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<FUR M4s HOCH SCHUL NACHRICHTEN Zß 4. Jahrgang Karl-Marx-Stadt, 18. April 1961 Nummer 7 Feierlidhe Investitur des neuen Rektors Der aml. Rektor Dr. rer. nat. Junghähnel überreichte Se. Magnifizenz Prof. Nebel die Amtskette Karl-Marx-Stadt (HN) In Anwesenheit hoher Gäste erfolgte am 29. März im Opernhaus zu Karl-Marx-Stadt die feierliche Investitur des neuen Rektors der Hochschule für Maschinenbau, des Verdienten Tech niker des Volkes, Prof. Dr.-Ing. W. Nebel. Der scheidende amtierende Rektor, Dr. rer. nat. Junghähnel, begrüßte unter den Anwesenden den Stellvertreter des Staatssekretärs für das Hoch- und Fachschulwesen, Bernhard, den sowjetischen Vizekonsul, Lapin, den 1. Sekretär der SED- Bezirksleitung, Rolf Weihs, den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, Werner Felfe, die Stadträte Bergmann und Schuricht sowie Dr. Zimmer von der Stadtleitung der SED und Jugendfreund Elster, von der Be zirksleitung der Freien Deutschen Jugend. Des weiteren waren er schienen Rektoren und Prorektoren, an ihrer Spitze Magnifizenz Prof. Dr. Oelsner von der Bergakademie Freiberg und weitere namhafte Ver treter der Blockparteien, Massenorganisationen, der WB, der Industrie und der Institute. Nach dem Verklingen des 1. Satzes aus dem Streichquartett a-Moll von Johannes Brahms gab der amtierende Rektor, Dr. rer. nat. Junghähnel den Bericht über die verflossene Rektoratsperiode. Zu Beginn erhoben sich die Anwesen den von ihren Plätzen und gedach ten derer in Ehrerbietung und Dankbarkeit die in der vergange nen Amtsperiode der Tod: aus un serer Mitte gerissen hatte. Er dankte den Herren der Hochschul leitung und allen Angehörigen der Hochschule für die ihm dar gebrachte Unterstützung und wür digte danach eine Reihe von Wis senschaftlern, die durch ihre wis senschaftliche Tätigkeit ernannt, berufen und ausgezeichnet wur den „Diese Auszeichnungen“, sagte er, „betrachten wir als eine Aus zeichnung der gesamten Hoch schule.“ Eingehend auf die stellenmäßige Vergrößerung der Institute und Abteilungen behindere noch die ungenügende Zahl wissenschaft licher Mitarbeiter, als Hauptträger der Ausbildungs- und Forschungs tätigkeit die volle Entfaltung der wissenschaftlichen Möglichkeiten der Institute. „Die starken Belastungen, die auf Grund der zu erwartenden hohen Zulassungen eintreten, sind mit den vorhandenen Kräften nicht zu überwinden.“ Er dankte der Bezirksleitung der SED, vor allem der Gen. Mächter sowie dem Oberbürgermeister Fritz Scheller und Herrn Stadtrat Schuricht, für ihr Entgegenkom men bei der Unterbringung der neuimmatrikulierten und neu zu immatrikulierenden Studenten. „Damit zeigen unsere Stadtväter“, (Fortsetzung Seite 6) Gedanken zum Aufbau einer neuen Fachrichtun Auszug aus der Festansprache Se. Magnifizenz Prof. Dr.-Ing. W. Nebel i--- * Es geht darum, den Studenten der Technologie die modernsten Fer tigungsverfahren und Organisa tionsformen zu vermitteln und da für zu sorgen, daß die Absolventen nicht nur ein umfangreiches Wis sen besitzen, sondern vielmehr auch die Fähigkeit, ihre Kenntnisse in der Praxis anzuwenden. Dabei muß genau geprüft werden, was der Absolvent lediglich zu kennen braucht, was er wirklich können muß, und was er schließlich be herrschen muß, um in der Praxis zu bestehen. Über diese Fragen werden überall jetzt sehr ernste und weittragende Auseinander setzungen geführt. Von diesen Überlegungen aus gehend, sind wir zu der Erkennt nis gekommen, daß man in der Technologie wegen der Fülle des Stoffes auch heute schon zu einer gewissen Spezialisierung kommen muß, wenn auch nicht in vertika ler, so doch in horizontaler Rich tung. Das führte innerhalb der Fakultät für Technologie des Ma schinenbaues zur Bildung ver schiedener Fachrichtungen bzw. Studienrichtungen, deren Absol venten sämtlich eine technologi sche Grundausbildung erhalten, die dann in einer speziellen Richtung schwerpunktmäßig vertieft wird. So entstand innerhalb der Fach richtung Technologie des Maschi nenbaues eine besondere Studien richtig, in der speziell Produktions- und Planungs-Ingenieure ausgebil det werden; ferner eine Fachrich tung „Fertigungsmeßtechnik“ zur Entwicklung von Gütekontrolleu ren, eine Fachrichtung „Plastver arbeitung“, um die plastverarbei tende Industrie mit Spezial-Tech- nologen zu versorgen. Ich möchte nicht versäumen im Rahmen dieses Vortrages darauf hinzuweisen, daß damit die hori zontale Spezialisierung nicht ab geschlossen ist. Ich denke z. B. an den Einsatz elektronischer Rechenmaschinen. In den meisten Betrieben, Indu strie-Instituten, zentralen Entwick- und Konstruktionsbüros sowie den wissenschaftlichen Zentren der In dustriezweige ist die Zweckmäßig keit und Notwendigkeit! des Einsatzes elektronischer Rechen maschinen noch nicht in genügen der Weise erkannt worden. Viele Ingenieure. Wirtschaftler und Mathematiker kennen die z. Z. mit Hilfe elektr. Rechenmaschinen zu bewältigenden Konstruktions-, Be- rechnungs-, Planungs-, Lenkungs- und Abrechnungsaufgaben nicht oder sind mit den rechnerischen Methoden zu wenig vertraut, als daß sie damit praktisch arbeiten könnten. Andererseits wird die Kenntnis über den Einsatz elektronischer Rechenmaschinen immer dringen der, weil die sich zeigenden inter nationalen Entwicklungstendenzen einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen versprechen und weil die hierfür vorgesehenen Entwick lungsbetriebe und die o. a. Insti tutionen, in denen diese Rechen maschinen zum Einsatz kommen sollen, dringend ausgebildete Fach kräfte auf diesem Spezialgebiet be nötigen. In der Ausbildung der Studieren den an technischen Hochschulen sollten die mathematischen Grund lagen zur Anwendung der moder nen Rechentechnik gelehrt werden. Hierzu gehören insbesondere die Matrizenrechnung, mathematische Optimierungismethoden und lineare Programmierung. Desgleichen soll ten jeweils die neuesten elektroni schen Rechenanlagen zur prakti schen Ausbildung an den Hoch schulen aufgestellt werden, wenn sich nicht eine solche Anlage be reits am Hochschulort befindet. Für die elektronische Datenver arbeitung müßte eine allgemeine und spezielle Ausbildung aufge nommen werden. Aufgabe dieser Lehrveranstaltungen sollte es sein, den künftigen Diplom-Ingenieuren eine Einführung in die Probleme und Zusammenhänge der Orga nisation und Technik der Daten verarbeitung unter unseren gesell schaftlichen Bedingungen zu geben. Es müßte eine unserer Hochschulen rechtzeitig mit der Ausbildung sol cher Spezialisten beginnen, damit sie verfügbar sind, wenn sie ge braucht werden. Es darf nicht das selbe eintreten wie bei Einführung der Fließfertigung und der Auto matisierung, daß kurzfristig eine Vielzahl solcher Projekte bearbei tet werden muß, deren Lösung sich verzögert, weil nicht genügend erfahrene Spezialisten vorhanden sind. Aus dieser Erkenntnis heraus hat sich das hierfür zuständige Institut unserer Hochschule Gedanken ge macht über die für eine solche Spezialausbildung notwendigen Lehrveranstaltungen und deren Unterbringung im Gesamtausbil dungsplan. Durch die Lehrveran staltungen soll erreicht werden: { Vermittlung und Anleitung • Eine breite allgemeine Stof- zum Selbststudium, damit die spä ter in verantwortlichen Funktio nen tätigen Ingenieure richtige Entscheidungen über den Einsatz der verschiedenen elektronischen Rechenmaschinen treffen sowie die Durchsetzung der einzelnen einzu leitenden Maßnahmen besser an leiten und unterstützen können. Eine Spezialausbildung (d h. • Errichtung einer Fachrichtung), um den künftigen Bedarf an hoch- qualifizierten Kräften zu decken. Die in dieser Fachrichtung ausge bildeten Studenten sollen später als Mitarbeiter und Leiter von Rechenstationen, Mitarbeiter in den Entwicklungsbetrieben sowie als Mitarbeiter in den Beratungs institutionen tätig sein. In Vorlesungen und Übungen sollte der Stoff im letzten Studien jahr vorgetragen werden, weil der Student dann bereits umfangreiche Kenntnisse auf seinem Fachgebiet sich angeeignet hat.