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September 1891. „STAHL UND EISEN. Nr. 9. 737 kohlenstoffarm war und man mit reichlichem Brennstoffsatze schmelzt; im andern Falle findet auch wohl eine Verminderung des Kohlenstoff gehalts statt. Im Flammofen wird noch häufiger als im Gupolofen eine Abnahme des Kohlenstoff gehalts nachweisbar sein; und je ärmer an Mangan der Einsatz war, desto leichter wird dieser Fall eintreten. Mangan schützt, indem es selbst verbrennt, den Kohlenstoff vor Verbrennung; und dieser mittelbare Nutzen des Mangangehalts kann in der That die Wahl eines etwas mangan reicheren Einsatzes, zumal beim Flammofen schmelzen, rechtfertigen. Immerhin bleibt es empfehlenswerth, auf die Möglichkeit einer theil weisen Kohlenstoffverbrennung durch Auswahl eines von vornherein nicht zu kohlenstoffarmen Einsatzes Rücksicht zu nehmen. Als ein ferneres, noch weniger als die chemische Analyse entbehrliches Hülfsmittel bei Ilartgufsdarstellung wird nun in der genannten Schrift die Festigkeitsprüfungsmaschine genannt. Es würde überflüssig sein, die Wichtigkeit hier näher zu erörtern, welche häufige Festigkeits prüfungen des Gufseisens zumal auf solchen Werken besitzen, wo man sich öfter neuer Roheisenarten und neuer Roheisenmischungen für die verschiedenen Zwecke bedient, oder wo man bemüht ist, neue, durch hohe Festigkeit ausgezeichnete Mischungen zu finden. Die Festig keitsprüfung giebt in diesen Fällen erst den Nachweis, ob die Schlufsfolgerungen richtig waren, welche man aus der chemischen Analyse gezogen hatte; nicht immer entspricht ein scheinbar]günstig zusammengesetztes Material den gestellten Erwartungen. Aus den Versuchsergebnissen des Gruson- werks bei Festigkeitsprüfungen werden einige mitgetheilt, welche die Beachtung weiterer Kreise verdienen. Die Versuche wurden in drei Gruppen mit den nämlichen Gufseisensorten ausgeführt. Von jeder Gufseisensorte wurden für die Versuche jeder Gruppe vier bis acht Probestäbe gegossen, und zwar je zwei zusammen, liegend in nassem Sande. Die Formen der zu einander gehörigen Stäbe waren an beiden Enden durch i förmige Kanäle mit einander verbunden, so dafs das Ganze ein Rechteck bildete. In der Mitte des einen Kanals war der Eingufs, in der Mitte des andern ein Steiger angebracht. Die Stäbe wurden zunächst unbearbeitet auf Biegungs festigkeit geprüft, und aus den Bruchstücken wurden alsdann durch Abdrehen die für die Prüfung auf Zugfestigkeit dienenden Proben gefertigt. Von den mit 44 verschiedenen Eisenmischungen angestellten Versuchen sind diejenigen heraus gegriffen worden, welche theils die ungünstigsten, theils die günstigsten Durchschnitts-Ergebnisse lieferten. Die ungünstigsten sind in den nach folgenden Zusammenstellungen unter laufender Nummer I aufgeführt; die übrigen Nummern umfassen die günstigsten Ergebnisse. 1. Zugfestigkeit. Die Versuchsstäbe der ersten Gruppe waren bei 114 mm Gesammtlänge und 16 mm Durch messer an den Enden auf 11,3 mm Durchmesser in der Mitte (100 qmm Querschnitt) auf eine Längenausdehnung von 50 mm abgedreht worden. Die Versuche wurden auf dem Grusonwerk mit Hülfe einer, für eine höchste Belastung von 10 000 kg eingerichtete Zerreifs- maschine von Mohr & Federhaff in Mann heim ausgeführt. Die Versuchsstäbe der zweiten Gruppe waren gemäfs den Vorschriften der Münchener Conferenz vom Jahre 1885 bemessen worden und besafsen demnach 20 mm Durchmesser bei 200 mm Gebrauchslänge. Sie wurden auf einer ebenfalls von Mohr und Federhaff gelieferten Maschine für 50 000 kg höchste Belastung geprüft, während die Dehnungen mit Hülfe einer vorn Grusonwerk entworfenen, von der Firma Lietzmann & Krebs in Berlin ausgeführten Vorrichtung gemessen wurden. Die gleiche Prüfungsmaschine diente auch für die Ermittlung der Biegungsfestigkeit der Stäbe dieser Gruppe. Die Versuchsstücke der dritten Gruppe halten den gleichen Durchmesser wie die der zweiten bei 150 mm Gebrauchslänge und wurden in der König lichen Versuchsanstalt zu Charlottenburg geprüft. Zur besseren Ermöglichung eines Vergleichs möge hier daran erinnert werden, dafs nach den Vorschriften des Vereins deutscher Eisen hüttenleute (»Stahl und Eisen« 1889, Seite 362) die Zugfestigkeit des Gufseisens mindestens 12 kg auf 1 qmm betragen soll.* — Erste Gruppe. Zweite Gruppe. Dritte Gruppe. 8 E B = • ittliche astung ' täben • c astung täben 1 Durchschnittl. Dehnung auf chnittliche i belastung 6 Stäben Durchschnittl. Dehnung auf • e E 24 E 80 R co 150 mm Länge 150 mm Länge a E ’S ö E 42 ü Ö bei Belastungen n g ~8 g bei Belastungen 2 © 3 p CI 3 5 PPP 3 5 5 3 m Q Q ö ' Ee P in kg auf in kg auf 3000 kg 6000 kg in kg auf 3000 Lg 0000 g 1 qmm 1 qmm mm mm 1 qmm 1 5 10,9 — — — — 2 70 21,50 21,1 0,0134 0,0234 — — 3 40 21,95 20,1 0,0223 0,1362 — — — 4 39 22,23 24,8 0,0971 0,3196 25,4 0,1329 0,3621 5 65 22,53 24,5 0,1150 0,3017 28,9 0,1145 0,2605 6 16 23,20 — — — — — — 7 24 23,43 20,3 0,0167 0,0675 — — — 8 22 23,46 — — — — — — 9 64 24,00 23,8 0,1250 0,3302 25,9 0,1229 0,3539 10 21 26,56 25,5 0,0162 0,1295 26,2 0,1295 0,3673 11 10 28,23 28,0 0,0271 0,0845 30,1 0,1164 0,3002 * Leider ist. in jenen Bestimmungen nicht gesagt, ob bearbeitetes oder unbearbeitetes Gufseisen die ange gebene Festigkeit besitzen soll. Durch die Bearbeitung steigert sich die Zugfestigkeit des Gufseisens um un gefähr 20% (Ledebur, Das Roheisen, 3. Auf!., Seite 56).