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Verleihung des Karl-Marx-Stipendiums Am 5. Mai 1958 wurde aus Anlaß des 140. Geburtstages von Karl Marx den Studenten Rudolf Ruder und Werner Uhlig auf Grund guter fachlicher und gesellschaftlicher Lei stungen das Karl-Marx-Stipendium verliehen. Verleihung des Wilhelm-Pieck-Stipendiums Das Wilhelm-Pieck-Stipendium, das für sehr gute fach liche und gesellschaftliche Leistungen an Arbeiter- und Bauernkinder verliehen wird, wurde dem Studenten Eberhard Beschnitt, 10/VII durch den Rektor der Hochschule im Februar verliehen. ist der Inhalt dieser beiden Punkte aufzufassen, und es bleibt zu hoffen, daß dieser Sinn in der endgültigen Fassung etwas besser zum Ausdruck kommt. In diesem Zusammenhang sind aber an den gesell schaftswissenschaftlichen Unterricht besondere An forderungen gestellt. Es soll hier nicht diesem Institut die Verantwortung für die Entwicklung der Studenten allein überlassen werden, keinesfalls. Ihm kommen aber zweifelsohne wichtige Aufgaben zu. Im Rahmen dieser Aufgaben muß z. B. die Form der Seminare gründlich verbessert werden. In der gegenwärtigen Form werden die teilweise vorhandenen Tendenzen, „Pol-Oek oder GW ist ein Fach, und außerdem habe ich noch meine Ansichten“, die manche Studenten vertreten, gefördert. „Ich bin bereit, nach der erfolgreichen Absolvierung der Hochschule 5 Jahre dort zu arbeiten, wo es die staat lichen Organe in Verbindung mit der Freien Deutschen Jugend für notwendig erachten. Das gilt auch für die Tätigkeit als Assistent an der Hochschule. Bei einem solchen Einsatz wird das Prinzip der Ueber einstimmung der gesellschaftlichen mit den persönlichen Interessen berücksichtigt werden. Das Primat kommt dabei den gesellschaftlichen Interessen zu.“ In diesem Punkt bringt der Student ein hohes Maß an Vertrauen gegenüber den staatlichen Organen und der Freien Deutschen Jugend zum Ausdruck. Es ist natür lich klar, daß die persönlichen Interessen und Fähig keiten eines jeden Studenten weitgehend berücksichtigt werden. Vertreter der einzelnen Seminargruppen, Ver treter der FD J und der Fachrichtung in der Absolventen vermittlungskommission garantieren dies. Der Student drückt aber damit auch seine Einsicht in die Notwendigkeit aus, den Einsatz von Kadern in erster Linie von gesellschaftlichen Interessen leiten zu lassen. In der Formulierung „gesellschaftliches Inter esse“ liegt aber nicht nur begründet, daß der Student an einem Ort arbeiten will, an dem er unter Berück sichtigung nur privater Interessen nicht gearbeitet hätte, sondern darin liegt auch begründet, daß der Stu dent nach seinen Fähigkeiten und spezifischen Neigun gen eingesetzt wird. Ein Diplom-Ingenieur als Konsum verkaufsstellenleiter wird wohl kaum in gesellschaft lichem Interesse liegen. Dies zur Beruhigung der Freunde der Fachrichtung Polygraphie des 10. Semesters. Wieso kommt man gerade auf 5 Jahre, 2 würden doch auch genügen, so fragt man des öfteren. Es hat sich her- ausgestellt, daß ein Absolvent einer Hochschule erst nach 2 bis 3 Jahren die erforderlichen Arbeitserfah rungen gemacht und sich an seinem Arbeitsplatz ein gearbeitet hat. Jeder wird einsehen, daß es verfehlt ist, just in jenem Augenblick die Arbeitsstelle zu wechseln. Im übrigen kann man denjenigen sagen, die durch diesen Punkt ihre persönliche Freiheit in Gefahr sehen: Ganz gleich, ob sie in Rostock oder Plauen, in Bad Lie benstein oder Görlitz arbeiten, sie sind und bleiben Bürger der Deutschen Demokratischen Republik. Sie genießen damit die gleichen Rechte wie jeder andere Bürger unserer Republik, auch in diesen 5 Jahren, so daß solche Befürchtungen wohl recht unbegründet sind. Wenn man die Diskussion bisher verfolgt hat, kann man durchaus zu dem Schluß kommen, daß der über wiegende Teil der Studentenschaft dieser Erklärung persönlichen Nachdruck verleihen, wird. Es bleibt nur zu wünschen, daß sich die Genossen Stu denten an der Aussprache offensiver beteiligen, zumal die ersten Diskussionen in öffentlichen Parteiversamm lungen geführt wurden. Trotz allem soll nicht der Ein druck entstehen, daß die Anteilnahme an den Aus einandersetzungen schwach wäre, im Gegenteil, sie ist außerordentlich groß. Oft wurden über einzelne Punkte sehr tiefgreifende Auseinandersetzungen geführt, und die meisten Aussprachen mußten in mehreren Etappen durchgeführt werden. Viele Punkte wurden von den Studenten stark begrüßt, so z. B. die Stellung zur Republikflucht, in der es heißt: „Republikflucht ist offener Verrat an unserem Arbeiter- und-Bauern-Staat. Es ist richtig, daß bei Republikflucht eines oder beider Elternteile, von Geschwistern oder Ehegatten, je nach Persönlichkeit des Studenten, im Interesse einer sozialistischen Entwicklung unserer Hochschule Überprüfungen durch eine Senatskommission eingeleitet werden, die über das weitere Studium des Betreffenden entscheiden. Solche Entscheidungen können Stipendienstop, Studienbeurlaubung und Stu dienentzug sein. Diese Maßnahmen erübrigen sich bei fortschrittlichen Studenten. Wird ein Student republik flüchtig, so begrüße ich, daß dieser Student verpflichtet wird, an die Hochschule das Studiengeld in Höhe von 500 DM pro Studienjahr und das bisher erhaltene Sti pendium zurückzuzahlen.“ Das Zischen als Ausdruck fehlenden Mutes zur offenen Kritik wurde z. B. im 2. Semester sehr scharf verurteilt, und man wird alles daransetzen, diese Ueberbleibsel bürgerlicher Schule zum Verschwinden zu bringen. Der fortgeschrittene Teil der Studenten an unserer Hochschule hat damit einen wesentlichen Schritt zur Festigung der Organisation der Freien Deutschen Jugend getan. Mit der offenen parteilichen Klärung bisher nur zaghaft angefaßter Probleme, mit der Parteinahme für unsere Ziele hat sich die Freie Deutsche Jugend auch Achtung und Ansehen unter allen Teilen der Hoch schulangehörigen verschafft. Ein Beweis mehr für uns, daß der Weg richtig ist und folgerichtig fortgesetzt werden muß. Beschnitt Zum 75. Geburtstag von Professor Zietemann Unser Mitarbeiter, der in Fachkreisen des In- und Auslandes bekannte und geschätzte Dampfturbinenfachmann Prof. Dipl.-Ing. Constantin Zietemann, begeht am 20. Mai 1958 seinen 75. Geburtstag. Den größten Teil seines Lebens wirkte er als Professor der ehemaligen Staatlichen Akademie für Technik in den Gebäuden, die heute den Namen unserer Hochschule tragen. Wir freuen uns, daß es dem Jubilar vergönnt war, die Entwicklung seiner Wirkungsstätte von der Fachschule zur Technischen Hochschule in einem friedliebenden Arbeiter-und-Bauern-Staat mitzuerleben und an dem Aufbau einer neuen Bildungsstätte aktiv teilzunehmen. Die Wissenschaftler, Assistenten und Studenten, die Arbeiter und Angestellten sprechen Herrn Professor Zietemann anläßlich seines 75. Geburtstages die herzlichsten Glückwünsche, die Anerkennung für seine hervorragenden Lei stungen und den Dank für die Unterstützung beim Aufbau unserer Hochschule aus. Prof. Dr.-Ing. habil. Pietsch, Dekan der Fakultät für Maschinenbau (Eine ausführlichere Würdigung der wissenschaftlichen Arbeit Prof. Zietemanns erfolgt in der nächsten Ausgabe des Mitteilungsblattes.)