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Entfernungen bis 100 km die Sätze des Rohstoff- Ausnahinetarifs unter Zugrundelegung eines Ein heitssatzes von 1,5 8 für die Tonne und den Kilometer zu gewähren. 3. Der Landeseisen- bahnrath befürwortet endlich ebenfalls in Ueber einstimmung mit dem Vorschläge vorgenannter Direction die Ausdehnung des Ausnahmetarifs für Eisenerz auf abgerösteten Schwefelkies, Kupfererz- Abbrände (purple ore) und Schlacken (Hammer-, Luppen-, Puddelofen-, Schweifsofen-, Walzen schlacken und Gonverterschlacken, eisenhaltige). Dafs Kalksteine und gebrannter Kalk nicht in den Rohstoffausnahmetarif aufgenommen wor den sind, ist auf das entschiedenste zu bedauern. Kalksteine haben einen Werth von 8 bis 12 Mark pro Waggon und werden nichtsdestoweniger zu einem höheren Tarifsatz gefahren, als Rüben, Kartoffeln u. dgl., die einen bedeutend gröfseren Werth darstellen. Dem Wettbewerb Englands gegenüber, das, wie wir weiter unten des Nähe ren ausführen, durch seine insulare Lage und die eigenartige Ablagerung seiner Rohstoffe be züglich des Verhältnisses der Frachten zu den Gestehungskosten sich eines enormen Vorsprunges vor Deutschland erfreut, ist der deutschen Eisen- und Stahlindustrie jede, auch die kleinste Er- mäfsigung der Frachtsätze willkommen, und wir finden es nicht gerechtfertigt, wenn man die Industrie in der Weise hinter die Landwirthschaft zurücksetzt, wie es durch den oben gekenn zeichneten Beschlufs des Landeseisenbahnraths geschehen ist. Im Hinblick auf die Nothwendigkeit eines billigeren Kalksteinbezugs hat sich die Gruppe in einer Eingabe an den Herrn Präsidenten der Königl. Regierung in Düsseldorf mit dem Ge suche gewandt, dafs bei der Fortführung der Secundärbahn Aprath-Velbert nach der unteren Ruhrthalbahn die Linie Velbert-Heiligenhaus- Hofermühle-Hösel anstatt der von den Bewohnern Velberts und Kettwigs gewünschten Linie Heiligen haus-Kettwig gebaut werde. Inzwischen ist diese Angelegenheit dadurch in ein anderes Stadium getreten, dafs sich 7 niederrheinisch-westfälische Hochofenwerke dahin geeinigt haben, unter ge wissen Voraussetzungen „die Grunderwerbskosten der erstgenannten Linie zu tragen, soweit dieselben noch nicht durch die zum Theil unbemittelten Gemeinden übernommen worden sind“. Was die Linie Velbert-Heiligenhaus-Hofer mühle-Hösel selbst anbelangt, so empfiehlt sich dieselbe mit Rücksicht auf die reichen Kalkstein ablagerungen des Angerthais, welche durch diese Bahn aufgeschlossen werden würden, und ver dient in anbetracht der sonstigen Entwicklung der gewerblichen Thätigkeit, welche von einer Bahn durch das genannte Thal zu erwarten steht, entschieden vor der Linie Heiligenhaus- Kettwig den Vorzug. Für die letztere läfst sich, abgesehen von dem rein localen Interesse Kettwigs, lediglich der Um stand ins Feld führen, dafs die Velberter Klein eisen-Industrie (Herstellung eiserner Schlösser) einen Theil ihrer Rohmaterialien, namentlich Kohlen, um 2 •6 die 10 000 kg billiger würde beziehen können, als es jetzt der Fall ist. Inzwischen ist unter dem Titel »Denkschrift, betreffend den Bau einer Eisenbahnlinie Velbert- Heiligenhaus-Kettwig«, eine anonyme Ausarbeitung ohne Nennung des Verlegers und Druckers als Broschüre erschienen, welche sich durch ein umfangreiches tabellarisches Material den An schein der Sachkenntnifs zu geben versucht, dabei aber in ganz ungerechtfertigter, weit über triebener Weise die Bedeutung der Gewerbe- thätigkeit des Städtchens Velbert betont, unter Anderem so weit geht, dieselbe mit derjenigen von Remscheid fast in eine Linie zu stellen. Aber selbst nach den Angaben dieser Bro schüre (Seite 3) weist das Verzeichnifs der Trans portmassen, welche in dem zunächst betheiligten Verkehrsgebiet der projectirten Linie Velbert- Heiligenhaus-Kettwig .alsbald nach der Eröffnung im Versand und im Empfang voraussichtlich bewegt werden“ würden, nur 2 185 947 Gentner jährlich, d. h. täglich etwa 27 Doppelwagen, auf, obwohl in dies Verzeichnifs aufgenommen sind: A. Im Versand: Thür-, Möbel- und Vorhangschlösser, schmied barer Eisengufs, Messinggufswaaren, Riegel, Branntwein, Ringofensteine, Erz, Sand und Kies. B. Im Empfang: Eisenblech, Bandeisen, Walzeisen, Draht, Messingblech, Kohlen zur Schlofsfabrication; Eisen, Koks, Kohlen, Sand und Tiegel für Eisengiesereien; Kupfer, Blei, Koks, Sand und Tiegel für Gelbgiefsereien ; Eisen, Messing und Kohlen zur Riegelfabrication ; Korn, Kohlen und Fässer zur Branntweinbrennerei; Kohlen und Schleifsteine für Dampfschleiferei; Frucht und Kohlen für Wasser- und Dampfmühlen; Tabake für Tabak- und Cigarrenfabriken; Manufacturwaaren, Spezerei- und Kürzwaaren; Getränke u. s. w. für Wirthe; Rohmaterialien für Grob- und Hufschmiede; Kohlen und Eisen u. s. w.; verschiedene Rohmaterialien, Waaren u. s. w. für Klempner, Feilenhauer, Stellmacher und diverse Handwerker; künst liche Düngmittel ä Hektar 1/2 Gtr.; Kohlen für den Hausbedarf ä Familie 75 Gtr.; Kar toffeln ä Familie 10 Gtr.; Baumaterialien, Kohlen, Grubenholz und diverse Materialien für Zeche »Ferdinande«. Alle diese Güter, welche zum gröfsten Theil in übertriebenen Posten und nach dem angeb lichen Bedarf zum Theil sehr weit entlegener