschiff „R. 101" etwa End« Juni für die erste Probefahrt bereit sein würden. * Der Baumwollarbeiterstreik in Bombay ist im Ab gauen begriffen. E» wurden wieder 16 Betriebe geöffnet. M Industriegebiet Bombays kommt «* »och ständig zu Zu- smnmenswhen mit der Polizei. Mtter kür morgen: Nachdruck verboten! Vorwiegend ziemlich heiter. In den Mittagsstunden vorüber gehend gewitterdrohende Bewölkung wahrscheinlich. Flachland gemäßigt warm. In mittleren Gebirgslagen mild. Winde süd östlich dis südwestlich, anfangs schwach, jedoch besonders im Ge- btrge etwas zunehmend. kerkelmorkt Mppolülrwoläe am 4. Mai 1929. Bon den 94 aufgetriebrnen Ferkeln und 2 Läufern wurden 63 zum Preise von 24—45 Mark pro Stück verhaust. Jnslationswahn. Massenpsychosen beruhen gewöhnlich auf menschlicher Un wissenheit oder Derranlheit. Mitunter auf veldem. Handelt es sich um Vorgänge, die börsenmähig auswertbar sind, so gesellen sich In der Mehrzahl der Fäll« auch spekulativ« Triebkräfte hin zu. Bei dem Gerann« über eine neue Inflation wirkten, wer möchte es heute bezweifeln, alle diese Momente mit. Jetzt, da die Stimmung wieder unsicher geworden ist, ist «S an de? Zeit, Wer die Hintergründe der Erregung zu reden. Es gilt: Klarheit über daS Geschehen« zu gewinnen. Hrgletch auch: einer . Wiederkehr der Massenangst vorzubeuaen. Die Gerückte über eine neue Inflation flatterten auf, als schlechte Nachrichten aus Paris kamen (obschon der AuSgang der Konferenz, sei er wie ev wolle, mit der "deutschen MährunKlage nichts zu schaffen hat). Sie erhielten neue Nahrung durch — nicht immer richtig verfkaw- dene — Meldungen über die schwierige Kassenloge deS Reiches (obschon bei der Trennung von Reichsfinanzen und Reichsbank die Kassenlage des Reiches keinerlei Einfluß auf den Stand der Reichsmark hat). Und die Gerückte verdichteten flch zum Massen wahn, als Devisen- und Goldabflüsse der Äelchsbamk, zum großen Teil für Reparationszwecke, und die Erhöhung deS Reichsbank diskonts der Oesfentlichkeit bekannt wurden. Alle diese Tatsachen als solche sind unbezweifelbar und an sich unerfreulich. Aber mit einer möglichen InflattonSgefohr haben sie schlechterdings nichts zu tun. Nur mtt Vernanftgründen läßt sich der Wiederkehr einer Panikstimmung Vorbeugen. Bestehen überhaupt di« Voraus setzungen einer neuen Inflation — ähnlich wie st« in der Zett bis Oktober 1923 gegeben waren? Diese wirklich« Inflation, durch deren Fegefeuer wir geschritten find, hatte darin ihren wesent lichen Grund: das Reich, in schwierigster Lag«, von außen be drängt, nach innen seiner Einnahmequellen zum Teil beraubt, mußte sich mit seinem Geld- und Kreditbedarf an die RelchSbank wenden, die, damals in gewisser Abhängigkeit von der Regierung, auf Grund der Hergabe non Reichsschatzwechseln Papiergeld iw immer steigender Menge ausgab. Die Notenpresse arbeitete unab lässig. Künstlich, nicht in organischem Zufammenhang'mlt denBe- dürfnissen der Volkswirtschaft, wurde der Notenumlauf aufge bläht. Der Wert der Mark siel, eine natürliche Folgerscheinung, ins Bodenlose. Mes« Inflation, die in Wahrheit den Namen Ver dient«, war also nur möglich, solange "die Regierung das Recht und die Möglichkeit hatte, ein« velievige Erhöhung d«S Geldumlaufs oh« gleichzeitig erfolgende Erhöhung der Golddeckung und ganz unabhängig vom Geldbedarf der Wirtschaft vorzunehmen oder vornehmen zu lassen. Seitdem haben sich die Dinge entscheidend geändert. Dev Dawesplan trat in Kraft, mit ihm das neue Bankgesetz. Dis Reichsbank besitzt seither volle Autonomie: sie ist unabhängig von der Regierung. Sie gibt zwar weiter Banknoten aus, aber unab hängig von den Bedürfnissen und Wünschen des Reichs, nach den strengen Richtlinien deS VankgesetzeS. Für den Notenumlauf ist eine Golddeckung von mindestens 40 Proz. gesetzlich vorgeschrie- ben — «in Mckungsv«rhältnis, das höher ist, als in "den meisten andern vergleichbaren Ländern. Selbst die Vereinigten Staaten haben keine höhere Deckung ihres Geldumlaufs gesetzlich vorge sehen. Trotz der starken Gold- und Devisenabgänge in der letzten Zeit, ist diese unterste Grenze der Golddeckung noch lange nicht er reicht. Tatsächlich betrug der Gold- und Devisenvorrat "der ' Reichsbank am 23. 4. 1929 rund 2»/, Milliarden: das bedeutet eine Deckung des Reichsbanknotenumlaufs von 56,6 Pro;, d«S gesamten Umlaufs an Zahlungsmitteln (einschl. R«ntenbank- ' scheinen) um 50,9 Proz. Wir sehen: auf die Reichsmark treffen alle Voraussetzungen einer Goldwährung zu: sie ist, genau wie die besten Valuten der Welt, „goldsicher". Geringe Schwankungen des Kurses um Dezimalstellen oder Bruchteile "davon beruhen auf internationalen börsenmäßigen Vorgäng«n, denen auch andere Standard Valuten unterliegen, sogar der Dollar. Trotzdem wird es niemand «infallen, in die Sicherheit der Dollarwährung Zweifel l Aber die Reparationen, wird inan fragen . . . Jene An sprüche der Gläubigermächte, die unser Geld aus den Tresors der Reichsbank absaugen? . . . Einer Gefährdung "der Reichsmark von dieser Seite schiebt der Dawesplan selbst einen Riegel vor. Unzweideutig erklärt er, daß die Uebertragung von Markzah lungen Deutschlands in ausländische Währung nur solang« vorge nommen werden darf, als damit keine Gefährdung der Reichs mark verbunden ist — dos einzige große Aktivum des DowesplanS für Deutschland. Damit ist, solange der Tmnsserschutz besteht, die Mark auch international gesichert. (Ob und inwieweit der Aus gang der Pariser Verhandlungen diesen internationalen Schutz "der Mark berühren wird, läßt sich noch nicht absehen. Daß Deutschland diesen Schutz ohne anderweilige Garantten jemals preiSgeben wird, ist ausgeschlossen.) Und schließlich die Diskonterhöhung! Merkwürdig genug, daß selbst aus dieser Sicherungsmaßnahme, di« «inen ausgespro chen deflatorischen Charakter trägt, di« Baissestimmung Nahrung ziehen konnte. Dies« Erhöhung des Reichsbankdiskonts hat ja in erster Linie den Zweck, den deutschen Gold- und Devisenbestand zu schützen, Abflüsse dieser Währungselemente ins Ausland zu verhindern und, darüber hinaus, wieder Auslandsgelder heranzu ziehen. Dies« Maßnahme läuft in ihrer beabsichtigten Wirkung auf Verknappung, Verteuerung des Geldes hinaus — also daS gerade Gegenteil von Inflation, di« ja ihrerseits auf Aufblähung des Geldumlaufs und Verminderung deS Geldwertes beruht. Die Sinnlosigkeit deS Geredes über eine drohende Inflation hat sich, wie di« inzwischen eingetretene Beruhigung zeigt, jedem Denkfähigen erwiesen. Deutschland hat keinerlei Veranlassung, in seine Goldwährung weniger Vertrauen zu setzen als das Aus land, das beträchtliche Kredite an unsere Wirtschaft gegeben hat, und "daS sein« Anlagen im Vertrauen auf unser« Wirtschaftskraft! und unsere Währung bei uns beläßt. Hoffen wir, daß die Be weiskraft der hier kurz aufgezeigten wirtschaftlichen Tatsachen uns vor einer Wiederkehr "des Inflattonswahns bewahrt. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Reihe der nun kommenden Wähler- Versammlungen für die bevorstehende Landtagswahl eröffnete gestern Abend die Soztaldemokratlsche Partei. Ste hakte noch dem Schühenhause eingeladen und als Redner Amtshauptmann Schmidt—Meißen genannt. Nur langsam kamen dle Hörer. AIS wett nach Ve9, für^ 8 Uhr war «Ingrladen worben, Angestellter beim Arbeitsamte Erfurth dle Versammlung eröffnete, waren gegen 70 Personen anwesend, es kamen auch nicht mehr viel, ein Zeichen dafür, daß wie überall, so auch hier, «ine außerordentlich starke VersammlungSmüdlgkelt besteht. Der Versammlungsleiter mußt« die Mitteilung machen, daß der vorgesehene Redner be hindert war, daß an seine Stelle vr. Fabian eingetreten sei nnd daß daS Thema „Für oder gegen ein rotes Sachsen" laute. Or. Fabian beschäftigte flch zunächst ganz allgemein mit dem Lande Sachsen und hob dabet hervor, daß in diesem fast am dichtesten befledelten Lande der Erde, dem Lande der Heimarbeit nnd der Textilindustrie, die besonder- wichtigen Aufgaben einer Landes regierung in einer sozialen Gesetzgebung, in Schuhgesetzen für jugendlich« Ard«it«r, für Arbeitslos« und Heimarbeiter besteben. Weiter bestehe «in besonders Istarke« Inlereffe für «In gutes Schulwesen, und mit allen Mitteln müsse darauf hingeorbeltet werden, daß di« Staatsverwaltung so praktisch und billig als möglich ist, daß alle vermeidbaren Ausgaben fehlen. Redner stellte bann die Frage: Hat di« bisherig« R«gt«rung so gearbeitet wie es erforderlich war und was für Forderungen flnd an «in« neu» Regierung zu stellen? Er sprach dann von der letzten LandtogS- wahl, dem „Täuschungsmanöver" der ASPD., auf dem Stimm zettel an 1. Stell« zu stehen, vom Einzuge der WirlschaftSportet und der Aufwertung-Partei mit 10 bez. 4 Mandaten in dan Landtag, von der Regierungsbildung und dann von den Vor gängen, di? zur Klag« vor dem StaaiSgerichtShof und zur Land- tagsoutlvsung führten. Da« Urteil de« Sioot-gerlchishofe- buch« leine Partei als «inen Erfolg gegenüber der Regierung. 'Z-tzt komm« alleskdarauf an, «ine andere poliitschr Siiuation zu schaffen», eine Situation, die den Interessen der werktätigen Bevölkerung entspreche. Wenn teilweise auch nur mit Siichworten und kurzen Strichen beschäftigte flch vr, Fabian mit vielen Fragen und-
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