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Betriebskosten elektrischer Beleuchtungsanlagen. Von J. Riemer in Düsseldorf. Es dürfte die Leser dieser Zeitschrift ganz besonders interessiren, einmal etwas über die wirklichen Betriebskosten einer elektrischen Gentralanlage für Fabrikbeleuchtung zu hören, um so mehr, da am 26. April zu Köln in der Versammlung des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner Rheinlands und West falens Hr. Director Hegener von Köln, eine Autorität des Faches, einen geradezu alarmirenden Vortrag über die enorme Höhe der Selbstkosten städtischer Centralen gehalten hat. Diese Aeufserung aus dem Munde eines so hervorragenden Fachmannes ist wohl geeignet, Beunruhigung in die Kreise, welche an elek trischen Centralen interessirt sind, zu tragen, und wenn auch bei ruhiger Ueberlegung sich die Ansicht aufdrängt, dafs bei Hrn. Hegener der Gasmann im betreffenden Momente wohl etwas gar zu sehr zu Worte gekommen ist, so dürften die nachstehenden Angaben über die Betriebskosten einer seit drei Jahren in Betrieb befindlichen, wenn auch verhältnifsmäfsig kleinen Fabrikcentrale, doch erwünscht sein zur weiteren Abklärung der Frage. Die Beleuchtungsanlage, deren Betriebskosten wir mitzutheilen in der Lage sind, ist diejenige einer gröfseren Maschinenfabrik bei Düsseldorf, welche gegen 800 Arbeiter beschäftigt und deren Betrieb gröfstentheils die ganze Nacht hindurch geht. Durch diesen Umstand ist auch die Licht anlage mit dem gröfsten Theil ihrer Leistungs fähigkeit die ganze Nacht in Anspruch genommen, was auf die Selbstkosten des Lichtbetriebes den günstigsten Einflufs haben mufs,' weil eine grofse Anzahl von Lampenbrennstunden die noth wendige Folge davon ist. Bei Fortfall des Nachtbetriebes, wo dann die Anlage nur Abends und im Winter auch Morgens, im hohen Sommer aber gar nicht in Anspruch genommen werden würde, stellten sich die Verhältnisse wesentlich ungünstiger. Diese Anlage besteht aus einer stehenden Verbunddampfmaschine von 60 PS., mit Gonden- sation und 4 Dynamomaschinen, sowie aus einer Tudorschen Accumulatorenbatterie von 60 Ele menten bei einer Leistungsfähigkeit von 196 Am perestunden. Betrieben werden 52 Bogenlampen und 175 Glühlampen. Die Anlage ist schrittweise entstanden, ein Theil der Dynamos ist schon alt, die älteste 10 Jahre; die älteren Maschinen sind vor Er richtung der jetzigen Gentralstation schon in den einzelnen Werkstätten von der allgemeinen Trans mission aus betrieben worden. Die Gentral station in der jetzigen Zusammenstellung besteht seit 3 Jahren, die Accumulatorenbatterie wurde vor 2 Jahren hinzugefügt. Der Nutzeffect der Accumulatoren hat sich im Winter bei starker Ausnutzung zu 75 bis 80 % ergeben, im Sommer bei geringer Beanspruchung (in der Mitte des Sommers wird nur drei- bis viermal im Monat geladen) kommen immer noch 60 % im Minimum heraus. Die liefernde Fabrik hat für die Accu mulatoren eine Garantie auf 10 Jahre über nommen, mit der Bedingung, dafs die Accu mulatoren nach 10 Jahren noch die gleiche Leistungsfähigkeit besitzen müssen, wie dieselbe bei Inbetriebsetzung durch Versuche festgestellt wurde. Von Bogenlampen sind solche nach Piette & Krizik, von Glühlampen nur noch solche nach dem System Gruto im Gebrauch. Die Anlage ist in fast allen Theilen voll belastet, Reservemaschinen sind nicht vorhanden, statt dessen findet eine sorgfältige Ueberwachung und Unterhaltung statt. Nennenswerthe Betriebs störungen kamen bis jetzt nicht vor. Ueber die Betriebsausgaben geben die nachfolgenden zwei Aufstellungen Aufschlufs. I. Betriebskosten im Monat December 1890. 1. 2. 3. Löhne: Abschreibung 10 % vom Anlagekapital von 48000 • = 480° = Zinsen 4 % » » _ 1920 _ ’ ” ”125 Dampfkosten: an 25 Tagen je 4 Stunden zu 60 P-S. = 6 000 PS.-Stunden Abends und Morgens ,25 » „ 12 » » 45 » = 13 500 „ Nachts » 25 » „6 » » 20 » = 3 000 , Accumulatoren-Laden 22 500 PS.-Stunden ZU 2 kg Kohle für 1 PS.-Stunde = 45 t zu 12 = 1 Maschinist zu 4,00 eK 1 2 „ 3,30 » V 1 » 2,80 » ( 1/2 Heizer » 3,60 = 15,20 •K täglich an 25 Tagen 400,00 N 160,00 , 540,00 , 380,00 , Zu übertragen . . 1480,00 M