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man beschränkte sich schliefslich darauf, diese Zusätze nur in geringer Menge zu verwenden, und begnügte sich mit einer kleinen Beschleu nigung des Frischens. Die basische Zustellung brachte in diesen Verhältnissen sofort eine bedeutende Veränderung hervor. Abgesehen von nun ermöglichter Ver wendung minderwerthigen Materials zur Erzielung guter Qualität, gestattete der Verlauf der Schmel zung, eine viel bedeutendere Roheisenmenge zu verwenden. Im Durchschnitt konnte nun das Verhältnifs von Roheisen zu Schrott wie 50 : 50 genommen werden. Auch die weitgehendste Ver wendung von Eisenoxyden zur Beschleunigung des Frischens konnte Platz greifen, da die Ofen zustellung dadurch nicht erheblich angegriffen wurde. Zugleich wurde der Verlauf der Schmel zungen ein rascherer, der Aufenthalt für Repa raturen des Herdes ein bedeutend geringerer. Die Beschaffung des nöthigen Schrottes unterlag keiner Schwierigkeit, da Alles, was nur Eisen war, genommen werden konnte. Infolge der vorzüglichen Qualität der gewöhn lich als basisches Herdflufseisen bezeichneten Productes stieg aber die Nachfrage so bedeutend, dafs trotz der Verminderung des Schrottsatzes neuerdings an diesem Material Mangel eintrat, so dafs man dazu schreiten mufste, die theilweise verlassene Arbeit mit Erzen wieder aufzunehmen. Die basische Zustellung des Herdes gestattet nun allerdings eine sehr weitgehende Verwendung von Erzen; es unterliegt sogar keiner technischen Schwierigkeit, Einsätze, die ausschliefslich aus Roheisen und Erzen bestehen, zu gutem Flufs- eisen zu verarbeiten. Doch hat die Sache auch ihre unbequemen Seiten, wie es auch von ört lichen Verhältnissen abhängt, ob dieser Procefs noch günstige Gestehungskosten ergiebt. Wie schon die ersten Versuchsreihen des Thomasprocesses ergeben haben, und worauf Professor von Ehrenwerth ausdrücklich auf merksam gemacht hat, ist für eine sichere Ent phosphorung ein Meistgehalt von 11 bis 12 % Phosphor bei einem Meistgehalt von 15 % Kiesel säure in der Schlacke erforderlich. Eine grofse Anzahl von Analysen, die ich selbst gemacht, zeigen, dafs bei geringem Phosphorgehalt des Einsatzes und daher einer geringen Menge Phosphorsäure in der Schlacke doch ein Meist- gelialt derselben an Kieselsäure von höchstens 20 % zulässig ist, um den Phosphorgehalt des Productes unter 0,03 herabzubringen. Aus diesem Grunde ist es nöthig, auch bei geringem Phosphor- gelialt des Einsatzes eine beträchtliche Menge Kalk zu setzen, welche bei VeiWendung von Erzen je nach dem Kieselgehalt derselben noch bedeutend vergröfsert werden mufs. Die Folge davon ist eine bedeutende Schlackenmenge, die an und für sich bei ihrer Entfernung unbequem ist und auch die Wirkung der Flammentemperatur auf das Metallbad behindert, wodurch das Heifs- einschmelzen des Einsatzes erschwert und daher die Hitze verzögert wird. Ist der Preis der Generatorkohle hoch, so wird durch die Ver längerung der Chargendauer der Preis des Pro ductes empfindlich erhöht. Aber auch in anderer Weise wirkt der Zusatz von Erzen, wenn er in gröfserer Menge erfolgt, verzögernd auf den Verlauf des Processes, also gerade der ursprünglich beabsichtigten Beschleu nigung entgegen. Geringe Zusätze von Erzen wirken beschleunigend, wenn das Metallbad eine genügend hohe Temperatur besitzt, also genug Wärme vorhanden ist, um die zur Reduction des Erzes verbrauchte Menge nicht empfinden zu lassen. Wird aber mit grofsen Erzsätzen ge arbeitet, so mufs gleich zu Beginn der Charge damit begonnen werden, und dann wird der Wärmeverbrauch empfindlich. Enthalten z. B. die Erze 66 % Eisenoxydul- oxyd, mithin 48 % Eisen, wovon 2/3 als Oxyd, 1/3 als Oxydul vorhanden sind, so sind bei 1 kg des Erzes: 0,32 X 1887 = 600 0,16 X 1258 = 200 also zusammen rund 800 Calorien zur Reduction erforderlich. Ueberdies sind auf je 1 kg Erz 0,34 kg Taubes und 0,06 kg Kalk, zusammen 0,4 kg Schlacke zu schmelzen, welche bei 1 kg 440, also 176 Calorien verbrauchen. Nimmt man die Bad- temperalur mit nur 1400 0 G. an, auf welche das Erz erwärmt werden mufs, so erhält man 0,16 X 1 X 1400 = 224 Calorien. Der Gesammtwärmeverbrauch beträgt daher für jedes Kilogramm Erz 800 — 176 - 224 = 1200 Calorien. Bei einer Hitze mit 12 000 kg Blockausbringen und Verwendung von 1500 kg Erzen ist der Wärmeverbrauch 1 800 000 Calo- rien, wobei der Wärmeverbrauch zur Schlacken bildung gar nicht berücksichtigt ist. Die bei der Reduction des Erzes durch Verbrennung von Kohlenstoff, Silicium und Mangan im Bade er zeugte Wärmemenge kann dem Erzverbrauch nicht gut geschrieben werden, da dieselbe Wärme menge, wenn kein Erz verwendet wird, der Bad temperatur zu gute kommt. Da nun beim Siemens-Regenerativofen nach Versuchen, die ich s. Z. in Neuberg durchgeführt habe und die später von Hanns v. Jüptner und Friedrich Toldt fortgesetzt und veröffent licht wurden, etwa 20 % der in der Kohle ver fügbaren Wärme ausgenützt werden, kann man die Leistung einer Kohle, welche theoretisch 6000 Calorien entwickeln kann, mit 1200 Calorien an nehmen. Es sind daher zur Erzeugung obiger Wärmemenge 1 800 000 : 1200 = 1500 kg Kohle erforderlich, was einen Mehrverbrauch an' Kohle auf die Tonne Blöcke von 1500 : 12 = 125 kg ergiebt.