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August 1891 STAHL UND EISEN.* § 3. ein so empfindliches bleibt in den Regionen wie bei gewöhnlicher blofs den Lesern dieser der Sache selber einen Zeitschrift, sondern auch Dienst zu erweisen. Zunächst sei in betreff der von Osmond gewählten Versuchsanordnung erwähnt, dafs die zu untersuchenden Eisenarten in Gestalt von Stäben von 6 mm Durchmesser verwendet wurden. Das Rinne Draht nahm Gas ¬ geht bis auf 1 Grad und der Weifsgluth dieselbe, Temperatur. Selbstredend verlangt Zehntel-Secunden genau markirte, wenn der Iudex über einen Millimeterstrich der Galvano- meterscala rückte. Die auf einen Scalentheil ent fallende Secundenzahl ist also ein Mafs für die Schnelligkeit der Abkühlung oder Erwärmung- Jede in dem Probestab selber durch moleculare Umlagerungen hervorgebrachte Bindung oder Ent bindung von Wärme mufs sich dementsprechend je nach Stärke und Plötzlichkeit durch eine Ver- Galvanometer eine sichere Aufstellung und wieder holte Aichung. Die Methode ist also nicht für den Handgebrauch geeignet. Indessen kann sie in gröfseren Hütten, welche über geschulte Ex perimentatoren verfügen, sehr wohl zur Controle der Oefen und metallurgischen Vorgänge benutzt werden, da ja das an einem festen Platz unter gebrachte Galvanometer auf beliebige Entfernungen hin mit dem Thermopaar in Verbindung gesetzt und behufs Zusammenarbeitens zweier Experimen tatoren auch Telephone eingeschaltet werden können. Kaum hatte Le Chatelier sein Pyrometer bekannt gegeben, als es Osmond für die Unter suchung der Eisenlegirungen dienstbar machte. Osmond hatte sich bereits 1885 durch seine Thermo-Element kam in eine eingefeilte zwischen zwei aufeinander gelegte und mit zusammengebundene Stücke. Das Ganze eine Porzellanröhre auf, welche in einem in le Greusot zugleich mit Werth durchgeführte Arbeit über die Eigenschaften des Stahls hervor ragend an der Erforschung dieses schwierigen Gebiets betheiligt. Im Sommer 1888 erschien seine erste um fangreiche und grundlegende Veröffentlichung über die pyrometrische Untersuchung der Eisen legirungen.* Weitere Mittheilungen erfolgten 1890 im Iron and Steel Institute. Die neueste Serie ist Anfang dieses Jahres im »Memorial de l’artillerie de la marine« zu Paris erschienen. Diese vom Geiste echter Wissenschaft ge tragenen Arbeiten bezeichnen eine neue Epoche in der Erforschung des Eisens. Das unter den Händen des unermüdlichen Experimentators in den letzten drei Jahren erwachsene Beobachtungs material ist bereits so umfangreich, dafs es trotz der bildlichen Darstellungen schwer hält, einen richtigen Ueberblick zu gewinnen. Es handelt sich um tausend und aber tausend Daten. Aufserdem wird für Jemanden, der auf diesem Felde nicht völlig heimisch ist, das Studium von Osmonds Abhandlungen dadurch erschwert, dafs sie zu sehr unter der Einwirkung gewisser Lieblings hypothesen stehen. Demnach glaube ich durch den nachfolgenden zusammenfassenden und kritischen Bericht nicht gebläseofen bis auf Schmiedeisenschmelzhitze gebracht werden konnte. An dem in der Nähe aufgestellten Galvanometer wurde der Gang der Erwärmung und Wiederabkühlung in der Art verfolgt, dafs man mit Hülfe eines registrirenden Chronometers jedesmal die Zeitpunkte bis auf 636 Nr. 8, * „Transformations du fer et du carbone dans les fers, les aciers et les fontes blanches.“ Memorial de l’Artillerie de la marine. „Etudes metallurgiques“. Annales des mines, Juillet-Aoüt 1888. meter dienen, indem man mittels geeigneter Vor kehrungen seine Längenänderungen mit grofser Genauigkeit beobachtete. Es ist klar, dafs diese Methode wohl ein Bild der Dehnungsvorgänge giebt, deren Zusammenhang mit der Temperatur sich aber nicht sicher feststellen läfst. Denn einmal sind die Ausdehnungscofficienten für hohe Tem peraturen unbekannt, zweitens ist es nicht un wahrscheinlich, dafs bei den kritischen Punkten eine von der Erwärmung unabhängige Volumen veränderung eintritt. Somit bleibt es unerläfslich bei allen derartigen Untersuchungen die Tem peraturen mittels eines geeigneten Thermometers selbständig zu bestimmen. Darin liegt aber auch die Hauptschwierigkeit, welche allen älteren Uniersuchungen über die kritischen Punkte des Eisens im Wege stand. Jedermann weifs, wie schlecht es mit der Pyrometrie bis dahin bestellt war. Es ist nun Le Chateliers Verdienst, die Wissenschaft mit einer wirklich exacten und in ihrer Ausführung einfachen Methode bereichert zu haben, alle Temperaturen bis über Eisen schmelzhitze hinaus genau zu bestimmen. Schon vor ihm hatte man zu diesem Zweck das thermo elektrische Paar benutzt. Le Chatelier aber gelang es erst, eine ausgezeichnete Metallcom bination ausfindig zu machen. Dieselbe besteht aus reinem gegossenen Platin einerseits und einer Legirung von Platin mit 10 % Rhodium anderer seits. Zwei vorn zusammengedrehte Drähte dieser Metalle von der Dicke eines Pferdehaares bilden das windige Thermo-Element, welches in wenigen Secunden die Temperatur der Umgebung annimmt und dessen elektromotorische Kraft regelmäfsig bis nahe zum Platinschmelzpunkt wächst. Letztere wird durch den Lichtpunkt auf der Scala eines sehr empfindlichen, aperiodischen Spiegelgalvanometers angezeigt. Mit Hülfe einiger festen Schmelzpunkte werden die Scalenablesungen auf Temperaturgrade geaicht. Die Genauigkeit