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Als Nutzanwendung für die Verarbeitung von Romaschkinsker-Rohöl im Erdöl verarbeitungswerk Schwedt können wir sagen, daß hier das Problem der Naphthen- säurekorrosion kaum zu erwarten ist. Die Neutralisationszahl des Einsatzproduktes liegt bei 0,17 mg KOH/g. Die wesentlichste Quelle von Korrosionsstörungen in einer Destillationsanlage sind die Schwefelverbindungen des Rohöles, wobei die stärksten Angriffe des Schwe fels im Temperaturbereich von 300 bis 450 °C in der atmosphärischen Kolonne und in der Vakuumkolonne zu erwarten sind. Wichtig bei diesen Betrachtungen ist die Tat sache, daß der Schwefelangriff auf Stahl praktisch nur durch Schwefelwasserstoff und nicht durch jene Schwefelverbindungen, wie sie ursprünglich im Rohöl vorliegen, hervorgerufen wird. So kann es z. B. eintreten, daß ein Rohöl mit hohem Schwefel gehalt wesentlich geringere Schwefelkorrosionen bringen kann als ein Rohöl mit re lativ geringerem Schwefelanteil. Für die Stärke der Schwefelkorrosion ist lediglich wichtig, in welcher Verbindungsform der Schwefel vorliegt, oder besser gesagt in welchem Maße die verschiedenen Schwefelverbindungen den aggressiven Schwefel wasserstoff abspalten. Anläßlich des V. Vyelterdölkongresses brachten Sharp und Haycook [5] in ihrem Vortrag zum Ausdruck, daß nach einer Verweilzeit von 1,5 Minuten im Röhrenofen bei 480 °C die meisten aliphatischen Sulfide, Disulfide und geradkettigen oder ver zweigten Mercaptane im wesentlichen quantitativ in Schwefelwasserstoff umgewan delt werden, daß die aromatischen Sulfide zu ca. 30% in Schwefelwasserstoff umgewan delt werden und daß die zyklischen Schwefelverbindungen Thiophen und Benzo- thiophen praktisch nicht in Schwefelwasserstoff übergehen. Diese Untersuchungen zeigen eindeutig, daß nicht die Höhe des Schwefelanteiles im Rohöl für die Schwefelwasserstoffkorrosionen maßgebend ist, sondern vielmehr in welcher Bindungsform der Schwefel im Rohöl vorliegt. Diese Vielfalt von Einflußgrößen für die Schwefelkorrosion im Destillationsteil einer Raffinerie läßt es in jedem Fall als zweckmäßig erscheinen, die Kolonnenein bauteile und die Kolonnenmäntel mit einem chromhaltigen Stahl vor der Schwefel wasserstoffkorrosion zu schützen. Da Stähle mit Chromgehalten bis 8% gegenüber unlegierten Stählen kaum Verbesserungen bringen, liegt es nahe, Stähle mit 13% Chrom zu verwenden. Der 13 %ige Chromstahl wird jedoch in jenen Fällen nicht mehr hinreichend sein, wenn saure Rohöle zu verarbeiten sind und Naphthensäure- korrosionen erwartet werden müssen. In den folgenden Bildern 4 und 5 sehen Sie die Temperatur- und Schwefelvertei lung in einer atmosphärischen und in einer Vakuumkolonne für die Bedingungen im Erd öl verar beitungs werk Sch wed t. Die zu erwartenden produktseitigen Korrosionen in den Röhrenöfen beider Ko lonnen werden wirtschaftlich durch einen Stahl mit 5% Chrom und 0,5% Molybdän zu beherrschen sein, übrigens ein Stahl, der in der ganzen Welt für diesen Zweck mit Erfolg Verwendung findet.