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— 54 - ,M«,lachen im dicken Schmutz. 0, wie jM es aus! Röckchen, Gesicht und Hände "«Herzog«! mit einer dicken Schlammschicht, — L war fürchterlich. Sogar dar blonde Sehöpschen klebt, vor Schmutz. Lins, zwei, drei war Peterli auf den Fußen untz aus dem Hostor hinaus. „Baden, Mann, baden l" schrie es auf dem ganzen Weg nach Hause — das ganze Dorf konnte es Hörem daß das Peterli gebadet sein wollte. Und zum Glück hatte di« Mami auch gerat» die Badewanne fertig. „Liehst du, Peterli, wie gut es ist, daß es Wasser, Leye un!^ Schwamm gibt! Da ist der Schaden schnell kuriert!" Und nach zehn Minuten streg aus der Wanne ein blitzblanke« Bllbl«« Von diesem Tage an hat sich das Peter» stets artig waschen lassen, obwohl dar Wasser noch ebenso naß war wiwMvor. vis kaktusblüts. Von 6lse Herlinger. Ruf dem weißgestrichenen Fensterbrett standen eine Zimmerlinde und eine Ldeltanne , einträchtig nebeneinander. Schon sehr lang» t)eit standen sie da, sorgfältig gepflegt und gehegt von den weißen Händen einer alten Frau, die ost zärtlich und liebevoll mit ihren Pflanzen sprach, als glaubte sie, daß sie jede» Wort verstünden. Lines Tages aber geschah etwa» Unerwartetes: Die alte Frau schob ihre Blumentöpfe links und rechts aus einander, ging in die Stube und kam mit einem braunen Blumentopf wieder, au» welchem lange, stachlige Blätter hervor- guckten und fetzte ihn zwischen die beiden Pflanzen. Die Zimmertind, sah den neuen An- kömmllng prüfend au. Seine Blätter waren Mn und narbig, dick und unförmig und trugen scharfe, spitz« Stacheln, hübsch konnte man ihn nicht nennen, — nein, dar chahrhaftig nichU Die Zimmerlinde warf einen verftändnminnigen Blick zu der Ldel- tanne hinüber, di« herablassend einige Wort, an den neuen Gefährten richtete: „Wer bist du denn?" fragte sie. — „2ch bin ein Kak- 1u»l" stammelte der stachlige Gast schüchtern. Dse Zimmerlinde sah ihn mit unverhohlenem Spott an. „2ch möchte doch wissen, wozu man dich hierhergebracht hat," sagte sie lakttös, „du bist doch sürwahr keine Zierde kür dar Zimmer!" — Der Kaktus fukr zu- saiumen. Lr hatte sich wohl nie e!'iae!ul>t, schön zu sein, aber so geradezu genannt zu werden, das tat doch weh. Lr duckte sich unwillkürlich nieder und streckte wie zur Abwehr seine Stacheln nach außen. „Haha, ho, haha," lochte die Ldeltanne, „jetzt sieht er aus wie ein Soell" „Pfui, seid ihr aber schlecht!" summte entrüstet ein gutherziges Bienchen, das eben vorbeislog, „was kann der arme Kaktus siir seine Häßlichkeit?" UngerUhrt machten di- beiden Freundinnen über den Kaktus hin weg ihre bissigen Bemerkungen weiter. Per Kaktus hörte jedes Wort, und sein Herz tat ihm weh dabei. Lr hatte eine empfindsame, weiche Seele und hätte so gern in Frieden mit seinen Nachbarinnen gelebt. Betrübt sah er zur Sonne empor, die warm und hell am blauen Himmel stand. Die küßte lieb reich die kummervollen Augen. „Sei nicht traurig, mein Kerlchen," tröstete sie ihn, „freue dich unbekümmert am Dasein «ick beachte nicht die Bosheit deiner Gefährt«^ Ls wird eine Zeit kommen, wo du für all» Kränkungen entschädigt werden sollst!" Ver trauensvoll trank der Kaktus die gütige» Worte in sich hinein und hob die gesrnktea Blätter wieder. Und nun mochten Linde und Tanne spotten, wieviel sie mochten: Un bekümmert und stachlig grünte der Kaktus weiter. „o, sieh doch, was für merkwürdig, Auswüchse der Kaktus da bekommt!" sogt« die Ldeltanne eine» Tage» belustigt. ,,äch Kälte nicht geglaubt, daß er noch häßlicher werden könnte, und nun ist er's doch!" Der Kal.'us rükrte sich nicht. Lr tat, al» hätte er diese lieblose Bemerkung nicht gehört,